Modul D1 - FHSG


Kartei Details

Karten 51
Sprache English
Kategorie Pädagogik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 17.06.2017 / 19.06.2021
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Recht als Teil von Verhaltensnormen

Wie gliedern sich menschliche Verhaltensregeln/Normen?

In äussere Regeln und innere Regeln. Äussere Regeln: Brauch, Sitte und Recht. Innere Regeln: Moral

Was ist der Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit?

Recht: Rechtsordnung; Gesamtheit aller Normen, die in einem Staat gelten = geltendes (positives) Recht

Gerechtigkeit: Philosophische Herausforderung, verschiedene Antworten = moralisch gebotenes Recht

Was sind die Funktionen des Rechts?

- Friedensfunktion

- Gewährleistungsfunktion

- Verhaltenssteuerung

- Legitimierung und Organisation von Herrschaft

- Gestaltung von Lebensbedingungen

Wie wird die schweizerische Rechtsordnung gegliedert?

Öffentliches Recht: Bundesrecht und Kantontales Recht

Privatrecht: Bundesrecht und wenig kantonales Recht

Was ist das EGMR?

- Europäischer Gerichtshof für Menschenrecht

- Wacht über die europäische Menschenrechtskonvention

- Sitz in Strassburg

Bundesgerichtsurteile können an den EGMR weitergezogen werden, wenn die EMRK verletzt ist

Funktionale Begründung

6 Prinzipien - Legitimationsgrundlagen des Sozialstaats nach Robert E. Goodin

1. ökonomische Effizienz unterstützen

2. Armut verringern

3. sozial integrierend wirken, Exklusion vermeiden

4. gesellschaftliche Stabilität sichern

5. soziale Gleichheit fördern

6. individuelle Autonomie schützen

Zusammenhänge Demokratie - Sozialstaat - individuelle Autonomie

Grundwerte: Individuelle Autonomie, Freiheit und Gleichheit inkl. Teilhabe am politischen Eintscheidungsprozess

Dazu gehören 5 Kriterien:

- wirksame Partizipation

- gleiches Wahlrecht

- deliberativer politischer Prozess

- Agenda-Kontrolle durch das Volk

- grösstmögliche Inklusion

Grundwerte der 3 Positionen Libertarismus, Solidaritätstheoretisch und Egalitarismus

Libertarismus: Grundwert Eigenverantwortung

Solidaritätstheoretische Position: Grundwert Solidarität

Egalitarismus: Grundwert Verteilgerechtigkeit/Gleichheit

Gerechtigkeit in alten Kulturen Ägyptens

- Religiöse Begründungen von Rechtsgrundsätzen, die Gerechtigkeit regeln

Gerechtigkeit in Alt-Israel

- Gerechtigkeit = höchste religiöse Pflicht gegenüber Gott und Mitmenschen

- Gebote der Menschlichkeit und Gerechtigkeit sind unter göttliche Autorität gestellt

Gerechtigkeit in der Antike

- Zwei Vertreter: Aristoteles und Platon

- In Antike war Gerechtigkeit ein zentraler Wert

Platons Gerechtigkeitskonzeption

- Grundlage für das gute und gelungene Leben

- grundlegende Tugend für das Sozialverahlten des Individuums und des Staates

- Gerechtigkeit teilt jedem das seine zu (Güter, Aufgaben- und Tätigkeitsfelder) --> Gerechtigkeit als Ordnungsprinzip

Gerechtigkeit besteht darin, dass "man das Seine tut und nicht vielerlei Dinge treibt"

Gerechtigkeit im Mittelalter

- Recht schafft Gerechtigkeit, d.h. Gerehcitgkeit als rechtsdogmatische Kategorie

- Ausdifferenzierung von Rechtsnormen

- Schutz der Schwachen durch das Recht

die Gerechtigkeit ist der beständige und dauerhafte Versuch, jedem sein Recht zukommen zu lassen

Gerechtigkeit in der Neuzeit

- Interesse an Gerechtigkeit als Resultat gesellschaftlicher Zustände

- Soziale Frage im 19. Jahrhundert erzeugt vielfältige Gerechtigkeitsvorstellungen

Neuzeitliche Gerechtigkeitsüberlegungen

- Im ausgehenden 20. Jahrhundert vor allem Debatten über Gerechtigkeit im Sozialstaat

- Fokus stark auf sozialer Gerechtigkeit

- Wie müssen Güter verteilt sein und welche Verhältnisse können als gerecht, welche als ungerecht bewertet werden?

- Für wen und wie weit gelten Gerechtigkeitsvorstellungen?

Verschiedene Begriffe der Gerechtigkeit

- Verteilgerechtigkeit (Prinzip der gerechten Verteilung von knappen Gütern: nach Gleichheitsprinzip, nach Leistung, nach Bedürfnis...)

- Verfahrensgerechtigkeit

- Tauschgerechtigkeit

- Chancengerechtigkeit

- Soziale Gerechtigkeit

- Teilhabegerechtigkeit

- Generationengerechtigkeit

Egalitäre Gerechtigkeit

- Alle Betroffenen werden in der relevanten Hinsicht als gleich betrachtet

- Jedem das Gleiche (gleich viel)

- Menschenrechte für alle Menschen, politische Gesetze für alle Bürger

 

Nonegalitäre Gerechtigkeit

- Unterschiede bei individuellen Bedürfnissen, Leistungen, Qualifikationen oder Begabungen

- Jedem das Seine (worauf er Anspruch hat)

- Existenzsicherung nach Bedürftigkeit

- Verdienst nach Leistung

- Ausbildungsplatz nach Eignung und Vorbildung

Defizite des Gerechtigkeitsbegriffs

- Es existiert kein universaler normativeer Gerechtigkeitsbegriff

- Unterschiedliche theoretische Konzepte der Gerechtigkeit

- Gesetzgebende Instanzen formulieren bewusst allgemeine, vom Einzelfall losgelöste Vorschriften

- Gesetze und Gerichtsurteile sind von Menschen Gemacht

Gerechtigkeitstheorie nach John Rawls

- Angesichts der realen Unterschiede müssen sich Gerechtigkeitstheorien mit der Frage beschäftigen, welcher Grad von Ungleichheit gerecht ist

- Gesellschaft ist dann wohlgeordnet und mithin gerecht, wenn sie auf gemeinsamer Gerechtigkeitsvorstellung beruht und als gemeinsames Unternehmen zum gegenseitigen Vorteil verstanden werden kann

Gerechtigkeitstheorie nach Martha Nussbaum

- Kritik an Rawls: Armut, Ressourcenfrage und würdevoller Leben müssen im Zentrum stehen

- Es gibt Grundfähigkeiten, die der Mensch ausüben können muss, um ein gutes Leben führen zu können

Konzeption der minimalen und zentralen Ansprüchen

1. Leben, 2. Körperliche Gesundheit, 3. Körperliche Integrität, 4. Fähigkeit Sinne, Vorstellungskraft und Denken zu nutzen, 5. Gefühle, 6. Praktische Vernunft, 7. Zugehörigkeit, 8. Achtung anderer Lebewesen, 9. Spiel, 10. Kontrolle der eigenen Umwelt

 

Forderungen der Gerechtigkeit

- Forderungen nach politischer Repräsentation --> national und transnational

- Forderung nach rechtlicher und kulutreller Anerkennung --> innerhalb einer Gesellschaft und global (Inklusion)

- Forderun nach sozioökonomischer Umverteilung --> national, global und intergenerationell

Gerechtigkeit erfordert soziale Regelungen, die es Menschen in einer Gesellschaft (und auch global betrachtet) erlauben, als Gleiche miteinander umzugehen

Verteilungsgerechtigkeit I

Gleiche Fälle sind gleich, ungleiche ungleich zu behandeln

Voraussetzung: Menschen kommt der gleiche moralische Stauts/Wert zu

 

Verteilungsgerechtigkeit II

In welcher Hinsicht sind Menschen gleich?

Was soll gleich/gerecht verteilt werden?

Menschen sind gleich: Rechte, Autonomie und Bedürfnis

Gleich verteilt: Eigentumsrechte, Ressourcen oder Chancen, Wohlfahrt

Prozedurale Gerechtigket

Das Verteilungsverfahren bestimmt was gerecht ist, d.h. jeder daraus resultierende Verteilungszustand ist gerecht

Substanzielle Gerechtigkeit

Ein zu erreichender Verteilungszustand bestimmt, was gerecht ist, d.h. erst wenn dieser erreicht ist, ist Gerechtigkeit sichergestellt

Prozedurale Gerechtigkeit - libertäre Position

Verteilungsgerechtigkeit = Tauschgerechtigkeit: Eine Verteilung ist gerecht, wenn alle über diejenigen Eigentumsrechte verfügen, auf die sie aufgund von Aneignung und Tausch einen rechtmässigen Anspruch erheben können

Voraussetzungen:

1. Menschen haben unverletzliche Rechte auf Freiheit und vor allem auf Eigentum

2. Verteilungsgegenstand sind Eigentumsrechte

3. Jede Verteilung ist gerecht, sofern sie sich auf rechtmässige Aneignung bzw. rechtmässigen Tausch zurückführen lässt

4. Wiedergutmachung ist gefordert, wenn Aneignung oder Tausch unrechtmässig war

Substanzielle Gerechtigkeit - egalitaristisch

Es ist ungerecht, wenn einige ohne Eigenverschulden schlechter dastehen als andere

Voraussetzungen:

1. Einzig eine Gleichverteilung von Ressourcen oder Chancen ist nicht begründungspflichtig

2. Verteilungsgegenstand sind Ressourcen oder Chancen

3. Jede Ungleichverteilung ist gerecht, sofern sie auf autonome Entscheidungen bezüglich der Leistung oder Präferenzen zurückgeführt werden kann

4. Wiedergutmachung ist gefordert, wenn Ungleichheiten bestehen, die nicht auf autonome Entscheidungen zurückzuführen sind

Substanzielle Gerechtigkeit - non-egalitaristisch

Es ist ungerecht, wenn einige bezüglich eines Massstabes der Bedürftigkeit schlechter dastehen als ihnen zusteht

Voraussetzungen:

1. Die Bedürftigkeit von Personen gibt vor, welche Wohlfahrtsansprüche ihnen zustehen

2. Verteilungsgegenstand ist die Wohlfahrt

3. Zwei mögliche Masstäbe zur Bemessung von Wohlfahrtsansprüchen sind a) Utlitiarismus und b) Suffizienziarismus

4. Wiedergutmachung ist gefordert, wenn jemand nicht das erhält, was ihm gemäss dem verteidigten Massstab zusteht

Soziale Arbeit und soziale Gerechtigkeit

- Soziale Arbeit als Profession hat im Rahmen der sozialen Gerechtigkeit eine wichtige Rolle zu spielen, denn sie hat den Auftrag zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit im Sinne der Gewährleistung von Verwicklichungschancen

- Soziale Arbeit als Garantin der sozialen Gerechtigkeit (Thiersch)

- Verschiedene Aspekte der Gerechtigkeit in der Berufsethik

Ziele der sozialen Gerechtigkeit?

- Vermeidung von Armut

- Gleiche Bildungschancen

- Inklusion in den Arbeitsmarkt

- Soziale Sicherungsnetze jenseits der Arbeit

- Vermeidung extremer Einkommensungleichheiten

Austeilende Gerechtigkeit = Verteilungsgerechtigkeit

 

- Gleichheit in einer geometrischen Proportionalität

- Forderung, soziale Unterschiede durch staatliche Zuweisungen von Gütern und Lasten auszugleichen

- Beispiel: Stunden erhalten Vergünstigungen

Ausgleichende Gerechtigkeit

- Gleichheit in arithmetischer Proportionalität

- Jedem Vorteil oder Nachteil soll eine gleichwertige Gegenleistung oder Sanktion gegenübergestellt werden

- Beispiel: dem verkauften Buch steht die Zahlung gegenüber

Gerechtigkeit fliesst durch formale Gerechtigkeit, durch Einzelfallgerechtigkeit sowie prozedurale Gerechtigkeit ins geltende Recht

- Formale Gerechtigkeit bedeutet, dass das Recht aus einem System von Regeln für eine Vielzahl von Personen und Situationen bestehnt

- Einzelfallgerechtigkeit bedeutet, die Ausnahme der Regel. Generalklauseln ermöglichen Ermessensspielraum

- Prozedurale Gerechtigkeit bedeutet der Anspruch, der durch geregelte Prozesse in der Gesellschaft, durch faire Verfahren erreicht wird (rechtliches Gehör, unentgeltliche Rechtspflege, Grundrechte der beschudligten Person)

Gerechtes Recht ist, wenn im Zusammenspiel von formalem Recht und fairen Verfahren Einzelfallgerechtigkeit entsteht

Gliederung des Rechts

Formelles Recht

- Rechtsnormen, die bestimmen, wer und in welchem Verfahren Gesetze und Verordnungen erlassen kann

- Rechtsnormen, die bestimmen, wie ein Rechtsverfahren gestaltet wird

- Verfahrens- und Organisationsgesetz

Gliederung des Rechts

Materielles Recht

.- Rechtsnormen, die einen bestimmten Sachbereich inhaltlich festlegen, d.h. Rechte und Pflichten festlegen sowie Gebote und Verbote festhalten

Gliederung des Rechts

Privatrecht

- Regelung der Beziehung zwischen Privaten (natürlichen und juristischen Personen)

- ZBG und OR

- Darf grundsätzlich nur vom Bund verändert oder neu erlassen werden

Gliederung des Rechts

Öffentliches Recht

- Regelung der Beziehung zwischen Staat und Privaten

- Strafrecht, welches ein eigenes Verfahrensrecht hat, die Strafprozessordnung

- Öffentlilches Bundesrecht und öffentliches kantonales Recht

Gliederung des Rechts

Dispositives Recht

- Es kann auch eine andere Regelung als diejenige im Gesetz getroffen werden

- vor allem im OR

- Ausdruck der Privatautonomie: Private sollen ihre Rechtsbeziehung wählen und regeln können

Gliederung des Rechts

Zwingendes Recht

- können nicht abgeändert werden

- Öffentliches Recht ist zwingendes Recht