Sozialpsychologie
Ein paar Begriffe aus dem studentischen Glossar der FH
Ein paar Begriffe aus dem studentischen Glossar der FH
Set of flashcards Details
Flashcards | 198 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 16.02.2016 / 31.01.2018 |
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Minoritätseinfluss
Theorie des Minoritätseinflusses (Moscovici, 1976)
Minoritätseinfluss = entscheidende Triebkraft für Innovation und sozialen Wandel innerhalb von Gruppen und Gesellschaften
Eine Minorität wird insbesondere dann erfolgreich (informationalen) sozialen Einfluss ausüben, wenn sie ihren abweichenden Standpunkt konsistent vertritt d.h., wenn sie ihre Position einstimmig und über die Zeit hinweg aufrechterhält.
Kognitive Heuristik
Eine kognitive Entscheidungshilfe im Sinne einer Faustregel, die es Menschen ermöglicht,
- mit geringem kognitivem Aufwand
- auf der Grundlage weniger Informationen
Entscheidungen zu treffen oder Urteile zu fällen.
Beispiele: Expertenheuristik, Attraktivitätsheuristik, Länge der Nachricht als Heuristik, Verfügbarkeitsheuristik
Negative Interdependenz
liegt vor, wenn die Ziele von Eigengruppe und Fremdgruppe unvereinbar sind und führt zu negativen Vorurteilen sowie feindseligen und aggressiven Verhaltensweisen gegenüber der Fremdgruppe
Beispiel: beide Gruppen stehen im Wettbewerb um knappe oder begrenzte Ressourcen, so dass jeder Zugewinn der Fremdgruppe einen Verlust für die Eigengruppe darstellt (Nullsummen-Spiel)
Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif 1966)
Negative-State-Relief-Modell
Kerngedanke: negativ empfundene Gefühlszustände, wie sie z.B. bei Konfrontation mit einer hilfsbedürftigen Person entstehen, lösen die Motivation aus, diese Gefühle zu reduzieren, um damit das eigene Wohlbefinden wiederherzustellen.
Durch Sozialisations- und Lernprozesse haben Menschen gelernt, dass eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, darin besteht, die Notlage der hilfsbedürftigen Person zu verbessern. Menschen helfen dem Negative-State-Relief-Modell zufolge, um eigene negative Gefühle abzubauen.
Selbststereotypisierung
bezeichnet den Prozess der Definition des eigenen Selbst im Sinne der stereotypischen Merkmale, Eigenschaften von Eigengruppenmitgliedern
Selbststereotypisierung folgt aus dem Prozess der Selbstkategorisierung und liefert die Grundlage für die Selbstdefinition im Sinne einer sozialen (kollektiven) Identität.
Aggressionsverschiebung
Die Tendenz Aggressionen gegen unbeteiligte Dritte zu richten, wenn sie nicht gegenüber der ursprünglichen Quelle der Frustration zum Ausdruck gebracht werden können (z.B. aus Furcht davor, dass diese Person sich revanchiert).
Autoritäre Persönlichkeit
Eine bestimmte Art von Persönlichkeit, die übermäßig unterwürfig gegenüber Autoritätspersonen ist und von der angenommen wird, dass sie in besonderem Maße zu Vorurteilen neigt.
Adorno et al entwickelten einen Persönlichkeitsfragebogen zur Erfassung der Dimensionen der autoritären Persönlichkeit, dessen wichtigste Skala die F-Skala (Faschismusskala) ist.
Einstellungszugänglichkeit
bezieht sich darauf, wie leicht eine Einstellung aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann: schnell abrufbare Einstellungen werden als leicht zugänglich bezeichnet
Ein Indikator für die Zugänglichkeit einer Einstellung ist die Geschwindigkeit, mit der eine Person ihre Bewertung eines Einstellungsobjekts artikulieren kann. Je kürzer die Reaktionszeit, desto besser zugänglich ist die Einstellung.
Attributionsstil, feindseliger
die relativ zeitstabile Tendenz, einer anderen Person, die einen Schaden verursacht hat, eine feindselige oder aggressive Verhaltensabsicht zu unterstellen, auch wenn unklar ist, ob diese den Schaden mit Absicht herbeigeführt hat
Informationaler Einfluss
sozialer Einfluss, der darauf beruht, dass man die von der Majorität der Gruppenmitglieder vertretenen Überzeugungen, Einstellungen etc. als angemessene Interpretationen der Realität akzeptiert
kann auf das Bedürfnis zurückgeführt werden, ein möglichst akkurates Bild der sozialen Realität zu erhalten und ist insbesondere wirksam in mehrdeutigen, unklaren oder neuen Situationen, für die man keine Verhaltensroutinen hat
Soziale Kreativität
Strategien, mit denen Angehörige einer status-niedrigen Gruppe versuchen können, eine positive soziale Identität herzustellen, z.B.
- eine neue Vergleichsdimension heranziehen, auf der die Eigengruppe besser abschneidet
- eine Re-Interpretation des Vergleichsergebnisses vornehmen, so dass ein ursprünglich ungünstiges Vergleichsergebnis als besonders positiv erscheint
- die Vergleichsgruppe wechseln.
Diese Strategien beinhalten eine Umdefinition der Vergleichssituation mit der status-höheren Gruppe. Sie werden gewählt bei stabilen Statusrelationen und undurchlässigen Gruppengrenzen.
Autostereotype
Stereotype über die Eigengruppe
Relative Deprivation
Die Wahrnehmung, weniger zu haben als einem zusteht und die mit einem Gefühl der Unzufriedenheit einhergeht. Eine wichtige Quelle relativer Deprivation ist der soziale Vergleich. Egoistische relative Deprivation resultiert aus interpersonalen Vergleichen (eine Person nimmt wahr, dass sie -ungerechterweise- weniger besitzt als eine andere Person). Fraternale relative Deprivation resultiert hingegen aus intergruppalen Vergleichen ( d.h. dem Vergleich der Eigengruppe mit einer relevanten Fremdgruppe).
Unterstützung, autonomieorientiert
Hilfe für eine statusniedrigere Gruppe, die dazu dient, dieser Gruppe langfristig eine selbstständige Lösung ihrer Probleme zu ermöglichen.
Selbsterschöpfung
Selbstregulation scheint - wie körperliche Aktivität - innere Ressourcen aufzubrauchen (vergleichbar mit Energie). Als Selbsterschöpfung wird eine vorübergehende Verringerung der Regulationsfähigkeit des Selbst verstanden.
MODE-Modell
MODE = Motivation and Opportunity as Determinants of Behavior (Modell von Fazio, 1990)
Wenn Menschen die Motivation oder Gelegenheit zur systematischen Handlungsplanung fehlt, und sie daher eher spontane Verhaltensentscheidungen treffen, lassen sie sich in ihren Entscheidungen primär durch leicht zugängliche (oder starke) Einstellungen leiten.
Leicht zugängliche Einstellungen regulieren Verhaltensentscheidungen unter Zeitdruck oder bei geringer Motivation zur Verarbeitung weitgehend automatisch, indem sie die Wahrnehmung und die Beurteilung der Situation beeinflussen und die Aktivierung einstellungs-konsistenter Verhaltensmuster fördern.
Prosoziales Verhalten
Verhaltensweisen, die von einer Gesellschaft allgemein als vorteilhaft oder gewinnbringend für andere Menschen und / oder das bestehende politische System definiert werden
Ob ein Verhaltensakt als prosozial angesehen wird, hängt unmittelbar vom spezifischen sozialen, historischen und politischen Kontext ab.
Norm, deskriptive
Deskriptive Normen beziehen sich auf die Wahrnehmung der Gruppenmitglieder, wie sich die meisten gewöhnlich in einer Situation verhalten ("Im Kino lassen sie meistens ihren Abfall liegen"). Sie motivieren Verhalten über die Information, was offenbar angemessen oder sinnvoll ist. ("Wenn alle das tun, wird es seine Richtigkeit haben").
Selbstregulation
der Prozess der Kontrolle und Lenkung des eigenen Verhaltens, welcher der Erreichung angestrebter Ziele dient
Soziale Repräsentationen
Sozial geteilte Meinungen und Vorstellungen über bestimmte Sachverhalte innerhalb einer Gesellschaft (Krankheiten, politische Systeme, wissenschaftliche Disziplinen etc.), die innerhalb einer Gesellschaft oder Gruppen in sozialen Diskursen konstruiert werden.
Politisierung sozialer Identität
Soziale Identität kann mit politischer Bedeutung versehen werden. Definiert sich eine Person im Sinne dieser politisierten Kategorie, richtet sich ihr Handeln verstärkt nach den Gruppeninteressen. Dies impliziert, sich selbstbewusst in einem Machtkampf für die Interessen der eigenen Gruppe zu engagieren.
Der Politisierung der sozialen Identität gehen drei Prozesse voraus:
- Wahrnehmung sozial geteilter Missstände
- Ursachenzuschreibung auf einen Gegner
- Triangulation der weiteren Gesellschaft
Konstruktvalidität
Der Begriff Konstruktvalidität bezieht sich darauf, inwieweit eine beobachtete
Variable das zugrunde liegende theoretische Konstrukt angemessen
repräsentiert.
Bystander-Effekt
je größer die Anzahl der Zeugen (= bystander), die einen Notfall beobachten, desto geringer ist offenbar die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand von ihnen hilft
Fünf Schritte, die der Zeuge eines Notfalls nehmen muss, damit er einem Opfer tatsächlich hilft:
1. Ereignis bemerken
2. Ereignis als Notfall interpretieren
3. Verantwortung übernehmen
4. Passende Art der Hilfeleistung auswählen
5. Entscheidung umsetzen
(Latané & Darley, 1970)
Soziale Informationsverarbeitung: Modus
Zu welcher Interpretation der sozialen Realität der Wahrnehmende gelangt, hängt maßgeblich davon ab, auf welche Art und Weise er die sozialen Informationen verarbeitet.
Drei Aspekte der Informationsverarbeitung sind von besonderer Bedeutung:
- Zusammenspiel von Stimulusinformation und Vorwissen
- Menge der verarbeiteten Informationen und
- relatives Verhältnis zwischen automatischer und kontrollierter Informationsverarbeitung
Compliance
Normenkonformes Verhalten in öffentlichen Situationen ohne private Akzeptanz der entsprechenden Norm.
Sozialer Identitätsansatz
Vertreter des sozialen Identitätsansatzes nehmen an, dass in dem Maße in dem sich Menschen im Sinne ihrer sozialen Identität definieren, das Erleben und Verhalten dieser Person durch die in der entsprechenden Gruppe vorherrschenden Werte, Normen, Einstellungen etc. beeinflusst wird.
Soziale Diskriminierung
Ablehnung oder Benachteiligung von Personen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit
Stereotype Threat
stereotype threat theory (Steele & Aronson, 1995)
Befürchtung, auf Basis von negativen Stereotypen über die Eigengruppe beurteilt zu werden und durch das eigene Verhalten diese Stereotype unbeabsichtigterweise zu bestätigen
Dieses Gefühl und die damit einhergehende gesteigerte Nervosität können dazu führen, dass Mitglieder sozial abgewerteter Gruppen in Prüfungs- oder Testsituationen Leistungen zeigen, die unterhalb ihres Leistungspotenzials liegen.
Soziale Identität
Selbstdefinition als austauschbares Gruppenmitglied, die aus einer intergruppalen Differenzierung zwischen Eigen- und Fremdgruppe auf der Basis gruppentypischer Merkmale resultiert (wir vs. die)
Relativ zur personalen Identität basiert die soziale Identität auf einer inklusiveren Selbstdefinition, da die Mitglieder einer Gruppe oder sozialen Kategorie, zu der die Person gehört, in die Selbstdefinition eingeschlossen werden (z.B. "wir Psychologen")
Mere-Exposure-Effekt
Das Phänomen, dass allein durch die mehrfache Darbietung eines neutralen Reizes eine positive Einstellung gegenüber diesem Reiz erzeugt werden kann.
Eine mögliche Erklärung:
Das aus dem wiederholten Kontakt resultierende Gefühl der Vertrautheit dient Menschen offenbar als ein Hinweisreiz dafür, dass sie dem Objekt positiv (oder zumindest nicht negativ) gegenüberstehen, da sie es andernfalls - so die implizite Schlussfolgerung - schon längst gemieden hätten.
"Kategorisierung" und "Kategorie"
Def. "Kategorisierung" =
Der Prozess, durch den ein Stimulus einer Klasse ähnlicher Objekte (Personen,Ereignisse etc.) zugeordnet wird.
Die Kategorisierung dient dazu (=Funktion), wahrgenommene Stimuli zu systematisieren. Diese Systematisierung wird dadurch erzielt, dass eintreffende Stimuli nach dem Ähnlichkeitsprinzip einer gemeinsamen Kategorie zugeordnet werden.
(S. 27, SB 03407)
Def. "Kategorie" =
Repräsentation einer Klasse von Objekten, Personen oder Ereignissen mit ähnlicher Bedeutung und Funktion. Es lassen sich z.B.folgende Kategorien unterscheiden:
- Konkrete Kategorien: Pflanzen, Tiere
- Soziale Kategorien: Männer, Frauen
- Abstrakte Kategorien: Werte, Ideale
Gesamtfitness
("inclusive fitness")
Der Fortpflanzungserfolg eines Individuums, der sich aus der Addition zweier Maße ergibt:
- direkte Fitness = Anzahl der Gene, die durch eigene Reproduktion (direkte eigene Nachkommen) in die nächste Generation weiter gegeben werden, und
- indirekte Fitness = Anzahl der eigenen Gene, die über Verwandte an die nächste Generation weitergegeben werden.
Attributionsstil
die relativ zeitstabile Tendenz einer Person, über verschiedene Situationen hinweg bestimmte Erklärungsmuster zu verwenden
Gruppe
Als soziale Gruppe wird eine Menge von Individuen bezeichnet, die sich selbst als Mitglieder derselben sozialen Kategorie wahrnehmen und ein gewisses Maß emotionaler Bindung bezüglich dieser gemeinsamen Selbstdefinition teilen.
Normativer Einfluss
beruht darauf, dass man die Erwartungen anderer Gruppenmitglieder erfüllen und negative Sanktionen bei normabweichendem Verhalten vermeiden möchten
lässt sich durch Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und sozialer Anerkennung erklären
Jigsaw-Methode
Aronson & Patnoe (1997)
Kernelement dieser Methode ist, dass Schülerinnen und Schüler in ethnisch und leistungsmäßig heterogenen Kleingruppen zusammenarbeiten, wobei jede Kleingruppe eine Teilaufgabe eines übergeordneten Projekts bearbeitet. Die Mitglieder einer Kleingruppe erhalten unterschiedliche Informationen, so dass die Kleingruppen ihre Aufgabe nur durch Kooperation lösen können.
Beispiel für die Initiierung intergruppaler Kooperation zur Reduktion von interkultureller Spannung im Klassenzimmer (Stichwort: Kontakthypothese / Kontaktbedingungen)
Einstellungsstärke
Die Stärke einer Einstellung hat einen Einfluss darauf, wie schnell ein Mensch seine Einstellung ändert. In der Regel gilt: Je stärker die Einstellung, desto schwieriger lässt sie sich durch Überzeugungsversuche seitens anderer Personen verändern.
Starke Einstellungen
--sind im Allgemeinen zeitlich stabiler
--sind schwerer zu verändern
--wirken sich eher auf die Informationsverarbeitung und das Verhalten aus
--sind in der Regel leichter aus dem Gedächtnis abrufbar (zugänglich)
als schwache Einstellungen
Gruppendenken
Gruppendenken bezeichnet einen defizitären Entscheidungsprozess in hochkohäsiven Gruppen, bei dem das Streben nach einer konsensual geteilten Entscheidung derart im Vordergrund steht, dass relevante Fakten und mögliche Handlungsalternativen nicht berücksichtigt werden.
Periphere Persönlichkeitsmerkmale
Def. "Periphere Persönlichkeitsmerkmale" =
Bezeichnung für Charakteristika einer Zielperson, die einen geringen Einfluss auf die Eindrucksbildung eines Beobachters haben.