Verkehr 2 K4

ETH Zürich - D-BAUG - Bahninfrastrukturen Kapitel 4: Bau von Bahnanlagen

ETH Zürich - D-BAUG - Bahninfrastrukturen Kapitel 4: Bau von Bahnanlagen

Chiara Steffen

Chiara Steffen

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Flashcards 70
Students 10
Language Deutsch
Category Traffic
Level University
Created / Updated 07.01.2017 / 10.04.2023
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Fahrweg der Fahrbahn

Ansätze für die Berechnung der Beanspruchungen und Spannungen

  • Oberbau als eine Einheit; ermöglicht eine statisch und mathematisch gut fundierte und einfache Berechnung der wesentlichen Oberbaubeanspruchungen. Dabei wird insbesondere die Längsverteilung der Lasten sehr präzise berücksichtigt.
  • Oberbaukomponenten für sich; dabei wird für die Längsverteilung der Lasten eine stark vereinfachende, aber auf der sicheren Seite liegende Annahme getroffen.

Auf den Oberbau einwirkende Kräfte

  • Statische Kräfte
    • Vertikalkräfte
    • Schienenlängskräfte
    • Querkräfte
  • Dynamische Kräfte
    • Radlastverlagerungen
    • Schwingungsanregungen
    • Eigenschwingungen der Fahrzeuge
    • Eigenschwingungen des Oberbaus

Statische Beanspruchung

  • Stillstehendes Fahrzeug auf geradem Gleis
  • Fahrt auf geradem Gleis (Fahrzeug und Gleis ideal)
  • Fahrt in Kurve mit ausgeglichener Seitenbeschleunigung (Fahrzeug und Gleis ideal)

Quasistatische Beanspruchung

  • Fahrt in Kurve (Fahrzeug und Gleis ideal)
  • berücksichtigt Radlastverlagerung bei Kurvenfahrt mit nicht ausgeglichener Seitenbeschleunigung
  • Berücksichtigt ungleichmässige Beladung des Fahrzeugs

Charakter von Mittelwerten

Dynamische Beanspruchung

  • Fahrt bei nicht idealem Gleis oder nicht idealem Fahrzeug
  • berücksichtigt zusätzlich Unebenheiten im Gleis/Rad sowie bei der Federwirkung

Charakter von maximalen Werten

Strueung von Oberbaumesswerten

  • Oberbauberechnungen werden auf quasistatische Werte abgestützt.
  • Dynamischen Werte erst für die Dimensionierung der Oberbauteile eingeführt.
  • Statische Werte nur in Ausnahmefällen anzuwenden.
  • Dynamische Werte sind um Mittelwert normalverteilt (Gauss’sche Glockenkurve). Bei schlechtem Oberbauzustand oder bei hohen Geschwindigkeiten wird die Streuung größer. Die massgebenden, dynamischen Werte sind die maximalen Werte.

Horizontalkräfte

  • Horizontalkräfte treten nicht nur in Kurven auf, sondern auch in der Geraden.
  • Aufgrund der geneigten Berührebene erzeugt vertikale Radlast eine Reaktionskraft mit horizontalem Anteil.
  • Horizontale Reaktionskraft ist aufgrund der in der Geraden vorherrschenden flachen Berührebene zwischen Rad und Schiene sehr klein.
  • In der Geraden ist sie unter anderem für den Sinuslauf verantwortlich.

Kraftkomponenten der Führungskraft Y

  • Richtkraft P: entsteht durch Drehung des Fahrzeugs/Fahrwerkes
  • Drehreibungskraft G: ist Gegenreaktion auf Richtkraft, entsteht aus Relativbewegung zwischen den Laufflächen der Räder und der Schienenoberfläche
  • Fliehkraft: entsteht druch Bewegung des Massenpunktes und nicht kompensierter Seitenbeschleunigung

Richtkraft P

  • Richtkraft P ist eine reine Rechengrösse und kann nicht durch Messungen bestimmt werden.
  • Ist horizontale Komponente der zwischen Spurkranz und Schienenfahrkante ausgetauschten Spurkranz- Normalkraft N.

Drehreibungskraft G

  • Radsatz widersetzt sich beim Kurvenlauf der aufgezwungenen Drehbewegung durch Drehreibungswiderstände G der Radlaufflächen auf den Schienen.
  • Diese gleiten auf den Fahrflächen der Schienen in nahezu horizontaler Ebene.
  • Drehreibungskräfte sind den Gleitungen entgegengesetzt.

Begrenzung der horizontalen Kräfte

  • Bei hoher Geschwindigkeit kann die Grenze des stabilen Fahrzeuglaufs überschritten werden.
  • Die resultierenden dynamischen Horizontalkräfte können zu einer seitlichen Verschiebung des Gleisrostes selbst auf gerader Strecke führen.
  • A. Prud’homme entwickelte eine Gebrauchsformel, um die Gleisstabilität abschätzen zu können.

Arten von Längskräften

  • Längskräfte durch verhinderte, temperaturbedingte Längenänderung der Schienen.
  • Längskräfte durch Beschleunigen und Bremsen der Fahrzeuge.
  • Längskräfte durch Schrumpfspannungen nach Schweissarbeiten.

Spannungen infolge Temperaturänderungen

  • Sowohl im lückenlos verschweissten als auch im verlaschten Gleis entstehen Längsspannungen bei Temperaturveränderungen infolge vollständiger respektive teilweiser Behinderung der Längsdehnung.
  • Um diese minimal zu halten, werden die Schienen bei der so genannten Neutralisationstemperatur verschweisst.
  • Die Befestigung der Schiene auf der Schwelle setzt der Längsdehnung einen Widerstand in der Grössenordnung von 5 - 7 kN entgegen.

Spannungen infolge Beschleunigen und Bremsen der Fahrzeuge

  • Die Beschleunigungs- und Bremskräfte werden über die Schienen und den Oberbau abgeleitet.
  • Bei der Beschleunigung treten vor der angetriebenen Achse Zug- und dahinter Druckkräfte auf. Diese Längskräfte, die 5% der temperaturbedingten Längskräfte üblicherweise nicht übersteigen, können vernachlässigt werden.
  • Bei verzögerter Bewegung werden durch die gebremsten Räder ebenfalls Längskräfte übertragen.

Bettungszahl C

abhängig von

  • Schienenprofil
  • Elastizität der Schienenbefestigung (insbesondere elastische Zwischenlagen)
  • Schwellenauflagerfläche im Schotter
  • Nachgiebigkeit des Schotterbettes
  • Nachgiebigkeit des Unterbaus bzw. Untergrundes

Verschmutztes Gleis durch Hochsteigen (Pumpen) von Lehm aus dem Untergrund

  • Flächenpressung direkt unter der Schwelle am grössten.
  • Maximale Schubspannung in einer Tiefe von ca. 50 % der Schwellenbreite.
  • Daher grösste Beanspruchung in einer Tiefe von 100 bis 200 mm.
  • Nimmt nach unten nur langsam ab und beträgt beim Übergang vom Schotterbett zum Unterbau in etwa 300 mm Tiefe noch rund 70 % des Grösstwertes, in 500 mm Tiefe noch etwa 50 %.
  • Wird zulässige Schubspannung überschritten, so tritt ein Grundbruch auf; Hochsteigen des Materials in den Schotter führt.

Beeinflussung der Schotterbeanspruchung

  • Ein grösseres Schienenprofil setzt die Beanspruchung herab.
  • Eine Verbreiterung der Schwelle hat auf die Beanspruchung des Unterbaus direkt unter der belasteten Schwelle kaum einen Einfluss.
  • Eine Verlängerung der Schwelle hat einen grossen Einfluss auf die Spannungen im Unterbau.
  • Den grössten Einfluss hat die Schwellenteilung. Das Verhältnis Schwellenabstand zu Schotterbetthöhe wirkt sich entscheidend auf die Lagebeständigkeit der Bettung aus.

Lagestabilität des Gleises

  • Aus Gründen des erhöhten Fahrkomforts und des geringeren Verschleisses werden Gleise, wenn möglich, lückenlos verschweisst.
  • Schienen quasi endlose Stäbe, welche auf den Schwellen aufliegen.
  • Nebst der Tragwirkung dieser Fahrbahn muss daher auch deren Lagestabilität hinsichtlich temperaturbedingten Längskräften sichergestellt sein.
  • Kritisch generell: Spannungsspitzen.
  • Entscheidenden Einfluss haben die Temperaturänderungen.
  • Besonders gefährdet sind enge Kurven.

Gleisverwerfung

  • Als Gleisverwerfung wird das horizontale oder vertikale Ausknicken des Gleisrostes bezeichnet.
  • Die Ursache sind zu hohe Längsdruckkräfte infolge hoher Temperaturen im Sommer.
  • Die klassische Gleisverwerfung stellt sich meistens unmittelbar unter dem fahrenden Zug ein.
  • Sie führt fast immer zur Entgleisung.

Atmungsanteil des Gleises am freien Ende

Voraussetzungen

  • Lückenlos verschweisstes Gleis auf Holz- oder Betonschwellen.
  • Durgehendes Schotterbett.
  • Konstanter Längsverschiebewiderstand des Gleises im Schotterbett.
  • Gleichmässige Erwärmung bzw. Abkühlung des Gleises.

Oberbautechnische Voraussetzungen für lückenlos verschweisstes Gleis

  • Kraftschlüssige, verdrehungssteife Schienenbefestigung für möglichst hohe Rahmensteifigkeit des Gleisrostes.
  • Genügend mächtiges Schotterbett ermöglicht gleichmässige Lagerung des Gleises.
  • Verbreiterung und Erhöhung der Schotterbettflanken, um hohen Querverschiebewiderstand aufbauen zu können.
  • Stabile Untergrundverhältnisse: Setzungen oder Rutschungen des Bahnkörpers können das Kräftegleichgewicht örtlich derart stören, dass die Lagestabilität gefährdet wird.
  • Stellen, die als Fixpunkte wirken können wie Bahnübergänge, Brücken, Wechsel der Oberbauform (Schotter – Feste Fahrbahn), vor denen sich ein Kräftestau aufbauen könnte, müssen sorgfältig untersucht werden.

Neutralisationstemperaturen

  • Zum Zeitpunkt der Schlussschweissung muss die Schiene die geforderte Neutralisationstemperatur Ts aufweisen: 25 ± 3°C [Schweiz – Hauptgleis], 28 ± 3°C [Tessin (südlich Biasca)], 20 ± 3°C [Mitteleuropa / BRD]
  • Die Festlegung der Neutralisationstemperatur hat das Ziel, über den ganzen Jahrestemperaturverlauf hinweg keine kritischen Spannungen im Gleis entstehen zu lassen.
  • Die Neutralisationstemperatur ist dabei etwas höher als das Mittel zwischen den lokalen Extremtemperaturen.
  • Neutraltemperatur ist jene Temperatur, bei welchem das Gleis effektiv spannungsfrei ist; liegt empirisch unter der Neutralisationstemperatur.

Verschweissen ausserhalb der Neutralisationstemperatur

  • Ausgangstemperatur der Schienen darf nicht unter 0° C liegen.
  • Es sind 40 m lange Festpunkte einzurichten, die beim Verspannen auf Lageänderungen zu überwachen sind.
  • Alle 50-60 m sind Markierungen an Schwellen und Schienen mit den jeweils errechneten Verschiebungen anzuzeichnen.
  • Die Summe der errechneten Verschiebungen zusammen mit der zum Schweissen erforderlichen Lücke ergibt die zwischen den spannungsfrei liegenden Schienen vorzubereitende Schweisslücke.
  • Sind die Schienen in der vorgeschriebenen Länge gedehnt, können die Befestigungen angezogen und die Schweissung kann vollzogen werden

Querverschiebewiderstand des Gleisrostes im Schotterbett

Definition, Abhängigkeiten, Antiele

Querverschiebewiderstand w ist definiert als seitlicher Widerstand pro Längeneinheit, welchen das Geleise einer Verschiebung aus seiner Soll-Lage entgegensetzen kann [N/mm].

Abhängigkeiten:

  • Schwellenart (Werkstoff, Gewicht, Form, Abmessungen),
  • Bettung (Verdichtung, Kornzusammensetzung, Einschotterungsgrad),
  • Grösse der Abhebewelle des Gleisrostes bei Belastung.

Anteile:

  • Sohlreibung 45 - 50 %
  • Vorkopfwiderstand 35 - 40 %
  • Schwellenflankenwiderstand 10 - 15 %

Abminderung des Querverschiebewiderstandes durch fahrenden Zug

  • Zum Ersten reduziert sich die Reibung zwischen Schwellenunterseite und Schotter unter der Abhebewelle drastisch (20 – 40 %).
  • Zum Zweiten wird der gesamte Widerstand des Gleisrostes infolge der Vibration unter dem fahrenden Zug herabgesetzt (10 – 20 %).

Reduzierter Querverschiebewiderstand

  • Bei einer Gleisdurcharbeitung wird der Schotter aufgelockert und damit der Querverschiebewiderstand verringert.
  • Bei neu verlegten Gleisen ist der Querverschiebewiderstand am geringsten und dadurch die Gefahr einer unkontrollierten Verschiebung am grössten.
  • Die horizontale Beanspruchung darf daher nur in Abhängigkeit der Zunahme des Gleisverschiebewiderstandes gesteigert (Geschwindigkeitsbeschränkung während erster Betriebszeit).
  • Ungeeignete oder nicht mehr spannungshaltende Befestigungen können die Rahmensteifigkeit auf die Hälfte bis ein Viertel herabsetzen.

Rahmensteifigkeit

seitliche Steifigkeit durch:

  • Verdrehwiderstand zwischen Schiene und Schwelle in der Schienenbefestigung
  • Durchschubwiderstand zwischen Schiene und Schwelle, ebenfalls in der Befestigung
  • seitliches Trägheitsmoment der beiden Schienen
    • Für die horizontale Rahmensteifigkeit kann das mittels Versuchen bestimmte Ersatzträgheitsmoment Ie des Gleisrostes angesetzt werden.
    • Bei einer spannungshaltenden Schienenbefestigung und Normalspur sowie 60 – 65 cm Schwellenabstand beträgt das Ersatzträgheitsmoment das Zwei- bis Dreifache des horizontalen Trägheitsmomentes Iy der beiden Schienen.
    • Gelockerte oder nicht spannungshaltende Schienenbefestigungen führen zu einer Reduktion der Rahmensteifigkeit.

Rechenverfahren zur Gleislagestabilität

  • Ein Gleis unter temperaturbedingtem zentrischem Druck stellt in erster Näherung statisch einen Druckstab dar.
  • Im Gegensatz zu den Knickvorgängen an einfachen Druckstäben wirkt aber das Eigengewicht einer vertikalen Abhebung des unter Druck stehenden Gleisrostes aktiv entgegen.
  • Eine horizontal ausweichende Bewegung behindert der Querverschiebewiderstand passiv.
  • Zwei Berechnungsansätze: Differentialgleichung der elastischen Biegelinie und die sogenannte Energiemethode nach H. Meier.

Differentialgleichung der elastischen Biegelinie

  • Mit der Differentialgleichung der elastischen Biegelinie können die Stabilitätsverhältnisse von Gleisen unter Einwirkung von thermischen Druckkräften unter den tatsächlich vorhandenen Bedingungen behandelt werden.
  • Sie ist eine nichtlineare Differentialgleichung vierter Ordnung und enthält im Wesentlichen die aus Versuchen gewonnenen resp. empirischen Funktionen für den Querverschiebewiderstand und den Verdrehwiderstand.
  • Die Veränderlichkeit von Querverschiebewiderstand, Verdrehwiderstand und horizontale Gleissteifigkeit während des Knickvorgangs führen zu äusserst komplexen Randbedingungen.

Energiemethode

  • Bereits in der Ausgangslage eine definierte Störung der Gleislage gegenüber der geometrisch genauen Anfangslage
  • Fiktive Rechengrösse des Gleisfehlers f hängt vom Gleiszustand ab.
  • Bei gutem Gleiszustand kann der Wert f = 15 - 20 mm und bei schlechtem Zustand f = 20 - 25 mm angesetzt werden.
  • Darauf basierend werden sogenannte Energiewerte verglichen.
  • Die zur Erzeugung der Störung notwendige Energie wird verglichen mit derjenigen, die bei der Störung aufgrund der vorhandenen Druckkraft frei wird.
  • Ausknicken tritt ein, sobald das Freiwerden an Energie überwiegt.