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FEP05 2.3 Die vier Ebenen einer Nachricht

2 Kommunikationsstörungen und ihre Ursachen

2 Kommunikationsstörungen und ihre Ursachen

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Kartei Details

Karten 10
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin/Pharmazie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 25.04.2014 / 25.04.2014
Lizenzierung Keine Angabe
Weblink
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Es sind nicht nur unsere Erwartungen und vorgefassten Meinungen, die unsere Wahrnehmung
einer Kommunikation und unsere Reaktion darauf unbewusst mit beeinflussen. Auch
die Nachricht selbst kann

die Ursache von Konflikten und Kommunikationsstörungen sein.

Der Kommunikationspsychologe Schulz von Thun hat in seinen Untersuchungen festgestellt,
dass der verbale Inhalt einer Nachricht mehrere Botschaften gleichzeitig enthält. Diese
verschiedenen Ebenen der Nachricht sind es, die den Vorgang der zwischenmenschlichen
Kommunikation so kompliziert und störanfällig machen. Um die Vielfalt der Botschaften,
die in einer Nachricht stecken, ordnen zu können, kann man sie in vier psychologisch bedeutsame
Komponenten aufteilen.

Schulz von Thun hat daher die vier Seiten einer Äußerung als Quadrat dargestellt. Das Kommunikationsquadrat
ist auch als „Vier-Ohren-Modell“ bekannt.

Jede Nachricht hat nach dem Modell von Schulz von Thun vier Seiten:

Sachaspekt – worüber ich informiere

Selbstoffenbarung – was ich von mir selbst kundgebe

Beziehungsaspekt – was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen

Appell – wozu ich dich veranlassen möchte

1. Sachaspekt – worüber ich informiere

Zunächst enthält die Nachricht eine Sachinformation. Für diesen Aspekt der Kommunikation
ist die Verständlichkeit entscheidend.

2. Selbstoffenbarung – was ich von mir selbst kundgebe

In jeder Nachricht stecken auch Botschaften über den Sender. Allgemein gesagt: In jeder
Nachricht steckt ein Stück Selbstoffenbarung des Senders, wobei damit sowohl die gewollte
Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbstenthüllung einzuschließen sind. Diese Seite der Nachricht ist psychologisch hochbrisant, denn mit ihr verbinden sich
viele Probleme der zwischenmenschlichen Kommunikation. So kann man etwa damit
versuchen, sich selber anders darzustellen, als man ist (Selbsterhöhung, -verbergung).

3. Beziehungsaspekt – was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen

Aus der Nachricht geht ferner hervor, wie der Sender zum Empfänger steht, was er von
ihm hält. Oft zeigt sich dies in der gewählten Formulierung, im Tonfall und anderen
nichtsprachlichen Begleitsignalen. Für diese Seite der Nachricht hat der Empfänger ein
besonders empfindliches Ohr, denn hier fühlt er sich als Person in bestimmter Weise behandelt.
Allgemein gesprochen: Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Angesprochenen
eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken.

4. Appell – wozu ich dich veranlassen möchte

Kaum etwas wird nur so gesagt – fast alle Nachrichten haben die Funktion, den Empfänger
zu etwas zu veranlassen. Der Versuch, Einfluss zu nehmen, kann mehr oder minder
offen oder versteckt sein – im letzteren Falle sprechen wir von Manipulation. Der
manipulierende Sender scheut sich nicht, auch die anderen drei Seiten der Nachricht in
den Dienst der Appellwirkung zu stellen. Die Berichterstattung auf der Sachseite ist
dann einseitig und tendenziös, die Selbstdarstellung ist darauf ausgerichtet, beim Empfänger
eine bestimmte Wirkung zu erzielen (z.B. Gefühle der Bewunderung oder Hilfsbereitschaft),
und auch die Botschaften auf der Beziehungsseite mögen von dem heimlichen
Ziel bestimmt sein, den anderen bei Laune zu halten (etwa durch unterwürfiges
Verhalten oder durch Komplimente). Wenn Sach-, Selbstoffenbarungs- und Beziehungsseite
auf die Wirkungsverbesserung der Appellseite ausgerichtet werden, werden sie
funktionalisiert, d.h., sie spiegeln nicht wider, was ist, sondern werden als Mittel zur
Zielerreichung eingesetzt.
 

Das Modell der vier Ebenen der Nachricht kann man am besten an einem einfachen Alltagsbeispiel
untersuchen:
 

Der Mann (= Sender) sagt zu seiner am Steuer sitzenden Frau (= Empfänger): „Du, da
vorne ist Grün!“ – Was steckt alles drin in dieser Nachricht, was hat der Sender (bewusst
oder unbewusst) hineingesteckt, und was kann der Empfänger ihr entnehmen?