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Rituale

AE 12

AE 12


Kartei Details

Karten 10
Lernende 17
Sprache Deutsch
Kategorie Pädagogik
Stufe Andere
Erstellt / Aktualisiert 06.01.2016 / 07.04.2019
Lizenzierung Keine Angabe
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Was kennzeichnet ein Ritual?

•Ein Ritual wird meist zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort begangen.

•Rituale laufen meist nach ganz bestimmten Regeln ab, die sich oft über lange Zeit gleich bleiben. Auch der ganze Ablauf bleibt meistens gleich.

•Rituale haben einen klaren Anfang und einen klaren Schluss.

•Dem Ritual ist eine spezielle energetische Spannung eigen. Das rituelle Tun ist von einer besonderen Intensität, es ist feierlich und geschieht mit grosser Konzentration.

•Der Inhalt des Rituals ist ungewöhnlich. Er ist symbolisch. Die Wirkung des Rituals ist nicht rational. Er spricht die Gefühle an.

•Es gibt kollektive und individuelle Rituale.

Welche Ritualtypen kennen Sie?

Nach Feldzugehörigkeit: religiös, kulturell, akademisch, politisch, …

•Nach Funktion: Initiation, Übergang, Opfer/Gabentausch, Abschied, Trauer, Ehrungen, Schutz, Welterweiterung …

•Nach Lebensalter: Kind, Jugend, Erwachsene, Alter, …

•Nach Geschlecht oder sexueller Orientierung: weiblich, männlich, heterosexuell, homosexuell, …

•Nach Zugänglichkeit: öffentlich vs. Privat

•Nach Regelmässigkeit: periodisch-zyklisch vs. spontan/gelegentlich

Psychophysische Wirkung von Ritualen

Rituale machen soziale Realitäten sichtbar

Welche?

•Rituale dienen der Rückbindung sozialer Realitäten wie z.B. Trauer oder Treue an sinnliche Primärwahrnehmungen. Wenn das zutrifft, dann sollen Rituale nicht nur die abstrakten Bezüge, sondern auch die emotionalen Beiwerte direkt erlebbar machen.

•Erst die symbolische Verdichtung zu sinnlich Erfahrbarem und von vielen Menschen gleichzeitig Erlebbarem ermöglicht es, solche kulturellen Wirklichkeiten begrifflich zu erfassen und zu benennen.

•D.h. Abstrakte soziale Realitäten wie z.B. Trauer oder Treue werden so durch gemeinsam erlebbare Vorgänge konkretisiert, Konsens und Rückversicherung bilden soziale Sicherheit.

Psychophysische Wirkung von Ritualen

Rituale machen soziale Realitäten sichtbar

Erklären Sie die These von Prof. Wolf Singer (2011) anhand des Liebesschlosses

 

•Die soziale Realität «ewige Liebe» oder «Treue» wird durch das Ritual des Liebesschlosses an eine sinnliche Wahrnehmung, nämlich «das Schloss an der Brücke anbringen, Schlüssel ins Wasser werfen, usw.», festgemacht. Dadurch werden nicht nur der abstrakte Bezug, z.B. «Treue ist wie gemeinsamer Halt über dem reissenden Fluss des Lebens», sondern auch die emotionalen Beiwerte erlebbar, indem eine Handlung gemeinsam geplant, vollzogen und erlebt wird und man sich daran erinnert, davon erzählt, usw.

•Erst die symbolische Verdichtung zu sinnlich Erfahrbarem und von vielen Menschen gleichzeitig Erlebbarem ermöglicht es, solche kulturellen Wirklichkeiten begrifflich zu erfassen, zu benennen und darüber zu kommunizieren. Es entsteht der Begriff des «Liebesschlosses» oder «Brückenschlosses» und alle wissen, wie das Ritual geht und was es bedeutet und reden darüber. https://de.wikipedia.org/wiki/Liebesschloss

•D.h. Abstrakte soziale Realitäten wie «ewige Liebe» oder «Treue» werden so durch gemeinsam erlebbare Vorgänge wie das Brückenschloss konkretisiert, Konsens und Rückversicherung bilden soziale Sicherheit, indem man es selber auch tut, wenn man nach Paris geht, indem man darüber spricht, sich austauscht.

Psychophysische Wirkungen von Ritualen

Sind wir durch Rituale zum Menschen geworden?

These von Matt J. Rossano (2010/2011)

Professor of Psychology, Southeastern Louisiana University

Durch rituelles gemeinsames Zusammentreffen am Feuer haben sich über Jahrtausende die mentalen Grundlagen für symbolisches Denken entwickelt: das erweiterte Arbeitsgedächtnis.

Die Entstehung des Menschen

Der anatomisch moderne Menschen (Archaischer homo sapiens oder cro-magnon Mensch) entsteht in Afrika im Paläolithikum (Steinzeit) vor ca. 200’000 bis 150’000 Jahre

Er unterscheidet sich zu Beginn kaum von anderen frühen Menschenformen wie z.B. dem Neandertaler.

Auch der Gebrauch von Feuer Werkzeugen und die Jagdtechniken waren dieselben.

Was war der Unterschied und gab vielleicht den Ausschlag zum Überleben des Homo sapiens?

These von Matt J. Rossano

Bewusstseinsverändernde Rituale, oft in Form von schamanistischen Heilungsritualen, waren ein wichtiger und bedeutender Aspekt der selektiven menschlichen Umgebung.

Dabei wurden die Hirnareale stimuliert, welche bei fokussierter Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis aktiv sind.

Schliesslich führte dies zu genetischen Mutationen, welche beim Menschen zu einem vergrössertes Arbeitsgedächtnis führten, welches ihn von anderen Menschenarten unterschiedet.

Dies ermöglichte dem Menschen das symbolische Denken und damit einen kognitiven Vorteil gegenüber allen anderen Menschenformen.

Psychophysische Wirkungen von Ritualen

Warum braucht es für Symbolismus ein erweitertes Arbeitsgedächtnis?

Information muss trotz Störungen und alternativer Verhaltensmöglichkeiten bewusst erinnert und manipuliert werden können, vor allem Erinnerung über Verhaltensabläufe und damit angestrebte Zielzustände.

Veränderte Bewusstseinszustände durch Träume, Rausch, usw. müssen erst bewusst erinnert werden können, um für Kunst und Riten verwendet zu werden.

Dies ist die Basis für kognitive Innovation, experimentelles Denken und Symbolismus.

Psychophysische Wirkungen von Ritualen

Erkläre den Begriff Baldwin Effekt und das menschliche Gehirn

Im Verlaufe der Evolution hat sich das menschliche Gehirn bezüglich Struktur und Grösse massiv verändert. Das menschliche Gehirn ist ein System, welches sich besonders sensibel den Veränderungen von Umgebungsbedingungen anpasst.

Beispiel: Verkleinerung von Hippocampus-Volumen bei Stress und Traumatisierung.

Kinder und Enkelkinder von Holocaust-Überlebenden haben ebenfalls verkleinerte Hippocampus-Strukturen.