WARB SP1 & SP4 & Publikationen
Prüfungsvorbereitung WARB
Prüfungsvorbereitung WARB
Kartei Details
Karten | 24 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Informatik |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 28.01.2017 / 31.01.2017 |
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- Wirtschaftsinformatik (WI) als Wissenschaftsdisziplin – welche Ziele kennzeichnen die WI als Wissenschaft? Benennen sie Ziele und begründen sie diese kurz.
Profil der Wirtschaftsinformatik
Gegenstand der WI sind Informationssysteme (IS) in
- Wirtschaft
- Verwaltung
- Privat
Ziele der Wissenschaftsdisziplin WI:
- inter-subjektiv überprüfbare Erkenntnisse über IS
- Gestaltungsorientierte Konstruktion von IS & Entwicklung von:
- Konzepten
- Vorgehensweisen
- Modellen
- Methoden
- Werkzeugen
- Sprachen
- Realwissenschaftliches Verständnis von IS und seine Systemelemente:
- einsetzen
- akzeptieren
- managen
- beherrschen
- Primär wirtschaftswissenschaftliche Bewertung von
- Risiko-,
- Nutzen-
- Wirtschaftlichkeitsdimensionen
- Prognose der Entwicklungen und Auswirkungen von IS
2. Wirtschafts-informatik (WI) als Wissenschaftsdisziplin – welche Merkmale kennzeichnen die WI als eine Wissenschaft? Zeigen Sie für jedes der Merkmale ein Beispiel bezogen auf die WI auf.
Profil der Wirtschaftsinformatik
Gegenstand der WI sind Informationssysteme (IS) in
- Wirtschaft
- Verwaltung
- Privat
Merkmale der WI als Wissenschaftsisziplin
- WI als eigenständige, interdisziplinäre Wissenschaft, mit Wurzeln in
- Informatik
- Wirtschaftswissenschaften (v.a BWL)
- WI hat Elemente von:
- Realwissenschaft, weil Phänomene der Wirklichkeit untersucht werden
- Ingenieurswissenschaft, weil IS gestalten eine Konstruktionssystematik verlangt
- Verhaltenswissenschaft, weil man soziale Wirklichkeit analysieren kann
- Formalwissenschaft, weil man formale Beschreibungsmethoden braucht
3. WI vs. IS
WI
- Entwickelt Anwendungssysteme
- Konstruktions- und gestaltungsorientiert
IS
- Untersucht Wirkung und Akzeptanz von Systemen
- Verhaltens- und empirisch orientiert
- -->«halbschwester»disziplin von WI
-> WI und IS ergänzen sich:
- WI entwickelt Systeme
- IS beurteilt
- WI korrigiert gefundene Schwächen
4. Aktivitäts-perspektiven
- Substitution: Maschine ersetzt Mensch, z.B. Bankomat
- Unterstützung: Maschine unterstützt Mensch, z.B. mit Computer mache ich Aufgaben effizienter und effektiver
- Kollaboration: Maschine kollaboriert mit Mensch, z.B. Maschine programmiert, Mensch ergänzt mit «gesundem Menschenverstand»
5. Realwissenschaften
Wissen über Gestaltung der Realität
6. Induktion und Deduktion
Induktion: vom Einzelfall zum Allgemeinen
Deduktion: vom Allgemeinen zum Einzelfall
7. Theorie als «standing on the shoulders of giants“
a.) was bedeutet diese Aussage? (5 Punkte) b.) Skizieren Sie eine potentielle Theorie, die im Kontext der WI angewandt werden kann
Theorie als standing on the shoulders of giants:
- Theorieverständnis hängt von wissenschaftstheoretischer Position ab
- Allgemein: Theorien
- = spezifische Ausschnitte (Bilder) der Realität
- beschreiben und erklären diese Realität
- müssen geprüft werden können
- werden genutzt für Prognosen und Handlungsempfehlungen
8. Anforderungen an Wissenschaft / Wissenschaftliche Arbeiten (auch Masterarbeit)
Kriterien für gute Wissenschaft
Ziele der Wiss.theorie
- Institutionen (Universitäten etc.)
- Theorien etc. müssen Fakten erklären
- Methoden müssen zu einem Resultat führen
- Allgemeingültigkeit (Induktion und Deduktion)
- Rigor & Relevanz (siehe oben)
- Standing on the shoulders of giants
- Forsche und Publiziere (siehe oben)
- Interessant
- Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften (Zeitschriften erfüllen viele qualitätskriterien, z.B. wenn in MIS quarterly publiziert, dann Rigor erfüllt)
9. Erläutern Sie die Bedeutung der „Rigerosität“ im Kontext der Wissenschaftsdisziplin Wirtschaftsinformatik.
„Rigor versus Relevance“. Diskutierten Sie die beiden Paradigmen indem Sie eine Argumentenbilanz erstellen.
Rigor (Rigorosität)
Resultate müssen:
- Glaubwürdig
- testbar
- überzeugend
- nachvollziehbar
- wahr
- nach systematischem Prozess
- nach genauer Analyse sein
Relevance (Relevanz)
Resultate müssen:
- der Menschheit nützen
- der Praxis nützen
- praxisrelevant sein
Problem:
- Relevant für wen? Aus heutiger oder künftiger Sicht?
- Relevanz ist schlechter messbar als Rigorosität!
- Risiko einer Fehleinschätzung grösser
- -> Relevanzkriterium ist schwerer zu erfüllen deshalb ist Fokus «leider» auf Rigorosität
Zielkonflikt:
Wissenschaftliche Rigorosität vs. Praktische Relevanz
10 .„Forsche und Publiziere“ – was bedeutet dies im Kontext der Wissenschaftsdisziplin WI?
«Forsche und Publiziere»
- Wissenschaftler publizieren ihre Ergebnisse gerne
- Publikation = Ruf der Wissenschaftler
- Annahme: alle relevante Forschungsergebnisse sind publiziert
- Aktuelle Literatur = aktueller Stand der Forschung
-> Was nicht in der Literatur ist, ist noch nicht erforscht
Wie entstehen wissenschaftliche Aussagen:
- Arbeitsbericht
- Konferenzbeitrag
- Journal Artikel
- Monographie
- Lehrbuch
- Wörterbuch
9. Erkenntnistheorie / Epistemologie/Wie entsteht Wissen
Epistemologie = Erkenntnistheorie = Theorie des Wissens
12. Empirische Forschungsmethoden - Qualitativ vs Quantitativ. Stelle beide Methoden gegenüber & zeige n einem Beispiel (Methodenszenario) die Merkmale/ Unterschiede auf.
Qualitativ
- Verwendet qualitative Daten (Interviews, Fallstudien etc.)
- Ziel:Mensch mit seinem sozialen und kulturellen Umfeld verstehen
Quantitativ
- Verwendet quantitative Daten (Umfragen, Laborexperimente etc)
- Analyse mit statistischen Verfahren
- Ziel: Zusammenhang zwischen Daten präsentieren
13. Wirtschaftsinformatik (WI) als Wissenschaftsdisziplin – Beschreiben sie Relevanz und Anspruch der WI
Relevanz und Anspruch der WI
- IS haben überall unverzichtbare Rolle:
- Ökonomie
- Politik
- Sozial
- Unsere Lebens-und Arbeitswelt wird immer mehr «informatisiert»
- Menschen, Dinge und Dienste werden vernetzt
- Innovative Lösungen nötig für wirtschaft und Gesellschaft
- IS wird angewendet in:
- Energie
- Sicherheit
- Bildung
- Kommunikation
Media
14. Wissenschaftliche Strömungen
Relativismus:
- Wahrheit ist relativ, abhängig von Voraussetzungen
- Es gibt keine absolute Wahrheit
- Keine Allgemeingültigkeit
Pragmatismus
- Wahrheit hängt von praktischen Konsequenzen und Wirkungen ab
Kritische Theorie
- Kritik an traditionellem Wissenschaftsverständnis
- Begründungen muss man mit Diskussionen machen
- -> Kommunikation
- Glaubt, dass es Chance auf Konsens gibt
(Kritischer) Rationalismus
- Wissenschaftliche Aussagen kann man nicht beweisen (lehnt Induktion ab)
- Man kann sie nur falsifizieren
- Falsifikation = beweisen dass eine Aussage falsch ist
Sozialkonstruktivismus
- Zeigt, wie einzelne soziale Phänomäne konstruiert sind
- Wie Menschen Phänomäne erzeugen und diese als Traditionen leben
- Europäer konstruieren ihre eigen Wirklichkeit, Asiaten ihre eigene etc.
Systemtheorie
- Systeme werden benützt, um komplexe Phänomäne zu erklären
- Somit erklären sie Systemverhalten
- Z.B wenn ich eine kriminelle Person habe muss ich sein System (Schule, Eltern, Vergangenheit, Sprache etc. beobachten sonst kann ich ihn nicht verbessern)
(Logischer / Theoretischer) Empirismus
- Empirie = Erfahrung
- Wissen über Wirklichkeit kommt von Erfahrung
- Aussagen müssen
- Kontrollierbar
- testbar
- erfahrungsbezogen
- Vertreter der Induktion
15. Design Science vs. Behavioral Science
Design Science (Ansatz von Hevner)
- Ursprung in Ingenieurwissenschaften
- Ziel, Problem zu lösen und in der Praxis anzuwenden
- Entwickle Ideen, technische Lösungen, Produkte etc. dank Analyse, Design und Management von IS
- IT Artifakten Design
Behavioral Science
- Ursprung in Naturwissenschaften
- Ziel, Problem zu verstehen
- Wie kommt es zu einem Verhalten?
- Entwickle Theorien die Menschliches Verhalten erklären dank Analyse, Design und Management von IS
- Mensch-Computer-Interaktion
- Beispiel Apple
SP 4 Relevance & Design Science
Design Science: siehe Hevner
- Ziel: Artefakte schaffen
- Zuest Realität beschreiben, dann lösen
- Wichtig ist eine Kombination von einfachem Text und einfachen Bildern
Relevanz hat mit einer Business Anforderung, «need» zu tun. (siehe Hevner)
- Relevanz heisst, dank meinem «Artefakt» kann der Kunde sein Ziel erreichen, d.h. ist:
- effektiver
- effizienter
- kleinere Risiken
- breiter einsetzbar
- zufriedener
1989 Eisenhardt K.M. Building Theories from Case Study Research
Beschreibt wie man Case Studies benützt, um Theorie zu entwickeln
Beschreibt den Case Study Prozess, Vor-und Nachteile von Case Studies
Case Studies sind:
- geeignet vor allem für neue Themen
- geeignet um Theorie zu entwickeln, beschreiben und testen
- können qualitative, quantitative oder beide Daten benützen
- Vorteile: grosse Wahrscheinlichkeit, neue Theorie zu entwickeln und /oder existierende Theorien in neue Vision bringen, testbar, empirisch valid
- Nachteile: Theorie kann zu komplex werden
- Verallgemeinerung schwierig wenn man versucht Theorie Bottom up zu bilden
1998 Frank Wissenschaftstheoretische Herausforderungen der WI
Informatik läuft Gefahr, sich in der Vielzahl von konkreten und komplexen Aufgaben zu verlieren
Thesen:
- Die WI sollte sich um interdisziplinäre Ausrichtung bemühen
- Die WI benötigt neue Formen von Forschungsorganisation
- Die WI sollte ihre Wissenschaftlichkeit betonen und nicht nur auf Praxisorientierung fokussieren
-> Universitäten spielen hier eine grosse Rolle
2003 Frank Gründe für Wissenschaftstheorie
- Frank erklär die Chancen und Herausforderungen der Widerbelebung von Wissenschaftstheorie, weil er findet dass das Interesse an Wissenschaftstheorie in den letzten Jahren abgenommen hat
- Thesen:
- 1. Forschungsmethoden sind
- bedeutsam aber auch
- hinderlich, weil sie bei naiver Interpretation kontraproduktiv sein können
- 2. Resultate der wissenschtlichen Forschung müssen: abstrakt, originell und begründet sein
- Wissenschaftskultur brauch Hedonismus (Freude, Vergnügen, Lust) um produktiv zu sein
- 1. Forschungsmethoden sind
Vorschlag: Konferenzen!
Hevner et al MISQ Design Science
Hevner’s Design Science:
- Basiert auf Business / IT Alignment nach Henderson und Venkatraman
- Hevner’s kriterien:
- Design als Artifakt: Muss einen gültigen Artifakt produzieren
- Relevanz: Ziel ist, technologiebasierte Lösungen für Business-Probleme zu entwickeln.
- Design beurteilung: Artifakt muss nützlich, qualitätsvoll und effektiv sein
- Beitrag zur Forschung: muss einen Beitrag zur Forschung leisten
- Rigorosität: Für die Konstruktion und Beurteilung des Artifakts rigoröse Methoden verwenden
- Design als Suchprozess: Mittel nutzen, um das erwartete Ergebnis zu erreichen
- Kommunikation: muss sowohl der IT als auch Management präsentiert werden
Steininger, Riedl, Roithmayr (2007) forschen über „Modeerscheinungen in Information Systems und Wirtschaftsinformatik“. Beschreiben Sie stichpunktartig die verwendete Forschungsmethode (5 Punkte) und diskutieren Sie Ergebnisse der
Methode:
- Dokumentenanalyse
- Untersuchung: 65'000 Artikel in 29 Fachzeitschriften von 1994 – 2005.
Resultate:
- Jeder fünfte untersuchte Forschungsartikel behandelt ein Modethema
- Moden sind vielmehr in der Praxis
Ansicht der Autoren:
- Konzentration auf Modethemen kann Vorteile aber Nachteile sind grösser
- Vorteile: Aktuelle Probleme werden rasch bewältigt
- Nachteile: Themen sind schnell veraltet
2001 GI Profil_WI
Siehe oben, Gegenstand, Ziele und Relevanz der WI als Wissenschaftsdisziplin
- 2012 Liggesmeyer, Die Informatik und die Anderen
- Informatik ist «überall drin», Konsequenz:
- Informatik muss die Rahmenbedingungen der verschiedenen Anwendungsbereiche beachten
- Anwendungsbereiche werden durch Informatik verändert, aber auch verändern sie Informatik
- Informatik baut Brücken zwischen den anderen Disziplinen, Konsequenz:
- Informatiker mit guten Kenntnissen in den anderen Disziplinen sind gesucht
- Informatiker sind sympatische, kommunikative, intelligenze Menschen mit sehr guten Karrierechancen, aber das wird nicht so präsentiert. Warum?
- Die «Anderen», hauptsächlich Medien sind daran Schuld
- Aber die Trennung zwischen Informatik und anderen Disziplinen verschwindet mehr und mehr
- Wir sind Informatik, andere auch. Und das ist gut so!
Hess, Matt und Hilbers Bekannte und weniger bekannte Wege zu praxisrelevanter Forschung in der Wirtschaftsinformatik
Hess et al. (2014) diskutieren u.a. die „Empirische Forschung und Praxisrelevanz“ im Kontext der WI. Skizzieren Sie die Argumente und ggf. Beispiele, wann empirische Forschung bzw. Fallstudien relevant sind.
These: Nur gestaltungsorientierte Methoden schaffen praxisrelevante Beiträge
- Gestaltungsorientierte Forschung:
- Traditionell bevorzugte Methode
- Verlangt starke Interaktion mit der Praxis
- Bildet IT-Artefakte
- Relevanzkriterien:
- anwendbar auf andere Problemklassen
- nachvollziehbar
- Nutzen
- originell
- Formal-analytische Forschung:
- Auch traditionell bevorzugt
- Beschreibt und modelliert Zusammenhänge zwischen Einflussgrössen
- Wenn Voraussetzungen erfüllt sind, können praxisrelevante Resultate erreicht werden
- Empirische Forschung:
- Weniger verbreitet
- Versucht, die Realität zu beschreiben
- Kann helfen, «Best Practices» aufzudecken
- Starker Theoriebezug
- Wenn Voraussetzungen erfüllt sind, können praxisrelevante Resultate erreicht werden
Fazit: Praxisrelevante Beiträge werden NICHT NUR von gestaltungsorientierter Forschung geliefert
- Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, können auch die anderen zwei Methoden praxisrelevante Resultate liefern.
- Umgekehrt liefern gestaltungsorientierte Forschung nicht automatisch praxisrelevante Resultate, sondern wenn Voraussetzungen erfüllt sind.
- Vorschlag: In Forschungsprojekten verschiedene Methoden kombinieren!