03419 7
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Kartei Details
Karten | 24 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 06.02.2017 / 29.02.2020 |
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Kategorien und Vielfalt selbstbezogener Konstrukte
- Schütz, Renner et al identifizierten 61 Konstrukte
- Klassifikation in:
- o Inhalt und Struktur: Selbstschema, Selbstkomplexität
- o Bewertung: Selbstwert
- o Handlungsbezogen: Selbstwirksamkeit, Selbstdarstellung
Abgrenzung von Selbst und Persönlichkeit
- Mischel und Morf sprechen von einer verwirrenden Beziehung (entangled relationship)
- In der Psychologie werden ähnliche Begriffe oft aus unterschiedlichen begrifflichen Traditionen heraus untersucht, bei denen sich die Fragestellungen überlappen
- 2 Forschungstraditionen: differenzielle und allgemeine Psychologie
- Robins et al: „ The self sits in a privileged position, encompassing and integrating all levels of the person from the biological to the social”
Selbstkonzept
- entspricht der mentalen Repräsentation der eigenen Person (Kihlstrom&Cantor); ist ein System affektiv-kognitiver Strukturen und gilt als bedeutsamste Instanz für individuelles Verhalten (Markus et al)
- Hierarchische Struktur des Selbstkonzeptes: o Konzepte höherer Ordnungen: breite Generalisierungen des Selbst, nicht falsifizierbar o Konzepte unterer Ordnungen: leichter widerlegbar, jedoch ohne Auswirkungen auf das (generelle) Selbstkonzept
Selbstkonzept gegenüber anderen Konzepten
o Es ist umfangreicher, komplexer und elaborierter
o Einzelne Substrukturen sind stark untereinander verbunden
o Ist häufiger aktiviert o Ist mit Affekten verbunden ( Selbstwertgefühl)
Selbstkonzept und Vehrlaten
das Selbstkonzept entspricht deklarativem Wissen, Selbstdarstellungsstrategien entsprechen prozeduralem Wissen
Selbstbezogene Motive (LAUX)
o Selbstkonsistenz: Bestreben, stabile Einschätzungen und Kontinuität über sich selbst aufrechtzuerhalten
o Selbstwertmaximierung: Bedürfnis, erwünschte potenzielle Selbstbilder darzustellen
Selbstschemata
- besonders wichtige Selbstbilder, um zentrale Aspekte des eigenen Selbst zu verstehen und zu erklären (Generalisierungen über das Selbst).
- Fungieren als selektive Mechanismen der Informationsverarbeitung.
- Schemata sind vergangenheitsbezogen und stabile Elemente des Selbstkonzeptes
- Erfassung von Selbstschemata (Markus):
- o Schematics: Personen, die sich als abhängig oder unabhängig beschreiben und diesem Merkmal eine hohe Bedeutung zuschreiben
- o Aschematics: Personen, die diesem Merkmal keine große Bedeutung zuschreiben
- o „Schematics“ zeigen kürzere Reaktionszeiten bei Darbietung schemarelevanter Adjektive zu ihrer Person
Possible Selves
potenzielle Selbstbilder, zukunftsbezogen – entsprechen globalen Motiven und repräsentieren:
- o Expected selves: was eine Person werden könnte (wahrscheinlich)
- o Hoped-for selves: was eine Person werden möchte (unwahrscheinlich)
- o Feared selves: was eine Person fürchtet zu werden
- o Erfassung (Markus et al) : Fragebogen (closed-ended self-concept measures) oder Interviewverfahren (mit Kategoriensystem)
Selbstwertgefühl
- Das Selbstwertgefühl ist die affektive Komponente des Selbst, die Bewertung der eigenen Person
- Selbstwertschätzung ist mit Wohlbefinden und Erfolg assoziiert
- Niedriger Selbstwert mit Selbstkritik
- Problematisch sind fragile oder erhöhte Varianten von Selbsteinschätzungen: Eitelkeit, Selbstgefälligkeit, Narzissmus
3 Bereiche des Narzissmus in der Psychologie:
Als psychoanalytisches Konstrukt (Kohut und Kernberg)
Als Persönlichkeitsstörung
Als Persönlichkeitsmerkmal im subklinischen Bereich
Narzisstische Persönlichkeitsstörung – DSM Kriterien (5 müssen erfüllt sein
- Grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit
- Starkes Eingenommensein von Phantasien grenzenlosen Erfolges und Macht
- Glaube an die eigene Einzigartigkeit
- Verlangen nach übermäßiger Bewunderung
- Hohes Anspruchsdenken: bevorzugte Behandlung
- Ausbeuterische zwischenmenschliche Beziehungen
- Mangel an Empathie
- Neid gegenüber anderen
- Arrogante und überhebliche Verhaltensweisen
2 übergeordnete Faktoren: grandiose Selbstsicht (Ich bin allmächtig und vollkommen) sowie Beziehungsstörung (Mein Wille geschehe)
NPI – Narcissistic Personality Inventory (Raskins & Hall) , dt. Version (Laux et al
- Kontinuumsannahme für das Merkmal Narzissmus
- Narzissmus wird über Fragebogen als mehrdimensionales Konstrukt erfasst
- Facetten des Konstrukts (6):
- o Führungspersönlichkeit
- o Physische Eitelkeit
- o Anspruch / Dominanz
- o Überheblichkeit/Überlegenheitsgefühl
- o Ehrgeiz/Führungswille
- o Kompetenzüberzeugung
Empirische Befunde zum Faktor grandiose Selbstsicht
- Studierende mit hohen Narzissmuswerten erwarteten deutlich bessere Noten als sie später tatsächlich erreichten
- Die selbst eingeschätzte Intelligenz ist höher als die tatsächliche
- Die physische Attraktivität wird überschätzt
- Verwendung eines narzisstischen Sprachstils: Viele Ich-Aussagen, Körpersprache, Ungeduld, wenn andere spreche
Empirische Befunde zum Faktor problematisches Beziehungsverhalten
- Ludischer Liebesstil, Bedürfnis nach Macht und Autonomie in Beziehungen
- Mangelnde Empathie bis hin zum Risikofaktor für sexuelle Nötigung
- Empfindsamkeit gegenüber Kritik und aggressives Verhalten gegenüber Kritikern
- Hohe Verletzbarkeit durch Dritte
Das dynamische Selbstregulations-Prozessmodell des Narzissmus von Morf und Rhodewaldt (2001)
1. Narzisstische Selbstwertschätzung ist zwar grandios, aber gleichzeitig fragil und instabil. Narzissten fühlen sich immer wieder auch ohnmächtig und minderwertig (Selbstwertschwankungen)
2. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung der grandiosen Selbstsicht – dazu setzen Narzissten intrapsychische und interpersonelle Regulationsstrategien ein:
a. Intrapsychisch: Tendenz zur Selbstüberschätzung
b. Interpersonell: Zuwendung zu anderen, um die benötigte, bestätigende soziale Rückmeldung zu erhalten
Ersteindruck ist oft positiv
3. Die grandiose Selbstsicht ist unerreichbar ! Dort setzt die paradoxe Beziehungsdynamik ein: einerseits gieren Narzissten nach Bewunderung, andererseits beuten sie ihre Partner aus und untergraben jede Beziehung. Das grandiose Selbst ist ständig „under construction“
Hauptmerkmale sozial-kognitiver Theorien:
- Betonung der Selbstgestaltungs- und Selbstregulationskompetenzen
- Bedeutung der sozialen Umwelt für Lernprozesse und Persönlichkeitsentwicklung
- Betonung kognitiver Prozesse (Erwartungen, Ziele, Einschätzungen)
- Betonung der Situationsspezifität des Verhaltens
- Betonung des Erlernens komplexer Verhaltensmuster durch Lernen am Modell (unabhängig von Verstärkungen)
- Betonung systematischer Forschung (Experiment)
Selbstwirksamkeitserwartungen
- Selbstwirksamkeit wird erfasst, in dem Personen angeben, ob und mit welcher Gewissheit sie davon überzeugt sind, ein bestimmtes Verhalten realisieren zu können
- Bandura zielt auf mehr oder weniger begrenzte Verhaltensbereiche ab – andere Autoren gehen davon aus, dass es Generalisierungseffekte über unterschiedliche Inhaltsbereiche gibt allgemeine Kompetenzerwartungen
- Bandura hat das Konzept später auch auf Gruppen, Gemeinschaften und ganze Nationen als kollektive Wirksamkeitserwartungen konzipiert
- Bandura versteht Selbstwirksamkeit nicht als habituelle Variable sondern als situative Einschätzung
- Jerusalem & Schwarzer schätzen SWK als habituelles Persönlichkeitsmerkmal ein, wenn eine Person über mehrere Situationen und Zeitpunkte hinweg ihre SWK immer wieder gleich hoch einschätzt
- Schwarzer unterscheidet außerdem nach situations- oder bereichsspezifischer SWK (Beispiel für bereichsspezifisch: Skala zur SWK in Referatssituationen von Renner)
- Mummendey konzeptionalisiert SWK im Kontext der Selbstdarstellung ebenfalls als habituelles Personenmerkmal die Erwartung, bestimmte Selbstbilder erfolgreich vermitteln zu können
- Personen mit hohen Selbstwirksamkeitserwartungen:
- o Wählen schwierigere und herausforderndere Ziele aus
- o Zeigen bessere Leistungen, unternehmen größere Anstrengungen
- o Gehen Aufgaben in besserer Stimmung an, weniger Ängstlichkeit
- o Bewältigen Stress und Enttäuschungen besser
Selbstregulationsmodell von Bandura:
- Die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren und zielgerecht zu handeln ist Ergebnis kognitiver Prozesse:
- o Ziele setzen und Ergebnisse antizipieren
- o Aktuelle kognitive Repräsentationen zukünftiger Ereignisse sind der eigentliche Motivator
- o Ziele sind hierarchisch
- o Je spezifischer und expliziter ein Ziel, desto besser kann es realisiert werden
- Beim Setzen eines Ziels wird eine Diskrepanz zwischen dem aktuellen IstZustand und dem internen Standard erzeugt
- Diese Diskrepanz steuert einen feedforward-gesteuerten Prozess
- Ob die Person tatsächlich mit den zielführenden Handlungen beginnt, hängt entscheidend von den Selbstwirksamkeitserwartungen ab – es werden immer 3 Schritte durchlaufen
- o Setzen eines Ziels und dessen kognitive Repräsentation
- o Abschätzung des Aufwandes zur Zielerreichung
- o Wahrgenommene Selbstwirksamkeitserwartung
Selbstdarstellung nach Schlenker
- Ist ein Konstrukt, das sich unter das allgemeinere Konzept des Eindrucksmanagements (impression management) subsumieren lässt
- Eindrucksmanagement beschreibt die zielgerichtete und aktive Kontrolle von Informationen, um Eindrücke (beim Publikum) zu beeinflussen und zu steuern
- Die Beeinflussung von Eindrücken ist nicht auf Personen beschränkt, sondern auch auf Produkte, Organisationen etc.
- Selbstdarstellung läuft meistens unbewusst ab – das Ziel, ein bestimmtes Selbstbild zu vermitteln, drängt oft nur in besonderen Situationen (z.B. Missgeschicken) in den bewussten Vordergrund
Kompetenzen der Selbstdarstellung
- Selbstdarstellungskompetenz kann als interindividuell variierende Variable konzipiert werden
- Voraussetzung sind interpersonelle Wahrnehmungs- und Handlungskompetenzen – und fällt damit in den Bereich der sozialen Intelligenz
- Relevant ist die interpersonelle Handlungskomponente:
- o Wissen darüber, wie Techniken der Selbstdarstellung eingesetzt werden
- o Fähigkeit, diese Techniken einsetzen zu können
- o Selbstwirksamkeitserwartungen, diese Fähigkeiten auch wirksam einsetzen zu können
Motive der Selbstdarstellung
- o Publikumszentrierte Motive (Laux): das Bedürfnis, dem Publikum zu gefallen sowie das Bedürfnis nach Macht, Kontrolle und materiellem Gewinn
- o Individuumszentrierte Motive: Ausdruck der Gestaltung des eigenen Selbst; Bedürfnis nach Selbstkongruenz (Neigung, sich gegenüber anderen so darzustellen wie man sich selbst sieht); Orientierung an Potenziellen Selbstbildern (Selbstidealisierung – neben der Selbstwertmaximierung ein Motiv der Selbstglorifikation [Leary & Kowalsky])
- o Prosoziale Motive: Wählen von Darstellungsformen, damit andere in selbstwertbedrohlichen Situationen ihr Gesicht wahren können
Bimodales Modell der Selbstüberwachung (Lennox & Wolfe):
- Geht theoretisch auf die von Arkin konzipierte Unterscheidung in akquisitiven und protektiven Stil der Selbstdarstellung zurück
- Der akquisitive Stil ist mit einem Appetenzmotiv verbunden: der akquisitive Selbstdarsteller möchte in Interaktionen soziale Gewinne machen
- Der protektive Stil basiert auf einem Aversionsmotiv: der protektive Selbstdarsteller geht mit Pessimismus und Furcht in die soziale Situation und will möglichst keine Angriffsflächen bieten
- Der Ansatz ist interaktionistisch: Personen wenden je nach Situation den einen oder anderen Stil an