WATE- Wissenschaftstheorie

Modul Wissenschaftstheorie MSC BA BFH

Modul Wissenschaftstheorie MSC BA BFH

Luca D'Alberto

Luca D'Alberto

Kartei Details

Karten 92
Sprache Deutsch
Kategorie BWL
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.01.2017 / 19.01.2020
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Induktion als notwendiger Ausgangspunkt zur BIldung von Theorien (BWL)

Wesshalb ist diese Methode umstritten?

  1. Die Verallgemeinerung von Beobachtungen: Es wird angenommen, dass ein Schluss aus der Vergangenheit sich in der Zukunft wiederholt. Dies ist nicht gerechtfertigt, da sich dies nicht fortsetzen muss in der Zukunft.
  2. Die Ableitung von kausalen Erklärungen aus Beobachtungen: Wenn Ereignis B regelmässig auf ein Ergebnis A folgt, kann daraus noch nicht geschlossen werden, das A die Ursache dafür ist. 

 

Deduktion (Formen des wiss. Schlussfolgern)

Bei der Deduktion erfolgt das Schliessen im umgekehrter Weise als bei der Induktion. Man schliesst also vom Allgemeinen auf das Besondere, d.h. eine allgemeine Gesetzmässigkeit wird auf einen Einzelfall übertragen: 

Wissen: Auf dem Markt X sind billige Produkte von minderwertiger Qualität (Regel).

Erfahrung: Produkt A is billig zu erwerben (Fall).

Schlussfolgerung: Produkt A is von minderwertiger Qualität (Resultat)

Problematik bei der Deduktion

1.    In der Realwissenschaft gibt es so gut wie keine ausnahmslos geltende Gesetzmässigkeit, da zu es zu eine immer Ausnahmefälle gibt und zum anderen sich die Realität verändern kann. In der Betriebswirtschaftslehre (wie auch in den Sozialwissenschaften) kommt hinzu, dass Handeln menschliche Entscheidungsfreiheit zulässt und somit nur unzureichend vorhersehbar ist.


Lösung:  Statt absoluter Gesetzmässigkeiten heranziehen, statistische Gesetzmässigkeiten nehmen die mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit zutreffen.  


2.    Es bleibt unklar auf welcher Weise bestehende Gesetzmässigkeiten erkannt werden können. 


Lösung: Induktives Schliessen heranziehen. Es ergibt sich somit ein Wechselspiel zwischen Induktion und Deduktion.

 

Abduktion (Formen des wiss. Schlussfolgern)

Bei der Abduktion werden die Beobachtungen und noch zusätzliches Hintergrundwissen für die Schlussfolgerung miteinbezogen. 

Wissen: Auf dem Markt X sind billige Produkte von minderwertiger Qualität (Regel)

Erfahrung: Produkt A ist billig zu erwerben (Fall)

Hintergrundwissen: Produkt A wurde von einem Qualitätshersteller in einem Land mit niedrigem Lohnniveau hergestellt.

Schlussfolgerung: Produkt A könnte auch von höherer Qualität sein (Resultat)

Häufig bei ärtzlicher Diagnose genutzt:

Bsp: Der Patient berichtet von Symptomen wie Fieber, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit. Dies deutet auf eine Grippe hin (allg. Regel). Wenn der Patient nun berichtet, dass er auf Reisen war (Hintergrundwissen), wird er auch Malaria miteinbeziehen. 

Wissenschaftliche Aussagen

beantworten wissenschaftliche Fragen. Wissenschaftliche Aussagen können nach Arten unterschieden werden. Wissenschaftliche Aussagen sind hinsichtlich ihrer Gültigkeit überprüfbar.

Wie werden wissenschaftliche Aussagen unterschieden?

Man unterscheidet zwischen

  • analytischen Aussagen

und

  • empirischen Aussagen

Analytische Aussagen

kommen allein durch Denken zustande und sind von der Realität unabhängig. Ihre Richtigkeit ist logisch durch Deduktion überprüfbar.

Aus analytischen Aussagen können Idealtheorien oder Formaltheorien erstellt werden, die anschliessend als Grundlage für die Bildung realwissenschaftlicher (empirischer) Aussagen sowie Handlungsempfehlungen dienen.

Empirische Aussagen

Im Unterschied zu analytischen Aussagen sind empirische Aussagen synthetische (zusammengesetzte) Aussagen, die sich auf die Realität beziehen. Ihre Richtigkeit wird sowohl logisch als auch an der Realität überprüft. Die Realität unterscheidet sich je nach wissenschaftlicher Position.

Unterscheidung empirischer Aussagen nach Geltungsbereich

  • Idiographische Aussagen (sind Beschreibungen von EInzelfällen)
  • Nomologische Aussagen (sind von universeller Gültigkeit)

Vorgehen bei Aussagen

Ein untersuchter kleiner Ausschnitt wird Stichprobe genannt und widerspiegelt die Population. Zur Beschreibung der Stichprobe dient die deskriptive (beschreibend) Statistik, zur Generalisierung auf die Population wird die Inferenzstatistik herangezogen. Die Inferenzstatistik erlaubt die Ableitung nomologischer oder nomothetischer Aussagen. Dabei werden deterministische Aussagen (sind mit Sicherheit gültig) und probabilistische Aussagen (nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit gültig) unterschieden.

Empirische Aussagen werden unterschieden in:

  • beschreibende/deskriptive Aussagen
  • erklärende Aussagen
  • vorhersagende Aussagen
  • technologische Aussagen

Deskriptive Aussagen (empirische Aussagen)

liefern eine Beschreibung von Tatbeständen oder aus diesen abgeleiteten Merkmalen. Tatbestände können als Phänomene bezeichnet werden. Merkmale sind Eigenschaften/Charakteristika dieser Phänomene. Sind verschiedene Ausprägungen dieser Merkmale zu erkennen, werden sie als Variablen bezeichnet. Der Ausdruck Daten kann sich sowohl auf die Phänomene wie auch auf die Merkmale beziehen.

Erklärende Aussagen

geben eine Antwort auf die Frage „Warum?“. Sie liefern eine Erklärung für das Zustandekommen der untersuchten Tatbestände. Dabei kann man kausale Erklärungen (aufzeigen Ursache-Wirkungs-Beziehung), finale Erklärungen (Angabe Handlungszweck) und funktionale Erklärungen (Angabe spezifischer Aufgabe des untersuchten Tatbestandes) unterscheiden. Kausale Aussagen können aus Ausgangpunkt einer Untersuchung dienen (Hypothesen) als auch das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung bilden.

Vorhersagen (empirische Aussagen)

betreffend die Übertragung von gewonnen Erkenntnissen auf neue Realitätsausschnitte. Zu unterscheiden sind drei Aspekte: Die Individualisierung beinhaltet den Versuch, gewonnene Erkenntnisse auf einen Einzelfall anzuwenden. Die Generalisierung beinhaltet den Versuch, den Geltungsbereich zu erweitern. Die Prognose versucht, Vorhersagen über künftige Tatbestände zu treffen.

Technologische Aussagen (empirische Aussagen)

sind handlungsrelevante Anweisungen, die eine Antwort auf die Fragen „Wozu?“ und „Wie?“ geben. Sie beschreiben eine Ziel-Mittel-Beziehung. Die Tautologische Transformation beinhaltet die Übertragung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen direkt auf Ziel-Mittel-Beziehungen.

Tautologische Transformation

beinhaltet die Übertragung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen direkt auf Ziel-Mittel-Beziehungen. Die Bedeutung dieser tautologischen Transformation kann am folgenden Beispiel gezeigt werden:
Wenn ein Unternehmen marktorientiert arbeitet (Ursache), dann ist es erfolgreich (Wirkung).
Wenn ein Unternehmen erfolgreich sein will (Ziel), muss es marktorientiert handeln (Mittel).
Tautologische Transformationen haben grosse Ähnlichkeit zu Prognosen.

Theorien sind...

Theorien sind Gesamtsichten oder auch "Weltsichten" (bspw. "Ich schaue auf die Welt mit meiner Brille" oder "Ich schaue auf die Welt mit einer anderen Brille"). Einzelaussagen können zu solchen Gesamtsichten bzw. Theorien zusammengefasst werden. Aus den Theorien / Gesamtsichten lassen sich wiederum auch Einzelaussagen, sogenannte Hypothesen ableiten, welche überprüft werden können.

Theoreme

sind bereits überprüfte Aussagen

Eine Theorie besteht aus:

  • Axiomen
  • Definitionen
  • Aussagen

 

Axiomen (Bestandteil Theorie)

Axiome sind Annahmen oder auch "Prämissen". Sie dienen als Voraussetzung zur Ableitung der Definitionen und Aussagen, müssen aber selbst nicht begründet werden. Annahmen müssen gemäss dem gegenwärtigen Stand des Wissens einsichtig sein aber nicht zwingend von diesem Wissen abgeleitet. Vorannahmen können sich auf Grundannahmen über die Beschaffenheit der Realität als auch auf Grundannahmen hinsichtlich der wissenschaftlichen Herangehensweise (vgl. Kap. 4) beziehen.

Defintionen (Bestandteil Theorie)

Aussagen einer Theorie beziehen sich auf Begriffe. Definitionen dienen zu inhaltlicher Klärung dieser Begriffe, um Missverständnisse und Mehrdeutigkeiten zu vermeiden. Sie dienen auch zur Eingrenzung.

Aussagen (Bestandteil Theorien)

Aussagen sind Kernbestandteile einer Theorie. Sie stellen Beziehungen zwischen einzelnen Begriffen her. In der Realwissenschaft liegt der Fokus auf synthetischen Aussagen. Diese stellen Hypothesen dar, die an der Realität (Empirie) überprüft werden müssen.

Arten von Theorien

  • Formalwissenschaftliche Theorien
  • Erklärende Theorien
  • Technologische Theorien

Formalwissenschaftliche Theorien

  • Kommen alleine durch "Denken" zustande (mittels Deduktion der Annahmen (Axiomatisierung)
  • Formale Theorien funktionieren auf dem Papier (nur Annahmetests)
  • Es stehen keine empirischen Daten im Hintergrund.
  • Gütekriterium: Logisch begründbare Ableitung, Widerspruchsfrei
  • Bsp. Bilanztheorie, Kostenrechnung, CAPM

Erklärende Theorien

  • Zusammenfassende Gesamtsicht eines Ausschnitts der Realität
  • Beschreibung, Erklärung und Vorhersage realer Tatbestände
  • Es besteht ein wirklicher Bezug zu empirischem Material.
  • Allgemein Formulierung mit einer Gültigkeit für eine grosse Zahl verschiedener Phänomene mit demselben Begriffssystem.
  • Gültigkeitskriterium:Übereinstimmung mit der Realität (Wahrheit)
  • Bsp. Spieltheorie

Technologische Theorien

  • Dienen weniger der "Aufklärung" sondern der "Steuerung" von zweckgerichtetem Handeln
  • Versuchen Handlungen für gewisse Zwecke oder Zielzustände zu bestimmen.
  • Gültigkeitskriterium: Angemessenheit in Bezug auf die auszuführende Handlung (Tauglichkeit/Zweckmässigkeit)
  • Bsp. Doppelte Buchführung

Hypothesen (Theorien)

machen Aussagen über die Beziehung zwischen den einzelnen Begriffen einer Theorie.

Wie nennt man vage Hypothesen?

"explorative" Hypothesen (Vermutungen = Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Theorie)

Wie müssen Hypothesen formuliert sein?

so formuliert werden, dass sie potenziell widerlegbar (falsifizierbar sind).

Was benötigt es um Hypothesen zu überprüfen ?

Um Hypothesen zu überprüfen, müssen sie operationalisiert, das heisst ihre inhaltliche Definition so konkretisiert werden, dass sie gemessen werden können. In einem ersten Schritt soll angegeben werden, welche Phänomene der Realität den inhaltlichen Begriff repräsentieren (Indikatoren). In einem zweiten Schritt wird eine Messgrösse angegeben, die zur Erfassung der Ausprägung des Indikators dient.

Nach was unterscheiden sich Hypothesen? (Theorien)

In der Art bzw. Stärke des angenommenen ZUsammenhangs zwischen den untersuchten Variablen.

Zusammenhangshypothese (Theorien)

x und y hängen zusammen

  • Je höher die Arbeitsleistung (x), desto höher ist das Gehalt (y).
  • Je höher der Verkaufspreis (x) eines Produkts, desto hochwertiger ist dessen Qualität (y)
  • Je höher die Anzahl der Mängel (x) bei einem Produkt, desto niedriger ist dessen Verkaufspreis.

Zusammenhangshypothesen und Unterscheidungshypothesen können wechselseitig ineinander überprüfbar sein.

Unterschiedshypothesen (Theorien)

X1 und X2 unterscheiden sich hinsichtlich y

  • Hochwertige Produkte (x1) haben einen höheren Verkaufspreis (y) als minderwertige (x2).
  • Arbeiter (x1) verdienen weniger Geld (y) als Angestellte (x2).
  • In ländlichen Gebieten (x1) werden vergleichbare Produkte zu einem niedrigeren Preis (y) verkauft als in städtischen Gebieten (x2)

Zusammenhangshypothesen und Unterscheidungshypothesen können wechselseitig ineinander überprüfbar sein.

KAusalhypothesen (Theorien)

x bewirkt y

x bewirkt y und y bewirkt x

  • Die Qualität (x) eines Produkts bestimmt dessen Verkaufspreis (y).
  • Erhöhungen des Gehalts (x) führen zu einer verbesserten Arbeitsleistung (y).
  • Erhöhungen des Gehalts (x1) und Freude an der Arbeit (x2) führen zu einer verbesserten Arbeitsleistung (y).
  • Freude an der Arbeit (x1) führt zu einer verbesserten Arbeitsleistung (y1) und zu einem höheren Gehalt (y2).
  • Höhe des Gehalts (x) und Arbeitsleistung (y) beeinflussen sich gegenseitig

Was können Ausgangspunkte für neue Theorien sein?

  • bestehende Theorien
  • eigene Beobachtungen

Was beinhalten Beobachtungen? (Theorien)

Beobachtungen beinhalten immer eine bestimmte Sichtweise (Blickwinkel der eingenommen wird sowie Erwartung durch den Beobachtenden). Bspw. kann ein Haus von vorne betrachtet werden, dann bleibt die Rückseite verborgen. Niemals können alle Aspekte eines Gegenstands gleichzeitig berücksichtigt werden.

Erwartungen können durch vorangegangene Erfahrungen geprägt sein (empiristische Auffassung) oder sie können in der Natur des menschlichen Geistes liegen (idealistische Auffassung). In beiden Fällen bedingen die Erwartungen bestimmte Voreinstellungen, die einen Rahmen vorgeben innerhalb dessen auftretende Beobachtungen oder gemachte Befunde interpretiert werden. Zum gegebener Zeitpunkt ist der rahmen Standard und wird nicht in Frage gestellt. Über die Zeit hinweg, kann sich dieser Rahmen durch andersartige Überlegungen, neue Erfahrungen oder neue entwickelte Instrumente verändern. Bei den Rahmenbedingungen, die in der Wissenschaft wirksam werden, kann es sich um einzelne Annahmen über einen Gegenstandsbereich handeln (Prämissen/Axiome/Annahmen). Bspw. das Axiom in der BWL, dass die Menge der verfügbaren Güter begrenzt ist.

Gültigkeitskriterium für erklärende Theorien

Wahrheit

Gültigkeitskriterium für technologischen Theorien

Tauglichkeit

Welche Formen der Überprüfung von Theorien gibt es?

  • Verifikation
  • Falsifikation
  • Evidenznachweis (für tech. Theorien)
  • Hermeneutische Rekonstruktion

Verifikation von Theorien

  • Positiver Nachweis der Gültigkeit von Aussagen.
  • Nachweis kann für Einzelereignisse (Existenzbeispiel) erbracht werden. Bei Allgemeinheitsanspruch schwierig.
  • Eine Theorie würde dann verifiziert, wenn alle abgeleiteten Hypothesen durch empirische Befunde bestätigt werden. In diesem Fall wäre die Theorie universell gültig.
  • Unmöglich, da niemals auszuschliessen ist, dass neue Befunde auftauchen die mit der Theorie in Widerspruch stehen.