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Hyperlipoproteinämie
Behandlung ab
- Cholesterin > 240mg/dl (LDL > 160 mg/dl)
- Triglyceride > 200 mg/dl
Ätiologie
- primäre Hyperlipoproteinämie (genetisch bedingt)
- Einteilung nach Fredrickson: TypI-IV
- sekundäre Hyperlipoproteinämie
- Fehlernährung
- Diabetes mellitus
- Hypothyreoidismus
- Nephrotisches Syndrom
- Alkoholabusus
- biliäre Zirrhose
- Einnahme oraler Kontrazeptiva
- Medikamente: Thiazide, Glukokortikosteroide
Indikation für Lipidsenkung
- alle Typen von Hyperlipidämien
Therpaieziele:
mit maximal einem Risikofaktor für KHK
- Cholesterin < 200mg/dl, LDL<160mg/dl
mit zwei oder mehr Risikofaktoren
- LDL<130mg/dl
Sekundärprävention
- LDL<100mg/dl
- TG<200mg/dl
- HDL>35mg/dl
Risikofaktoren für KHK
- Rauchen
- männliches Geschlecht
- niedriges HDL
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
Therapie von Hyperlipoproteinämien
Übersicht
- Diät
- Medikamente:
- HMG-CoA-Reduktasehemmstoffe, (CSE-Hemmer, Statine)
- Lovastatin, Simvastatin, Pravastatin
- Mittel der ersten Wahl, senken Cholesterin um bis zu 50%
- protektive Effekte zusätzlich zur Lipidsenkung
- wenig UAW (Leber, Muskel)
- Nicotinsäurederivate
- Niacin, Inositolnicotinat
- Mittel zweiter Wahl
- viele UAW
- Austauscherharze
- Colestyramin
- bei isolierter Hypertriglyceridämie
- gut mit Statinen kombinierbar
- Fibrate
- Etofibrat, Bezafibrat
- bei isolierter Hypertriglyceridämie
- nicht bei Gallensteinen
Statine
Substanzen und Wirkung
Substanzen
- Lovastatin
- Simvastatin
- Pravastatin
- Fluvastatin
- Atorvastatin
Wirkung
- dosisabhängige lipidsenkende Wirkung
- unterschiedliche Wirkungspotenz verschiedener Statine
- Fluvastatin < Lovastatin = Pravastatin < Simvastatin < Atorvastatin
- können LDL um bis zu 60% senken (üblicherweise 20-25%)
- leichter Anstieg HDL, Abnahme Triglyceride
- senken das Risisko von kardiovaskulären Komplikationen bei KHK-Patienten um 30%
- erster HMG-CoA-Reduktasehemmer (Compactin) ist ein Metabolit des Pilzes Penicillum citrinum (1976)
extrahepatische Wirkung
verbesserte Endothelfunktion
- gesteigerte Expression der NO-Synthase -> Vasodilatation, Thrombozytenhemmung
Abnahme/Stabilisierung von atherosklerotischen Plaques
- Hemmung der Proliferation von glatten Gefäßmuskelzellen
- verminderte Akkumulation von Cholesterin in Makrophagen
- verminderte Oxidation der LDL
- Hemmung von Entzündungszellen (Lymphozyten)
antithrombotischer Effekt
- Hemmung der TxA2-Synthese in Thrombozyten
- Abnahme der Bildung von Fibrin
- gesteigerte Expression des Gewebeplasminogenaktivators
Wirkmechanismus
- hemmt die Umwandlung von HMG-CoA in Mevalonsäure
- Prodrug -> wirksamer Bestandteil ist der Metabolit (z.B. Lovastatin -> Esterspaltung ->Mevinolin)
- Statine haben bis zu 20000fach höhere Affinität zu HMG-CoA-Reduktase als HMG-CoA
Statine
UAW
Pharmakokinetik
Interaktionen
Indikation
UAW
- dosisabhängig
- Hepatotoxizität 1% (bei 2-3fachem Anstieg von GOT, GPT) Statin sofort absetzen (langsame Normalisierung der Transaminasen innerhalb von 2-3 Monaten)
- Myopathien (0,1%)
- Muskelschmerzen, Schwäche, Fieber, Rhabdomyolyse, akutes Nierenversagen (reversibel bei sofortigem Absetzen)
- gastrointestinale Störungen (Übelkeit, Diarhhoe)
- häufige Kontrollen der Serumtransaminasen und Kreatin-Kinase-Spiegel zu Beginn der Therapie
Pharmakokinetik
- Prodrugs (Lovastatin, Simvastatin)
- hoher First-Pass-Effekt (Cyp450)
- nur 5% des resorbierten Pharmakons zirkuliert im Plasma
- keine/kaum Cholesterinsynthese-Hemmung in anderen Organen (Nebenniere, Gonaden)
- HWZ: 1-2h
- biliäre Elimination
Interaktionen
- Substanzen, die CYP450 hemmen -> führt zu gesteigerter Hepatotoxizität
- Cyclosporin, Erythromycin, Clarithromycin, Cimetidin, Fluconazol, Warfarin, Cumarine
- Substanzen, die CYP450 stimulieren
- Barbiturate, Glucocorticoide, Phenytoin
- Fibrate, Niacin
- gesteigertes Risiko von Muskeltoxizität (Mechanismus unklar)
Indikation
Primärprävention bei
- Patienten mit Atherosklerose
- Diabetes mellitus und Dyslipidämie
- asymptomatische Patienten mit multiplen Risikofaktoren (leichte Dyslipidämie, Hypertonie, Diabetes)
- ausgeprägte Hypertriglyceridämie (>500mg/dl, Statine + Nikotinsäure oder Fibrate)
- Patienten mit niedrigem HDL
Sekundärprävention
- KHK
- zerebrovaskuläre Erkrankungen
- PAVK
Statine
individuelle Unterschiede einzelner Statine
individuelle Unterschiede einzelner Statine
Lovastatin, Simvastatin, Pravastatin
- klinisch am besten untersucht, zeigen in großen Studien eindeutige Reduktion der Mortalität und Morbidität
Atorvastatin, Cerivastatin
- stärkste LDL-Senkung
- auch Triglyceride werden deutlich vermindert
Fluvastatin, Pravastatin
- nicht durch CYP450 metabolisiert
- weniger Interaktionen mit anderen Medikamenten
- lassen sich am besten kombinieren
Fibrate
Substanzen
- Clofibrat
- Etofibrat
- Bezafibrat
- Fenofibrat
- Gemfibrozil
Wirkmechanismus
- Aktivierung von Transkriptionsfaktoren (PPARalpha, Peroxisome proliferator activated receptor)
- Regulation der Expression von Genen, deren Produkte am Lipidstoffwechesl beteiligt sind
- Fibrate binden intrazellulär an PPARalpha und stimulieren darüber die Transkription verschiedener Gene
Wirkung
periphere Gewebe, v.a. Endothel und Skelettmuskel (auch Niere, Darm und Fettgewebe)
- Aktivierung der Lipoproteinlipase
- Abbau von Triglyceriden in VLDL
- beschleunigter Abbau von VLDL zu IDL und LDL
Leber
- gesteigerter Abbau von freien Fettsäuren durch Oxidation
- Hemmung der Cholesterin- und TG-Synthese
- Abnahem der VLDL-Synthese
weitere Wirkungen
- verminderte Thrombozytenaggregation
- lokaler Effekt auf Makrophagen und glatte Gefäßmuskelzellen in atherosklerotischen Plaques:
- reverser Cholesterin-Transport -> antiatherogene Wirkung
- stimulieren über PPARalpha die Bildung von ABC-1-Transportern in Makrophagen und darüber den Cholesterin-Efflux
- Abnahme der VLDL und TG bis zu 30-65%
- Anstieg der HDL um 10-30%
- variabler Abfall der LDL (10%)
UAW
- Übelkeit, Erbrechen, Flatulenz, Diarrhoe (5%)
- Myalgien, Muskelschwächen, Myositiden
- Leber: Gallensteine!, Lebervergrößerung
- Leukopenien
- bei kombinierter Gabe von Statinen und Fibraten: CK-Anstiege und reversible Myositis in 5% der Patienten
Indikation
- Patienten mit erhöhten TG (Verhinderung von Pankreatitiden und Xanthomen)
Kontraindikation
- Leberinsuffizienz
- Niereninsuffizienz
- Gallenblasenerkrankungen
Anioinen-Austauscherharze
Substanzen
- Colestyramin
- Colestipol
Wirkmechanismus
- werden nicht enteral resorbiert -> binden im Darmlumen an Gallensäuren durch Austausch von Cl--Ionen
- Verlust von Gallensäuren im Stuhl
Wirkung
Leber
- erhöhte Umwandlung von Cholesterin in Gallensäuren
- erhöhte LDL-Aufnahme
- Abnahme von Cholesterin und LDL im Plasma
Darm
- Abnahme der gallensäureabhängigen Fettsäureresorption
lipidsenkende Wirkung
- Abnahme des LDL-cholesterin um 15-20%
- Anstieg der Serum-Triglyceride um 10%
- Anstieg der HDL um 2-14%
UAW
- verminderte enterale Resorption von Vitaminen (A,D,K)
- Darstörungen (Obstipation, Steatorrhoe)
- verminderte enterale Resoprtion gleichzeitig eingenommerner Medikamente
- Thiazide
- Digitalis-Glykoside
- orale Antikoagulantien
- L-Thyroxin
Indikation
- isolierte Hypercholesterinämie (in Kombination mit Statinen)
Kontraindikationen
- Gallensteine, Gallenwegsobstruktionen
- Hypertriglyceridämie
Nikotinsäurederivate
Substanzen
- Nikotinsäure
- Inositolnicotinat
- Xantinolnicotinat
Wirkmechanismus
- Kopplung an Nikotinsäurerezeptor HM-74
- Hemmung der Lipolyse in Adipozyten -> verminderte FS-Freisetzung ins Plasma
- Hemmung der hepatischen TG-Synthese
- verminderte VLDL-Produktion
- Aktivierung der Lipoproteinlipase am Kapillarendothel
- Zunahme des HDL durch einen ungekannten Mechanismus
- gesteigerte Freisetzung von Gewebe-TPA -> Abnahme des Plasma-Fibrinogens
lipidsenkende Wirkung
- hohe Niacin-Dosen (3-6g/d) haben einen schnellen Effekt (innerhalb von 1-4d) mit:
- Abnahme der TG (20-60%)
- Abnahme des LDL-Cholesterins (10-15%)
- leichter HDL-Anstieg
UAW
- häufig! (Anwendung nur bei Patienten mit schweren Hyperlipidämien)
- Therapieabbruch bei 50% der Patienten
- Flush (vermeidbar durch Kombination mit Laropiprant)
- Juckreiz (PG-mediiert, durch ASS vermeidbar)
- GI-Trakt: Übelkeit, Sodbrennen, Diarrhoe
- Leberschäden (zunächst reversibler Anstieg der Transaminasen) - Fettumverteilung in der Leber, akutes Leberversagen (selten)
- Vorsicht bei kombinierter Gabe von Statin und Niacin (gesteigertes Risiko von Rhabdomyolysen)
Indikation
- familliäre Hypercholesterinämie und ungenügende Einstellung durch Statin und Cholestyramin
- familiäre kombinierte Hyperlipoproteinämie, mit niedrigem HDL und hohen TG-Spiegeln
- zur Prävention einer Pankreatitis bei Patienten mit schweren Hypertriglyceridämien
Cholesterin-Absorptionshemmer
Substanz
- Ezetimib
Wirkmechanismus
- Hemmung der intestinalen Cholesterin-Aufnahme
- Aufnahme von Triglyceriden bleibt unbeeinflusst
- senkt LDL zusätzlich zu der Wirkung des Statins um weitere 18%
Indikation
- wenn LDL-Zielwert trotz Therapie mit einem statin nicht erreicht wird
- homozygote familiäre Hypercholesterinämie
UAW
- abdominale Schmerzen, Diarrhoe
- Myalgien, Rhabdomyolyse
- Hepatitis, Pankreatitis
- Thrombozytopenie
- Thrombozytopenie
Kontraindikationen
- Einnahme von Fibraten > Gallensteinbildung
Omega-3-Fettsäuren
Wirkmechanismus
- wirken als falsche Substrate für Enzyme der TG-Synthese
-> Senkung der VLDL
Indikation
- zusätzlich zur Sekundärprävention nach Herzinfarkt
- Hypertriglyceridämie
UAW
- GI-Trakt
- Transaminasenerhöhung