ZPO - Zivilprozessordnung
2. Semester
2. Semester
Kartei Details
Karten | 74 |
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Lernende | 25 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Recht |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 06.03.2017 / 04.01.2025 |
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Wann ist es ein ausschliesslicher Gerichtsstand?
Wenn das Gericht nur ein einizigen Gerichtsstand zu Verfügung stellt.
Bsp.: Art. 28 I ZPO
Wann ist es ein alternativer Gerichtsstand?
Kläger kann unter mehreren Gerichtsständen wählen.
Ist in den Artikeln mit "oder" gekennzeichnet
Bsp.: ZPO 31
Art. 33 ZPO ist welcher Gerichtsstand?
ausschliesslich teilzwingend
Art. 40 ZPO ist welcher Gerichtsstand?
alternativ dispositiv
Wann sind es zwingende Gerichtsstände?
Wenn eine Klage nur dem vom Gesetz "zwingend" vorgesehenen Ort erhoben werden kann. Gerichtsstandvereinabrung ist nicht zulässig.
Bsp.: ZPO 21, 22, 23)
Wann ist es ein teilzwingender Gerichtsstand?
Parteien können nach Entstehung des Rechtsstreits einen anderen als den im Gesetz vorgesehenen Gerichtsstand vereinabren. Im Voraus kann auf teilzingenden Gerichtsstand nicht verzichtet werden.
Art. 35 ZPO, gibt alle teilzwingenden Artikel an
Wann ist es ein dispositiver Gerichtsstand?
Er ist weder zwingend noch teilzwingend. Bereits vor Entstehung des Rechtsstreits können die Parteien einen Gerichtsstand schriftlch vereinbaren.
Art. 17 ZPO regelt die Vereinbarung
Wann muss man sich mit der Frage der Gerichtsstände beschäftigen?
Man muss die Gerichtsstände nur bestimmen, wenn ein Vertrag eine Gerichtsstandvereinbarung enthält.
Wie wird der Instanzenzug geregelt?
- Instanz: Bezirks-, Amts-, Kreisgericht
- Instanz: Ober-, Appelations-, Kantonsgericht
- Instanz: Bundesgericht
- (EGMR, nur wenn Menschenrechte verletzt sind)
Welche Ausnahmen zur doppelten kantonalen Instanzenzuges gibt es?
Art. 5-8 ZPO regeln die Ausnahmen
- insb. für handelsrechtliche Streitigkeiten
- Streitigkeiten aus Zusatzversicherungen zur sozialen Krankenversicherung
- bei Streitwerten von mind. 100'000.-
Was sind die Grundsätze des rechtstaatlichen Verfahrens?
- Rechtliches Gehör (ZPO 53)
- Fairnessprinzip
- Grundsatz des effektiven Rechtschutzes
- Verbot des überspitzten Formalismus
- Waffengleichheit (Gericht neutral, Parteien gleichbehandelt werden)
- Grundsatz der Öffentlichkeit (zur Überprüfung des Gerichts)
- Willkürverbot: Anspruch auf Gleichbehandlung
Was beinhaltet das Fairnessprinzip?
- niemand darf übervorteilt werden
- Gericht darf nicht befangen sein
- Fristen müssen angemessen sein
Was beinhaltet der Grundsatz des effektiven Rechtsschutzes?
- Jeder muss effektiven Zugang zum Gericht haben
- Gerichtsentscheide müssen in absehbarer Zeit erfolgen
- Rechtsschutz muss effektiv ausgestaltet sein, d.h. einstweiliger Rechtsschutz (Eilverfahren -> wenn Gefahr im Verzug ist)
Was beinhaltet das rechtliche Gehör?
- Anspruch der Parteien sich zu äussern
- Pflicht des Gerichts, Urteil eingehend zu begründen
- Akteneinsichtsrecht, sowie Recht auf Beweis
- Wurde das rechtliche Gehör verletzt, wird der Entscheid aufgehoben
In welchen Fällen ist eine willkürliche Rechtsanwendung anzunehmen?
- bei offentlichtlicher Gesetzesverletzung
- bei offenslichtlicher Missachtung eines allgemeinen Rechtsgrundsatzes
- bei groben Ermessensfehlern
- wenn Entscheid an innerem, nicht auflösbarem Widerspruch leider
-> Dies sind auslegungsbedürftige Fälle - welche vom angerufenen Gericht ausgelegt werden muss
Was sind die Grundsätze des rechtstaatlichen Verfahrens nach Treu und Glauben?
- Verbot des Rechtsmissbrauchs
- Vertrauensschutz
- Verbot widersprüchlichen Verhaltens
Welche Prinzipien betreffend der Aufgabenverteilung zwischen Parteien und Gericht gibt es?
- Offizial- und Dispositionsmaxime
- Untersuchtungs- und Verhandlungsmaxime
- Richterliche Prozessleitung / Parteiherrschaft
Was ist die Dispositionsmaxime?
Die Verantwortung für Klage bei den Parteien ZPO 58.
Nach dem Grundsatz: Wo kein Kläger, da kein Richter.
Was ist die Offizialmaxime?
Verantwortung für Klage beim Gericht.
Bsp.: Kinderbelange ZPO 85
Was ist die Verhandlungsmaxime?
Parteien allein für Einbringung und Beweis verantwortlich ZPO 55 I
Was ist die Untersuchungsmaxime?
Richter (oder Staatsanwalt) für Sachverhalt und Beweis verantwortlich ZPO 55 II
Welche Grundsätze die den äusseren Verfahrensablauf betreffen gibt es?
- Eventualmaxime
- Grundsatz der Prozessökonomie
- Grundsatz der richterlichen Prozessleitung
Was ist die Eventualmaxime?
- Die Möglichkeit ein Rechtsbegehren "evualita" zu stellen -> Schadensersatz aus Verlust der Sache
- Für den Fall, dass die Herausgabe nicht mehr möglich ist -> Richter beachtet nur was man verlangt
Was beinhaltet der Grundsatz der Prozessökonomie?
- Gebot der Verfahrensbeschleunigung
- Allgemeines Gebot, Prozesse beförderlich zu erledigen ZPO 142
- Gegen Rechtsverzögerung kann im Einzelfall jederzeit Beschwerde geführt werden ZPO 321
Welche Arten von Verfahrensbeschleunigungen gibt es?
- Wiederklage -> im gleichen Rechtsverhältnis klagen
- subjektive Klagehäufung -> mehrere Personen gleicher Anspruch gegen eine Person machen.
- Bsp.: Mietvertrag; Personen in der WG
- Objektive Klagehäufung -> mehrere Ansprüche gegenüber einer Person
- Bsp.: Verkehrsunfall; mehrere Personen; Schadensersatz, Genugtuung usw.
Was bedeutet "lura novit curia"?
Rechtsanwendung von Amtes wegen ZPO 57:
- Gericht wendet Rechtssätze von sich aus an
- Gilt für alle Rechtssätze des materiellen Rechts
- Auslegung der Rechtsnorm nimmt Gericht nach eigenem Ermessen vor
Ein unbeteiligter Richter stellt in einem Zeitungsartikel eine Persönlichkeitsverletzung fest. Kann der Richter Klagen?
Nein, dem Richter fehlt die Legitimation. Es handelt sich um eine Dispositionsmaxime. Art. 58 ZPO Die Partei, die in der Persönlichkeit verletzt wurde, muss selbst klagen.
In einem Prozess äussern sich die Rechtsvertreter ausführlich zu den Rechtsfragen.
Weshalb?
Das Gesetz ist auslegebedürftig, deshalb muss der Fall zugunsten des Klienten dargelegt werden.
Die Klägerin fordert vom Beklagten eine Geldzahlung. Sie macht geltend, der Anspruch stehe ihr aus Vertrag zu. Das Gericht kommt zum Ergebnis, dass kein Anspruch aus Vertrag besteht, jedoch aus ungerechtfertigter Bereicherung.
Kann das Gericht die Klage gutheissen?
Ja, Kläger möchte eine Geldzahlung -> Rechtsbegehren.
Aus welchen Gründen spielt keine Rolle.
Was sind Prozessvoraussetzungen?
Prozessvoraussetzungen sind Voraussetzungen, ohne deren vorliegen das Gericht in der Sache nicht verhandeln und entscheiden darf.
- örtliche Zuständigkeit
- sachliche Zuständigkeit
- Parteifähigkeit (Art. 66 ZPO)
- Prozessfähigkeit (Art. 67 ZPO)
- Prozessführungsbefugnis
Was passiert, wenn eine Prozessvoraussetzung fehlt?
Prozessurteil -> auf die Klage ist nicht einzutreten
Was ist ein Sachurteil?
Die Abweisung der Klage
Unterschied von Prozess- und Sachurteil.
- Prozessurteil: Eine Prozessvoraussetzung fehlt -> Auf die Klage wird nicht eingetreten
- Sachurteil: Abweisung der Klage
Wer ist parteifähig?
- Jedermann ist Parteifähig Art. 11I ZGB d.h. jede lebende natürliche Person
- Juristische Personen sind rechtsfähig und daher auch parteifähig Art. 53 ZGB
Wer ist nicht parteifähig?
- einfache Gesellschaft,
- Erbengemeinschaft
- sowie Miteigentümergemeinschaft
Wer ist prozessfähig?
- Prozessfähig ist, wer handlungsfähig ist
- juristische Person ist prozessfähig, wenn nach Gesetz die Organe bestellt sind
- Für eine handlungsunfähige Person handelt der gesetzliche Vertreter
Welche Voraussetzungen betreffend der Klage gibt es?
- Rechtsschutzinteresse (ist ein schutzwürdiges Interesse vorhanden oder ist es weggefallen?)
- Fehlende materielle Rechtskraft
- Keine Rechtshängigkeit in anderen Verfahren (Klage darf nur bei einem Gericht eingereicht werden)
- Leistung des Vorschusses und der Sicherheit für Prozesskosten
Was ist eine Sachlegitimation?
Oberbegriff für Aktiv- und Passivlegitimation
Was ist eine Aktivlegitimation?
Zur Klage berechtigt ist der materielle Rechtsinhaber
Bsp.: Der Nachbar dem der Garten verwüstet wurden.
Was ist eine Passivlegitimation?
Person, welche materiell verpflichtet ist
Bsp.: Wenn man ausversehen die falsche Person verklagt