Motivations- und Emotionspsychologie
Fragenkatalog, offene Fragen
Fragenkatalog, offene Fragen
Kartei Details
Karten | 217 |
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Lernende | 24 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 02.11.2017 / 06.02.2024 |
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120 Wie lässt sich aufdringliches und angeberisches Verhalten auf der Grundlage der Theorie der symbolischen Selbstkomplettierung erklären? Schildern Sie hierzu die Studie und Ergebnisse von Gollwitzer & Wicklund (1985).
Untersuchung von Gollwitzer & Wicklund (1985):
UV1 : Unvollständigkeitserfahrung (Vpn sollen Persönlichkeitsprofil erstellen, dann bekommen sie Feedback, ob das Profil entweder sehr gut oder gar nicht zu dem angestrebten Berufsziel passt)
Vpn wurden im zweiten Schritt gesagt, dass sie eine auf eine attraktive, junge Frau treffen können, wenn diese sie aussucht (Fragebogen ausfüllen). Frau gab an, entweder einen bescheidenen oder einen selbstbewussten Mann zu suchen.
UV2: Hinweis auf Selbstrepräsentation (bescheiden vs. Selbstbewusst)
AV: Selbsteinschätzung der eigenen Kompetenz relativ zu anderen
Ergebnisse:
Wenn Männer vorher positives Feedback bekommen hatten, passten sie sich an die Wünsche der Frau an, stellten sich also bescheiden oder selbstbewusst dar.
Wenn Männer negatives Feedback bekommen hatten (incompleteness- Erfahrung), haben sie sich unabhängig von den Wünschen der Frau als stark, selbstbewusst, angeberisch verhalten!
- Kompensation der Erfahrung, Nutzung des zweiten Fragebogens als „Bühne“, suche nach Selbstbestätigung und keine Sensibilität für das soziale Umfeld
(121) Erläutern Sie die Begriffe Volition und Motivation. Worin bestehen die zentralen Unterschiede?
Motivation = Wahl von Handlungszielen
-> Übergang vom Wünschen zum Wählen
Volition = Realisieren dieser Ziele
-> Übergang vom Wählen zum Wollen
(122) Beschreiben Sie typische Schwierigkeiten in der Zielverfolgung, für deren Bewältigung volitionale Prozesse benötigt werden.
- Startschwierigkeiten
- Verirrungen
- Überbeanspruchung
- Schwierigkeiten in der Zielablösung
Rubikon-Modell nach Heckhausen & Gollwitzer (1987):
Unterscheidung und Integration motivationaler und volitionaler Phasen im Handlungsgeschehen
Sequentielles Phasenmodell
1.Abwägen/Wählen (motivational)
2.Planen (volitional)
3.Handeln (volitional)
4.Bewerten (motivational)
Wählen: Abwägende Bewusstseinslage (Fazit-Tendenz)
- Offene, unvoreingenommene Informationsverarbeitung
- Realismus hinsichtlich zukünftiger eigener Leistungen
Wollen: Planende Bewusstseinslage (Fiat-Tendenz)
- Fokussierte, parteiische Informationsverarbeitung
- Optimismus hinsichtlich zukünftiger eigener Leistungen
Untersuchung von Gollwitzer, Heckhausen & Steller (1990):
- 1. Induktion der Bewusstseinslagen
- Abwägend, Planend, Kontrolle
- 2. Testphase
- Vpn wurden Märchen vorgelegt, die an einer kritischen Stelle abbrachen
- Vpn sollten Märchen weiter erzählen
- Ergebnis:
- Vpn erzählten Geschichte kongruent zu ihrer Bewusstseinslage weiter
(125) Beschreiben Sie das Vorgehen und die Ergebnisse der Untersuchung von Gollwitzer & Kinney (1989) zum Einfluss eines deliberativen vs. implementativen mind-sets auf das Phänomen der Kontrollillusion. Erklären Sie das Ergebnis mithilfe des Rubikonmodells der Handlungsphasen.
Untersuchung von Gollwitzer & Kinney (1989):
- UV: abwägende vs. planende Bewusstseinslage
- Vpn sehen Lichtblitze auf Schirm. Sollen Apparat bedienen (drücken von Schalter, bei dem sie nicht wissen, ob er auf Lichtblitze wirkt oder nicht). Es bestand keine Kontingenz zwischen Drücken und Lichtblitzen.
- AV: Einschätzung der eigenen Kontrolle über Lichtblitze
- Ergebnis:
In planender Bewusstseinslage größere Kontrollverzerrung, größeres Kontrollgefühl, Kontrollillusion
Rubikonmodell:
Personen in abwägender Bewusstseinslage: objektive Infoverarbeitung/Einschätzung, realistischer
Personen in planender Bewusstseinslage: Infoverarbeitung parteiisch, subjektive Bewertung, Kontrollillusion
implementation intentions (Realisierungsintentionen) sind konkret, sie spezifizieren zusätzlich Zeit, Ort und Ausführung eines best. Verhaltens (“Was will ich wann, wie und wo tun?”).
-> sind förderlich für eine effiziente Umsetzung zielbezogenen Verhaltens.
-> erhöhte Effektivität in der Zielverfolgung
Zielintentionen sind abstrakt, orientieren sich an ihrer Wünschbarkeit (“Was will ich tun?”).
(127) Warum sind Realisierungsintentionen effektiver für die Zielverfolgung als Zielintentionen? Erläutern Sie vermittelnde Prozesse einer Vorsatzwirkung mit einem Beispiel.
Realisierungsintentionen machen die Zielverfolgung konkreter - sowohl zeitlich wie auch räumlich. Dadurch wird das Ziel greifbarer und leichter zu erreichen.
Prozesse der Vorsatzwirkung:
(1) Chronische Aktivierung der im Vorsatz spezifizierten Situation (erhöhte Aufmerksamkeit, besseres Gedächtnis)
(2) Automatische Initiierung der im Vorsatz vorgenommenen Handlung (unverzüglich, effizient und ohne bewusstes Wollen)
(3) Automatisierung der Realisierung zielfördernden Verhaltens (verringerter Verbrauch kognitiver Ressourcen)
Bsp.: einen Bericht über Weihnachten zu schreiben
Zielintention: Ich schreibe einen Bericht.
Realisierungsintention: Ich schreibe am 23.12. die ersten 3 Seiten zu den Grundlagen zuhause am Schreibtisch.
(128) Wirken Realisierungsintentionen immer gleich gut? Wann sind Vorsätze wirksam, wann weniger effektiv?
Zielschwierigkeit
- Je schwieriger es ist, ein zielförderndes Verhalten zu initiieren, desto größer die Vorsatzwirkung
Zielbindung (Commitment)
- Vorsatzwirkung setzt hohe Zielbindung voraus
Aktivierung der Zielintention
- Übergeordnetes Ziel muss aktiviert sein
130 Worin unterscheiden sich Emotionen von Stimmungen?
Emotion
- Angst, Furcht, Ärger, Hass, Wut, Zorn, Eifersucht, Stolz, Neid, Schadenfreude, Überraschung, Trauer, Freude, Schuld, Reue, Scham, Empörung, Sympathie, Liebe, Bewunderung, Ekel, Verachtung, Mitleid, Hoffnung, Ehrfurcht, Sehnsucht, …
- Objekt- bzw. Ereignisbezug
- Verlauf: Anfang und Ende, bestimmbare Dauer, eher kurzfristig
Stimmung
- Diffus, kein Objektbezug, Ursachen häufig nicht bekannt
- Verlauf: langanhaltend, kein klarer Beginn und kein klares Ende
131 Was ist damit gemeint, dass Emotionen einen Objektbezug haben? Erläutern Sie diesen Bezug an einem Beispiel.
Objektbezug bedeutet, dass Emotionen sich auf ein bestimmtes Ereignis, Situation, Person, ... beziehen.
Wenn ich beispielsweise eine gute Note in einer Klausur bekomme, so empfinde ich die Emotion Stolz, die auf die Note als Objekt bezogen ist.
132 Was sind zentrale Merkmale bzw. Kennzeichen von Emotionen? Wie hängen Emotion und Motivation zusammen? Worin unterscheiden sie sich?
Zentrale Merkmale von Emotionen
(1) Affektivität (Gefühlscharakter)
(2) Objektgerichtetheit (Intentionalität)
(3) Unwillkürlichkeit (Automatizität)
(4) Zeitliche Befristung (Episode)
Emotionen sind objektgerichtete, unwillkürlich ausgelöste affektive Reaktionen, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und Verhaltens einhergehen.
Abgrenzung zu Motivation:
- Motivation: Bezugsobjekt liegt immer in der Zukunft (Ziel)
- Emotion: Bezugsobjekt kann auch in der Vergangenheit liegen.
133 Wodurch wird die Aussagekraft von Selbstberichten von emotionalen Gefühlen eingeschränkt?
Emotionen und Gefühle sind immer subjektiv erlebte Zustände.
Problem bei Selbstberichten:
Beschränkung auf verbalisierbare, bewusst zugängliche Inhalte und Beeinflussung durch sprachliche Gepflogenheiten.
134 Worin unterscheiden sich diskrete und dimensionale Klassifikationssysteme von emotionalen Zuständen?
Diskret: verschiedene Grundemotionen (Ärger, Freude, etc.)
Dimensional: Verortung des emotionalen Erlebens auf noch grundlegenderen Dimensionen (z.B. Valenz, Erregung)
135 Was sind Basisemotionen und wie können sie identifiziert werden? Nennen Sie Basisemotionen, die in verschiedenen Studien konsistent genannt werden.
Basisemotionen sind diskrete Emotionen. Sie sind:
- angeboren
- kulturübergreifendes Auftreten in ähnlichen Situationen
- unverwechselbarer Ausdruck im Verhalten (z.B. Ausdruck)
- distinkte physiologische Reaktionsmuster
- automatische Auslösung
Angst/Furcht - Ärger - Traurigkeit - Freude
Dimensionaler Ansatz:
Emotionales Erleben wird von mehreren, voneinander unabhängigen grundlegenden Faktoren beeinflusst (z.B. Valenz, Erregung, etc.)
Methodischer Ansatz:
- Pool von emotionalen Reizen (Texte, Wörter, Bilder, Erlebnisse)
- Ähnlichkeitsurteile (Paarvergleich), semantisches Differential, Kovariationenim Erleben
- Cluster-/Faktorenanalysen zur Strukturanalyse
Methodenkritik:
- Abhängigkeit vom verwendeten Item-Pool
- Empirische Zusammenhänge oder Sprachverständnis?
- Valenz: Kontinuum von unangenehmen zu angenehmen Emotionen
- Erregung: Kontinuum von aktivierenden zu desaktivierenden Emotionen
Angst: unangenehm - aktivierend
Freude: angenehm (- aktivierend)
Trauer: unangenehm (- desaktivierend)
Ärger: unangenehm - aktivierend
Überraschung: aktivierend
Entspannung: desaktivierend
Müdigkeit: unangenehm - desaktivierend
vertikale Achse: hoher positiver Affekt <-> niedriger positiver Affekt
horizontale Achse: niedriger negativer Affekt <-> hoher negativer Affekt
- zwei bipolare, voneinander unabhängige Konstituenten des emotionalen Erlebens
- Valenz und Arousal sind in beiden Achsen inbegriffen
- Fokus liegt auf Trennung zwischen positivem und negativem Affekt
appraisal = Einschätzung
Appraisal-Theorien gehen davon aus, dass Emotionen das Ergebnis einer Sequenz von kognitiven Einschätzungen sind:
Ist das Ereignis persönlich bedeutsam? (Relevanz)
Ist das Ereignis positiv oder negativ für mich? (Zielkongruenz)
Kann ich das Ereignis beeinflussen/bewältigen? (Kontrollierbarkeit)
Untersuchung von Medvec, Madey & Gilovich (1995):
- Messung der Freude über den Gewinn einer Bronze- bzw. Silber-Medaille bei den olympischen Spielen
- Ergebnis:
- Silber-Medaillen Gewinner sind weniger glücklich über ihren Erfolg als Bronze-Medaille Gewinner
- Bronze-Medaillen Gewinner macht Abwärtsvergleich und erlangt durch den Vergleich mit allen, die keine Medaille gewonnen haben, positive Emotionen und Selbstwertstärkung
- War sein Ziel, die Medaillenränge zu erreichen, dann hat er das mit dem 3. Rang geschafft -> positive Emotionen
- Silber-Medaillen Gewinner macht Aufwärtsvergleich mit dem Gold-Gewinner und empfindet negativere Emotionen, da die Diskrepanz zwischen Ziel und erreichter Leistung offengelegt wird
- War sein Ziel, Gold zu gewinnen, hat er sein Ziel verfehlt -> negative Emotionen
- Emotionen gehen mit bestimmten Handlungsbereitschaften einher („actionreadiness“).
- Selbstbericht von erlebten Emotionen, Situationseinschätzungen und Verhaltenstendenzen
- Emotionsvorhersage mit Kenntnis der Verhaltenstendenzen
Untersuchung von Frijda, Kuipers & ter Schure (1989):
- Untersuchung, inwiefern Handlungstendenzen (-impulse) zugehörige Emotionen vorhersagen können
- Die in emotionalen Situationen erlebten Handlungsimpulse leisteten einen wesentlichen, über die Situationseinschätzungen hinausgehenden Beitrag zur Bestimmung der jeweils empfundenen Emotionen. Allerdings wird nur der Impuls, nicht die tatsächliche Handlungsausführung als kennzeichnend für die jeweilige Emotion gesehen, da emotionale Handlungsimpulse auch unterdrückt und kontrolliert werden können.
143 Nennen Sie Beispiele für verhaltenshemmende Effekte von Emotionen. Welche dieser Effekte verweisen möglicherweise dennoch auf eine funktionale emotionale Handlungsregulation?
Interrupt Effekt der E.: Emotionen können mit laufenden Tätigkeiten interferieren und diese unterbrechen
-> kann sinnvoll sein, um Verhalten anzupassen oder gegebene Chance zu nutzen
Verhaltensblockaden bei intensiven E.: (Blackout)
->Freezing kann sinnvoll sein für Überleben
Antrieblosigkeit (z.B. bei Depression)
-> Kann der Vorbereitung der Zielablösung bei Aufgaben dienen, die nicht mehr sinnvoll sind, um Ressourcen zu erhöhen.
144 Welche Argumente gibt es, dass der Emotionsausdruck im Gesicht eine angeborene Basis hat? Ist der Emotionsausdruck im Gesicht ausschließlich biologisch festgelegt?
Der Emotionsausdruck im Gesicht kann auch bei Primaten oder blindgeborenen Kindern beobachtet werden.
Insbesondere bei Basisemotionen.
Universelles Erkennen von Emotionsausdrücken im Gesicht in kulturübergreifenden Studien.
Aber auch Eigengruppe-Vorteil: Erkennungsrate höher bei Angehörigen der eigenen Kultur.
Kulturelle Variabilität durch sozio-kulturell geprägte Darstellungs-und Dekodierregeln.
145 Warum werden Emotionsausdrücke von Angehörigen der eigenen Kultur besser erkannt als die von Personen eines fremden Kulturkreises? Welche Methodenkritik wurde an kulturübergreifenden Studien von emotionalen Gesichtsausdrücken geübt?
- Eigengruppe-Vorteil: Erkennungsrate höher bei Angehörigen der eigenen Kultur
- Kulturelle Variabilität durch sozio-kulturell geprägte Darstellungs-und Dekodierregeln
Kritik:
(i) interkultureller Austausch (meist Studenten als Vpn)
(ii) meist gestellte Gesichtsausdrücke
(iii) erzwungene Auswahl zwischen verschiedenen Emotionen
Einfluss der Mimik auf das emotionale Erleben (facial feedback):
- Starke Version: Mimik induziert Emotionen
- Schwache Version: Mimik moduliert emotionales Erleben
Botox-Studies von Davies et al. (2010):
- Messung emotionaler Reaktionen auf ein Video; normal vs. nach Botox-Injektion
- Ergebnis:
emotionales Erleben ist gedämpft nach Botox-Injektion (insb. nach milden emotionalen Erlebnissen)
-> stützt schwache Version der facial feedback Hypothese
147 Nennen Sie einen Befund, der gegen die starke Version der Facial-Feedback-Hypothese spricht.
Möbius-Syndrom
- angeborene Lähmung der mimischen Gesichtsmuskulatur (Fazialisparese)
- ABER: intakter Humor, normales Gefühlsleben
- widerspricht starker Version
James-Lange Theorie stützt sich auf die physiologische Komponente von Emotion (arousal):
- Emotionen entstehen durch Wahrnehmung peripher-physiologischer Veränderungen
- „Wir weinen nicht, weil wir traurig sind, sondern wir sind traurig, weil wir weinen“
Kritik von Walter Cannon:
- Trennung der Eingeweide vom ZNS bewirkt KEINE Veränderung im emotionalen Verhalten.
- Eingeweide sind relativ unempfindliche Organe.
- Viszerale Veränderungen sind zu langsam.
- Künstliche Herbeiführung von viszeralen Veränderungen induziert keine Emotion.
Heute: alles Quatsch
149 Erläutern Sie die Behauptung, dass ein physiologischer Erregungszustand notwendig für das emotionale Erleben ist. Welche empirischen Befunde sprechen dagegen?
Untersuchungen von Querschnittsgelähmten haben gezeigt, dass sie zwar reduzierte sexuelle Erregbarkeit, Furcht- und Ärgergefühle jedoch gleichzeitig mehr sentimentale Gefühle empfinden.
Beta-Blocker reduzieren unter angstauslösenden Bedingungen physiologische Reaktionen, verändern aber nicht oder nur sehr selektiv das emotionale Erleben (Erdmann, 1986).
Einheitlichkeit der „limbischen“ Zellgruppen weder im histologischem Aufbau noch in den Funktionen
Limbisches System als einheitliches „emotionales Gehirn“ fragwürdig.
Stattdessen: Identifizierung von emotionsspezifischen Netzwerken, die in der Regel weite Teile des Gehirns umspannen
Reaktionskohärenz geht davon aus, dass Emotionen aus einem Zusammenhang und Zusammenwirken unterschiedlicher Reaktionsebenen entstehen.
Metaanalyse von Lench et al. (2011):
- gemischte Resultate (keine bis schwache und mittelstarke Korrelationen)
- Gesamtbefunde sprechen eher für einen losen Zusammenhang zwischen den einzelnen Reaktionssystemen
Biologische Ansätze
biologischer Ursprung von Emotionen in funktional spezialisierten Emotionsmodulen
-> evolutionspsychologische Funktion von Emotionen
Kognitive Ansätze
kognitive Einschätzungen in Bezug auf das eigene Wohlergehen und Wohlbefinden
-> Berücksichtigung subjektiver Einschätzungen von Situationen/Ereignissen
-> Berücksichtigung von Werten, Zielen, Normen einer Person
-> interindividuelle Unterschiede in Einschätzungsmuster führen zu unterschiedlichen Emotionen
Konstruktivistische Ansätze
sozio-kulturell geprägte Kategorisierungen von unspezifischen affektiven Zuständen
-> Emotionen werden auf der Basis von emotional unspezifischen affektiven Zuständen kognitiv „konstruiert“
Emotionen und ihr Ausdruck sind angeborene Merkmale, die durch natürliche Selektion (Auslese) entstanden sind.
Bewältigung von fundamentalen und wiederkehrenden Herausforderungen, die für das Überleben und die Reproduktion wichtig sind (z.B. Bedrohung, Anschluss).
Emotionsmodul = separates informationsverarbeitendes System
- genetisch festgelegte Schaltkreise („affectcircuits“)
- Domänenspezifität (spezifisches Thema, z.B. Bedrohung, Untreue)
- funktionale Spezialisierung (Schutz, Exploration, etc.)
- hoch automatisierte Funktionsweise
- Enkapsulation(?)
155 Beschreiben Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung des kleinen Albert (Watson & Rayner, 1920). Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für biologische Emotionstheorien?
Untersuchung von Watson & Rayner (1920); kleiner Albert:
- 11 Monate altes Kleinkind
- Furchtkonditionierung auf weiße Ratte
- Generalisierung der Furcht auf Kaninchen, Hund, Seehundfell, Nikolausbart
Emotionen sind nicht ausschließlich angeboren und biologisch determiniert sondern können ebenfalls durch individuelle Lernerfahrung entstehen.
156 Beschreiben Sie die Studie von Rakinson & Derringer (2008). Welche Aussage macht diese Studie über die Wahrnehmung von „emotionalen“ Reizen?
Untersuchung von Rakinson & Derringer (2008):
Säuglingen wurden im Alter von 5 Monaten spinnenähnliche schematische Reize präsentiert (UV)
AV: Messung Fixiationsdauer
- Ergebnis:
- Längere Fixation derjenigen Vorlage, die einer Spinne am ähnlichsten ist
Aussage: hochautomatisierte, angeborene Wahrnehmung emotionaler Reize
157 Was ist „vorbereitetes Lernen“? Wie wurde es experimentell nachgewiesen?
vorbereitetes Lernen/preparedness = Erleichterung bestimmter Lernerfahrungen, für die ein Organismus prädisponiert ist
Beispiel: Tendenz, eher Furcht vor Schlangen zu erlernen als Furcht vor Blumen
Experiment (Cook und Mineka, 1989):
Affen wurde im Labor Video gezeigt, in dem ein anderer Affe Angst vor einem Spielzeugkrokodil oder einem Spielzeughasen hatte.
AV: Furcht vor Krokodil oder Hase
- Zeigte kaum Angst vor Hasen, aber starke Angst vor Spielzeugkrokodil
- Beleg für Preparedness! (Angst lässt sich nur schnell bei bestimmten Reizen erlernen)
158 Erläutern sie die vier Hauptgruppen von „Stimulus Evaluation Checks“ (SEC) im Komponenten-Prozess-Modell von Klaus Scherer. In welcher Reihenfolge werden SECs vorgenommen?
4 Stimulus Evaluation Checks (SECs)
1. Relevanz
- Neuigkeitsbewertung
- Intrinsische Angenehmheit
- Relevanz für Ziele und Bedürfnisse
2. Implikationen
- kausale Attribution („Wer hat was getan und warum?“)
- Ergebniswahrscheinlichkeit, Diskrepanz zu Erwartung, Dringlichkeit
- Zuträglichkeit bzw. Abträglichkeitzu eigenen Zielen und Bedürfnissen
3. Bewältigungspotenzial
- Kontrolle, Macht, Anpassungspotential
4. Normative Signifikanz
- interne und externe Standards
159 Erläutern Sie den Einfluss von Attributionen auf die Emotionsentstehung anhand der Studie von Neumann (2000).
Untersuchung von Neumann (2000):
- UV: prozedurales Priming
Satzbildung in der ersten Person („Ich nehme …“) vs. Satzbildung in der dritten Person („Er nimmt …“) - AV: Reaktion auf harsche Zurechtweisung
- Ergebnis:
- Emotionen sind abhängig von der Art der Attribution
- mehr Schuldgefühle bei internaler Attribution
- mehr Ärgergefühle bei externaler Attribution