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Kartei Details
Karten | 261 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Religion/Ethik |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 25.03.2016 / 19.06.2016 |
Lizenzierung | Keine Angabe |
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Vier Phasen der Psychotherapieforschung (nach Grawe, 1992)
- Legitimationsphase: Wirkt Psychotherapie überhaupt?
- Wettbewerbsphase: Vergleichende Wirkung / Welcher Therapieansatz wirkt am besten?
- „Verschreibungsphase“: Differentielle Wirksamkeit / Welche: Form der Psychotherapie ist bei wem (und unter welchen Umständen) indiziert?
- Prozessforschungsphase: Wirkungsweise / Wie wirkt: Psychotherapie?
Legitimationsphase: Wirkt Psychotherapie überhaupt? (50er und 60er Jahre)
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- Bis dahin v.a. unkontrollierte Erfolgsberichte (oft nicht experimentelle Einzelfallstudien)
- Herausforderung Eysenck (1952): Gegenüberstellung von psychotherapeutischen Erfolgsstatistiken und spontanen Remissionsraten: Folgerung: Psychotherapie nicht wirksamer als gar keine Behandlung
- Aber: Eysenck nahm viel zu hohe spontane Remissionsraten an (bei über 90 Prozent würden sich psychische Beschwerden auch ohne Therapie innerhalb von 5 J. legen)
- Heute existieren viele Wartelistenkontrollgruppenvergleiche: Über verschiedene Wartelisten hinweg, verändern sich Patienten nicht (Effektstärken bewegen sich um Null; Grawe, 1992)
- Metaanalysen zeigen: Psychotherapie erzielt Netto-Effektstärken (Vergleich Psychotherapie/Wartelisten) um 0.85 (Smith et al., 1980)
- Legitimationsphase wiederholt sich, wenn neue Ansätze entwickelt werden (aktuell z.B. internetbasierte Psychotherapie)
Konkurrenzphase: Vergleichende Wirkung / Welcher Therapieansatz wirkt am besten? (v.a. 60er und 70er Jahre; aber auch bis heute)
Gut nachgewiesene Wirksamkeit (3 + 1)
Gut nachgewiesen ist die Wirksamkeit für:
- Verhaltenstherapie (auch kognitive Verhaltenstherapie)
- Gesprächspsychotherapie (wenn auch in einem eingeschränkteren Anwendungsbereich als VT)
- Psychoanalytische/psychodynamische Psychotherapie (wenn auch nicht für alle Formen, die unter diesen Begriff subsumiert werden; nachgewiesen ist die Wirksamkeit am besten für Ansätze mit mittlerer Länge (30-100 Sitzungen)
Aber! Nicht jede Form der „Psychotherapie“ wirkt (es wirken ja auch nicht alle Medikamente, nur weil sie wirken können)
Vergleichende Wirkung / Welcher Therapieansatz wirkt am besten?
Vergleich verschiedener Therapieformen: Etablierte Therapieformen haben sich mehrheitlich als gleich wirksam erwiesen
Was ist das Dodo-Verdikt?
Dodo-Verdikt: „Everyone has won and all must have prizes“ (Alice im Wunderland)
Das Dodo-Verdikt wird zwar heute mehrheitlich bestätigt. Die Aussage wurde aber schon zu einer Zeit gemacht, in welcher die Hypothese nicht gesichert war (die Stichprobengrösse war zu klein; gilt auch für viele heutige Vergleichsstudien)
Einige Fragen bei der Planung von Therapievergleichsstudien
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Stichprobe:
• Rekrutierung? (z.B. in Therapiepraxis oder über Anzeigen)
• Grösse? (zu erwartende Effekte aufgrund anderer Studien?)
• Art der Patienten/Probanden? (z.B. störungsspezifisch vs. störungsübergreifend)
Design: Art und Zahl der Gruppen? Gruppen-Assignment?
Interventionen:
• Behandlung wie sie in der Praxis durchgeführt wird?
• Manualisiert?
• Ausführung wie geplant? Adherence (Treatment Integrity)?
Messung:
• Was wird gemessen? Breite der Outcome-Messung? (z.B. Symptomatik, Lebensqualität, Kosten?)
• Perspektive? (z.B. Selbst-, Fremd- und Beobachterperspektive?)
• Prozessmessung? (z.B. was und wie oft?)
• Messzeitpunkte? (z.B. Prä, Post, Follow-up)
Evaluation: Eignung der stat. Methoden für Fragestellung? Erfüllen der Voraussetzungen für Tests? Vergleichbarkeit der Gruppen? Attrition? Umgang mit fehlenden Daten? Klinische Signifikanz der
Veränderung?
Was versteht man unter dem Attrition-Problem? (1)
Wie geht man dagegen vor? (1)
Bei klinsichen Studien gibt es oft ein Attrition (Abbrechungs)-Problem. Es fehlen somit die Daten am Ende der Studien, ob sich die Pat. tatsächlich verändert haben.
Methoden um Missing-Delta zu ersetzen / schätzen:
- Intention to treat Prinzip: Wenn jemand zugesagt hat an einer Studie teilzunehmen, dann müssen diese Personen in die Studie schlussendlich auch einschfliessen und berichtet werden (nicht nur diejenige, welche das Treatment abgeschlossen haben) → Bias / Verzerrung in der Daten werden reduziert. Missings müssen geschätzt werden und es reicht nicht nur, wenn man die "Completer" berichtet.
Differentielle Wirkung / Welche Art der Therapie passt am besten für welche Art von Patienten? (8 0er Jahre bis heute)
- Handbook of Psychotherapy and Behavior Change = „Bibel“ der Psychotherapieforschung:
- Vielzahl von Ergebnissen zum Zusammenhang zwischen Patientenmerkmalen und Therapieerfolg (aber viele Einzelbefunde zusammenhangslos und teils widersprüchlich)
- Trotzdem: Vorstellungen wie „Leichte Fälle für die Verhaltenstherapie, schwere für tiefenpsychologische Therapie“ (Pongratz, 1973) konnten widerlegt werden.
- Und! Einzelne interessante Befunde und Modelle!