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M5 Moral Kooperation Wettbewerb + Wikis 3 von 4

FU Hagen SS 2015

FU Hagen SS 2015


Kartei Details

Karten 26
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 18.07.2015 / 03.09.2016
Lizenzierung Keine Angabe
Weblink
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20.  Unterschiede zwischen moralischen Problemen und sozialen Konventionen

Tatsächlich getroffene Entscheidungen (Besipsiel Abtreibung)stehen eng in Zusammenhang damit, zu welchem Bereich der Meinung der Person nach das Problem gehört(Abtreibung)

asymmetrische Probleminhalte

Drei Modi von Bereichsverbindungen: (Turiel & Smetana, 1986)

(1)  Eine überwiegende Betonung des einen Bereichs, verbunden mit der Unterordnung des anderen
(2)  Ein Konflikt zwischen beiden, verbunden mit inneren Widersprüchen und dem Ausbleiben einer Lösung oder einer Versöhnung der beiden Komponenten
(3)  Eine Koordination beider Komponenten in dem Sinne, dass sie beide in der Problemlösung berücksichtigt wurden 

Unterschiedliche Typen des sozialen Urteilens:

bild

Gilligans Stufensequenz weiblicher Moralentwicklung

Gilligans Stufensequenz weiblicher Moralentwicklung enthält beide Bereiche: soziale Konventionen
und Moral.
Sie beschreibt einen bestimmten Entwicklungsverlauf der Auseinandersetzung von Frauen mit der
zugeschriebenen Geschlechterrolle:

Der Übergang vom egozentrischen ersten Stadium zum „konventionellen“ Stadium des „Gutseins als Verzicht“ beschreibt die Übernahme der sozialen Konventionen von Weiblichkeit. In der Übergangsphase zum postkonventionellen Stadium wird diese Konvention in Frage gestellt – der Bereichswechsel von der Konvention zur Moral wird vorbereitet.

Im dritten Stadium wird nicht wie bei Kohlberg das moralische Denken „postkonventionell“, sondern die soziale Konventionen selbst werden „moralisiert“ und so zum Gegenstand von Gerechtigkeits-überlegungen. Dies setzt eine Weiterentwicklung der sozialen Perspektive voraus, aber nicht notwendigerweise ein postkonventionelles moralisches Denken im Sinne Kohlbergs.

21.  Kritik am Modell von Gilligan

>Begriff Fürsorge nicht definiert
>Geschlechtsdifferenzen empirisch nur schlecht nachweisbar

Der Übergang in das dritte Stadium (postkonventionell):die sozialen Konventionen werden moralisiert(nicht wie bei Kohlberg, wo das moralische Denken "postkonventionell" wird) und so zum Gegenstand von Gerechtigkeitsüberlegungen. Dies setzt nicht notwendigerweise ein postkonventionelles Denken voraus, sondern ( nur) eine Weiterentwicklung der sozialen Hypothese

>Ansatz von Gilligan nur wenig begründet bzw.bestätigt

>Fürsorgemoral z.T auch bei Männern nachweisbar, aber Gilligan ist der Meinung, es gäbe einen geschlechtsspezifischen Bias:Männer bevorzugten die Gerechtigkeitsmoral,Frauen die Fürsorgemoral;Kohlberg bestreitet geschlechtsspezifische Unterschiede, meint, dass sich Gerechtigkeits-und Fürsorgemoral ergänzen

Rollenbezogene Meinungsdiskrepanzen:

Bedeutsamer als das Geschlecht scheint die Wechselwirkung zwischen moralischer Kompetenz und situativer Betroffenheit zu sein

Männer und Frauen unterscheiden sich nicht im moralischen Denken, aber in Bezug auf konkrete,rollenbezogene Entscheidungen sind große Meinungsdiskrepanzen zwischen den Geschlechtern feststellbar.

Wenn Frauen bestimmte Probleme rollen-oder sozialisationsgemäß anders rekonstruieren als Männer, spricht dies noch nicht für Gilligans These der zwei Moralen.

Nunner-Winkler vertritt jedoch die Ansicht, das die Arbeiten Gilligans trotz berechtigter Einwände "wissenschaftlich und politisch Anstöße gegeben, produktive Kontroversen ausgelöst und die Chancen zu vertieften Einsichten und weiterführenden Erkenntnissen ausgelöst"

Luhmann (1986):...in der Wissenschaft sind Einseitigkeiten und irrtümer oft produktiver als (triviale)Wahrheiten; ei st evtl problematisch,Gillignas These von den zwei Moralen als falsch darzustellen, weil sie (Steinert) eine überaus nützliche Grundlage spezieller empirischer Fragestellungen ist

 

Die situative Perspektive: Moral, Kooperation und Wettbewerb

Moralische Urteile beziehen sich oft gar nicht auf unsere eigenen Handlungen, sondern auf die Hand-
lungen anderer. Kohlberg geht davon aus, dass eine Handlung allerdings noch keine ausreichende
Auskunft über ihre „moralische Qualität“ gibt.
Solange wir nicht wissen, aus welchen Gründen jemand handelt, fehlt uns gewissermaßen die
Grundlage für ein moralisches Urteil. (Kohlberg)

Situationsanalyse

Wir bewerten die Handlungsweise von anderen auch dann, wenn wir nichts/ nur wenig über ihre subjektiven Gründe wissen. Stattdessen analysieren wir die situativen Umstände und überlegen, ob sie eine bestimmte Handlungsweise rechtfertigen, vielleicht sogar unumgänglich machen. Mit dieser Situationsanalyse gehen wir kognitiv „sparsam“ um:
 
Standardsituation (Rückgriff auf bereits erprobte moralische Bewertungsmuster):
1.  Liegt Standardsituation vor?
2.  Wenn ja, Abbruch der Situationsanalyse
3.  „Standardurteil“

Dieses Vorgehen entspricht der „Take-the-Best-Heuristik“

22.  Take-the-Best-Heuristik

Erklärt, warum wir häufig aus einem einzigen guten Grund handeln.
 
Problematische Situation (viele Kriterien liegen vor):
1.  „Take-the-Best“ bringt Kriterien in eine lineare Reihenfolge
2.  Abbruch der Situationsanalyse beim ersten Kriterium, das eine Entscheidung ermöglicht
3.  Wir verhalten uns genau diesem Kriterium entsprechend

Die moralische „Take-the-Best-Heuristik“ besteht also aus drei Kriterien, die wir solange abarbei-ten, bis das erste Kriterium „greift“:
1.  Prüfe, ob es sich um einer Standardsituation handelt, für die es klare und kaum umstrittene gesellschaftliche Regeln gibt.
2.  Entscheide gefühlsmäßig, wenn Kosten und Risiken von Fehlentscheidungen gering sind oder keine Zeit zum Überleben bleibt.
3.  Wäge die Interessen aller Beteiligten gegeneinander ab und vergiss deine eigenen Interessen nicht.