Motivations- und Emotionspsychologie

Fragenkatalog, offene Fragen

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Catégorie Psychologie
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Crée / Actualisé 02.11.2017 / 06.02.2024
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81 Was versteht Murray unter “need” und “press”? Wie viele „needs“ gibt es nach Murray? Wieso hat sich der Bedürfniskatalog von Murray in der Wissenschaft nicht durchgesetzt? [Hinweis: Die „needs“ müssen nicht aufgezählt werden].

press = situative Hinweise/Anreize (Gelegenheiten, Chancen/Gefahren, Risiken)

need = interne Bedürfnisse

-> wirken zusammen, wenn ein Bedürfnis durch äußere Umstände "angeregt" wird (angeregtes Motiv)

Nach Murray gibt es 27 needs.

Kritik: 

  • ähnliche Probleme wie Instinktkataloge (d.h. unvollständige, beliebige Auswahl)
  • Needs lassen sich auf elementarere Motivklassen zusammenfassen (z.B. Leistung, Macht, Anschluss)

82 Wie ist die Bedürfnispyramide nach Maslow (1943) aufgebaut? Unterscheiden Sie auf der Basis dieses Modells zwischen Defizitmotiven und unstillbaren Bedürfnissen. Welche Kritik gibt es am Pyramidenmodell von Maslow?

Hierarchische Organisation:

  • je basaler das Bedürfnis, desto einflussreicher ist es
  • je basaler das Bedürfnis, umso früher tritt es in der Ontogenese auf
  • sequentielle Bedürfnisbefriedigung von unten nach oben
  • Einteilung in stillbare Defizit-und unstillbare Wachstumsbedürfnisse

Kritik:

  • Situation/Anreiz spielt keine Rolle
  • vage und kulturabhängige Bedürfnisumschreibungen
  • geringe empirische Gültigkeit

83 Erläutern Sie die Bedürfnishierarchie von Kenrick und Kollegen (2010). In welchen Punkten weicht dieses Modell von dem klassischen Modell von Maslow ab?

Moderne Bedürfnishierarchie nach Kenrick et al. (2010):

  • Evolutionsgeschichtlich begründete Motivauswahl
  • Hierarchie bezieht sich ausschließlich auf Ontogenese
  • Aktivierung durch passende Cues(nicht-hierarchisch)

84 Welche intrinsischen Bedürfnisse gibt es laut der Selbstbestimmungstheorie? Erläutern Sie jedes einzelne Motiv.

Selbstbestimmungstheorie nach Deci & Ryan (1985):

Autonomie: Bedürfnis der Eigen- und Selbstständigkeit

Kompetenz: Bedürfnis nach Fähigkeit und Wissen in individuell relevanten Bereichen

Soziale Eingebundenheit: Bedürfnis, sich selbst in einem guten, sozialen Gefüge zu sehen und seinen Platz zu haben

85 Was sind die wesentlichen Erkenntnisse der Affen-Experimente von Harry Harlow? Ordnen Sie die Ergebnisse dieser Forschung in einen wissenschaftshistorischen Kontext (Stichwort: Behaviorismus) ein.

In Experimenten zeigt Harlow junge Rhesus-Äffchen, die ohne ihre Mutter in einen Käfig gesetzt werden, in dem sie die Wahl zwischen zwei Attrappen haben: einer aus Draht nachgebildeten, Milch spendenden „Ersatzmutter“ und einer gleichgroßen, mit Stoff bespannten „Ersatzmutter“, die aber keine Milch spendet. Die Äffchen hielten sich bei der Milchspenderin stets nur zur Nahrungsaufnahme auf, kuschelten sich aber ansonsten auf die stoffbespannte Attrappe.

Dies war damals durchaus eine Neuigkeit auch für Psychologie und Kinderpsychologie, da es nicht nur in den USA besonders gegenüber männlichem Nachwuchs weit verbreitet die Gewohnheit gab, Umarmungen und anderen intensiven Körperkontakt zu vermeiden. Zugleich zeigten diese Experimente auf, dass die von Vertretern des Behaviorismus an Ratten und Tauben mithilfe von Futterbelohnung bewirkten Verhaltensänderungen nicht ohne weiteres auf Primaten übertragbar sind und dass sie schon gar nicht als allgemein gültige Strategie der Verhaltensformung angesehen werden können, denn die behavioristische Vorgehensweise blendet sämtliche Emotionen als irrelevant aus.

Primaten haben andere Bedürfnisse und Motive als andere Tiere.

  • Verhaltensänderung durch Verstärkung ist nur bedingt übertragbar auf Primaten (Behaviorismus)
  • Bedürfnisse und Emotionen sind maßgeblich für motiviertes Handeln
  • Emotionen, Motive und Bedürfnisse unterscheiden sich bei Primaten wesentlich von anderen Spezies

86 Auf welchen Dimensionen können kulturübergreifende Bedürfnisse und Wertvorstellungen verortet werden? Erläutern Sie beide Dimensionen.

1) intrinsisch vs. extrinsisch
2) selbst-bezogen vs. selbst-transzendent

87 Welche Bedürfnisse sind besonders wichtig für die Lebenszufriedenheit und das subjektive Wohlbefinden? Beschreiben Sie dazu die Ergebnisse der internationalen Studie von Tay & Diener (2011).

Gallup World Poll (160 Staaten)

  • Fragen nach Befriedigung von 6 Bedürfnissen und subjektivem Wohlbefinden
  • Befriedigung dieser Bedürfnisse steigert Wohlbefinden überall in der Welt.
  • Befriedigung eines Bedürfnisses hat einen eigenständigen Effekt auf das Wohlbefinden, d.h. die Steigerung des Wohlbefindens hängt nicht von anderen Bedürfnissen ab.
  • Befriedigung von Grundbedürfnissen ist wichtig für Lebenszufriedenheit und negative Emotionen, aber 
  • soziale Bedürfnisse sind wichtiger für positive Emotionen.

88 Welche motivationalen Orientierungen können aus einem angeregten Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv hervorgehen? Warum ist diese Unterscheidung wichtig?

Leistungsmotiv

Hoffnung auf Erfolg
-> Stolz

Angst vor Misserfolg
-> Scham

Machtmotiv

Hoffnung auf Kontrolle
-> Kompetenz

Angst vor Kontrollverlust
-> Hilflosigkeit

Anschlussmotiv

Hoffnung auf Anschluss
-> Vertrautheit

Angst vor Zurückweisung
-> Einsamkeit

Die Unterscheidung ist wichtig, da die motivationalen Orientierungen unterschiedliche Emotionen hervorrufen.
Diese können anhand des gezeigten Verhaltens vorhergesagt werden.

91 Was ist Leistungsmotivation? Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit Leistungsmotivation entsteht?

"LM ist das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält, und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann.“ (Heckhausen, 1965)

LM ist weitgehend unabhängig von den mit der Tüchtigkeit verbundenen Folgen (Belohnung, Anerkennung, Status, etc.); entscheidend für LM ist die Tüchtigkeit selbst.

Zentrale Emotionen (antizipiert/erlebt):

  • Hoffnung auf Erfolg/Stolz
  • Furcht vor Misserfolg/Scham

Voraussetzung:

Ergebnisse bzw. Leistungen müssen erkennbar und das Resultat eigener Fähigkeit und Anstrengung sein.

91 Welche Sozialisations-/Erziehungsfaktoren beeinflussen die Entwicklung eines Leistungsmotivs?

  • Anforderungen der Gesellschaft (Schule, Sport, Beruf)
  • Erziehung (zu Selbständigkeit und Tüchtigkeit)

92 Welche Evidenz gibt es für einen Zusammenhang zwischen Leistungsmotivation und dem ökonomischen Erfolg einer Gesellschaft?

Beschreibungen von tüchtigen und leistungsstarken Hauptfiguren in Kinderbüchern prägen das Aufwachsen und die Sozialisation von Kindern, sodass sie in ihrer späteren Arbeitstätigkeit ebenso höhere Leistungsansprüche zeigen, von denen die Gesellschaft in ihrer Produktivität profitiert.

89 Was ist der Unterschied zwischen einer intrinsischen und einer extrinsischen Motivation? Inwieweit unterscheiden sich diese Motivationsarten im Grad der Selbstbestimmung?

intrinsisch: von innen heraus, aus sich selbst motiviert
-> hoher Grad der Selbstbestimmung

extrinsisch: durch äußere Anreize motiviert
-> geringer Grad der Selbstbestimmung

90 Was ist der Korrumpierungseffekt und unter welchen Bedingungen tritt er auf?

Ein Korrumpierungseffekt tritt dann auf, wenn eine intrinsische Motivation durch das Angebot einer extrinsischen Motivation abgeschwächt wird.

Korrumpierungseffekt = die Zerstörung einer Sache durch die Zugabe einer anderen

93 Kann man Leistungsmotivation trainieren? Erläutern Sie dazu die Studie von Aronoff und Litwin (1971).

Untersuchung von Aronoff & Litwin (1971):

  • Managertraining: Leistungsmotivationstraining vs. Kontrolltraining
  • 2 Jahre später beruflichen Erfolg betrachtet
  • signifikant bessere Leistung bei Managern mit Leistungsmotivationstraining

-> Ja

94 Erläutern Sie die beiden Komponenten, aus denen sich nach dem Risikowahlmodell die resultierende Motivationstendenz in einer Leistungssituation ergibt.

Die Motivationstendenz ergibt sich aus der Summe von aufsuchenden (Hoffnung auf Erfolg; Te) und meidenden (Furcht vor Misserfolg; Tm) Tendenzen:

RT (resultierende Tendenz) = Te + Tm

95 Welche drei Variablenwerte muss man kennen oder messen, um die resultierende Motivationstendenz in einer Leistungssituation nach dem Risikowahlmodell berechnen zu können? Welche drei anderen Variablen lassen sich aus der Erfolgswahrscheinlichkeit ableiten? Wie lassen sich nach dem Risikowahlmodell der Erfolgs- und der Misserfolgsanreiz aus der Erfolgswahrscheinlichkeit berechnen?

resultierende Motivationstendenz: RT = Te + Tm 

Dazu:

  1. W: Erwartungskomponente
  2. M: Motiv als Wertkomponente
  3. A: Anreiz als Wertkomponente

Te (aufsuchende Tendenz) = Me x Ae x We

Tm (meidende Tendenz) = Mm x Am x Wm

Bestimmung der Komponenten

  • Me/ Mm: Motive werden gemessen (z.B. mit dem TAT)
  • We: subjektive Erfolgswahrsch. (Aufgabenschwierigkeit)
  • Wm: (subjektive Misserfolgswahrscheinlichkeit) = 1–We

Erfolgsanreiz (A): lineare Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit

  • Geringe Erfolgswahrscheinlichkeit bedeutet hohen Erfolgsanreiz: Ae = 1 –We
  • Hohe Erfolgswahrscheinlichkeit bedeutet starken (negativen!) Misserfolgsanreiz: Am = –We

96 Warum ist die resultierende Motivationstendenz eine parabelförmige Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit? Begründen Sie Ihre Argumentation mit einer kurzen Ableitungsskizze der entsprechenden Formeldarstellung des Risikowahlmodells.

Der Anreiz des Erfolges Ae ist abhängig von der Wahrscheinlichkeit des Erfolges We.

Wenn We maximal (=1) wird, dann ist der Anreiz gegen 0 und damit auch die resultierende Motivationstendenz gegen 0.

Wenn We minimal (=0) wird, dann ist der Anreiz zwar maximal allerdings bleibt die resultierende Motivationstendenz trotzdem gegen 0.

97 Welche Vorhersagen ergeben sich für das Verhalten in Leistungssituationen aus der Tatsache, dass nach dem Risikowahlmodell der Zusammenhang von resultierender Motivationstendenz und Erfolgswahrscheinlichkeit für Erfolgsmotivierte umgekehrt u-förmig, für Misserfolgsmotivierte u-förmig verläuft?

Erfolgsmotivierte (HE (Hoffnung auf Erfolg) > FM (Furcht vor Misserfolg))…

  • …wählen bevorzugt mittelschwierige Aufgaben
  • …strengen sich hier maximal an und zeigen maximale Ausdauer

Misserfolgsmotivierte (HE < FM)…

  • …meiden generell leistungsbezogene Aufgaben
  • …sind bei mittelschwierigen Aufgaben am meisten gehemmt
  • …zeigen hier die geringste Anstrengung und Ausdauer
  • …bevorzugen sehr leichte oder sehr schwierige Aufgaben

98 Schildern Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung zur Anspruchsniveausetzung von Atkinson & Litwin (1960). Welcher Aspekt der Ergebnisse entsprach nicht exakt den Vorhersagen des Risikowahlmodells?

Ringwurfspiel

  • Erfolgsmotivierte suchen mittel-schwere Zielentfernung
  • Schwächer ausgeprägt bei Misserfolgsmotivierten

ABER: Misserfolgsmotivierte meiden nicht mittelschwere Zielentfernung.

99 Was versteht man unter der “kognitiven Wende” in der Leistungsmotivationsforschung? Was sind die zentralen Charakteristika der neuen Forschungsrichtung? Grenzen Sie die neue Richtung von der bis dahin vorherrschenden Forschungsauffassung ab. Was sind die zentralen Unterschiede zwischen den beiden Auffassungen? 

Kognitive Wende = Wechsel vom Behaviorismus zum Kognitivismus

Behaviorismus = Theorie, dass menschliches Verhalten ausschließlich durch Verstärkung und Schwächung aus der Umwelt geprägt wird (Mensch als "black box")

Kognitivismus = Teilgebiet der Psychologie, das sich vor allem mit der Informationsverarbeitung und höheren kognitiven Funktionen beschäftigt. Menschliches Verhalten wird über interne kognitive Prozesse erklärt, nicht durch Umweltbedingungen.

Bezüglich Leistungsmotivation:

Streben nach Information über die eigene Fähigkeit statt antizipierter Affekt bei Erfolg bzw. Misserfolg (Verstärker)

Streben nach Informationsgewinnung unabhängig von Aufgabenschwierigkeit:

  • Präferenz für diagnostische (mittelschwere) Aufgaben, kein darüber hinausgehender Effekt der Aufgabenschwierigkeit
  • Diagnostizitätsorientierung stärker bei Erfolgsmotivierten als bei Misserfolgsängstlichen

100 Schildern Sie die Untersuchung und die zentralen Ergebnisse der Studie von Trope (1975) zur Dissoziation der Effekte von Aufgabenschwierigkeit und Diagnostizität auf die Aufgabenwahl. Welche theoretische Schlussfolgerung wird durch dieses Ergebnis nahegelegt?

Trope (1975) und Trope & Brickman (1975):

Experimente mit freier Aufgabenwahl bei unterschiedlicher Diagnostizität und unterschiedlicher Aufgabenschwierigkeit.

Diagnostizität = Differenz zwischen dem Prozentsatz von Personen mit hoher und niedriger Fähigkeit, die die Aufgabe (angeblich) lösen konnten.

Schlussfolgerung:

Klare Bestätigung der Hypothese, daß nicht mittlere Schwierigkeit, sondern Diagnostizität ausschlaggebend ist!

101 Beschreiben Sie die beiden zentralen Dimensionen der Ursachenerklärung von Leistungsergebnissen und erläutern Sie, was mit den beiden gegensätzlichen Ausprägungen dieser Dimensionen jeweils gemeint ist. Was sind günstige und ungünstige Attributionsasymmetrien von Leistungsergebnissen und wie hängen sie mit Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg zusammen?

Dimensionen:

  1. Lokation: internale (Personen-) Faktoren vs. externale (Umwelt-) Faktoren
  2. Stabilität: zeitlich stabil vs. variabel

Ungünstig: Erfolg wird variabel external, Misserfolg internal stabil attribuiert.
Günstig:  Misserfolg wird variabel external attribuiert, Erfolg internal und stabil

Stabilität beeinflusst die Erfolgserwartung (Hoffnung auf Erfolg, Furcht vor Misserfolg)
Lokation beeinflusst den Wert/Anreiz

102 Beschreiben und erläutern Sie die Selbststabilisierungszyklen in der Leistungsmotivation für erfolgs- und misserfolgsmotivierte Personen nach dem Selbstbewertungsmodell von Heckhausen.

103 Definieren Sie den Begriff “Ziel”. Auf welche Weise regulieren Ziele menschliches Handeln?

Ziele sind proximale Determinanten des Handelns

  • Ziele bestimmen erwünschte Handlungsergebnisse
  • Ziele als Basis von Handlungsplänen und Bewertungsgrundlage von Handlungsergebnissen (Erfolg, Misserfolg)
  • Ziele steuern Aufmerksamkeit, Bewertung, Denken und Handeln

104 Vergleichen Sie den Einfluss von Zielen und basalen Motiven auf menschliches Handeln und Verhalten.

Ziele vs. Motive
Unterschiede:

  • Ziele = spezifisch, kognitiv (bewusst?) repräsentiert, handlungsleitend
  • Motive = abstrakt, häufig unbewusst, nicht handlungsleitend

Gemeinsamkeiten:

  • Einflussnahme auf basale kognitive und affektive Prozesse (Wahrnehmen, Fühlen, Denken)

105 Skizzieren Sie ein einfaches kybernetisches Regelkreismodell der Handlungssteuerung durch Ziele. Erläutern Sie die verschiedenen Komponenten dieses Modells.

  1. Situation: Es gibt einen vorherrschenden Zustand
  2. Wahrnehmung: Dieser Zustand muss gemessen werden
  3. Bewertung: Anhand von Zielen kann ein Abgleich zwischen Soll- und Ist-Werten gemacht werden
  4. Handlung: Bei Diskrepanz zwischen Soll und Ist können korrektive Eingriffe vorgenommen werden
  5. Situation ...

106 Was ist der Unterschied zwischen einer positiven und einer negativen Feedbackschleife?

Zielverfolgung:

  1. Reduktion der Diskrepanz zu einem angestrebten Sollwert (negative Feedbackschleife = Annäherung)
  2. Erhöhung der Diskrepanz zu einem abgelehnten Referenzwert (positive Feedbackschleife = Vermeidung)

107 Erläutern Sie die Begriffe “Selbstaufmerksamkeit” und “Optimismus”. An welchen Stellen beeinflussen diese Variablen Prozesse der Handlungsregulation im Modell von Carver und Scheier? Schildern Sie die Ergebnisse der Untersuchung von Carver, Blaney & Scheier (1979), mit denen der Einfluss von Selbstaufmerksamkeit und Optimismus auf die Hartnäckigkeit der Zielverfolgung untersucht wurde.

Selbstaufmerksamkeit (SAM) = Aufmerksamkeit für die Diskrepanz von Soll- und Ist-Wert

Optimismus = ist eine Lebensauffassung, in der die Welt oder eine Sache von der besten Seite betrachtet wird

SAM beeinflusst den Soll-Ist-Abgleich, Optimismus beeinflusst die Einschätzung der Zielerreichungsmöglichkeiten

Ergebnisse von Carver, Blaney & Scheier (1979):

  • Hartnäckigkeit, mit der an einer Aufgabe gearbeitet wird hängt von SAM und Optimismus ab
  • Optimismus spielt nur dann eine Rolle, wenn die Person selbstaufmerksam ist
  • Wenn sie selbstaufmerksam ist, dann ist die Hartnäckigkeit hoch, wenn die Person optimistisch ist, und niedrig, wenn sie pessimistisch ist. 

108 Erläutern Sie den Begriff des “disengagement”. Welche beiden Formen des “disengagement” werden im Modell von Carver & Scheier unterschieden? Unter welchen Umständen ist ein “disengagement” wahrscheinlich?

Disengagement = das Ablassen von einer Aufgabe, anstelle von korrektiven Handlungen zur Zielerreichung

  1. behavioraler Rückzug: sich aus der Aufgabensituation entfernen
  2. mentaler Rückzug: sich psychisch von der Aufgabe distanzieren

Disengagement ist dann wahrscheinlich, wenn die Zielerreichungswahrscheinlichkeit als gering eingeschätzt wird.

109 Welche Emotionen entstehen nach dem Modell von Carver und Scheier während der Zielverfolgung und wie hängen diese Emotionen mit der Rate der Annäherung an ein (Anti-)Ziel zusammen?

Rate der Annäherung = Standardrate -> keine Emotionen

Rate der Annäherung < Standardrate -> negative Emotionen

Rate der Annäherung > Standardrate -> positive Emotionen

110 Ziele unterscheiden sich in ihrer Schwierigkeit und im Grad ihrer Konkretheit. Was ist damit genau gemeint und wie wirken sich diese Variablen auf die Effizienz der Zielverfolgung aus?

Ziele können unterschiedliche Schwierigkeiten, d. h. Anspruchsniveaus, haben.
Je anspruchsvoller Ziele sind, desto höher ist die Leistung, die gezeigt wird.

Ziele können unterschiedlich spezifisch, d. h. konkret umschrieben, sein.
Je spezifischer Ziele sind, desto besser kann Handlung reguliert werden (Feedback Soll-Ist).

111 Was versteht man unter “commitment” bei der Zielverfolgung? Von welchen Variablen hängt das “commitment” zu einem Ziel ab? Erläutern Sie die Aussage, dass “commitment” eine Moderatorvariable für Prozesse der Zielverfolgung darstellt.

Commitment beschreibt die Stärke der Bindung, die eine Person an ihre Ziele empfindet, und die daraus resultierende Motivation der Zielverfolgung.

Commitment wird beeinflusst von:

  • Erwartungen (Erfolgswahrscheinlichkeit, ...)
  • Attraktivität (der Ziele)
  • situative Einflussgrößen (Umgebung, soziale Einflüsse, ...)

Als Moderator tritt Commitment in der Form auf, dass es den Prozess von der Zieldefinition zur Leistung beeinflusst:
Je mehr Zielbindung, desto höher die Leistungsmotivation. Zielbindung ist jedoch nicht zwingend notwendig in diesem Prozess, daher kein Mediator.

112 Erläutern Sie die Studie von Latham & Seijts (1999). Warum führt das Setzen von Unterzielen zu einer besseren Leistung?

Untersuchung von Latham & Sejts (1999):

  • Wirtschaftssimulation mit Ziel, Geld zu verdienen
  • unterschiedliche Formulierung von Zielen: "do your best", distal (mehr als 8,71$) und distal+proximal (Unterziele)
  • beste Leistung bei distal+proximal (Session 1: 0,11$, Session 2: 0,23$, ...)

Unterziele wirken deshalb motivierend, weil sie für zeitnahes Leistungsfeedback (Selbstwirksamkeit) und zeitnahe Belohnungen sorgen.

113 Erläutern Sie, was mit Selbstdefinitionen und Identitätszielen gemeint ist.

Selbstdefinition = Beschreibung des eigenen Selbst auf verschiedenen Dimensionen

Identitätsziele = Ziele, die zum Verständnis der eigenen Identität beitragen: Wie und wer will ich (nicht) sein?

114 Was versteht man unter “possible selves”? Welche unterschiedlichen Typen von “possible selves” gibt es? Wie wirken sich “possible selves” auf das Handeln einer Person aus? Illustrieren Sie Ihre Antworten anhand eines Alltagsbeispiels.

possible selves = mögliche Identitäten des Selbst, die erwünscht oder unerwünscht sein können und als Motivationsquelle wirken

Possible selves können erwünschte/erhoffte Identitäten sein aber auch Identitäten, die wir zu vermeiden suchen.

Die Möglichkeit, am Ende des Studiums ein gut ausgebildeter Psychologe zu sein motiviert zu lernen.

Die Möglichkeit, eines Tages wenig Freunde zu haben, kann motivieren, sich mit Freunden und neuen Leuten zu treffen.

115 In der Theorie der regulatorischen Foki von Higgins werden zwei unterschiedliche Arten von Selbstdiskrepanzen unterschieden. Welche Arten der Selbstdiskrepanz sind das? Welche Auswirkungen hat das Erleben solcher unterschiedlichen Diskrepanzen auf die Handlungsregulation und auf das emotionale Erleben? 

Higgins unterscheidet zwischen dem actual self (Ist), dem ideal self (Ideal) und dem ought self (Soll).

Diskrepanzen zwischen dem actual self und dem ideal self können zu Freude bzw. Traurigkeit führen.
Sie führen zur Fokussierung auf das Nutzen von Chancen: promotion focus.

Diskrepanzen zwischen dem actual self und dem ought self können zu Ruhe bzw. Ängstlichkeit führen.
Sie führen zur Fokussierung auf das Vermeiden von Fehlern: prevention focus.

116 Erläutern Sie unterschiedliche Arten von Selbstaufwertungsprozessen, mit denen das Selbstkonzept einer Person stabilisiert und gegen selbstwertbedrohliche Information geschützt werden kann.

  • self-handicapping: vor der Leistung angestellte Einschränkung der eigenen Leistungsfähigkeit, um Entschuldigung für spätere Misserfolge parat zu haben
  • attributional bias: Erfolge internal attribuieren, Misserfolge external attribuieren
  • Ausreden und Entschuldigungen suchen für eigene Misserfolge

117 Schildern Sie die Ergebnisse der Studie von Rosenfield & Stephan (1978) zum selbstwertdienlichen Attributionsbias. Welcher Aspekt der Ergebnisse belegt, dass es sich bei diesem Bias nicht um einen generellen Mechanismus der Selbstaufwertung, sondern um einen spezifischen Mechanismus der Selbstbildstabilisierung handelt?

Rosenfield & Stephan (1978) konnten zeigen, dass der Attributionsfehler in Abhängigkeit der Relevanz der Leistung in einer Aufgabe für das eigene Geschlecht steht.

Der Effekt ist jeweils stärker ausgeprägt für Ergebnisse bei Aufgaben, die für das eigene Geschlecht relevanter erscheinen.

Der Attributionsbias ist stärker bei Männern bei männertypischen Aufgaben - vice versa.

118 Was versteht Swann unter “self-verification”? In welchen Fällen decken sich die Vorhersagen der Theorie der Selbstverifikation mit der Theorie der Selbstaufwertung, in welchen Fällen macht die Theorie der Selbstaufwertung eine gegensätzliche Vorhersage? Schildern Sie die Studie und die Ergebnisse von Swann & Pelham (2002), mit deren Untersuchung die Theorie der Selbstverifikation gestützt wurde. 

self-verification = Aufsuchen von selbstbestätigenden Umgebungen

  • Suche von positivem Feedback bei positivem Selbstbild
  • ABER: Umgekehrte Tendenz bei negativem Selbstbild

Untersuchung von Swann & Pelham (2002):

  • Studie (Quasiexperiment):

    Studenten in einem Studentenheim, die sich paarweise ein Zimmer geteilt haben, sollen entscheiden, ob sie weiterhin mit ihrem Zimmernachbarn zusammen ein Zimmer teilen wollen oder lieber wechseln

    (AV: Interesse im Zimmer zu verbleiben)

    positiv oder negatives Selbstbild:

    UV1: Vpn schätzen sich selbst ein

    UV2: durch Zimmernachbarn eingeschätzt

    Self-verification theory: man will lieber mit jemanden zusammen leben, der einen so sieht, wie man sich selbst sieht.

    (Selbstaufwertung würde sagen: immer mit solchen, die positiv sind)

    Ergebnisse:

    Bei stabilen und wichtigen Selbstbildern Bestätigung der self-verification theory

119 Erläutern Sie die Begriffe der “incompleteness”-Erfahrung und der Kompensation auf der Grundlage der Theorie der symbolischen Selbstkomplettierung. In welchem funktionalen Zusammenhang stehen “incompleteness”-Erfahrungen und Prozesse der Kompensation?

Die Erfahrung von Unvollständigkeit entspringt aus der Aufmerksamkeit für eine Diskrepanz zwischen dem actual self und dem ideal self. Ein bestimmtes Zielsymbol wurde noch nicht erreicht.

Bsp.: Ideal: erfolgreicher Wissenschaftler zu sein -> Zielsymbol: wissenschaftliche Anerkennung im eigenen Fach

Alternativsymbole können hier zur Kompensation eingesetzt werden:

Bsp.: Alternativ zur wissenschaftlichen Anerkennung reichere ich akademische Titel an, die ich öffentlich zur Schau stelle