Humangeographie I, Teil 1, Einführung, HS 2013
Begriffe für die Abschlussprüfung GEO 112 Humangeographie I an der Uni Zürich
Begriffe für die Abschlussprüfung GEO 112 Humangeographie I an der Uni Zürich
Kartei Details
Karten | 45 |
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Lernende | 23 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Geographie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 28.10.2013 / 14.04.2023 |
Weblink |
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Wie definiert Schwemmer (1981) Wissenschaft? (4)
1. Erklären
2. Beschreiben
3. Verstehen
4. Begreifen
Was ist Wirklichkeit? (3)
Realismus (Aristoteles)
• Es existiert eine (sinnlich) erfahrbare Wirklichkeit –> empirische Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis der Wirklichkeit bei.
Idealismus (Platon)
• Ideen existieren unabhängig vom denkenden Subjekt. Sie werden nicht durch das Denken geschaffen, sondern im Denken erkannt.
Konstruktivismus
• Die Wirklichkeit wird ganz (= radikaler Konstruktivismus) oder teilweise durch kognitive Prozesse geschaffen.
• Gemässigte Formen des Konstruktivismus gehen davon aus, dass die für uns relevante Wirklichkeit erst im Wahrnehmen, Denken, Sprechen und durch menschliche Interaktionen geschaffen wird, aber in systematischer Art und Weise mit einer vom Subjekt unabhängigen Welt korrespondiert.
Was können wir wissen?
Sinneserfahrung oder Reflexion?
• Sinneserfahrung: Empirie
Erkenntnisse durch sinnliche Wahrnehmungen (z.B. systematische Beobachtungen, verallgemeinert)
• Reflexion: Rationale Erkenntnis
Erkenntnisse durch vertieftes Nachdenken und logisches Schliessen (z.B. Relativitätstheorie)
• Kants „Kritik der reinen Vernunft“: Überwindung des Gegensatzes
- Wahrnehmung und Verstand bedingen und durchdringen sich gegenseitig
- Sinneserfahrung und Reflexion
Wissenschaftliche Theorie (2)
-
Versucht, bestimmte Sachverhalte oder Erscheinungen zu erklären und die ihnen zugrunde liegenden Gesetzmässigkeiten zu erfassen
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Erklären heisst, eine kausale und logische Begründung für ein Phänomen finden, einen empirischen Nachweis zu erbringen
Wissenschaftliches Modell (5)
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Idealisierte Abbildung der (meist sehr komplexen) Realität
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Formales Abbild des Verknüpfungssystems zwischen Sachverhalten
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Kann Basis für Hypothesen sein
-
Kann dazu dienen, bestimmte Sachverhalte, Ergebnisse einer Untersuchung, vereinfacht und anschaulich darzustellen
⇒Beispiel: Topographische Karten sind Modelle der Erdoberfläche, die einen Erdausschnitt verkleinern
- Modellbildung ist nicht zwangsläufig mit “Verkleinerung” verknüpft
Methodik (3)
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quantitativ – standardisierte Datenerhebungsmethoden und mathematisch-statistische Analysen
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qualitativ – Interview, Beobachtung, partizipative Methoden und Text-/ Diskursanalyse
-
Kombination
Paradigma
Wissenschaftliche Denkweise (2)
-
“Ein Paradigma ist das, was den Mitgliedern einer wissenschaftlichen Gemeinschaft gemeinsam ist, und umgekehrt besteht eine wissenschaftliche Gemeinschaft aus Menschen, die ein Paradigma teilen" (Kuhn 1962).
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Paradigmenwechsel: die Ablösung eines Paradigmas durch ein neues durch grundlegende, sprunghafte Veränderungen in der Sichtweise darüber, wie wissenschaftliche Erkenntnis im Forschungsprozess herbeigeführt wird. (z.B. Klimawandel)
In der Geographie: Paradigmenpluralismus...(2)
• ...einerseits aufgrund ihres Wesens als Brückenwissenschaft zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, andererseits durch die historische Entwicklung von unterschiedlichen „paradigmatischen Strömungen“ in der Sozialgeographie
• Paradigmen sind nicht Konkurrenten sondern vielmehr Komplementatoren, was den Paradigmenpluralismus zu einerStärke der Geographie macht (Weichhart 1999)
Empirisch-analytisches Paradigma (2)
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Fokus auf funktionale und systemische Zusammenhänge der Realität: Beobachten und Erklären von natürlichen und gesellschaftlichen Phänomenen und Zusammenhängen sowie davon abgeleitet die Prognose zukünftiger Ereignisse und Entwicklungen (Modelle)
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Beispiel: Systemisch funktionalistische Perspektive
Interpretativ-verstehendes Paradigma (2)
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Fokus auf Texte und Kontexte als soziale Konstruktionen: Verstehen von Wahrnehmungen, Meinungen und Handlungen von Menschen sowie den Rahmenbedingungen ihrer Entstehung
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Beispiel: Akteursorientierte, konstruktivistische Perspektive
Systemisch funktionalistische Perspektive (5)
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Jede beliebige thematisch/raum-zeitliche Beobachtungseinheit kann als System begriffen werden
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System = modellhafte Rekonstruktion der Zusammenhänge zwischen verschiedenen Elementen eines Ganzen, die durch geregelte Beziehungen - Funktionen - miteinander verbunden sind
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Anordnung der Elemente bilden die Struktur
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Unterscheidung: einfache und komplexe, offene und geschlossene Systeme
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Positive und negative Rückkoppelungen im System – vgl. politische Systeme, Gesellschaftssysteme, Ökosysteme
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Bedeutungen von materiellen Gegebenheiten sind nicht Eigenschaften der Objekte per se, sondern werden diesen von den Subjekten zugeschrieben
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Raum / natürliche Umwelt / Natur sind daher ein soziales Konstrukt, das auf Wahrnehmung und Bedeutungszuweisung durch Akteure basiert
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Handlungen von Menschen verändern beabsichtigt oder unbeabsichtigt (räumliche) Strukturen und bestimmen somit die Rahmenbedingungen für Folgehandlungen
Lernziele
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Die verschiedenen Bedeutungen der Begriffe Raum und Ort definieren.
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Veränderungen in Raum und Zeit verstehen und anhand von Beispielen erklären.
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Räumliche Korrelation und Scheinkorrelation erklären.
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Verschiedene Bedeutungen von Regionalisierung verstehen und erklären.
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Bei wissenschaftlichen Texten, Karten und Modellen erkennen, welche Betrachtungsebene (Massstab) diesen zugrunde liegt.
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Ziele von Wissenschaft und Ausgangspunkte wissenschaftlicher Erkenntnis kennen und verstehen.
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Die Begriffe Paradigma, Theorie, Modell und Methodik verstehen.
Was ist Geographie?
Spurensuche im Lichthof
„Die Geographie untersucht Natur und Gesellschaft mit dem Ziel, räumliche Systeme und Prozesse zu erklären“
Was ist Geographie? (2)
MaturandInneninformation der MNF (2013)
„One Earth – Many Worlds”
• Die Menschen werden immer mobiler. Ihre Lebenswelten verbinden weit entfernte Orte und gestalten die Verhältnisse aufunserer Erde neu. Globaler Wandel, Neoliberalisierung, virtuelle Welten, Umweltveränderungen, Urbanisierung – die Geographie eröffnet einen umfassenden Blick auf die Chancen und die Grenzen der Globalisierung.
Was ist Geographie?
Uni Zürich
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... stellt die Menschen in der heutigen globalisierten Welt in den Mittelpunkt und untersucht die Auswirkungen ihres Handeln auf die natürliche wie soziale Umwelt. Sie analysiert, wie verschiedene Bevölkerungs- gruppen Veränderungsprozesse und Entwicklung beeinflussen, und wie dabei entstehende Interessenkonflikte nachhaltig gelöst werden können.
Was ist Geograpie?
Andri Zehnder
Geographie ist die Wissenschaft der ganzheitlichen "Erde". Sie untersucht die Zusammenhänge und Unterschiede in der physischen und humanen Umwelt.
Warum studiere ich (Andri Zehnder) Geographie?
Ich sehe mich als Weltenbürger. Ich habe mich schon immer für meine Umwelt und deren Prozesse, vor allem in der Natur interessiert. Ich möchte diese besser verstehen lernen.
Raum / space
eine Ausdehnung oder ein Ausschnitt der Erdoberfläche („objektive Struktur“)
Lage / Standort / location (2)
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von Punkten (Individuen, Bauten, Städten und anderen Merkmalen) auf der Erdoberfläche (bzw. im Raum) lässt sich durch Koordinaten oder Gradzahlen angeben und auf der Karte festhalten
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die relative Lage eines Merkmals zu einem anderen (günstiger oder ungünstiger, Industrie-, Dienstleistungs- .... Standort)
Ort / Örtlichkeit / place
ein Standort wird zum Ort, wenn ihm bestimmte Werte und Eigenschaften zugeschrieben werden
Absolute Lage
Ermittlung der genauen Lage
(z.B. Angabe durch Koordinaten)
Relative Lage (3)
– zu was oder zu wem?
1) Forschungsfrage (z.B. nach welchen Regeln wählen Menschen ihren Lagerplatz am Strand aus?) ⇒ Theorie
2) Basierend auf einer Theorie (nach welchen Regeln Menschen ihren Lagerplatz am Strand auswählen) wird eine Annahme (Hypothese) formuliert
3) Hypothese wird durch den empirischen Beweis verifiziert oder falsifiziert (empirischer Beweis).
Veränderungen in Raum und Zeit (5)
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Photographie ist eine Momentaufnahme
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Karten zeigen nur einen Moment, eine Situation
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Sie sind statisch, das wirkliche “Strandleben” jedoch ist dynamisch
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Wiederholungsaufnahme zu einer anderen Zeit, ergibt ein anderes Bild
⇒ Geographische Forschung hat einen Zeitbezug!
Räumliche Diffusion
Ausbreitungs- oder Verteilungsprozess über ein Gebiet der Erdoberfläche
Käfig von Raum und Zeit (2)
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Raum und Zeit
bilden das Rahmenwerk eines Käfigs, innerhalb dessen sich menschliches Leben und Handeln abspielt -
Aus diesem
Raum-Zeitrahmen kommt niemand heraus!
Arbeitsdefinition Umwelt:
Summe aller Faktoren, die eine Person an einem beliebigen Punkt der Erdoberfläche umgeben
Räumliche Korrelation
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Untersuchungen von zwei oder mehreren geographischen Verteilungen über ein und dasselbe Gebiet
z.B. hohe Werte der Bevölkerungsdichte in einem Gebiet entsprechen hohen Werten der Umweltqualität oder umgekehrt
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