Sozialpsychologie
Ein paar Begriffe aus dem studentischen Glossar der FH
Ein paar Begriffe aus dem studentischen Glossar der FH
Fichier Détails
Cartes-fiches | 198 |
---|---|
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 16.02.2016 / 31.01.2018 |
Lien de web |
https://card2brain.ch/box/sozialpsychologie7
|
Intégrer |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/sozialpsychologie7/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Gruppenbildung
Die Frage, welche sozialpsychologischen Prozesse der Gruppenbildung zugrunde liegen, lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven beantworten:
- Evolutionspsychologische Ansätze
adaptiver Wert der Gruppenbildung, Überlebensvorteile, angeborenes Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit - Austausch- oder Interdependenztheorien
Instrumentalität der Gruppe für das Individuum, Gruppenbildung dient der individuellen Bedürfnisbefriedigung - sozialer Identitätsansatz
betont die kognitiven Grundlagen, Interdependenz als hinreichende aber nicht notwendige Bedingung für Gruppenbildung, notwendig ist Selbstkategorisierung
Umgekehrte Diskriminierung
Wird Fremdgruppenmitgliedern mehr geholfen als Eigengruppenmitgliedern, bezeichnet man dieses Phänomen als umgekehrte Diskriminierung.
Unterstützung, abhängigkeitsorientiert
Hilfe, die bereits bestehende Statusdifferenzen zwischen den Gruppen zementiert. Durch Bereitstellung vollständiger Problemlösungen wird verhindert, dass die statusniedrigere Gruppe Kompetenzen und damit Unabhängigkeit erwerben kann.
Stereotype-Content-Model
Das Modell von Fiske, Cuddy, Glick und Xu (2002) macht spezifische Vorhersagen darüber, welche Merkmale Fremdgruppenmitgliedern in Abhängigkeit von spezifischen Charakteristika der Intergruppenbeziehung zugeschrieben werden. Wichtige Implikation des Modells: Stereotype haben oft einen ambivalenten Charakter.
Die Kombination hoher und niedriger Ausprägungen auf den Merkmalsdimensionen Wärme und Kompetenz führt zur Unterscheidung von vier inhaltlich distinkten Typen von Stereotypen:
Disposition
Persönlichkeitsmerkmale, Einstellungen, Motive etc.
Gruppendenken: Bedingungen
Gruppendenken wird durch folgende Bedingungen gefördert (Janis, 1972):
- Extrem hohe Gruppenkohäsion
- Abschottung der Gruppe von externen Informationsquellen
- Mangel an verbindlichen Prozeduren oder Normen, die eine systematische Berücksichtigung relevanter Fakten fördern
- direktive Führung, die den Druck zur Konformität erhöht
- hoher Stress
Kategorisierung
Der Prozess, durch den ein Stimulus einer Klasse ähnlicher Objekte (Personen, Ereignisse etc.) zugeordnet wird.
Eine Hauptfunktion der Kategorisierung besteht in der Systematisierung der wahrgenommenen Stimuli im Hinblick auf zielorientiertes Handeln. Folgende Prozesse sind besonders relevant:
Selektion:
Durch die Kategorisierung werden bestehende Unterschiede zwischen den Stimuli, die einer gemeinsamen Kategorie angehören, zugunsten bestehender Ähnlichkeiten vernachlässigt
Inferenz:
Die Kategorisierung eines Stimulus erlaubt es, aus dem bereits gespeicherten Wissen über Mitglieder der Kategorie auf Eigenschaften oder Merkmale des Stimulus zu schließen, die nicht unmittelbar beobachtet wurden (oder werden können).
Pluralistische Ignoranz
eine auf informativem sozialem Einfluss beruhende kollektive Fehlinterpretation eines Notfalls als harmloses Ereignis
Die Fehlinterpretation resultiert daraus, dass sich alle Zeugen unsicher sind, wie sie das Ereignis einzuschätzen haben, und sich deshalb aneinander orientieren. Da keiner einschreitet, wird das Ereignis als harmlos angesehen.
Verantwortungsdiffusion
die Abnahme der wahrgenommen individuellen Verantwortlichkeit für das Einschreiten in einer Notfallsituation aufgrund der Anwesenheit anderer handlungsfähiger Personen
Vier-Stufen-Modell sozialer Bewegungsbeteiligung
Klandermans (1997)
Diesem Modell zufolge muss ein potenzieller Bewegungsteilnehmer bis zur Teilnahme an Aktionen einer sozialen Bewegung die folgenden vier Stufen überwinden:
- Teil des Mobilisierungspotenzials werden
- Ziel von Mobilisierungsversuchen werden
- Teilnahmemotivation entwickeln
- Teilnahmebarrieren überwinden
Hauptziel sozialpsychologischer Forschung
Empirisch überprüfbare Theorien und Modelle entwickeln, um zu beschreiben, zu prognostizieren und zu erklären, wie Menschen sich in sozialen Situationen verhalten – wie sie einander wahrnehmen, wie sie Einfluss aufeinander ausüben und wie sie ihre Beziehungen zueinander gestalten (mit Beobachtungsverfahren, korrelative Verfahren und experimentelle Verfahren).
Makroebene
Analysen auf der Makroebene widmen sich typischerweise den soziostrukturellen, ökonomischen oder politischen Prozessen, die Phänomene des gesellschaftlichen Zusammenlebens kennzeichnen und bedingen.
Mesoebene
Analysen auf dieser Ebene konzentrieren sich auf soziale Prozesse - Interaktionen zwischen Individuen, innerhalb von Gruppen oder zwischen Gruppen
Mikroebene
Analysen auf der Mikroebene konzentrieren sich im Gegensatz zu der Makroebene auf psychologische oder biologische Prozesse - Analyseeinheit ist hier das Individuum oder kleinere biologische Einheiten (z.B. das Gehirn)
Gütekriterien zur Beurteilung wissenschaftlicher Theorien
- Innere Widerspruchsfreiheit: man sollte nicht eine Aussage und deren Gegenteil (Verneinung) aus einer Theorie ableiten können
- Äußere Widerspruchsfreiheit: eine Theorie sollte nicht im Widerspruch zu als gesichert geltenden Theorien stehen, ohne genau zu spezifizieren, wo bisherige Annahmen zu korrigieren sind.
- Eine Theorie ist umso besser je präziser ihre Vorhersagen und Erklärungsleistungen sind.
- Eine Theorie ist umso besser je mehr Phänomene sie erklären und vorhersagen kann.
- Eine Theorie ist umso besser je sparsamer ihre Annahmen sind
Zugrundeliegende Bedürfnisse
1. Bedürfnis, akkurat zu sein: Menschen haben das Bedürfnis danach, von sich selbst und ihrer Umwelt ein möglichst akkurates Bild zu haben
2. Bedürfnis nach Konsistenz: Die Wahrnehmung subjektiv-logischer Unvereinbarkeiten zwischen zwei oder mehreren thematisch relevanten Kognitionen verletzt das Bedürfnis nach kognitiver Konsitenz, was sich in einem unangenehmen Zustand innerer Anspannung niederschlägt (Kognitive Dissonanz)
3. Bedürfnis nach positiver Selbstwertung: Menschen sind bestrebt, das eigene Selbstwertgefühl zu schützen und/oder zu steigern. Dieses Bestreben beeinflusst zum einen, welche selbstbezognen Informationen Menschen aktiv suchen und welche sie vermeiden.
Repräsentativitätsheuristik
Wenn Menschen Wahrscheinlichkeitsaussagen treffen, werden diese häufig anhand von Repräsentativitätsheuristiken generiert. Dabei betrachten sie Merkmale eines zu klassifizierenden Gegenstandes und schätzen ab, für welchen Bereich dieser typisch ist.
Anker-Anpassungs-Heuristik
Diese Heuristik wird angewendet, wenn Menschen eine Qualität abschätzen sollen. Dabei orientiert sich die Schäzung an einem relativ willkürlich festgelegten Werz und wird von diesem ausgehend adjustiert.
Auslassungsverzerrung (Omission bias)
Die Tendenz, eine Handlung zu vermeiden, die potentiell Schaden zufügen könnte, aber viel wahrscheinlicher größeren Schaden abwendet
Anspruchs-Anpassungs-Theorie (aspiration-adaptation theory)
Die Theorie besagt, dass das Entscheidungsverhalten stark davon beeinflusst ist, welchem Anspruchslevel (aspiration level) eine Entscheidung überhaupt gerecht werden muss. Je nach Anspruchslevel muss das entscheidende Individuum unterschieldich viel Aufwand betreiben, um dieses Level zu erreichen (Auto kaufen = hoch vs. Orangen kaufen = niedrig)
Emotion
Das Fühlen einer körperlichen Veränderung, welche auf die Wahrnehmung eines erregenden Ereignisses folgt.
Stimmung in Abgrenzung zur Emotion
a) Stimmungen sind Gefühlszustände von geringerer Intensität als Emotionen;
b) Stimmungen sind nicht auf ein Objekt gerichtet;
c) Die Ursache der Stimmungen liegt nicht im Aufmerksamkeitsfokus;
d) Stimmungen ziehen keine bestimmten Reaktionen in Verhalten, Emotionen und Kognitionen nach sich;
e) Stimmungen sind informativ für die allgemeine Qualität des eigenen Zustandes.
Flow
Freudiges reflexionsfreies Aufgehen in glatt laufender Tätigkeit, die trotz hoher Beanspruchung ständig unter Kontrolle ist.
Aeffect Infusion Modell (Joseph Forgas 2002)
Ein Modell zu Wirkung von Stimmungen auf kognitive Prozesse - es sagt vorher, wann Affekte besonders viele Auswirkungen auf unser Denken und Handeln in sozialen Situationen haben.
Es Unterscheidet 4 Prozessstrategien, die Menschen in sozialen Situationen anwenden und die unterschiedlich stark durch Stimmungen beeinflussbar sind:
1) Der direkte Abruf eines bereits existierenden Verhaltens
2) Motivierte Verarbeitung für ein bereits gesetztes Ziel
3) Anwendung einer Heuristik
4) substantielle generative Verarbeitung um Verhalten zu planen
Am meisten werden 3) und 4) durch Affekte beeinflusst!
Informationsintegrationstheorie (IIT)
Von Norman H. Anderson (1974, 1981)
Alle Informationen werden, bestimmten mathematischen Regeln folgend, zu einem Gesamteindruck integriert. Jede Information hat demnach einen Wert im Sinne von positivem, neutralem oder negativem Einfluss auf den Eindruck, und ein bestimmtes Gewicht, also eine Stärke, mit dem sich diese Bewertung auf die Eindrucksbildung auswirkt --> "Kognitive Algebra"
Tendenz zur Beharrung (Perseverance bias)
Der erste EIndruck hat häufig sogar dann noch Einfluss auf die Beurteilung einer Zielperson, wenn er sich nachfolgend als falsch herausgestellt hat.
Konfirmatorische Informationssuche
Menschen neigen dazu, gezielt nach Informationen zu suchen, die ihre EIndrücke oder sozialen Hypothesen über andere Personen bestätigen, während Informationen, die diese widerlegen könnten, vernachlässigt werden.
Sich selbst erfüllende Prophezeiung
Man hat eine bestimmte Erwartung von einer Zielperson und ihrem Verhalten; diese Erwatung führt dazu, dass man diese Zielperson in einer Art und Weise behandelt, die diese wiederum dazu bringt, sich tatsächlich erwartungskonform zu verhalten, wodurch der ursprüngliche Eindruck bestätigt wird
Commitment
Die innere Festlegung auf eine Beziehung. Commitment beinhaltet die Absicht, die Beziehung aufrechtzuerhalten (Verhaltenskomponente), ein Gefühl der affektiven Bindung an die Beziehung (emotionale Komponente) und die Orientierung, sich und den Beziehungspartner auch zukünftig als Paar zu sehen (kognitive Komponente)
Drei Faktoren für die Stärke des Commitment
Zufriedenheit: Das Commitment gegenüber einer Beziehung ist umso stärker, je zufriedener die Person mit der Beziehung ist.
Alternativen: Das Commitment gegenüber einer Beziehung sinkt, wenn die Person attraktive Alternativen zur bestehenden Beziehung wahrnimmt.
Investitionen: Faktoren, die unmittelbar mit der Beziehung verknüpft sind und dadurch die Beendigung dieser Beziehung kostspielig machen.
Psychologische Prozesse, die Stabilität und Konsistenz erzeugen
- Eingeschränkte Zugänglichkeit
- Selektives Erinnern
- "Wegattribuieren"
- Konzentration auf Schlüsseleigenschaften
Vier basale psychologische Funktionen von Einstellungen (Katz, 1967)
- Instrumentelle, Anpassungs- oder utilitaristische Funktion: Menschen entwicklen positive EInstellungen gegenüber Objekten, die persönliche Bedürfnisse befriedigen und zu positiven Konsequenzen führen, während sie negative Einstellungen gegenüber Objekten entwickeln, die mit Frustration oder negativen Konsequenzen einhergehen.
- Ich-Verteidigungsfunktion: Einstellungen dienen dazu, Angst und Unsicherheit, die aus inneren unerwünschten Impulsen bzw. äußeren Gefahren resultieren, zu reduzieren.
- Wertausdrucksfunktion: Menschen ziehen Befriedigung daraus, zentrale Werte oder Aspekte des eigenen Selbst auszudrücken, da sie dadurch ihr eigenes Selbst und ihren Platz in der sozialen Welt "verifizieren".
- Wissensfunktion: Einstellungen vereinfachen die Organisation, Strukturierung und Verarbeitung von Informationen und die Handlungsplanung, indem sie es erlauben, neue Ereignisse und Erfahrungen anhand bereits bestehender evaluativer Dimensionen zu interpretieren.
Likert-Skala
Sie besteht aus einer Anzahl von Aussagen (Items), die positive oder negative Überzeugungen oder Gefühle in Bezug auf das Einstellungsobjekt ausdrücken. Diese Items werden auf der Grundlage einer systematischen Itemanalyse unter Berücksichtigung statistischer Kennwerte ausgewählt.
TACT (bzw. Korrespondenzprinzip)
Maße für Einstellung und Verhalten in Hinblick auf 4 Elemente:
Target = Zielelement: Auf welches Objekt bzw. Ziel ist das Verhalten gerichtet?
Action = Handlungselement: Welches Verhalten soll untersucht werden?
Context = Kontextelement: In welchem Kontext wird das Verhalten ausgeführt?
Time = Zeitelement: Zu welchem Zeitpunkt soll das Verhalten ausgeführt werden?
Modus der Verarbeitung persuasiver Argumente - Zentrale Route
Wird die zentrale Route beschritten, erfolgt die Einstellungsänderung aufgrund einer relativ intensiven kognitiven Auseinandersetzung des Empfängers mit der an ihn gerichteten Botschaft: Er denkt systematisch über die Botschaft nach, er erinnert sich, was er bereits über das Thema weiß, und er verbindet dieses Wissen mit dem der Bitschaft enthaltenen Argumenten. Durch das sorgfältige Abwägen von Pro- und Kontra-Argumenten überzeugt sich die Person quasi selbst.
Einstellungsänderungen über diese Route sind lang anhaltender und relativ änderungsresistenter
Modus der Verarbeitung persuasiver Argumente - periphere Route
Wird die periphere Route beschritten, erfolgt die Einstellungsänderung (oder -bildung) hingegen ohne allzu großen kognitiven Aufwand bzw. auf der Basis von Prozessen, die relativ unabhängig von der Qualität der dargebotenen Argumente wirken. Dazu gehören z.B. Prozesse der klassischen Konditionierung oder die Verwendung einfacher Heuristiken, wie z.B.:
- Expertenheuristik: Menschen achten häufig eher darauf, wer etwas sagt, als was jemand sagt.
- Attraktivitätsheuristik: Menschen lassen sich häufig eher von Personen überzeugen, die sie attraktiv finden. Ein Grund besteht darin, dass Menschen attraktiven Personen spontan mehr Zuneigung und Vertrauen entgegenbringen.
Länge der Nachricht als Heuristik: Bis zu einem gewissen Grad, wirken längere Nachrichten überzeugender als kürzere.
Einstellungsänderungten über diese Route sind fragiler und anfällig für neue Überzeugungsversuche
Entschuldigungen
Eine glaubwürdige Entschuldigung reduziert die Wahrscheinlichkeit, das die frustrierte Person aggressives Verhalten zeigt
Die Effektivität einer Entschuldigung hängt von zwei Faktoren ab:
- vom Schweregrad des Ereignisses: Je schwerwiegender die Frustration, desto umfangreicher muss die Entschuldigung ausfallen
- vom Vertrauen des Adressaten: Eine Entschuldigung wirkt nur dann, wenn der Adressat glaubt, dass der Verursacher es mit seiner Entschuldigung ernst meint und sich daher zukünftig anders Verhält
Bestrafungen
Eine Bestrafung führt nur dann nachhaltig zu einer Reduktion der Auftretenswahrscheinlichkeit zukünftiger aggressiver Verhaltensweisen, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind (Berkowitz):
- Die verabreichte (oder zu erwartende) Strafe muss aus Sicht des Akteurs hinreichend unangenehm sein
- Die Strafe muss mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf das Verhalten folgen
- Die Strafe muss in einem für die Zielperson unmittelbar nachvollziehbaren Zusammenhang mit dem gezeigten Verhalten stehen
- Die Zielperson muss erkennen, dass in der relevanten Situation alternative und sozial akzeptierte Handlungen zur Verfügung stehen, die nicht zur Bestrafung führen (oder geführt hätten)