Premium Partner

Soziale Ungleichheit

fhtf

fhtf


Kartei Details

Karten 12
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.03.2018 / 30.08.2020
Lizenzierung Keine Angabe
Weblink
https://card2brain.ch/box/20180310_soziale_ungleichheit
Einbinden
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20180310_soziale_ungleichheit/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Erläutern Sie den Unterschied zwischen einer Klasse an sich und einer Klasse für sich im Sinne Marx‘.

 

Nach Burzan wird Karl Marx‘ Klassentheorie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute als grundlegend angesehen. Er unterschiedet zwischen zwei Klassen, dem Proletariat oder der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie, dem Bürgertum, die sich antagonistisch gegenüberstehen und sich hauptsächlich durch den Besitz bzw. nicht-Besitz von Produktionsmitteln unterscheiden. Das Proletariat, welches nicht im Besitz von Produktionsmitteln ist, muss seine Arbeitskraft auf dem Markt anbieten und wird vom Bürgertum mehr und mehr ausgebeutet. Marx unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen einer Klasse an sich und einer Klasse für sich. Von einer Klasse an sich spricht er, wenn rein der objektive Unterschied besteht, dass die eine Klasse eben Produktionsmittel besitzt und die andere nicht. Von einer Klasse für sich spricht er, wenn dies zu einem Klassenbewusstsein führt und damit zu Solidarität innerhalb einer Klasse – hier besteht die Klasse damit auch subjektiv. Die gegensätzlichen Interessen führen dann folglich zu einem Spannungsverhältnis bzw. zum Klassenkonflikt, der auch als Motor zum gesellschaftlichen Wandel dient. Laut Burzan betont Marx, dass der (nicht-) Besitz und damit das Unterscheidungskriterium zwischen den beiden Klassen zwar vorerst rein ökonomischer Natur ist. Jedoch wirkt sich dieser auf viele andere Lebensbereiche aus, wie Politik, Recht, Kultur. Somit ist die ökonomische Dimension nur die Basis der Unterschiede zwischen den Klassen. Das Bewusstsein um seine eigene Klassenlage führt wie eine Kettenreaktion zu diversen weiteren Ungleichheiten. 

(Burzan, Nicole: Soziale Ungleichheit. Fernuniversität Hagen, 2017, S. 11)

 

Erläutern Sie den Unterschied der Klassenbegriffe von Marx und Weber.

Marx definiert Klassen auf der Grundlage der bestehenden Ausbeutungsbeziehung im Prozess der Produktion. Die objektive Klassenzugehörigkeit ist der Grund für die gegensätzlichen Interessen.

Im Gegensatz zu Marx definiert Weber Klassen auf der Basis unterschiedlicher Marktchancen. Nach Weber teilen Personen eine Klasse, die aufgrund einer ähnlichen Ausstattung mit Qualifikationen oder Eigentum vergleichbare Verwertungschancen haben. Dadurch erweitert Weber die Basis der Klassenbildung auch über Leistungsqualifikation.

Bei Weber gibt es eine Vielzahl von Klassenlagen, die auf der Ausstattung mit nach der Höhe und Art differenzierten Ressourcen basiert. Es gibt es keinen zentralen Gegensatz von Interessen, die die ganze Entwicklung der Gesellschaft bestimmt, sondern eine Reihe von unterschiedlichen Gruppen, die ihre spezifischen Interessen verfolgt.

Weber unterteilt in Besitz-. Erwerbs-, und soziale Klassen.

Es gibt positiv priviligierte Besitzklassen (z.B. Besitzer von Arbeitsanlagen und Apparaten, Bergewerke) und negativ priviligerierte z.B. Verschuldetet, Arme.

Bei Erwerbsklassen wird die Klassenlage durch die Chancen der Marktverwertung von Gütern oder Leistungen bestimmt. (z.B. Unternehmer, Arbeiter) .

Weber unterscheidet in seiner eigenen Gesellschaft vier soziale Klassen:

1. Die Arbeiterschaft, 2. Die qualifizierte Mittelklasse (besitzlose Intelligenz und Fachgeschultheit), 3. das Kleinbürgertum (das in gewissem Umfang über Produktionsmittel verfügt , z.B. Handwerker, Ladenbesitzer), 4. Die Oberklasse (durch Besitz und Bildung ausgezeichnet)

Soziale Klassen sind die Klassenlagen zwischen denen ein Wechsel (persönlich oder in der Generationenfolge) leicht möglich ist.

Klassenzugehörigkeit (bzw. die Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse) führt im Zuge des sozialen Wandels nicht notwendig zu einem Klassenbewusstsein oder gemeinsamen Handeln. Bei Weber sind die Interessen der Klassen weitaus vielfältiger und die Entwicklung ist nicht eindeutig.

Quelle: Nicole Burzan, Soziale Ungleichheit, Seite14 - 16

 

Erläutern Sie den Kapitalbegriff Bourdieus. Grenzen Sie dabei insbesondere die verschiedenen Kapitalarten voneinander ab

In Bourdieus kombiniertem Klassen- und Lebensstilmodell spielt der Begriff des „Kapitals“ eine zentrale Rolle. So ist nach Bourdieu (vgl. Studienbrief, S. 110) die eigene soziale Position abhängig vom Kapitalvolumen, der Kapitalstruktur und der sozialen Laufbahn. Er unterscheidet dabei ökonomisches, kulturelles, soziales und symbolisches Kapital (vgl. ebd., S. 110f.)

Ökonomisches Kapital stellt Kapital dar, welches relativ einfach in Geld konvertierbar ist, also z. B. Eigentum und Vermögen.

Beim kulturellen Kapital unterscheidet Bourdieu drei Arten: Das inkorporierte Kulturkapital kann man sich nur langfristig aneignen und es auch nicht einfach verschenken oder weitergeben. Hierbei handelt es sich insbesondere um Bildung, Wissen und Erziehung. Objektiviertes Kulturkapital gewinnt erst in der Kombination mit inkorporiertem Kulturkapital an Bedeutung. Hierbei handelt es sich insbesondere um den Besitz von kulturellen Gütern wie Bücher, Gemälde und Instrumente. Erst mit der entsprechenden Bildung, dem Wissen und einer entsprechenden Erziehung wird dieses Kapital „aktivierbar“ und damit auch ökonomisierbar. Zuletzt nennt er das institutionalisierte Kulturkapital (insbesondere schulische Titel), die einen rechtlich garantierten Wert haben und deshalb bis zu einem gewissen Grad in ökonomisches Kapital umgewandelt werden können.

Unter sozialem Kapital versteht Bourdieu Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe basieren, und dem Besitzer dieses Kapitals dadurch ökonomische Chancen eröffnen.

Zuletzt nennt er das symbolische Kapital, unter dem das Prestige und das Renommee einer Person zu verstehen ist.

Für jedes Mitglied einer Gesellschaft ergibt sich also je nach Art der Kapitalstruktur und generellem Kapitalvolumen (Summe aller Kapitalarten) und seiner historischen Entwicklung (soziale Laufbahn) eine soziale Position im sozialen Raum.

Erläutern Sie das Klassenmodell Bourdieus. Ordnen Sie den drei Hauptklassen jeweils einen der von Bourdieu identifizierten Lebensstile zu.

Bourdieu führt in den 60er Jahren in Frankreich Korrespondenzanalysen durch und kommt im Ergebnis zu drei Hauptklassen in der Gesellschaft.

 Zum einen zu der herrschenden Klasse, die sich wiederum in zwei Klassen unterteilen lässt. Dies ist die Klasse, die über ein großes ökonomisches Kapital verfügt (z.B. Unternehmer) und die Klasse, die über ein hohes kulturelles Kapital verfügt (hier z.B. Hochschullehrer). Die von ihm genannte Mittelklasse ist dreigeteilt. Zum einen ist es das absteigende Kleinbürgertum. Bourdieu nennt es absteigend, da seiner Meinung nach an eine überholte Vergangenheit gebunden sind. Als Beispiel wäre der Besitzer eines „Tante Emma Ladens“ zu nennen. Die zweite Untergruppierung ist das exekutive Kleinbürgertum, wie z.B. Büroangestellte und schließlich das neue Kleinbürgertum, hier zu finden z. B. Vertreter oder Eheberater. Zur dritten Klasse, der Volksklasse, die Bourdieu nennt, gehören ungelernte oder angelernte Arbeiter. Die Klassen sind jedoch nicht statisch, ein Auf- bzw. Abstieg ist möglich. Nach Bourdieu prägt die Zugehörigkeit zu einer Klasse den Lebensstil der Menschen. Dieser ist nicht frei wählbar, sondern unmittelbar mit der Klassenzugehörigkeit verbunden. Laut Bourdieu prägt der Habitus (die allgemeine Grundhaltung gegenüber der Welt und bestimmte kollektive Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata) den Lebensstil der Menschen innerhalb des sozialen Raumes. Die herrschende Klasse etwa hat einen von Bourdieu so genannten „legitimen Geschmack“. Es sind einerseits Menschen mit großem ökonomischen Kapital mit der Neigung zu Luxusartikeln oder Menschen mit hohem Kulturellen Kapital, die z.B. klassische Musik bevorzugen und einen ausgeprägten Sinn für Kultur habe. Der mittlere/prätentiöse Geschmack der mittleren Klassen ist der Versuch den oberen Klassen nachzueifern. Die Menschen dieses Lebensstils neigen zum Bildungseifer und zur Anhäufung von Zeugnissen. Der populäre oder auch Notwendigkeitsgeschmack der unteren Klassen, ist dem niedrigen ökonomischen und kulturellen Kapital der unteren Schichten geschuldet. Schaffen es die Menschen aus der mittleren Klasse schon kaum, der oberen Schicht nachzueifern, so ist dies den Menschen der unteren Klasse unmöglich.

Nicole Burzan: Soziale Ungleichheit  (2017, S.114-120)