Entwicklungspsychologie
Einführung in die Entwicklungspsychologie auf Basis einer universitären Vorlesung. Wissen stammt aus Vorlesung & Siegler, R.S. et al. (2016): Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter. Heidelberg: Springer Verlag. Alle Angaben ohne Gewähr.
Einführung in die Entwicklungspsychologie auf Basis einer universitären Vorlesung. Wissen stammt aus Vorlesung & Siegler, R.S. et al. (2016): Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter. Heidelberg: Springer Verlag. Alle Angaben ohne Gewähr.
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Cartes-fiches | 289 |
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Utilisateurs | 30 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 29.12.2016 / 21.03.2025 |
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Welche Rolle spielt das Schreien bei Neugeborenen?
- Ausdruck von Hunger, Schmerz, Erkrankung, etc.
- Evolutionäre Bedeutung
- Höhepunkt in den ersten 3 Monaten, häufig Nachmittag / Abend
- Mit zunehmendem Alter auch kommunikative Funktion
- Selbstregulation sollte unterstützt werden, z. B. durch repetitive moderate Stimulation
Welche kurz- und langfristigen Risiken birgt ein geringes Geburtsgewicht?
Was versteht man unter Entwicklungsresilienz?
Trotz mehrfacher und scheinbar überwältigender Entwicklungsrisiken kann es zu einer erfolgreichen Entwicklung kommen. Voraussetzungen hierfür sind eine fürsorgliche Bezugsperson, Intelligenz, Empathie und Erfolgsmotivation.
Wofür sind die Lappen des Cortex zuständig?
Was versteht man unter Hemisphärenlateralisierung?
Hemisphären = Hälften des Cortex. Verbindung der Hemisphären über das Corpus Callosum (Balken)
Sensorischer Input gelangt von der einen Körperhälfte in die gegenüberliegende Hirnhälfte.
Lateralisierung = Spezialisierung der Hemisphären auf verschiedene Verarbeitungsmodalitäten
- Links: Lineare, partielle Verarbeitung (Logik, Sprache)
- Rechts: Ganzheitliche Verarbeitung, Räumlichkeit
Welche der folgenden Definitionen stimmen?
Beschreibe die pränatale Entwicklung des Gehirns.
Beschreibe die postnatale Entwicklung des Gehirns.
Was versteht man unter Synaptogenese?
Prozess der Bildung von Synapsen mit anderen Neuronen, der in Billionen von Nervenverbindungen resultiert.
Die Synaptogenese beginnt vor der Geburt und nimmt besonders in den ersten Lebensjahren rapide zu.
Überschüssige Synapsen werden eliminiert.
Welche Rolle spielt Erfahrung für die Entwicklung eines Gehirns?
Erfahrungserwartende Prozesse:
- In bestimmten sensiblen Phasen werden bestimmte Erfahrungen (bestimmte Art von Stimulation) für eine normale Entwicklung benötigt
- Beim Ausbleiben der benötigten Stimulation kann es zu Defiziten oder Kompensation kommen
Erfahrungsabhängige Plastizität:
- Herstellung und Restrukturierung von Nervenverbindungen im Laufe des Lebens (individuelle Erfahrung)
- Spezielle Lerneffekte (z. B. spezialisierte Finger bei Musikern)
- Beispiel Strabismus: Abdecken des dominanten Auges bei Koordinationsmangel der Augenbewegungen (Reorganisation bis zum 6. Lebensjahr möglich)
Was versteht man unter Bindung?
Bindung bezeichnet eine emotionale Beziehung zu einer bestimmten Person, die räumlich
und zeitlich Bestand hat.
Welche wichtigen Ursprünge hat die Bindungstheorie?
Erkläre die Grundannahmen der Bindungstheorie nach Bowlby.
Anders als das BIld des bedürftigen, abhängigen Kleinkinds (s. Freud) prägt Bowlby das Bild eines kompetenzmotivierten Kindes, das seine Betreuungsperson als sichere Basis nutzt (Bindungssystem). Bindungsverhalten wird vor allem in Angst-, Stresssituationen und Unwohlsein aktiviert.
Die Anwesenheit einer vertrauten Person gibt dem Säugling / Kleinkind Sicherheitsgefühl, welches ihm ermöglicht, seine Umwelt zu erforschen (Explorationssystem). Erst wenn das Bindungsverhaltenssystem beruhigt ist, kann das Kind lernen und seine sensorischen / motorischen / kognitiven Fertigkeiten entwickeln.
Der Bindungsprozess entwickelt sich aus der Interaktion artspezifischer Lernpräferenzen (z. B. Tendenz, Gesichter zu betrachten) und der Erfahrung des Kindes mit der Bezugsperson.
Bindung ist ein biologisches Grundbedürfnis des Kindes. Sie entwickelt sich in den ersten neun Lebensmonaten personenspezifisch, d. h. Bindungspersonen sind nicht austauschbar.
Dem Bindungsverhalten steht das Fürsorgeverhalten der Eltern gegenüber (intuitives Verhalten, das bei Wahrnehmung kindlicher SIgnale aktiviert wird)
Nenne die vier Phasen der Bindungsentwicklung nach Bowlby.
- Vorphase (Preattachment): von der Geburt bis 6. Woche. Bindungsverhalten wird bei jeder Person beliebig gezeigt. Angeborene Signale (z. B. Schreien) werden eingesetzt.
- Entstehende Bindung (6 Wochen bis 6-8 Monate): Spezifische Reaktionen auf vertraute Personen, spezifische Erwartungen an das Verhalten der jeweiligen Bezugsperson.
- Ausgeprägte Bindung (zw. 6-8 Monate und 1,5 Jahre): Kinder suchen aktiven Kontakt zu ihrer jeweiligen Bezugsperson; sie erleben Trennungsangst sowie Angst vor Fremden.
- Reziproke Bindung (ab 1,5-2 Jahren): Beginn einer wechselseitigen Beziehung mit aktiver Rolle des Kindes. Es entsteht ein inneres Arbeitsmodell: Erfahrungen mit seiner Bindungsperson überträgt das Kind später auch auf zwischenmenschliche Kontakte; es entwickelt eine mentale Repräsentation von sich Selbst, seiner Bindungsperson und Beziehungen im Allgemeinen. Das Kind kann mit seiner Trennungsangst umgehen.
Wie stabil ist das Bindungsverhalten zu sehen?
Einerseits ist Bindung ein biologisches Grundbedürfnis, das quasi bei jedem Kind vorkommt (umweltstabil).
Andererseits unterscheidet sich Qualität und Art der Bindung zwischen den Kindern (umweltlabil), je nach Erfahrungen mit ihrer jeweiligen Bezugsperson / sonstige Faktoren.
Wie untermauerte Mary Ainsworth Bowlbys Bindungstheorie empirisch?
Mary Ainsworth entwickelte so genannte Fremde-Situation-Tests, in denen Kinder über kurze Zeit hinweg von ihrer Bezugsperson getrennt, bzw. mit fremden Personen in Kontakt gebracht wurden. Beobachtet wurden die Reaktion auf Trennungsangst, Kontakt mit dem Fremden, sowie das Verhalten beim Wiedersehen der Bezugsperson.
Wie wirken sich die Bindungsstile langfristig aus?
Längsschnittstudien zu Auswirkungen von Bindungsstilen, z. B. Fremde-Situation-Tests mit 2 und 6 Jahren (n. Main & Cassidy 1988):
- Typ B: gesprächsbereit, interessiert, offen
- Typ A: wenig Interaktion, abgewandt
- Typ C: Kleinkindhaftigkeit, dramatisierte Interaktionswünsche
- Typ D: stark kontrollierendes Verhalten
72% der Kinder wiesen über 20 Jahre eine Bindungsstabilität auf (Waters 2000), es gibt aber auch Studien, die keinen Zusammenhang zu späterem Bindungsverhalten nachweisen konnten. Abhängigkeit von den Beziehungsveränderungen im Laufe des Lebens (vgl. relativ stabile Bindungen in der Mittelschicht)
Es gilt: sicher gebundene Kinder entwickeln später tendenziell ein positives inneres Arbeitsmodell, höhere sozio-emotionale Kompetenzen wie Empathie, positive Beziehungen, höheres Selbstwertgefühl. Sie haben weniger Anpassungsprobleme, gehen mit Misserfolgen positiver um und bewerten negative Erfahrungen realistischer.
Unsicher gebundene KInder zeigen ihre Gefühle weniger (Inhibition emotionaler Expressivität) und suchen keinen Trost bei anderen.
Wie können Bindungsstile erfasst werden?
"Bindungsverhalten ist gesteuert durch internale Arbeitsmodelle." Was ist damit gemeint?
Internale Arbeitsmodelle enthalten Wissen, Erwartungen und Vorstellungen bezüglich von Bindungspersonen und des eigenen Selbst. Sie dienen der Interpretation, Planung und der Vorhersage von Interaktionen.
Die Sicherheit der Bindungen von Kindern zu ihren Bezugspersonen beeinflusst ihre Gefühle über sich selbst, und die Beziehungen zu anderen Menschen. Die Bindungssicherheit korreliert mit späteren psychischen, sozialen und kognitiven Fertigkeiten. Später beschränkt sich das Arbeitsmodell nicht nur auf Bezugspersonen, sondern ist entscheidend für den Umgang mit allen Personen im Laufe des Lebens.
Wie können Erwachsene bezüglich ihres Bindungsverhaltens eingeteilt werden (z. B. anhand eines Adult Attachment Interviews)?
- Autonom-sicher (offene Reflexion, glaubwürdiger Bericht über Kindheit)
- Abwertend-abweisend, vermeidend (Idealisierung oder Abwertung, keine detaillierte Beschreibung)
- Ambivalent-verstrickt (widersprüchliche Berichte)
- Ungelöst (merkwürdige Abweichungen, keine Verarbeitung von Beziehungserfahrungen / Traumata)
Die Erwachsenen-Typen hängen mit den Bindungsstilen bei Kindern zusammen: So haben 73% der sicher gebundenen Kinder autonome Eltern, 53% der desorganisierten Kinder haben ungelöste Eltern.
Welche aktuellen Themen beschäftigen die Bindungsforschung?
Welche Spezifika hat menschliche Sprache?
- Arbitrarität des Zeichens
- Kreativität
- Hierarchische Struktur
- Metalinguistische Kompetenz: Reflexion auf verschiedenen Ebenen
- Komplexität (vgl. Affen, die sehr begrenzte Sprache erlernen können)
Welche hierarchische Struktur besitzt Sprache?
- Satzebene
- Phrasenebene
- Wortebene
- Morphemebene: bedeutungstragende Einheiten von Sprache (Spracherwerb: semantische Entwicklung, lexikalische und grammatische Morpheme)
- Phonemebene: bedeutungsdifferenzierende Lauteinheiten von Sprache (Spracherwerb: Erlernen des Lautsystems)
Unterscheidung von Syntax (sprachliche Regeln zur Kombination verschiedener Wortklassen) und Pragmatik (Erlernen des Gebrauchs und Verwendung von Sprache, sprachliches Handeln).
Welche Hirnareale sind für die menschliche Sprache besonders wichtig?
Vorwiegend linke Hemisphäre des Kortex (Evidenz durch Aphasien nach Läsionen, EEG-Studien)
- Broca-Areal: Sprachproduktion, Verbindung einzelner lexikalischer Elemente durch Grammatik
- Wernicke-Areal: (auditives) Sprachverstehen, Semantik
Analoge Symptomatik bei Aphasien bei Gehörlosen (Gebärdensprache).
Welche Evidenz gibt es für sensible Phasen beim Spracherwerb?
Welche Erkenntnisse zum Spracherwerb liefern die Studien von Johnson & Newport (1989), sowie Birdsong & Molis (2001)?
Welche Rolle spielt die menschliche Umwelt für den Spracherwerb?
Welche Aussagen zur Sprachwahrnehmung stimmen?
Welches Experiment zur Kategorialen Wahrnehmung von Sprachlauten bei Säuglingen wurde von Eimas et al. 1971 vorgeschlagen?
Voice Onset Time (VOT): Zeit zwischen dem Ausströmen der Luft durch die Lippen und dem Einsetzen der Vibration der Stimmbänder.
1-4 Monate alte Babys wurden auf synthetisiertes Sprachlaute habituiert. Bei einer (Dis-)Habituation zwischen VOT 20 /ba/ und VOT 40 /pa/ wurde unterschieden; bei VOT 60 /pa/ und VOT 80 /pa/ nicht. Babys diskriminierten also ebenso wie Erwachsene nicht zwischen diesen Lauten.
Welche Veränderungen gehen bei der Sprachwahrnehmung vor sich?
Welche Phasen der Sprachproduktion unterscheidet man?
- In den ersten 2 Monaten: Schreien, Niesen, Seufzen
- 6-8 Wochen: Gurren (cooing) - verbesserte motorische Kontrolle
- 6-10 Monate: Plappern, anfangs noch mit eingeschränktem Lautrepertoire; bevorzugt werden Konsonant-Vokal-Kombinationen; es wird auf Rückmeldung von der Umgebung reagiert; auch gehörlose Babys plappern lautlich, hören aber schnell wieder auf; sie plappern manuell mit ca. 8 Monaten
Welche Art von Kommunikation findet schon vor dem eigentlichen Lautspracherwerb statt?
- Sequenzierung / Turn-Taking: Wechsel der Sprecher-/Hörer-Rolle
- Intersubjektivität: geteilte Aufmerksamkeit; mit 8 Monaten haben Babys gelernt, der Aufmerksamkeitslenkung anderer zu folgen, bzw. selbst bewusst die Aufmerksamkeit zu lenken. Dies fällt zusammen mit dem Etablieren von Referenz.
- Proto-Imperative: Aufforderung
- Proto-Deklarative: Interesse, Information teilen
- Plappern mit Gesten
Welche Aussagen über den rezeptiven Wortschatzerwerb treffen zu?
Wie ist schneller Wortschatzerwerb möglich?
- Schnelle Bedeutungsbildung (fast mapping): Kinder lernen Wörter oft schon durch ein einziges Benennungsereignis, z. B. durch Kontrastbildung
- Prinzipien (constraints): z. B. Bedeutungen werden auf ganze Objekte bezogen, wechselseitige Exklusivität
- Pragmatische Hinweise: Aufmerksamkeitsfokus der Erwachsenen wird interpretiert
- Intentionalitätshinweise: neues Wort bezieht sich auf absichtliche Handlungen (14-18 Monate)
- Hinweise aus dem sprachlichen Kontext (3-4 Jährige)
- Syntaktische Hinweise: Unterscheidung von Wortarten, Position im Satz
Wie läuft der Spracherwerb bezüglich der ersten Wortproduktion ab?
- Verständnis vor Produktion: 10-Monate alte Kinder verstehen 10-150 Wörter
- Erste Wortproduktion zwischen 10-25 Monaten: limitiert duch Laute, die ausgesprochen werden können
- Benennung von vertrauten Personen, Haustieren, wichtigen Gegenständen und regelmäßigen Ereignissen
- Anfangs vor allem Substantive
- Holophrastische Phrase: Phrasen werden durch ein einziges Wort ausgedrückt
- Überdehnung (Übergeneralisierung): Verwendung eines Wortes in einem weiteren Kontext, als stimmig ist (z. B. wau-wau für alle Vierbeiner)
- Unterextensionen (z. B. nur schwarze Hunde werden als Hunde erkannt)
Wie läuft der Erwerb der Syntax ab? Welche Fragen stellt sich die Wissenschaft dazu?
- Verständnis vor Produktion: mit 13-15 Monaten kann syntaktisches Verständnis nachgewiesen werden (z. B. durch Präferenzmethode, Satz-Bild-Zuordnungen)
- Gegen Ende des 2. Lebensjahres werden erste Zwei-Wort-Sätze im Telegrammstil produziert; die korrekte Wortfolge wird beibehalten
- Negation, Frage > Subordination > Verknüpfung ganzer Sätze > Passivkonstruktionen (erst mit 5 Jahren)
- Regelwissen kann z. B. anhand korrekter Flexion von Kunstwörtern nachgewiesen werden
- Überregularisierung: Gesetzmäßigkeiten werden auf unregelmäßige Formen ausgedehnt
- Konstante Erwerbsreihenfolge grammatischer Morpheme richtet sich nicht nach Input-Frequenz, sondern nach syntaktisch-semantischer Komplexität
Welche Aussagen über die Entwicklung verbaler Kommunikation stimmen?
Sprachentwicklung wird als Ergebnis einer Interaktion zwischen Anlage und Lernerfahrung angesehen. In welchem Verhältnis stehen Anlage und Umwelt zueinander?
- Inside-Out-Theorien: Anlage sei stärker (z. B. Chomsky, Karmiloff-Smith)
- Outside-In-Theorien: Umwelt stärker (z. B. Piaget, sozial-interaktive Theorie nach Bruner)
Welche Begriffe sollten im Kontext des Nativismus fallen?
Welche Überzeugungen vertritt der Nativist Steve Pinker?
- Spezifisches Modul für Sprachverarbeitung (Sprachorgan)
- Semantik als Einstieg für den Syntax-Erwerb; angeborene syntaktische Kategorien korrelieren mit Erfahrungswerten (z. B. Agent, Objekt)