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Modul 2d - 03173: Wie sozial ist Europa

Lesekursfragen

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Set of flashcards Details

Flashcards 21
Students 15
Language Deutsch
Category Educational Science
Level Primary School
Created / Updated 19.01.2015 / 15.08.2017
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Welche Gemeinsamkeiten weisen die europäischen Länder nach Hradil/Immerfall auf?

  • ähnliche Industrialisierungs- und Automatisierungsphänomene
  • Durchsetzung v. Markt- und Geldwirtschaft
  • zunehmende Arbeitsteilung
  • Dominanz unselbständiger Erwerbsarbeit mit standardisierten Anstellungsverhältnissen
  • wachsende Produktivität
  • Durchsetzung des Nationalstaates
  • Urbanisierung
  • Einrichtung demokratischer Institutionen und wohlfahrtstaatlicher Organisationen
  • Errichtung des Massenbildungssystems
  • Verbreitung der Kleinfamilie als Standardlebensform
  • räumliche Trennung von Familie und Erwerbsarbeit
  • weitgehende Durchsetzung geschlechtsspezifischer Rollenverteilung mit der Vollzeiterwerbstätigkeit des Mannes und der Reproduktionstätigkeit der Frau
  • demographischer Übergang hin zu einer „sparsamen“ Bevölkerungsweise mit langer Lebenserwartung und geringen Geburtenzahlen
  • Durchsetzung eines Schichtungssystems, das an der Berufshierarchie ausgerichtet ist
  • mehr räumliche und soziale Mobilität
  • Standardisierung des Lebenslaufs in den vier Phasen: Kindheit (Familie), Jugend (Ausbildung), Erwachsensein (Erwerbstätigkeit) bzw. Hausarbeit, Alter (Rente)
  • Ausdehnung von Bürokratie und formeller Organisation in Wirtschaft, Staat und Politik
  • wohlfahrtsstaatliche Absicherung der Standardrisiken Krankheit, Unfall und Alter
  • Mehrung von Wohlstand, Bildung und Gesundheit
  • Durchsetzung von Rechtsgleichheit u.v.m.

Welche sechs Gründe nennt Kaelble als entscheidend für die wachsende Integration Europas?

1. Seit dem 2.Wk. ist die Internationalisierung der europäischen Wirtschaft begründet auf der europäischen Integration sowie der neuen weltwirtschaftlichen Ordnung (Pax Americana), die die internationalen wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Verflechtungen erheblich weiter getrieben. Als Folge werden internationale wirtschaftliche und gesellschaftliche Verflechtungen verstärkt.

2. Einmalige Zunahme der Realeinkommen: vor allem während des Wirtschaftsbooms zw. den späten 50er und frühen 70er Jahre. Daraus folgend werden gesellschaftlichen Verflechtungen, Ferienreisen ins Ausland, Kauf ausländischer Konsumgüter, Sprachkurse im Ausland etc. erleichtert.

3. Wandel der Ausbildungsqualifikationen: Es kommt zu einer Wandlung von Volksschülergesellschaften mit schmalen akademisch gebildeten Eliten hin zu Gesellschaften mit mehrheitlich mittleren und höheren Ausbildungsqualifikationen, was zur Zunahme der Sprachkenntnisse, Interesse für Ausland (Konsumgüter, Lebensstile...) dient.

Eher europäische Gründe:

4. Transport- und Kommunikationsrevolution erleichtert den Austausch mit anderen, vor allem europäischer Gesellschaften; z.B. Auto als Massentransportmittel seit dem 2. Wk., Preiswerte Flugreisen, Telefon und Fax. Daraus folgend nimmt der Reiseverkehr in das europäische Ausland zu, Kontaktaufnahme werden kostengünstiger und erleichtert.

5. Durchsetzung der Demokratie und der liberalen Wirtschaft (seit 1945): Erleichtert Austauschbeziehungen wie z.B. politische Austauschprogramme (Schüleraustausch, Städtepartnerschaft u.ä.), führen dazu, engerer Beziehungen zw. Europäern und Meinungsträgern (Hochschullehrer, Intellektuelle,...) sowie viele enge Beziehungen zwischen Europäern zu schaffen.

6. Europäische Gemeinschaft: Nationalen Arbeitsmärkte werden geöffnet. Die Mobilität hoher Beamten, Politiker, Experten ermöglichen zwischen den europäischen Hauptstädten bzw. Brüssel unkomplizierte Aufenthaltsmöglichkeiten der Bürger innerhalb der EU sowie auch Austauschprogramme für Studenten. Folge: Verstärkung der Tendenzen von Verflechtung und Austausch.

Welche Stationen der wirtschaftlichen Entwicklung Europas (in Bezug auf Konvergenz/Divergenz) lassen sich unterscheiden?

Hierbei lassen sich 3 Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung unterscheiden: Vorindustrielle und industrielle Phase mit Wohlstand als Fortschrittsziel. Die daurffolgende Postindustrielle Phase mit Lebensqualität als Fortschrittsziel. Nach 1970 setzte eine Modernisierungsphase mit ein, die eine Sektorverschiebung weg von der Industriegesellschaft hin zur Dienstleistungsgesellschaft zeigt. Die Altindustrien (Kohle, Stahl, Schiffsbau) gerieten in eine Krise. Der Reformprozess ist noch nicht abgeschlossen und findet speziell im Osten Europas zeitversetzt statt.

Konvergenz zeigt sich in Europa durch die Modernisierung tendenziell bezüglich: der Agrarsektor schrumpft,  Säuglingssterblichkeitsrate sinkt, Lebenserwartung steigt, soziale Sicherung durch wohlfahrtsstaatliche Leistungen und Regierungen steigt, Dienstleistungssektor expandiert, Haushaltsgrößen schrumpfen, Frauenerwerbsquote steigt.

Divergenz ist nur bezüglich der nationalen Wirtschaftsleistungen (BIP) einiger Länder gegeben.

In der EU zeigt sich diese in der Konzentration der Wirtschaftskraft in der sogenannten "blue banana" und dem "sunbelt". Das sind Entwicklungszonen über Staatsgrenzen hinweg, welche entlang der Achse London - Brüssel - Mailand und Barcelona - Lyon - Mailand liegen.

Der östliche und südöstliche Raum der heutigen EU bilden einen Kreis relativ unterentwickelter Wirtschaftskraft.

  • Vor 1950: Agrarwirtschaftlich geprägt
  • 1950-1973: Beträchtliche Verringerung der Unterschiede im BIP pro Kopf zwischen den westeuropäischen Ländern (Konvergenz):

◦50er: Nachkriegszeit: De-Agrarisierung, Industrialisierung.

◦60er: Zeitpunkt der größten Konvergenz und raschestes Wachstum.

◦70er: Verlangsamung des Konvergenzprozesses, Stillstand mit Rezession.

  • Nach 70er Jahren: Umbau der Industriegesellschaften in Dienstleistungsgesellschaften. Gemischte Tendenzen, s.u.:

◦Zwischen 1985 und 1995: Erneute Abnahme des Wohlstandsgefälles zwischen den EG-Ländern (Indikator BIP) = Konvergente Tendenz

◦Seit 1989: Reagrarisierung und Rückkehr zu vormoderner Subsistenzwirtschaft in einigen Teilen Russlands und der Balkanländer = Divergente Tendenz

Welche Länder innerhalb Europas weisen die höchsten regionalen Disparitäten auf?

1995 sind die Länder mit den höchsten Disparitäten (regionale Spreizung des BIP):

Deutschland (140 Pkt.), Österreich (92 Pkt.), Belgien (89 Pkt.) und Frankreich (84 Pkt.).

Bei der Betrachtung der Entwicklung von 1985 bis 1995 hinsichtlich des regionalen BIP und dessen Spreizung weisen Deutschland und Großbritannien die größten Veränderungen auf (D:+33 Punkte, GB:+31 Punkte).

Wie hat sich die Mitgliedschaft in der EU für die ärmeren Länder Europas ausgewirkt?

Gesamt gesehen, eher positiv: seit den 60er Jahren nahm das Wohlstandsgefälle ab, es kam Anfang der 80er Jahre zum Stillstand, danach wieder leichter Anstieg. Es ist jedoch eien große Schwankungsbreite des BIP in den einzelnen EG-Ländern erkennbar.

Östlicher und südlicher Rand der heutigen EU (Osten Finnlands u. Deutschlands, Griechenland, Süditalien, weite Teile Spaniens und Portugals) ist jener Ring, dessen Wirtschaftskraft eher unterentwickelter ist.

Bürger der EU leben in einem Zentrum- Peripherie-Gefälle und in einem in den letzten Jahren gestiegenen Regionalgefälle.

Welche Unterschiede bzw. welche Gemeinsamkeiten weisen die europäischen Länder in Bezug auf ihre kulturellen Grundlagen auf? TEIL 1 von 3

Kultur ist hierbei als spezifische Ordnungsmuster gemeint, die als Werte, Normen, Grund Überzeugungen handlungsorientierende Funktion, haben und sich als Routinen, Gewohnheiten, teils bewusst und unbewusst im Alltagsleben zeigen. In Europa bildete sich dieser Kulturraum aus verschiedensten kulturellen Systemen, darunter besonders Sprache, Recht, Religion, audio-visuelle Kommunikation, historische Ereignisse

Geschichte als Kulturfundus:

Noch heute für die europäische Geschichte bedeutsam: athenische Demokratie, erstmals Herrschaft des Volkes mittels Wahlen, welche kollektive Organisation schuf, und diese über die römische Republik, die Kirche + die mittelalterlichen Stände bis in die Moderne fortwirkte

Römisches Reich: Grenzziehungen nach Osten + Norden blieben bis ins Mittelalter erhalten,

Wikingergesellschaften des Nordens: freie + bewaffnete Bauern, blieben autonom und bestimmten die Politik der nordischen Länder bis ins 20JH.

Überreste der arabischen Kultur in Spanien (Architektur, Zahlensystem)

Herrschaft der Mongolen + Tartaren im Osten schnitt Russland vom Hochmittelalter + Renaissance ab, wirkte weiter in Zaren-herrschaft; und die Verpflichtung zum allgemeinen Dienst für den Staat wurde ins sowjetische + russische Recht übernommen (Staatszentriertheit)

Gemeinsame Grenze von Österreich- Ungarn und Osmanischen Reich: bis zum Jugoslawienkrieg : lebendiger Multikulturismus

Popularisierung der Demokratie durch Französische Revolution: Beginn grundlegender gesellschaftlicher Reformen in Europa

Weltkriege I + II: bilden Markierungspunkte für europäische Integration / Trennung zwischen kommunistischen + nicht-kommunistischen Staaten (Kalter Krieg, der bis heute Wirkung entfaltet)Holocaust: bewirkte politische Ziele wie Demo-kratisierung + Gemeinschaft europäischer Staaten zu Ordnung und Wohlstand zu führen

 

Welche Unterschiede bzw. welche Gemeinsamkeiten weisen die europäischen Länder in Bezug auf ihre kulturellen Grundlagen auf? TEIL 2

Religion:

Christentum ist als erster kultureller Zusammenschluss mit struktureller Insitutionalisierung in Europa zu bezeichnen, es enthielt die Vorstellung von Europa als Kontinent des Christentums und war der Welt des Islam gegenübergestellt, in einigen Ländern wurde die  Religionsgrenze ein bestimmender Aspekt der Nationalkultur, war dann bestimmend auch für die Teilung des Kontinents (Ost und West seit 1045 / Nord + Süd seit 1517)Heute : damalige sozial-karitative Nichtregierungsorganisationen in Unabhängigkeit von säkularen Machthabern sind als Grundmuster für heutige wohlfahrtsstaatlicher Vergesellschaftung zu sehen

Intoleranz des Christentums gegenüber dem Islam + des Judentums zieht sich durch alle Jahrhunderte / Auslöschung der Juden durch Holocaust , damit auch Auslöschung des vorwiegend jüdische intellektuellen Milieus, was u.a. einen nachhaltigen kulturellen Verlust für Deutschland darstellt

Sprache:

Trotz Vereinheitlichungstendenzen im 19.+ 20. JH.  ist Sprachen-karte Europas vielfältig geblieben und ist Resultat historischer Prozesse (Röm Reich, Völkerwanderungen, Reformation), es existieren 3 Sprachgruppen: romanische, germanische + slaw-ische Sprachen mit zahlreichen Dialekten + Minderheitensprachen.

Die verschiedenen Sprachräume entsprechen allerdings nicht den tatsächlichen nationalen Grenzen, dienten allerdings als Abgrenz-ungsmedium + Begründung nationalistischer Ansprüche im 19.JH.  Sprache wurde als konstitutives Element von Nation und Kultur betrachtet und diente als Indentitätselement in Nationalstaaten.

Diese Sprachauffassung widerspricht dem Integrationsprozess in Europa, da damit eine Hierarchisierung von Sprachen vorge-nommen wird und der Vorstellung eines vielfältigen, komplexen Kulturraums  Europa widerspricht.

 

Welche Unterschiede bzw. welche Gemeinsamkeiten weisen die europäischen Länder in Bezug auf ihre kulturellen Grundlagen auf? TEIL 3

Recht:

Verschiedene Rechtsfamilien spiegeln kulturelle Überzeugungen, z.B. die Vorstellungen von Gerechtigkeit oder des Verhältnisses des Bürgers zum Staat. Jede Rechtsordnung ist in die Gesell-schaftsordnung eingebettet und spielt somit eine bedeutsame Rolle.

Zweigert und Kötz unterscheiden für Westeuropa 2 Abstammungslinien und 3 Rechtsfamilien:

  1. Linie des angelsächsischen „Common Law“ –fallbezogene Recht-sprechung
  2. Linie des kodifizierten römischen Rechts „Cicil Law“
    • Diese „Cicil Law“ lässt sich wiederum in die napoleonische, die germanische  sowie die nordische Rechtsfamilie unterteilen
  3. Das sowjetische Recht (+ postsowjetische) ist ein Cicil Law, hat aber Einflüsse vorsowjetischer + mongolischer Art aufgenommen.

Gestützt auf die nationalen Rechtssysteme entwarf der Europä-ische Gerichtshof bestimmte allgemeine Rechtsprinzipien, wobei vor allem deutsches + französisches Recht einflussreich waren; insgesamt bestimmt  diese rechtliche Integration auch u.a. über Ausmaß und Gegenstände der sozialen Dimension mit (insbesondere bedeutsam in Bezug auf das Gemeinschaftsrecht wie z.B. Gleichstellung der Geschlechter oder in Zusammenhang stehend mit wichtigen Rechten wie Subsidiaritätsprinzip).

Medien als Kulturfundus:

Mit der Verbreitung audiovisueller Medien nach dem II. Weltkrieg ist eine Situation entstanden, die für Wirtschaft, Politik sowie die Kultur von großer Bedeutung sind.

Fernsehen: mit diesem Massenmedium können miteinander in Konflikt stehende politische Organisationen, die durch Parteien und Kandidaturen verkörpert werden, auf die "Köpfe der Menschen" eingewirken; es kann zum Beeinflussen und Überreden genutzt werden. Fernsehen kann man als politische Massenkultur verstehen.

Die identifikatorische Kraft der Medien bleibt zwar einerseits stark an die Nationalgesellschaften gebunden, andererseits wird sie globalisiert, insbesondere aber amerikanisiert (amerikanische Filme: "Hollywood")

Allerdings wird festgehalten, dass alle Kulturen von den Herausforderungen anderer Kulturen leben und sich an ihnen und durch sie hindurch Auseinandersetzungen mit der eigenen Identität herausbilden.