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Allgemeine Psychologie Lernen und Gedächtnis

Psychologie IILernen und Gedächtnis PFH

Psychologie IILernen und Gedächtnis PFH


Kartei Details

Karten 7
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 08.08.2023 / 08.08.2023
Lizenzierung Keine Angabe
Weblink
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Arbeitsgedächtnis nach Baddeley: Aufgabe der zentralen Exekutive

Alan Baddeley (2002, 2003) konnte vier Komponenten des Arbeitsgedächtnisses nachweisen:

Die zentrale Exekutive ist die wichtigste, aber bisher am wenigsten erforschte Komponente des Arbeitsgedächtnismodells von Baddeley. Im ursprünglichen Modell wurde sie als Pool für alle Prozesse betrachtet, die sich nicht eindeutig einem der Subsysteme zuordnen ließen (Anderson, 2001; Baddeley, 1983, 2003). Ihre wesentlichen Funktionen sah Baddeley darin, eine Verbindung zum Langzeitgedächtnis (LZG) herzustellen, Aufmerksamkeit zu fokussieren, zu bewegen und zu teilen (Baddeley, 2003).

Erläutern sie die phonologische Schleife.

Gehen sie hier auf passiven phonologischen Speiucher und den  artikulatorischen Kontrollprozess ein.

Die Phonologische Schleife ist eine Komponente des Arbeitsgedächtnismodells von Baddeley. Er postulierte diese Komponente, da er davon ausging, dass visuell-räumliche Informationen und sprachliche Informationen nicht in einer Komponente verarbeitet werden können.

Die Aufgabe der Schleife besteht darin, sprachliche Informationen zu speichern und zu verändern. Diese sprachlichen Informationen werden in einer phonetischen Form (Lautform) abgelegt. Die Kapazität der Schleife ist begrenzt und beträgt ein bis zwei Sekunden. Die Phonologische Schleife wird in zwei Subkomponenten unterteilt – den passiven phonologischen Speicher und den artikulatorischen Kontrollprozess.

Der passive phonologische Speicher ist eng mit der Sprachwahrnehmung verbunden und er hält Sprachlaute vor, bis sie verblassen. Der artikulatorische Kontrollprozess kann im Zusammenhang mit der Sprachproduktion betrachtet werden, das heißt, er frischt sprachliche Informationen auf und verhindert so ihr Verblassen. Dies geschieht durch das aktive innere Sprechen. Den Prozess, bei dem die Informationen durch inneres Sprechen häufig wiederholt werden, nennt man „Rehearsal“.

Gesprochene Informationen und geschriebene Informationen haben einen unterschiedlichen Zugang zur Phonologischen Schleife. Gesprochene Informationen gelangen sofort in den passiven phonologischen Speicher. Gründe für die sofortige Abspeicherung liegen in der Funktion des passiven Speichers. Er speichert die Sprache in Form von Lauten ab. Da die dargebotenen Informationen schon in Lautform (Phonem) vorliegen, müssen diese nicht mehr in eine phonetische Form kodiert werden.

Die geschriebenen Informationen liegen jedoch nicht in Lautform vor und müssen kodiert werden, damit sie im passiven phonologischen Speicher behalten werden können.

Phonologische Ähnlichkeit

Wortlängeneffekt

Irrelevant speech effect

Das Konstrukt der phonologischen Schleife sollte insbesondere drei Effekte erklären: den Effekt der phonologischen Ähnlichkeit, den Wortlängeneffekt und den irrelevant speech-Effekt.

Der Effekt phonologischer Ähnlichkeit beschreibt, dass man sich ähnlich klingende Buchstaben und Wörter schlechter merken kann als unähnliche. Es fällt schwerer, diese Informationen zu wiederholen (Rehearsal). Ähnliche: C, T, G, B, D; Unähnliche: X, S, K, M, Y

Der Wortlängeneffekt beschreibt, dass man sich kurze Wörter besser merken kann als sehr lange Wörter. Es können nur so viele Wörter gespeichert werden, wie man in zwei Sekunden ablesen kann. Dies bedeutet, dass nicht so viele lange Wörter in zwei Sekunden gelesen werden können wie kurze. Damit ist auch die Gedächtnisspanne determiniert, denn es können weniger lange Wörter als kurze Wörter wiederholt werden (Rehearsal). Dieser Effekt konnte von anderen Forschern jedoch nicht, bzw. nur mit Baddeleys Original-Wortliste, repliziert werden.

Irrelevant-speech-Effekt bezeichnet das Phänomen, dass die Leistung bei einer verbalen Gedächtnisaufgabe sinkt, wenn als Hintergrundgeräusch Sprache zu hören ist, was für eine phonologische Schleife spricht. Allerdings lässt sich der Effekt auch zeigen, wenn als Distraktor statt Sprache lediglich Töne mit wechselnder Frequenz benutzt werden.

Versuch: Wortlisten lernen, eine Gruppe mit Kopfhörern ohne Bespielung, die andere Gruppe bekommt Nachrichten eingespielt. Erklären, welche Gruppe beim Lernen besser abschneidet und warum.

Gruppe mit eingespielten Nachrichten schneidet schlechter ab weil:

wir besitzen evolutionsbedingt einen sprachspezifischen Filter für das Arbeitsgedächtnis. Sprachliche Informationen werden für 2 Sekunden im phonologischen Speicher gehalten. Hier greift der irrelevant speech effect: Sprache (Lautstärke, Verständlichkeit egal) im Hintergrund mindert die Leistung der Kurzzeitgedächtnisspanne erheblich, da diese im phonologischen Speicher für 2 Sekunden gehalten werden und somoit die Kapazität für anderes sprachliche Komponenetn vermindert im Gegensatz zu Musik oder Rauschen.

Was bedeutet Enkodieren?

Enkodierung bezeichnet den mentalen Prozess der Aufnahme und Umwandlung von Informationen zur langfristigen Speicherung und eines späteren Abrufs verstanden.

Enkodierung beschreibt also eine Phase der Informationsverarbeitung. Bei der Enkodierung werden ankommende Informationen verarbeitet und für eine mögliche Weiterverarbeitung vorbereitet. Die Einspeicherung von Informationen kann bewusst oder unbewusst geschehen.

Theorie der Verarbeitungstiefe nach Craik und Lockhart erklären.

Die Theorie der Verarbeitungstiefe (level of processing theory) ist eine kognitive Theorie des Lernens, die allgemeine Erklärungen für die Integration von Informationen in das vorhandene Wissen zu finden, wobei man unter Verarbeitungstiefe das Ausmaß der kognitiven Aktivitäten versteht, die eine Lernende bzw. ein Lernender darauf verwendet, eine dargebotene Information zu erlernen. Dabei können die für das Lernen erforderlichen Wiederholungen (innere Wiederholungen oder Mehrfachkontakte) reduziert werden, wenn der Lernende sinnvolle gedankliche Beziehungen zwischen und mit den aufgenommenen Informationen herstellen kann, da dies eine Einordnung der Informationen in das bestehende Wissen erleichtert. Dadurch werden mehr kognitive Operationen durchgeführt, was die Gedächtnisleistung verbessert. Die Verarbeitungstiefe ist z. B. gering, wenn die Informationen nur auf der sensorischen Ebene verarbeitet werden, während mit gedanklicher Entschlüsselung der Informationen die Verarbeitungstiefe zunimmt. Letztlich hängt beim Lernen die Verarbeitungstiefe auch davon ab, inwieweit das Individuum zu einer gedanklichen Auseinandersetzung mit einem Reiz motiviert ist (Aktivierung) und welche kognitiven Aktivitäten vom Lernmaterial stimuliert werden (Interessen). Bekanntlich ist Lernen mit geringem Involvement auch mit geringer Aufmerksamkeitszuwendung verbunden, was vor allem dann auftritt, wenn die Informationen für den Lernenden relativ unwichtig sind. Beim Lernen mit geringer Verarbeitungstiefe werden die zentralen Informationen eines Lernstoffes nicht viel stärker beachtet als die nebensächlichen Informationen, wodurch es beim Lernen mit geringer Verarbeitungstiefe zu einer stärkeren peripheren Beeinflussung kommt. Dadurch werden nebensächliche Informationen stärker wirksam bzw. der Lernende weiß nicht, was eigentlich an dem Lernstoff von Bedeutung ist. (Stangl, 2023).

Verwendete Literatur
Stangl, W. (2023, 8. August). Verarbeitungstiefe. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/9824/verarbeitungstiefe.

Beispiel für oberflächliche Bearbeitung und tiefe Verarbeitung

Beispiele für oberflächliche Verarbeitung:

Durchlesen Wiederholen Anschauen Unterstreichen und Markieren

Beispiele für eine tiefe Verarbeitung

  • Anwendungen finden
  • Fragen zum Text entwerfen
  • Rollenspiel einer mündlichen Prüfung
  • Ist der Lernstoff in der Alltagserfahrung vorhanden?
  • Modell für einen Vorgang entwerfen, etwa eine Skizze erstellen
  • Analogien finden
  • Buchbesprechungen oder Pressenotiz schreiben
  • Zwei bis drei Fachlehrbücher miteinander vergleichen
  • Überlegen, welche Textinformationen ein Praktiker sofort können sollte
  • In Gruppen die Texte bewerten
  • Feststellen und vergleichen, was man vorher zu dem Thema gedacht oder gewusst hat
  • Jemandem von dem Gelernten berichten
  • Zusammenfassen und Exzerpieren
  • Bilden von Assoziationen
  • Überflüssige Sätze streichen
  • Überschriften für Absätze oder Graphiken finden
  • Gegenargumente finden
  • Beantworten von Fragen nach dem Lesen des Textes (Stangl, 2023).


Verwendete Literatur
Stangl, W. (2023, 8. August). Verarbeitungstiefe. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/9824/verarbeitungstiefe.