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Klinische Psychologie

Verschiedene Fragen aus dem Bereich der klinischen Psychologie

Verschiedene Fragen aus dem Bereich der klinischen Psychologie


Kartei Details

Karten 160
Lernende 15
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 19.11.2013 / 26.10.2022
Lizenzierung Kein Urheberrechtsschutz (CC0)
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Was bedeuten Neutralität und Abstinenz in der TP/AP ? 

Die Abstinenzregel beschreibt den behandlungstechnischen Grundsatz der weitestgehenden Nichtbefriedigung der durch die Übertragung (Psychoanalyse) beim Analysanden hervorgerufenen Gefühle und Wünsche in Bezug auf den Therapeuten, sowie dessen Enthaltungsverpflichtung im Rahmen der Gegenübertragung. Triebwünsche des Patienten nicht befriedigen, sondern bewusst machen. Eigene Bedürfnisse nicht befriedigen (bzw. reflektieren, ob narzisstischer Missbrauch des Patienten, da dieser es einem recht machen möchte).

Neutralität bezeichnet die Haltung des Analytikers bei der Behandlung, diese nicht auf grund religiöser, moralischer oder sozialer Werte oder Ideale zu lenken und sich jedes Rates zu enthalten. 

Was versteht man unter der „Grundregel“ in der TP/AP? 

Freud hat eine so genannte Grundregel aufgestellt, die dem Patienten zu Beginn der Behandlung mitgeteilt werden soll, nämlich, dass er alles, was ihm in den Stunden einfällt, mitteilen soll, auch wenn er es für bedeutungslos hält oder sich seiner Gedanken schämt. Er solle seine Gedanken nicht hemmen, sondern ihnen freien Lauf in jedwede Richtung lassen, was Freud das freie Assoziieren nannte. Freud nahm an, dass sich in dieser Form verkleidetes, unbewusstes Material äußere und man es so für die Behandlung nutzbar machen könne. Da unbewusste Inhalte zunächst einmal als bedrohlich, peinlich oder schmerzhaft empfunden werden, setzt das Unbewusste des Patienten dem Aufdecken dieser Inhalte einen Widerstand entgegen, ein weiterer wichtiger Begriff in der Psychoanalyse. Der Therapeut geht zu Beginn der Behandlung mit dem Patienten ein so genanntes Arbeitsbündnis ein, d. h. der Patient stellt seinen Wunsch zur Gesundung, seine gesunden Persönlichkeitsanteile und seine Kooperationsbereitschaft mit dem Analytiker in den Dienst der gemeinsamen Aufgabe.

Welche Ziele und Rahmenbedingungen haben TP und AP?

Beide Verfahren beruhen auf der Psychoanalyse,  die als Konflikttheorie von widerstreitenden Kräften in der Persönlichkeit aus.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie:

- konfliktzentriertes Vorgehen und Einschränkung regressiver Prozesse

- Ziel ist die Bearbeitung bewusstseinsnaher Konflikte, mit dem Ziel der Beseitigung neurotischer Symptome

- Aktivere, direktivere Haltung des Therapeuten, Einsatz von strukturierenden, stützenden, störungsspezifischen, edukativen Interventionen

Höchstgrenzen

  •  tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie 100 Stunden, in Gruppen 80 Doppelstunden.
  • Bei Kindern 150 Stunden, in Gruppen 90 Doppelstunden.
  • Bei Jugendlichen 180 Stunden, in Gruppen 90 Doppelstunden

Analytische Psychotherapie

AP wird in zwei Formen durchgeführt, die sich nach den Möglichkeiten und Problemen eines Patienten richten: Entweder als analytische Psychotherapie (Psychoanalyse im Standardverfahren) im Liegen mit 3 Therapiestunden wöchentlich oder als modifizierte analytische Psychotherapie (modifizierte Psychoanalyse) mit 2 Wochenstunden im Gegenübersitzen.

Fokussiert werden Persönlichkeitsanteile, lebensüberdauernde Muster im Erleben und Verhalten, von Denk- und Bewertungsprozessen wie v.a. auch Muster in Beziehungen.

 Ziel: dem Patienten bei der Suche nach einer persönlichen Kontinuität und bei der Aneignung unbewußt gewordener Lebensgeschichte zu helfen. Ziel ist nicht die Entwicklung einer harmonischen Persönlichkeit. Die Psychoanalyse bietet dem einzelnen Menschen vielmehr eine Methode an, seine unbewußten Motive selbst zu erforschen und dabei deren Existenz anzuerkennen sowie abgespaltene und abgewiesene Teile seines Selbst zu integrieren. Denn von unbewußten Motiven, wie zum Beispiel von unbewußten Schuldgefühlen, erlebt sich ein Mensch z. B. in Form von Hemmungen, Arbeitstörungen oder auch Selbstbestrafungstendenzen bis hin zu schweren Depressionen fremdbestimmt. Insofern geht es der Psychoanalyse um eine Befreiung von verinnerlichten Fremdbestimmungen, die Ursachen für psychische Störungen und damit verbundene Förderung von Regression, Übertragung

 

Was verstehen Sie unter Übertragung, welche Bedeutung hat sie in der AP und TP? 

Bewusste /unbewusste Erwartungen, Wünsche, Befürchtungen, die sich in früheren Beziehungen gebildet haben, werden an eine aktuelle Person gerichtet

ist normal, wird nur dann zum Problem, wenn es der Situation nicht angemessen ist und dadurch interaktionelle Schwierigkeiten entstehen

Bei der Übertragung  richtet der Klient bestimmte Gefühle, Erwartungen oder Wünsche auf seinen Therapeuten, die nicht so sehr dem Therapeuten als Person gelten, sondern als Gefühle aus früheren Beziehungserfahrungen des Klienten herrühren.

Bedeutung:

AP: die konflikthaften Wünsche und Gefühle (Angst, Scham, Schuldgefühle…) zu den früheren Bezugspersonen sollen in der Beziehung zum Analytiker wiederbelebt (Übertragungsneurose, Regression) und bewusst gemacht werden, um dann neu verarbeitet zu werden --> AP strebt die Entwicklung einer Übertragungsbeziehung zum Analytiker an

TP: beachtet und nutzt die Übertragung, forciert sie aber nicht, wichtig ist der BEWUSSTE Umgang mit Emotionen

 

Was verstehen Sie unter Gegenübertragung, welche Bedeutung hat sie in der AP und TP? 

Unter Gegenübertragung versteht man die Gefühle des Therapeuten, mit denen dieser auf den Patienten reagiert. In der therapeutischen Beziehung werden dem Therapeuten vom Patienten unbewusst immer wieder Rollen angesonnen, die dieser unbewusst vorübergehend einnimmt. Dem Patienten wird es dadurch ermöglicht, seine frühen Beziehungserfahrungen in der aktuellen Therapiesituation zu inszenieren. Im szenischen Verstehen dieser Inszenierungen gewinnt der Therapeut einen einzigartigen Zugang zu den verdrängten Beziehungsmustern des Patienten, die auf diese Weise in Sprache übersetzt und gedeutet werden können.

 

Aufgabe des Therapeuten: die Gegenübertragungsgefühle und –reaktionen wahrnehmen und als Informationsquelle über die inneren Konflikte und Beziehungsmuster des Pat. nutzen

Dabei ist wichtig, die Gegenübertragung von eigenen Themen, eigenen Übertragungen zu unterscheiden (Selbsterfahrung/Lehranalyse)

Welche Ebenen der Therapeutischen Beziehung unterscheidet man in TP und AP? 

4 Ebenen der therapeutischen Beziehung:

Realbeziehung: kann definiert werden als der Teil der Beziehung, der sich an der äußeren Realität orientiet. Dazu gehören (a) Rahmenbedingungen und Kontraktrealitäten, (b) Realität der Begegnung zwischen Patient und Therapeut, geprägt durch Konventionen, (c) angemessener Umgang mit der Realität des Patienten als realen Partner, z.B. bei beruflichen Verpflichtungen (d) reale Eigenschaften des Therapeutens und seines Verhaltens

Hilfreiche therapeutische Beziehung (Luborsky). Die hilfreiche therapeutische Beziehung ist die Grundlage des therapeutischen Prozesses. Sie ist wie die unanstößige oder basale Übertragung (versus neurotischer Übertragung) Voraussetzung für einen therapeutischen Prozess. Maßgeblich für die hilfreiche therapeutische Beziehung ist die Überzeugung des Patienten, dass der Therapeut ihm hilft, die Probleme und Konflikte zu lösen. -> Hoffnung, Vertrauen in eine haltgebende Beziehung

Arbeitsbeziehung: steht in Verbindung mit der hilfreichen therapeutischen Beziehung und meint (a) die milde positive Übertragung (Freud), (b) die Fähigkeit des Patienten, eine therapeutische ICH-Spaltung zu vollziehen (das Ich des Patienten wird dabei in einen erlebenden und einen sich selbst beobachtenden Teil aufgetrennt -> Einsicht) (c) die Mobilisierung reifer Ich-Funktionen, die die Verzerrung des Übertragungsgeschehen aushalten können (d) die rationale Beziehung zwischen dem Ich des Therapeuten und den vernünftigen Ich-Anteilen des Patienten

Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehung

Erwartungen/Wünsche/ Befürchtungen werden in Beziehung aktiv und auf Therapeuten übertragen und bewusst genutzt (AP), oder  beachtet (TP)

Welche unbewussten Grundkonflikte für die Depression kennen Sie? 

Den psychodynamischen Kern des depressiven Grundkonflikts bilden habituelle (unbewusste)  Züge von Objektsehnsucht, Objektenttäuschung, Verzweiflung des Selbst und Selbstzweifel. 

Unbewusste Grundkonflikte zwischen

- Wunsch nach Zuwendung vs.  Enttäuschung und destruktiven Impulsen gegenüber anderen

- Angst vor Alleingelassensein  (Abhängigkeit) -> Unmöglichkeit/Verbot  Zuwendung einzufordern (Autonomiestreben)

- Versorgung vs. Autarkie

 

Welche Verarbeitungsformen für die Depression kennen Sie? 

Verarbeitungsformen

Altruistisch-überfürsorglich:

- relativ hohem Funktionsniveau, d.h. mit vergleichsweise reifen Selbst- und Objektvorstellung 

- Modus erschein in der sozialen Bewertung als eindeutig positiv erscheint.  Es wird sich verantwortungsvoll und pflichtbewusst um andere gekümmert und eigene Bedürfnisse weitgehend zurückgestellt.  

- altruistische Hilfsbereitschaft, reicht jedoch über mittlere Norm guter oder treu sorgender Eltern hinaus., Sorge um den anderen hat keine Entsprechung in der Sorge um sich selbst, bis hin zur Selbstverleugnung und lässt neurotische Züge erkennen. 

- aggressive Phantasien sind aufgrund der Verpflichtung fürsorglich und gut zu sein ausgeschlossen. 

- Befürchtungen sich egoistisch oder gar feindselig zu verhalten, mobilisieren Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und Wiedergutmachungstendenzen.

narzisstische Objektunabhängigkeit 

 das Selbst identifiziert sich mehr und mehr mit seinen eigenen Idealvorstellungen; es entwickelt den Anspruch etwas Besonderes zu sein, sich aus der Masse herauszuheben 

- unübersehbaren Größenansprüche färben das Verhältnis zu den Objekten,  einerseits wird von ihnen die fortwährende Bewunderung erwartet, zum anderen werden die Objekte im Dienste der Selbstaufwertung und narzisstischen Objektdistanzierung habituell entwertet. Narzisstische Strukturen bleiben so lange im Gleichgewicht wie die Umwelt mitmacht.

Schizoide Verarbeitungsform: Distanzierung und Vermeidung von emotionalem Kontakt und emotionaler Bindung, Unterbrechung der Kommunikation.

 Oral-regressiv

- Hier ist es nicht, das eine bis dahin betont stabile Persönlichkeitsstruktur krisenhaft dekompensiert und überraschend Symptome entwickelt, Problematik kündigt sich meist lange 

- die oral-regressive Verarbeitungsweise verändert nicht die äußere Beziehung zu den Objekten, sondern beschränkt sich darauf, die eigene innere Situation, die Stimmungslage zu verändern.

- klinisch sehen wir die Objektunbezogenheit in den Essanfällen der Bulimikerinnen  oder der Mitteleinnahme der Polytoxikomanen. Beiden kommt es nicht darauf an, was sie zu sich nehmen, sondern dass es geschieht.