MM3 03461 Gesundheitpsychologische Modelle

FUH MM3 03461 Gesundheitpsychologische Modelle zu Stress, Stressbewältigung und Prävention / Gesundheitsförderung

FUH MM3 03461 Gesundheitpsychologische Modelle zu Stress, Stressbewältigung und Prävention / Gesundheitsförderung

Mirjam Reh

Mirjam Reh

Kartei Details

Karten 31
Lernende 24
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.01.2017 / 16.07.2024
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Welche 4 Konzeptionen von Stress lassen sich unterscheiden?

Reaktions-bezogen
Situations-bezogen
Relational
Ressourcen-bezogen

Wie wird Stress unter reaktionsbezogener Sichtweise definiert?

Stress ist eine allgemeine physiologische Reaktion des Organismus auf belastende Reize oder Umweltanforderungen.

Was ist das Allgemeines Anpassungssyndrom (AAS) nach Selye?

Stressreaktion = universeller Abwehrmechanismus zur Bereitstellung von Energie 
Organismus reagiere spezifisch auf verschiedene Anforderungen, jedoch immer begleitet von unspezifischen Veränderungen = Allgemeines Anpassungssyndrom (AAS)
3 Phasen der Reaktion auf einen Stressor

Was ist eine physiologische Stressreaktion?

komplexe Reaktion, die den Körper innerhalb kürzester Zeit darauf vorbereitet, einer drohenden Gefahr mit einer großen motorischen Aktion (Kampf oder Flucht) zu begegnen. Dabei werden dazu notwendige Systeme und Funktionen angeregt und regenerative und reproduktive Systeme und Funktionen gedrosselt.

Auf welche Weise wird die Stressreaktion im Körper vermittelt?

Vermittlung der Stressreaktion über 2 Achsen
1. Sympathikus-Nebennierenmark-Achse --> Ausschüttung von Katecholaminen
2. Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse --> Ausschüttung von Corticosteroiden
 

Welche sofortigen Stressreaktionen lassen sich im Körper identifizieren?

Als Reaktion auf eine gegenwärtige Bedrohung mobilisiert der Körper seine Kraft- und Schnelligkeitsreserven.

Folgende Reaktionen finden sich in spezifischen Organen:

1. Gehirn: Das Schmerzempfinden wird abgeschwächt, Denk- und Erinnerungsvermögen sind geschärft

2. Augen: Die Pupillen weiten sich, um mögliche Bedrohungen zu erkennen

3. Lungen: Die Bronchien dehnen sich, die Atmung wird schnell, die Lungen nehmen mehr Sauerstoff auf

4. Herz: Puls und Blutdruck steigen, zusätzliche Mengen Sauerstoff und Glukose werden in den Körper gepumpt

5. Leber: In Form von Glykogen gespeicherter Zucker wird in Glukose umgewandelt

6. Nebennieren: Diese Drüsen produzieren die "Angriff/Flucht"-Hormone, die Katecholamine

7. Milz: Damit mehr Sauerstoff zu den Muskeln transportiert werden kann, stößt die Milz wermehrt rote Blutkörperchen aus, die sie wie ein Schwamm gespeichert hatte

8. Darm und Harnblase: Die Verdauung setzt aus, die so eingesparte Energie wird den Muskeln zugeführt

9. Muskeln: Zur besseren Blutversorgung weiten sich die Blutgefäße in den großen Muskeln

10. Blut: Die Blutungsneigung nimmt ab, das Blut gerinnt schneller

11. Haare: Weil es Tiere größer und damit gefährlicher Aussehen lässt, richten sich die Haare auf (Gänsehaut)

Welche verzögerten Stressreaktionen lassen sich im Körper identifizieren?

Wenige Minuten nach dem "Angiff-oder-Flucht" Impuls nimmt der Organismus weitere Veränderungen vor, um sich zu stabilisieren und zu regenerieren.

1. Gehirn: Der Hippocampus, Sitz von Erinnerungs- und Lernvermögen, wird aktiviert, um den Stress zu verarbeiten.

2. Immunsystem: Die Infektionsabwehr wird aus bisher nicht geklärter Ursache reduziert.

3. Leber: Gespeicherte Energie in Form von Fett wird in verfügbaren Treibstoff umgewandelt.

4. Nebennieren: Die Nebennieren stoßen Kortisol aus,welches die Verdauung und die Immunabwehr herunterreguliert.

5. Geschlechtsorgane: Bei längerem Stress-Zustand wird die Produktion der Geschlechtshormone gedrosselt.

Welche chronischen Auswirkungen hat Stress auf den Körper?

Wird die Stress-Reaktion zu häufig hervorgerufen, kann das langfristig zu Schäden führen.

1. Gehirn: Kortisol schädigt mit der Zeit die Gehirnzellen und kann unter Umständen die Wahrnehmung beeinträchtigen. Es drohen Erschöpfung, Gereiztheit und Depression

2. Darm: Das Drosseln der Blutversorgung macht die Magen- und Darmschleimhaut anfällig für Geschwüre

3. Immunsystem: Das wiederholte Bremsen der Abwehrzellen führt zur Schwächung des Immunsystems

4. Blutgefäße: Erhöhter Blutdruck und Herzschlag verringern die Elastizität der Blutbahnen.

Auf welche Weise wird Stress unter situationsbezogener Perspektive definiert?

Stress entsteht durch externe Reize, Anforderungen und Umweltbegebenheiten (=Stressoren), die durch ihr Auftreten eine starke Belastung darstellen und dem Individuum eine Neuanpassung an die Situation abverlangen

Welche Merkmale weisen Stressoren auf?

Merkmale von Stressoren:
hohe Intensität
lange Dauer
Neuartigkeit
Unvorhersehbarkeit
Unkontrollierbarkeit
Mehrdeutigkeit

Was sind kritische Lebensereignisse (critical life events)?

Positive oder negative Ereignisse im Leben eines Menschen, die zentrale Veränderungen hervorrufen und psychosoziale Bewältigungsleistungen erforderlich machen

In welche Klassen lassen sich kritische Lebensereignisse einteilen?

1. Non-normative Belastungen

  • eher selten und unvorhersehbar auftretende, stark belastende Stressoren
  • z.B. Scheidung, Missbrauch, chronische Erkrankungen, Arbeitslosigkeit

2. Normative Belastungen

  • soziale Veränderungen, die in Einklang mit den kulturell definierten Entwicklungsaufgaben stehen
  • mittlerer Belastungsgrad, der sich durch Anhäufung stark steigern kann

3. Zeitbezogene Belastungen

  • z.B. Umweltzerstörung, politische oder militärische Konflikte, Migration
     

Mit welcher Skala lassen sich kritische Lebensereignisse erheben und wie ist diese aufgebaut?

Social Readjustement Rating Scale (SRRS; Holmes & Rahe, 1967)

43 prägnante Lebensereignisse
Gewichtung durch life change units (LCU)
Summenscore = erlebtes Stresslevel in den letzten 12 Monaten

Was ist bei der Social Readjustement Rating Scale (SRRS) zu beachten?

basiert auf Untersuchungen aus den 1960ern
Übertragung auf verschiedene Kulturkreise nicht geprüft
keine Berücksichtigung des Ausbleibens von Ereignissen
Grenzwerte und Wahrscheinlichkeiten für eine Erkrankung nicht ausreichend validiert

Wie werden Alltagsbelastungen definiert?

daily hassles = irritating, frustrating, distressing demands and troubled relationships that plague us day in day out

Was wird bei der Forschung zu Alltagsbelastungen untersucht?

Untersucht wird die Bedeutung der vielfältigen kleinen, ärgerlichen und häufig unvorhersehbaren Ereignisse des Alltags und ihre Auswirkungen auf das Stresserleben

Mit welcher Skala lassen sich Alltagsbelastungen erfassen und wie ist diese aufgebaut?

Alltagsbelastungsfragebogen (ABF; Traue et al., 2000)

58 Items mit potentiell belastenden Alltagsereignissen und 2 Leerkategorien für Nicht-Genannte Ereignisse

 

Welche Kennwerte lassen sich für den Alltagsbelastungsfragebogen (ABF) bestimmen?

Kennwerte: 
stimulusbezogene Erfassung von Stress:

  • Frequenz (Anzahl der aufgetretenen Ereignisse), 

subjektive Komponenten:

  • Summe (Summe der durch die Ereignisse erfahrenen Belastung) und
  • Summe/Frequenz (durchschnittliche Belastung)

Welcher Zusammenhang zwischen Alltagsbelastungen bzw. kritischen Lebensereignissen und Gesundheit konnte festgestellt werden?

daily hassles sind in der Regel stärker mit Kriterien der physischen und psychischen Gesundheit verbunden als critical lif events, wobei jedoch nicht die Häufigkeit sondern die subjektive Bewertung für den Zusammenhang mit Gesundheit entscheidend ist

Wie definierten DeLongis, Coyne, Dakof, Folkman & Lazarus (1982) Alltagsbelastungen und kritische Lebensereignisse für ihre Kombination dieser beiden?

Alltagsbelastungen = proximale Veränderungen der unmittelbaren, subjektiv wahrgenommenen Lebensumwelt

Kritische Lebensereignisse = distale Ereignisse, die mittelbar auf das Stresserleben wirken

Was beinhaltet eine transaktionale Sichtweise auf Stress und wie wird Stress definiert?

Stress = das subjektiv wahrgenommene Ungleichgewicht zwischen internen und/oder externen Anforderungen und den zur Verfügung stehenden Bewältigungsmöglichkeiten

Wechselwirkung von Person und Situation bei der Stressentstehung

nicht die (objektive) Beschaffenheit der Reize oder Situationen sind für die Stressreaktion von Bedeutung, sondern deren subjektive Bewertung durch den Betroffenen

Stress = Ergebnis von verschiedenen subjektiven Einschätzungen und Bewertungsprozessen

Was postuliert das transaktionale Stressmodell (Abb. nach Vollmann & Weber, 2011)?

Welche Ergebnisse konnten in empirischen Untersuchungen zur primären Bewertung des transaktionalen Stressmodells gefunden werden?

6 Inhaltsbereiche:

  • Bedrohung des Selbstwertgefühls
  • Bedrohung des Wohlbefindens einer geliebten Person
  • Beschädigung der eigenen Gesundheit, Sicherheit oder des physischen Wohlbefindens
  • Nichterreichen eines wichtigen Zieles im Job/Beruf
  • Belastung der finanziellen Ressourcen
  • Verlust des Respekts von jemandem

Welche Ergebnisse konnten in empirischen Untersuchungen zur sekundären Bewertung des transaktionalen Stressmodells gefunden werden?

4 Bewältigungsoptionen:

  • Situation ist veränderbar
  • Situation muss akzeptiert werden
  • in der Situation ist mehr Information nötig, bevor gehandelt werden kann
  • Situation erfordert Zurückhaltung

Auf welche Weise lässt sich das transaktionale Stressmodell in Untersuchungen erfassen?

Perceived Stress Questionnaire
(PSQ; Fliege, Rose, Arck, Levenstein & Klapp, 2001)

  • 20 Items
  • 4 Skalen zur Erfassung der internen Stressreaktion sowie der Wahrnehmung äußerer Stressoren (Sorgen, Anspannung, Freude, Anforderungen)
  • Bewertung über einzelne Skalenwerte und Gesamtstresslevel

Welches Stressmodell kann unter einer ressourcenbezogenen Sichtweise auf Stress betrachtet werden?

Model der Ressourcenhaltung (model of conservation of resources, COR; Hobfoll, 1988/89)

  • entstand aus Kritik am transaktionalen Stressmodell
  • vereint die situationsbezogene und kognitive Sichtweise
  • bildet das Phänomen Stress umfassend ab, ist sparsam und empirisch testbar
  • basiert einerseits auf der Annahme, dass der Mensch einem Lustprinzip folgt und nach physischen, sozialen und psychologischen Ressourcen strebt und andererseits darauf, dass Menschen aktiv auf sich selbst und ihre soziale Umgebung einwirken, um positive Verstärkung zu erhalten und den Verlust von Ressourcen zu vermeiden

Wie wird Stress im Modell der Ressourcenerhaltung definiert?

Stress = Reaktion auf die Umwelt, in der a) der Verlust von Ressourcen droht, b) der tatsächliche Verlust von Ressourcen eintritt oder c) der adäquate Zugewinn von Ressourcen nach einer Ressourceninvestition ausbleibt - sowohl wahrgenommen als auch tatsächlich

Was sind im Modell der Ressourcenerhaltung Ressourcen?

Ressourcen = 

  1. Objekte, wie Kleidung, ein Auto, oder ein Haus sind vielfach an den sozio-ökonomischen Status gebunden
  2. persönliche Charakteristika (Persönliche Charakteristika werden als Ressourcen bezeichnet, wenn sie die Stressresitenz fördern. Z.B. Selbstwirksamkeit, Optimismus, soziale Fertigkeiten)
  3. Bedingungen (Z.B. Autonomie, Beteiligung an Entscheidungsprozessen, Familienstand und Arbeitsplatzsicherheit) und 
  4. Energien (Z.B. Wissen Zeit und Geld, dienen dem Erwerb anderer Ressourcen), 

die vom Individuum wertgeschätzt werden oder die zur Erreichung dieser Objekte, persönlichen Charakteristika, Bedingungen und Energien dienen

Welche Rolle spielen Ressourcen für den Menschen?

Jeder Mensch ist mit einem anderen Ressourcenpool (Art und Menge) ausgestattet, womit sich auch eine unterschiedliche Vulnerabilität, z.B. für psychische Erkrankungen, erklären lässt

Menschen streben danach Ressourcen aufzubauen, um zukünftige Verluste auszugleichen. 

Die Konfrontation mit Stress führt zu einem Bestreben den Verlust von Ressourcen zu minimieren.

Einfluss auf den Erwerb und Erhalt von Ressourcen haben sowohl kritische Lebensereignisse, als auch alltägliche, kleine Stressoren, die das Individuum daran hindern Ressourcen zu schützen oder zu kultivieren

Was lässt sich über positiven und negativen Stress im Modell der Ressourcenhaltung festhalten?

Positiver und negativer Stress wirken auf unterschiedliche Weise.
Bei gleichem Ausmaß an Verlusten und Gewinnen, haben die Verluste die stärkeren Auswirkungen
--> Diese Konzeption widerspricht dem Prinzip der Homöostase!

Ein kleiner Ressourcenpool kann in einer Verlustspirale enden, ein großer Ressourcenpool zur Etablierung einer Gewinnspirale führen

Auf welche Weise lässt sich das Modell der Ressourcenerhaltung bei empirischen Untersuchungen erheben?

Conservation of Resources Evaluation (COR-E, Hobfoll & Lily)

  • Liste mit 74 Ressourcen
  • für jede muss angegeben werden, inwieweit a) ein Verlust, b) die Bedrohung eines Verlustes und c) ein Zugewinn vorlag
  • Auswertung durch Übertragung in eine Matrix mit Werten von -4 bis +4
  • Mittel über alle Ressourcen = Angabe, ob es in einem definierten Zeitraum mehr Gewinne oder mehr Verluste gab