Grundlagen Risikomanagement
Grundbegriffe
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Kartei Details
Karten | 18 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | BWL |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 17.01.2015 / 16.08.2023 |
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Wie ist der Risikobegriff defniniert?
Risiko:
Risiko
= mögliche negative Auswirkung in der Zukunft
= potentieller Vermögensverlust/Schaden, ohne Gegenüberstellung möglicher Gewinne/Erträge
= Schadensausmaß * Eintrittwahrscheinlichkeit (ISO/IEC Guide 73 Risikomanagement)
= mögliche Planabweichung
→ Der Risikobegriff ist sehr unscharf: Relevant sind Häufigkeit und Ausmaß
→ Chance ist hier NICHT Teil des Risikos
→ Chance und Risiko müssen im Gleichgewicht sein
→ Risiko wird meist bezogen auf einen möglichen künftigen Schaden oder Verlust (von Vermögenspositionen) ohne Berücksichtigung von Gewinnchancen
→ Risiko-Ereignis/Umstand möglichst genau definieren
Insbesondere die Vernachlässigung möglicher Gewinne ist wichtig, da in weiterführenden Konzepten, wie z.B. dem RoRaC-Konzept die Messung des Ertrages getrennt und unabhängig von der Risikomessung erfolgt. Zwischen Risiko und Ertrag muss scharf unterschieden werden, da sonst möglicherweise ein und derselbe Gewinn mehrfach berücksichtigt wird, was zu unschlüssigen Ergebnissen führen könnte.
- Risiko kann positiv, negativ oder eine Abweichung von dem Erwartetem darstellen, in der Literatur wird es jedoch meist nur als negativer Effekt gesehen
- Risiko wird oft beschrieben durch ein Ereignis, eine Änderung der Umstände, eine Folge oder eine Kombination aus diesen und wie sie die Zielerreichung beeinflussen. D.h. auch indirekte Folgen und Umstände werden mit eingeschlossen.
Was versteht man unter Risikocontrolling?
Risikocontrolling
Das Risikocontrolling wird als Bestandteil des Risikomanagments gesehen, welches die Unternehmensführung bei der Planung und Steuerung von Unternehmensrisiken unterstützt. Das Risiko-Controlling erfüllt aus dieser Sichtweise stärker organisatorische und überwachende Funktion während dagegen im Risikomanagement die konkrete Durchführung von Maßnahmen zur Risikomessung und Risikosteuerung im Mittelpunkt stehen. Das Risiko-Controlling stellte einen Teilabschnitt in der prozessorientierten Darstellung des Risikomanagements dar.
Wie wird die Wahrnehmung eines Risikos gesteuert?
Risikowahrnehmung
Der Mensch ist ein sehr unbegabter Risiko-Abschätzer. Die Wahrnehmung wird leicht beeinflusst. Sie wird gesteuert durch folgende Einflussfaktoren:
- Information
- Angebot
- Qualtiät der "Information": "Monster-Sturm", "Die Natur schlägt zurück"
- Persönliche Disposition
- Emotionale Bindung zum gefährdeten Gegenstand
- Beeinflussbarkeit des Risikos (z.B. Atomkraft)
- Risiko-Toleranz
- Kultureller Kontext
- Historischer/kultureller Kontext: 96 Millionen Lebensversicherungsverträge in Deutschland (GDV)
- Einstellung zum Leben/Religion: von "Kismet" zu "Jeder ist seines Glückes Schmied", Strafe Gottes
- Manipulation
- Wirtschaftliche/politische Interessen
- Echter oder angeblicher Handlungsspielraum (Legislaturperiode)
- Macht (Rating-Agenturen)
- Spektakularität der Ereignisse (World Trade Center, Terrorismus, Tsunami)
Risikowahrnehmung: Für den Schutz von welcher Gefahr sollte die Stadt Köln die meisten Gelder aufwenden? Hochwasser und Sturm haben eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit (alle 475 Jahre), aber dafür nur einen Schaden von 100 Millionen Euro (Sturm) bzw. 1.000 Millionen Euro (Hochwasser). Das Erdbeben hat eine niedrigere Eintrittswahrscheinlichkeit (alle 2475 Jahre), aber verursacht dafür einen Schaden von 100.000 Millionen Euro.
Der Kölner Bürgeremsiter hat in den Hochwasserschutz investiert, er sollte aber auch wg. dem großen Schaden für das Erdbeben jährlich etwas zur Seite legen. Tut er aber nicht, weil häufige Ereignisse stärker wahrgenommen werden.
Inwiefern wird das Risiko subjektiv wahrgenommen?
Subjektive Wahrnehmung des Risikos
- erfahrungsabhängig
- Know-How-abhängig
- Gewöhnung
→ Welche Berufe sind risikanter (Anzahl tödlicher Unfälle) als andere (USA)? Bauer, Dachdecker, Fischer, Holzfäller, Lastwagenfahrer, Pilot, Müllabfuhr, Stahlarbeiter, Elektriker, Taxifahrer: Ergebnis: Fischer, Holzfäller, Piloten und Flugzeugingenieure hatten die meisten tödlichen Unfälle. Zunächst könnte man z.B. eher an Dachdecker oder Bauer denken.
→ Wo gab es die schlimmsten (Todersopfer) Naturereignisse (Einzelereignisse wie Erdbeben, Sturm, Überschwemmung)?USA, Japan, Thailand, Europa, Afrika, Lateinamerika: Die meisten Toten gab es im asiatischen Raum (China, Indien, Pakistan, Südasien, Japan...). Laut Medienberichten könnte man jedoch denken, dass es die meisten Toten in den USA gab. Dies liegt daran, dass bestimmte Länder in den Medien öfter genannt werden als andere. Laut Diercke Weltatlas werden Länder wie die USA, China, Russland, Deutschland, Japan, Schweiz und Indien im Time Magazine öfter erwähnt als andere. Insgesamt wurde darin nur über 32 Länder berichtet. Damit herrscht eine Manipulation durch die Medien vor. Dadurch wird die Wahrnehmung verzerrt.
→ Welche Gefahr hat in einem Ereignis die meisten Tote gefordert? Überschwemmung, Sturm oder Erdbeben? Flut und Erdbeben, mit großem Abstand zum Wirbelsturm. In den Medien wird jedoch immer ein Sturm besonders hervorgehoben (USA).
→ Die Naturkatastrophen (Einzelereignisse) haben immer eine Abweichung zwischen dem Gesamtschaden und dem versicherten Schaden, nie wird der Schaden komplett abgedeckt.
Wie ist Risikomanagement definiert?
Risikomanagement
Unter Risikomanagement wird die Risikomessung und -steuerung aller betriebswirtschaftlichen Risiken unter Berücksichtigung von Verbundeffekten verstanden.
Risikomanagement koordiniert Aktivitäten bezüglich Risikorichtlinien und Risikokontrolle in einer Organisation. Das Risikomanagement soll sicherstellen, dass ein ungewolltes Risiko nicht eintritt. Risikomanagement läuft in einem Prozess ab.
Was versteht man unter einem Verbundeffekt/Diversifikationseffekt?
Verbundeffekt/Diversifikationseffekt:
Die Berücksichtigung von Verbundeffekten zwischen unterschiedlichen Risiken, alos z.B. die sogenannten Diversifikationseffekte stellt einen wichtigen Unterschied zwischen der Betrachtung des einzelnen Risikos und dem Zusammenwirken mehrerer Risiken dar.
In welchen komplexen Rahmenbedingungen ist das Risikomanagement eingebunden?
Komplexe Rahmenbedingungen
- Gesetzliche Vorgaben
- Volkswirtschaftliche Ursachen
- Technologischer Fortschritt
- Rückkoppelungen der Portefeuilles (=Portfolios)
→ Es genügt heute nicht mehr, sich auf Finanzrisiken zu beschränken! Risikomanagement muss holistisch (ganzheitlich) auf alle Risiken ausgedehnt werden, auch in kleineren Unternehmen.
Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "gesetzliche Vorgaben" für das Betreiben eines Risikomanagements.
Gesetzliche Vorgaben in Deutschland
- für Industrie, Diensleistung, Handel (Nichtbanken)
- Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmen (KonTraG)
- Erweiterung des Aktien- und GmbH-Gesetzes (§ 91 (2) AktG, §43 GmbHG)
- Erweiterung der Sorgfaltspflichten der Unternehmensführung
- Forderung des Ausweises der Unternehmensrisiken im Lagebericht
- für Banken
- Basel II als Grundlage für Ausgestaltung des Risikomanagements
- für Versicherungen
- Solvency II
- branchenspezifische Besonderheiten
- Corporate Governance
- Vorschriften zur Offenlegung von Risiken
- § 315 (2), 2. HGB (Handelsgesetzbuch), DRS 5 (Deutscher Rechnungslegungsstandard)
- IFRS 7 (International Financial Reporting Standards) für Berichtszeitraum 2007
- Schwerpunkt liegt hier jedoch auf der externen Berichterstattung
→ Internationale Abstimmung/Globalisierung
→ Relativ rascher Gesetzes- und Vorschriftenwechsel
Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "volkswirtschaftliche Ursachen".
Volkswirtschaftliche Ursachen
- Veränderte Rahmenbedingungen der Finanzmärkte durch Einführung neuer Finanzmarktinstrumente (insbesondere im Derivatebereich)
- Abschaffung fixer Wechselkurse
- zunehmende gesetzliche Deregulierung der Finanzmärkte
- Globale Vernetzung - Unabhängigkeit der Volkswirtschaften ist nicht mehr gegeben
- Möglichkeit der Expansion in neue Märkte
- Rasch sich ändernde Wettbewerbssituation
- Wirtschaftspolitische Maßnahmen
- Turbulenzen an Aktienmärkten
Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "technologischer Fortschritt".
Technologischer Fortschritt
- Schnellere Informationsverarbeitung durch elektronische Medien und Internet (Near Real Time Informatiosverarbeitung)
- Von Unternehmen hergestellte Produkte werden durch neue Technologien bzw. Innovationen schneller veraltet, wodurch Produktrisiken steigen und es zu kurzen Produktzyklen kommt.
- Ergebnis des ständigen technologischen Fortschritts: Informationsverarbeitung und damit die Globalisierung nehmen erheblich an Geschwindigkeit zu
- Vernetzung der Handelsströme (Bsp. Taiwand Erdbeben)
- Folge der zunehmenden Globalisierung und der verkürzten Produktzyklen: zahlreiche Unternehmensinsolvenzen in der Vergangenheit
- Soziale Veränderungen. z.B. Mega-Cities, Altersaufbau der Gesellschaften
→ Ständige Überprüfung des Risikomanagement-Prozesses notwendig
Beschreiben Sie die Risikoidentifikation im Risikomanagement-Prozess.
Risikoidentifikation
- Erfassung aller betriebswirtschaftlichen Risiken im Sinne der Risikoidentifikation
- Dafür gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, abhängig von Unternehmensbesonderheiten und Organisationsstrukturen
- Verschiedene Instrumente
- Für eine vollständige Erfassung werden die Risiken in Risikoarten untergliedert (Markt-, Ausfall-, Betriebs-, Absatzrisiken)
Beschreiben Sie die Risikosteuerung im Risikomanagement-Prozess.
Risikosteuerung
- Ergebnis der Risikoanalyse ist die Grundlage der Risikosteuerung
- Einteilung der Instrumente in
- Vorsorgemaßnahmen
- Abwälzung
- Kompensation
- Diversifikation
- Diese Instrumente werden dann auf die unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Risikoarten übertragen.
Beschreiben Sie das Risikocontrolling im Risikomanagement-Prozess.
Risikocontrolling
- Berücksichtigung des organisatorischen Aspekts des Risikomanagements
- Wie werden risikoverursachende und risikokontrollierende Organisationseinheiten aufbau- und ablauforganisatorisch im Unternehmen eingebettet bzw. verknüpft?
- Hauptaufgaben des Risikocontrollings
- Methodenhoheit der Messverfahren
- Organisation und Überwachung der Messverfahren
- Risiko-Reporting
- Unterstützung der Unternehmensführung
- Im Rahmen der Zusammenbarbeit zwischen Risikocontrolling und Unternehmensführung wird schließlich die eigentliche risikobasierte Unternehmenssteuerung durchgeführt. Kernstück einer risikoorientierten Unternehmenssteuerung bildet das so genannte Konzept des "Return on Risk adjusted Capital" (=RoRaC)
Inwiefern kann man das Risikomanagement als Prozess sehen?
Risikomanagement-Prozess
- Risikomanagement wird als Prozess, d.h. als Ablauf in der Zeit sozusagen als dynamischer Vorgang gesehen - im Gegensatz zu einer statischen (einmaligen) Aktion. Der Risikoprozess muss regelmäßig durchlaufen und kontrolliert werden!
- Die 4 Schritte
- Risikoidentifikation: Risikoarten (Markt-, Ausfall-, Betriebs-, Absatzrisiken): Welche Risiken gibt es und was solll erfasst werden?
- Risikomessung und -analyse: Kennzahlen (Maximalverlust, Volatilität, Sensitivität, Value at Risk): Verwende ich quantitative/qualitative Messverfahren? Welche Größe ist relevant?
- Risikosteuerung: Instrumente (Vorsorge, Abwälzung, Kompensation, Diversifikation): Sind die Handlungslösungen/Steuerungen noch konform zu den Unternehmenszielen?
- Risikocontrolling: Organisation (Planung, Kontrolle, Information, Koordination): Regelmäßige Kontrolle notwendig unter Berücksichtigung des Zeitaspekts (Risiken ändern sich laufend)
- Im Risikocontrolling kann ggf. festgstellt werden, dass in den Schritten 1-3 nochmal nachgearbeitet werden muss.
- Die beschriebenen Phasen des Risikomanagement-Prozesses bilden einen Kreislauf, d.h. die Ergebnisse bzw. Entscheidungen im Rahmen der Risikopolitik können zu Maßnahmen der Vorsorge oder Kompensation führen (Risikosteuerung) oder zu einer erneuten Identifikation bisher noch nicht berücksichtigter Risikoarten. Auch kann im Rahmen des Risiko-Controllings eine neue Festlegung der Risikomessmethoden erfolgen oder die Vorgaben für die Risikoanalyse verändert werden.
Beschreiben Sie die Risikomessung im Risikomanagement-Prozess.
Risikomessung und -analyse
- Folgt der Risikoidentifikation
- Bewertung/Analyse der Risiken
- Quantiative und qualitative Messverfahren
- Quantitative Messungen: Kennzahlen, deren Berechnung auf vorhandenen beobachtbaren Preisen, Kursen und sonstigen Marktdaten beruht
- Für zahlreiche Risiken liegen aber derartige Marktdaten aus vielfältigen Gründen nicht vor, dann greift man auf Messverfahren für qualitative Risiken zurück
- Die Kennzahlen mit ihren Funktionsweisen müssen dann an die Besonderheiten der verschiedenen betriebswirtschaftlichen Risikoarten angepasst werden.
- In der Risikoanalyse werden die Messergebnisse ausgewertet. Dabei werden zunächst die relevanten Risiken herausgefiltert. Das zentrale Analyseziel ist es, die Fragen zu beantworten, ob bezüglich der gemessenen und relevanten Risiken ein Handlungsbedarf besteht.
Aus welchen Gründen ist ein Risikomanagement im Unternehmen nötig?
Gründe für das Risikomanagment
- Risikowahrnehmung und -bewertung muss objektiviert und systematisiert werden
- Risikobewertung muss von Außenstehenden nachvollzogen werden können
- Methoden zur objektiven Quantifizierung müssen gefunden werden
- Abwägung verschiedener Risiken muss möglich sein
- Risiko muss im Verhältnis zu Gewinnchancen stehen - bezüglich Wahrscheinlichkeit und Höhe
- Aufwand Risikoverringerung/Schadensausmaß - Abwägung
- Risiken verlangen adäquate Handlungsstrategien
- Unabhängigkeit des Risiko-Managers muss gewährleistet sein
- Neue Risiken müssen erkannt werden
Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "Portefeuilles (Portfolios)".
Portefeuille (Portfolio)
- Meist mehrere Risiken im Verbund (Portfolios)
- Korrelationen
- Nicht lineare Rückkoppelungen
- Nicht steuerbare und steuerbare Faktoren
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