Sozialpsychologie
Ein paar Begriffe aus dem studentischen Glossar der FH
Ein paar Begriffe aus dem studentischen Glossar der FH
Kartei Details
Karten | 198 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 16.02.2016 / 31.01.2018 |
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Collective Action Frame
ein System sozial geteilter Meinungen und Überzeugungen, die zur Interpretation der sozialen Problemsituation herangezogen werden und aus denen sich angemessene kollektive (Re-)Aktionen ableiten lassen (Gamson, 1992)
Gamson unterscheidet drei Komponenten des Collective Action Frame:
- Ungerechtigkeitskomponente
- Identitätskomponente
- Handlungskomponente
Selbstaspekte
jede Rolle, Beziehung, Aktivität, Eigenschaft, Gruppenzugehörigkeit etc. einer Person, die Bestandteil ihrer Selbstrepräsentation ist, sowie die jeweils dazugehörigen kognitiven Informationen und affektiven Bewertungen
Der Begriff des Selbstaspekts ist breiter gefasst als der Begriff des Selbstschemas.
Während in Selbstschemata relativ zeitstabile und zentrale Informationen bezüglich der eigenen Person organisiert sind, beziehen sich Selbstaspekte auch auf weniger relevante oder zeitlich fluktuierende Merkmale einer Person.
Selbstaufmerksamkeit
Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit (Duval & Wicklund, 1972)
Objektive Selbstaufmerksamkeit = der Zustand, in dem die eigene Person das Objekt der eigenen Aufmerksamkeit ist
Zustand der Selbstaufmerksamkeit erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen negative Diskrepanzen zwischen ihrem Selbst und bestimmten Idealen und Standards entdecken
Strategien, um den durch negative Diskrepanzen ausgelösten, unangenehmen emotionalen Zustand zu regulieren:
- Verminderung der Selbstaufmerksamkeit durch Aufmerksamkeitslenkung, z.B. gezielte Ablenkung oder Vermeidung entsprechender Auslösereize
- Verminderung der negativen Diskrepanz durch den Versuch, durch das eigene Verhalten die entsprechenden Standards oder Ideale zu erreichen.
Bei positiver Diskrepanz (z.B. wenn durch die eigene Leistung ein gesetzter Standard übertroffen wurde), entstehen positive Emotionen und gesteigertes Selbstwertgefühl.
Gruppensozialisation
Modell von Moreland & Devine (1982)
Im Rahmen ihrer Gruppensozialisation durchlaufen Gruppenmitglieder unterschiedliche Phasen der Gruppenmitgliedschaft:
- Erkundung
- Sozialisation
- Aufrechterhaltung
- Resozialisierung
- Erinnerung
Der Übertritt von einer Phase in die nächste ist für das Individuum durch einen Rollenübergang gekennzeichnet.
Das Modell ist für die Analyse von Prozessen innerhalb von Gruppen konzipiert worden, die über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, deren Mitglieder wechselseitig voneinander abhängig sind, und die direkt miteinander interagieren
negativer Affekt
siehe auch: kognitiv-neoassoziationistisches Modell aggressiven Verhaltens (Berkowitz, 1990)
Entscheidend für das Auftreten aggressiven Verhaltens ist, ob ein Ereignis negativen Affekt auslöst.
- Unangenehme Erfahrungen rufen zunächst eine unspezifische negative Affektreaktion hervor, die wiederum zwei unterschiedliche kognitive (oder assoziative) Netzwerke aktiviert
- Einerseits werden durch negativen Affekt Kognitionen, Erinnerungen, Gefühle und motorische Schemata aktiviert, die mit Aggression in Verbindungen stehen.
- Gleichzeitig werden aber auch mentale Inhalte aktiviert, die mit Fluchtverhalten assoziiert sind.
- Im Zuge dieses ersten automatisch ablaufenden Assoziationsprozesses erhält der unspezifische negative Affekt eine spezifischere emotionale Qualität in Form von (rudimentärem) Ärger oder (rudimentärer) Furcht
- In einem zweiten, stärker kontrolliert und systematisch ablaufenden Verarbeitungsprozess, interpretiert die Person diese rudimentären Gefühle, sie nimmt Kausalattributionen bzgl. des Ereignisses vor und überlegt, welche Gefühle und Handlungen der Situation angemessen sind (Hat mich die andere Person absichtlich verletzen wollen? Wie würden andere reagieren?).
- Dadurch erreicht die Person einen spezifischeren und gefestigteren emotionalen Zustand, entweder Ärger oder Furcht, der wiederum die weitere Einschätzung der Situation lenkt.
Einstellungsmessung
Einstellungen sind hypothetische Konstrukte und damit nicht direkt beobachtbar. Verfahren zur Erfassung von Einstellungen fallen in zwei breite Kategorien:
- explizite Maße
beruhen darauf, dass Personen gebeten werden, ihre Einstellung anzugeben (sog. Selbstberichtsverfahren, siehe auch Likert-Skala) - implizite Maße
Verfahren mittels derer die Einstellungen erfasst werden, ohne die Personen direkt um eine verbale Angabe zu ihren Einstellungen zu bitten (siehe auch IAT)
Kontakthypothese
Gordon Allport formulierte 1954 die Vorstellung, dass der Kontakt zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen unter günstigen Bedingungen zum Abbau des Vorurteils gegenüber den jeweils anderen führt.
Zentrale Bedingungen für die Reduktion von Vorurteilen sind:
---Gemeinsame übergeordnete Ziele
---Kooperation zwischen den Gruppen
---Gleicher Status zwischen den Gruppen
---Unterstützung durch Autoritäten, Normen oder Gesetze
---Freundschaftspotential
"Schema"
Def. "Schema" =
Repräsentation, die Informationen über die Attribute eines Konzepts und Attributsrelationen beinhaltet. Es lassen sich z.B. folgende Schemata unterscheiden:
- Personenschemata: Wissen über bestimmte Personen,
- Kausale Schemata: Abstrakte Annahmen darüber, welche Ursachen für bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind.
Def. "kausale Schemata"
Wissensstrukturen, in denen durch Erfahrung gewonnene abstrakte Annahmen darüber repräsentiert sind, welche Ursachenfaktoren für bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind, bzw. wie diese Ursachenfaktoren zusammenspielen.
(S.38, SB 03407)
By the way : Kelley unterscheidet zwischen zwei Arten von kausalen Schemata:
a.) "Ergänzungsschemata", meint solche, die zur Ergänzung unvollständiger Informationen dienen;
b.) Solchen, die explizit Anhmen über die möglichen und wahrscheinlichen Ursachen machen. Eines ist das "Schema der multiplen hinreichenden Ursachen". Es repräsentiert die Annahme, dass für das Auftreten ein und desselben Effekts unterschiedliche Ursachen hinreichend sein können. Dies kann nach dem Abwertungsprinzip oder dem Aufwertungsprinzip geschehen.
Soziale Erleichterung
social facilitation (soziale Erleichterung vs. soziale Hemmung)
individuelle Leistungssteigerung bei der Bearbeitung einfacher oder hoch überlernter Aufgaben und individuelle Leistungsminderung bei der Bearbeitung schwerer oder unzureichend gelernter Aufgaben infolge eines gesteigerten Erregungsniveaus aufgrund der bloßen Anwesenheit anderer Personen
Ursachen für die Zunahme von Erregung: biologische Faktoren, Bewertungsangst, Ablenkung
Rekategorisierung
Rekategorisierung hat das Ziel, die wahrgenommene Inklusivität der entsprechenden Kategorien so zu verändern, dass die vorherige Eigengruppe als Teil einer neuen, sozial inklusiveren gemeinsamen Eigengruppe aufgefasst wird, die sowohl die ursprüngliche Eigengruppe als auch die ursprüngliche Fremdgruppe umfasst.
Durch die Selbstdefinition auf einer höheren Ebene werden die Mitglieder der urpünglichen Fremdgruppe dann kognitiver Bestandteil dieser neuen Selbstdefinition.
führt im optimalen Fall zum maximalen Abbau von Vorurteilen
Kontinuum-Modell (Fiske & Neuberg)
einflussreichstes duales-Prozess-Modell: zwei distinkte Modi der sozialen Informationsverarbeitung (automatische, stereotypenbasierte Kategorisierung versus kontrollierte, eigenschaftsbasierte, individualisierte Informationsverarbeitung) gehen der Frage nach, wie sich Menschen Eindrücke von anderen bilden.
Eindrucksbildung beginnt stets mit einer automatischen Kategorisierung der fremden Person, die auf der Grundlage leicht beobachtbarer Merkmale erfolgt
Zielperson wird zunächst - ohne dass der Wahrnehmende dies beabsichtigt - im Sinne ihrer Kategorienzugehörigkeit und der damit assoziierten stereotypischen Eigenschaften wahrgenommen
nur wenn die Motivation zu einer kontrollierten Form der Informationsverarbeitung vorhanden ist, wird die kategorien- oder stereotypenbasierte Informationsverarbeitung zugunsten einer eigenschaftsbasierten oder individualisierten Informationsverarbeitung aufgegeben
Norm, injunktive
Injunktive Normen beziehen sich auf die Wahrnehmung, welches Verhalten von anderen gebilligt wird und welches nicht ("Man soll seinen Abfall nicht herumliegen lassen"). Sie motivieren Verhalten durch die Antizipation von Belohnungen/Bestrafungen für normatives/nichtnormatives Verhalten.
Soziales Faulenzen
Motivationsverlust in Gruppen, der auftritt, wenn die Gruppenmitglieder ihre Anstrengungen deswegen verringern, weil die individuellen Beiträge zur Gruppenleistung nicht identifizierbar sind.
Vorurteil
Die positive oder negative Bewertung einer sozialen Gruppe und ihrer Mitglieder aufgrund der ihr zugeschriebenen Merkmale, der mit der Gruppe assoziierten Affekte und verhaltensbezogener Informationen.
Idiosynkratisch - Idiosynkrasie
"Stereotype sind also soziale und keine individuellen (oder idiosynkratischen) Konstruktionen."
Wikipedia "Idiosynkrasie": "in der Sozialpsychologie ein von der Gruppe abweichendes individuelles Verhalten (durch Kompetenz und Konformität erwirbt das Individuum einen sogenannten Idiosynkrasiekredit)"
aggressive Hinweisreize
timuli oder Objekte, welche üblicherweise mit aggressivem Verhalten assoziiert werden (z.B. Waffen) und aggressives Verhalten begünstigen
Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Personen, bei denen bereits eine Bereitschaft zur Ausführung aggressiven Verhaltens besteht (z.B. weil sie verärgert sind), dieses Verhalten auch tatsächlich ausführen.
Einstellungskomponenten
Annahme: Einstellungen weisen eine kognitive, eine affektive und eine verhaltensbezogene Komponente auf, die auf entsprechenden Erfahrungen im Umgang mit dem Einstellungsobjekt beruhen (Rosenberg & Hovland, 1960). In welchem Ausmaß diese Komponenten die Einstellung bestimmen, kann von Person zu Person und von Einstellung zu Einstellung variieren.
- kognitive Einstellungskomponente
die Überzeugungen, die eine Person über ein Einstellungsobjekt hat (z.B. ihre Kenntnis seiner positiven und/oder negativen Eigenschaften) - affektive Einstellungskomponente
die Gefühle oder Emotionen, die eine Person mit einem Einstellungsobjekt assoziiert - konative (verhaltensbezogene) Einstellungskomponente
bezieht sich auf Informationen bezüglich des Einstellungsobjekts, die aus dem eigenen Verhalten im Umgang mit diesem Objekt abgeleitet werden
Selbstschemata
aus vergangenen Erfahrungen abgeleitete kognitive Verallgemeinerungen über das Selbst, welche die Verarbeitung und Erinnerungen der durch Erfahrungen gewonnenen selbstbezogenen Informationen organisieren und steuern
Regulierung der sozialen Informationsverarbeitung
- Selbstschemata erleichtern die Enkodierung und den Abruf schemakongruenter selbstbezogener Informationen.
- Informationen, die nicht mit dem eigenen Selbstschema kongruent sind, werden mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit enkodiert, lassen sich häufig schwerer aus dem Gedächtnis abrufen und erinnern, und diesbezügliche Urteile sind mit größerer subjektiver Unsicherheit behaftet.
- Selbstschemata steuern nicht nur die Wahrnehmung, Enkodierung und den Abruf selbstbezogener Informationen, sondern auch die Verarbeitung von Informationen über andere Menschen
Selbstwahrnehmungstheorie
postuliert, dass Menschen nicht nur in sich „hineinsehen“, um Wissen über sich selbst zu erwerben, sondern dass sie unter bestimmten Umständen auch ihr eigenes Verhalten als Informationsquellen für ihre Eigenschaften, Einstellungen etc. heranziehen. (Daryl Bem, 1972)
Menschen verhalten sich in Situationen, die neu für sie sind und in denen sie noch keine klare Vorstellung über ihre eigenen Fertigkeiten, Interessen oder Einstellungen ausgebildet haben, wie ein externer Beobachter, der auf der Grundlage des beobachtbaren Verhaltens auf seine eigenen individuellen Merkmale und inneren Zustände schließt. Dieses Vorgehen ist besonders dann wahrscheinlich, wenn Menschen der Ansicht sind, ihr Verhalten freiwillig auszuführen.
Liegen in einer Situation hingegen plausible externale Faktoren für die Erklärung des eigenen Verhaltens vor (z.B. situative Zwänge), dann ist es wahrscheinlicher, dass sie ihr Verhalten auf externale Faktoren attribuieren.
Hypothetische Konstrukte
Abstrakte theoretische Begriffe, die sich nicht direkt beobachten lassen, sondern nur mit Hilfe von Indikatoren beobachtet oder erschlossen werden können
Generalisierung
Übertragung von positiven Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern einer Fremdgruppe in einer spezifischen Situation auf die Fremdgruppe insgesamt bzw. auf andere Situationen
Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen:
--Wegerklären
--Substereotypisierung
--Kontrastierung
Kontaktphasen und Prozesse, die für die Generalisierung eine wichtige Rolle spielen
--initialer Kontakt - Dekategorisierung
--etablierter Kontakt - wechselseitige Differenzierung
--gemeinsame Gruppe - Rekategorisierung
Soziale Identifikation
Der Begriff der sozialen/kollektiven Identifikation bezeichnet die psychologische Beziehung zwischen Selbst und Gruppe. Er wird als Konstrukt aufgefasst, das aus mehreren Komponenten besteht. Wesentlich ist:
a) die emotionale Investition einer Person in die Gruppengemeinschaft
b) der Stellenwert der Gruppenmitgliedschaft für die Selbstdefinition einer Person.
Beziehungstypen
Nach Margaret Clark und Kollegen (z.B. Clark & Mills, 1993) unterscheiden sich interpersonale Beziehungen bezüglich der Normen oder Prinzipien, nach denen das wechselseitige Geben und Nehmen von Ressourcen erfolgt. Sie differenzieren zwischen zwei Beziehungstypen:
- Austauschbeziehungen (exchange relationships)
- Gemeinschaftsbeziehungen (auch: sozial motivierte Beziehungen oder communal relationships)
In Austauschbeziehungen erwarten die Beziehungspartner, dass die Ressourcen, die sie dem Partner bereitstellen, vom Rezipienten durch die Bereitstellung vergleichbarer Ressourcen „bezahlt“ werden – das Geben und Nehmen orientiert sich am Gleichheitsprinzip.
In Gemeinschaftsbeziehung gehen die Partner davon aus, jeder habe ein Interesse am Wohlergehen des anderen. Die Partner achten daher weniger darauf, was sie vom Beziehungspartner erhalten (oder was sie ihm schulden), sondern darauf, welche Bedürfnisse der andere hat - das Geben und Nehmen von Ressourcen orientiert sich am Bedürfnisprinzip. Die Beziehungspartner sind daher auch dann bereit, dem anderen etwas zu geben, wenn für sie absehbar ist, dass der andere dies nicht entsprechend erwidern kann.
Aufwertungsprinzip
Def. "Aufwertungsprinzip" =
Faktoren, die gegen das Auftreten eines Effekts wirken, verleiten Menschen dazu, einer plausiblen förderlichen Ursache für eine Handlung eine stärkere Wirkung zuzuschreiben, als wenn diese Ursache alleine vorliegt.
BSP: Wenn ein Prüfer um die privaten Probleme des Prüflings weiß und ein Prüfling 'trotzdem' eine erfolgreiche Prüfungsleistung erbringt, wird der Prüfer eher dazu tendieren, auf die besondere Begabung des Prüflings zu schließen, als er dies ohne das Wissen von hemmenden Faktoren getan hätte.
Zur Erinnerung :
Das "Aufwertungsprinzip" gehört zur Kategorie "Schema der multiplen hinreichenden Ursachen". Dieses ist eine Unterkategorie der Kategorie " kausale Schema".
pluralistic ignorance
pluralistic ignorance: It's a term that was created by Floyd H. Allport and Daniel Katz in the 1930's, describing a situation in which individual members of a group have a value or belief that differs from what they believe the values or beliefs of the rest of the group are. This misconception of others' values causes the group members to act in ways that differ from what they believe in. Pluralistic ignorance is a systematic error in our estimation of the beliefs of other people. We guess at the group members' beliefs and norms based upon our observations, and our guess is wrong.
Machiavellismus
Machiavellismus, von Christie und Geiss 1971 postuliertes, durch vier Merkmale charakterisiertes Persönlichkeitskonstrukt des italienischen Historikers Nicolo Machiavelli (1469–1527): 1) geringe affektive Beteiligung bei personalen Kontakten, 2) geringe Bindung an konventionelle Moralvorstellungen (Moral), 3) Realitätsangepaßtheit, 4) geringe ideologische Bindung (Persönlichkeit).
Autoritarismus
Autoritarismus, autoritäre Einstellung, absoluter Autoritätsanspruch, gekennzeichnet durch die autoritäre Reaktion. Oberbegriff für verschiedene antidemokratische und potentiell faschistische soziale Einstellungen. (Lexikon der Psychologie)
engl. authoritarianism; franz. autoritaire Gehorsam fordernd, unterdrückend, lat. auctoritas Ansehen, Macht, Würde], [PER, SOZ], (allg.) Bez. für eine generalisierte Einstellung bzw. ein System von Meinungen, Einstellungen und Werthaltungen; (spez.) Bez. für das von Adorno et al. über Interviews und projektive Verfahren ermittelte und mit der F-/Faschismusskala definierte Einstellungssyndrom des Antisemitismus, Ethnozentrismus, Faschismus und politischen Konservatismus. Das Syndrom der autoritären Persönlichkeit (autoritäre Persönlichkeit), hervorgerufen durch eine hierarchische und ausbeuterische Eltern-Kind-Beziehung, kann nach Meinung der Autoren zu einer politischen Ideologie werden, die sich sowohl in privaten wie in öffentlichen Beziehungen in einer Doktrin der Stärke äußert. Versuche, ein Syndrom A. in Form von stabilen Korrelationen zu Merkmalen wie Konformität, Abhängigkeit von Autorität, überdurchschnittliche Kontrolle der Gefühle und Impulse (Konventionalismus), Rigidität des Denkens und Ethnozentrismus zu finden, haben zu unbefriedigend niedrigen Resultaten und z.T. widersprüchlichen Ergebnissen geführt. Inzw. sind mehrere Versuche einer konzeptuellen Revision erfolgt (z.B. Altemeyer 1988). autoritäre Persönlichkeit, autoritärer Charakter.
Abwertungsprinzip
Def. "Abwertungsprinzip"=
Auf der Grundlage von Vorwissen wird einer plausiblen Ursache für das Auftreten eines bestimmten Effekts weniger Gewicht beigemessen, wenn gleichzeitig andere plausible Ursachen für den Effekt ebenfalls gegeben sind.
Bsp: Prüfungsversagen wird nicht ausschließlich auf mangelnde Begabung zurückgeführt, wenn bekannt ist, dass der Prüfling sich gerade von seiner Freundin getrennt hat.
Zur Erinnerung :
Das "Abwertungsprinzip" gehört zur Kategorie "Schema der multiplen hinreichenden Ursachen". Dieses wiederum ist eine Unterkategorie der Kategorie "Kausale Schemata".
Norm, soziale
Soziale Normen definieren, wie sich Gruppenmitglieder innerhalb der Gruppe und gegenüber Fremdgruppen verhalten sollen.
Sie dienen folgenden Funktionen:
--Gruppenlokomotion
--Aufrechterhaltung der Gruppe
--Interpretation der Wirklichkeit
--Definition der Beziehungen zur sozialen Umwelt
Sozialer Einfluss
Sozialer Einfluss bezeichnet den Prozess, durch den individuelle Einstellungen, Überzeugungen, Werte, Gefühle und Verhaltensweisen durch andere Personen beeinflusst werden.
Gruppenpotenzial
Das Gruppenpotenzial bezeichnet die Leistung, die aufgetreten wäre, wenn die Gruppenmitglieder unabhängig voneinander und nicht als Gruppe an der Aufgabe gearbeitet hätten.
Für die Bestimmung des Gruppenpotenzials ist der Typ der Gruppenaufgabe entscheidend:
-- additive Aufgabe: Summe der individuellen Leistungen
-- disjunkte Aufgabe: beste individuelle Leistung
-- konjunktive Aufgabe: schwächste individuelle Leistung
Attributionsprozess: Duale-Prozess-Modelle
Die meisten neueren Modelle zum Attributionsprozess gehen davon aus, dass Menschen - obwohl sie dies prinzipiell können - nur in den seltensten Fällen derartig datengeleitet, systematisch und kontrolliert vorgehen, wie es das Kovariationsprinzip erfordert.
Daniel Gilbert und Kollegen (1988) gehen in ihrem Modell von einem zweistufigen Attributionsprozess aus:
1. Schritt: relativ automatische Bildung einer Personenattribution
- situative externe Faktoren werden vernachlässigt
- Verhalten wird auf in der Person liegende bzw. interne Ursachen bzw. Dispositionen zurückgeführt
- auf welche Dispositionen der Beobachter in der sozialen Situation schließt, wird dem Modell zufolge maßgeblich durch die Erwartungen des Beobachters beeinflusst
2. Schritt: kontrollierter Attributionsprozess - aber nur...
- wenn die Person über die nötigen kognitiven Ressourcen verfügt und sie entsprechend motiviert ist, diese zu verwenden
- wenn ja, werden systematisch weitere Informationen zur Schlussfolgerung herangezogen (z.B. Situationsfaktoren)
- ursprünglich dispositionale Schlussfolgerung wird ggfs. modifiziert oder vollständig ersetzt (situationsbezogene Korrektur)
Deprovinzialisierung
Pettigrew (1998)
- Intergruppenkontakt kann zur Neubewertung der Eigengruppe führen
- neue Perspektive erlaubt die Betrachtung der Eigengruppennormen, Werte und Sitten als nur eine Alternative unter vielen
- Verlust des Alleinigkeitsanspruchs führt zu offenerer und respektvollerer Haltung gegenüber Fremdgruppen im Allgemeinen
(= Deprovinzialisierung)
Soziale Erwünschtheit
soziale Erwünschtheit 1) die Tendenz, sich allgemein in sozialen Situationen entsprechend den Erwartungen anderer zu verhalten, in der Regel gespeist aus zwei Komponenten: Selbsttäuschung und Impression Management. Die für defensive Personen grundlegende Bewältigungsstrategie ist im allgemeinen Selbsttäuschung verbunden mit Aufmerksamkeitsabwendung von selbstkonzeptbedrohlicher Information. 2) Bezeichnung für eine Tendenz, ein Item nicht mit der persönlich zutreffenden Antwort zu beantworten, sondern nach sozialen Normen (sozial erwünschtes Antwortverhalten; Meßfehler, systematische). 3) Soziale Erwünschtheit spielt auch in der Medienforschung eine Rolle, wenn angegeben werden soll, welche Sendungen oder Genres gesehen wurden und wie oft umgeschaltet wird ( “vernünftiges”, umschaltungsarmes Fernsehen wird vermutlich als erwünscht angesehen).
Kovariationsprinzip
Kovariationstheorie von Harold Kelley (1970er Jahre)
Zur Analyse potenzieller Ursache-Wirkungsbeziehungen nach dem Kovariationsprinzip ziehen Menschen Informationen aus drei unterschiedlichen Quellen heran:
- Konsensusinformationen
sie resultieren aus Beobachtungen der Reaktionen anderer Personen auf den Stimulus - Distinktheitsinformationen
sie resultieren aus Beobachtungen des Verhaltens der Person in anderen Situationen (gegenüber anderen Stimuli) - Konsistenzinformationen
sie resultieren aus Beobachtungen des relevanten Verhaltens über die Zeit
Aggression: Gewaltdarstellung in Medien
fünf ineinandergreifende Mechanismen, die die Effekte von Gewaltdarstellungen in Medien auf das Verhalten vermitteln (z.B. Berkowitz, 1993):
- Modelllernen
Zielerreichung durch Gewalt, Belohnung aggressiven Verhaltens bzw. Ausbleiben der Strafe begünstigen die Nachahmung - Verfügbarkeit
kann dazu führen, dass eigene unspezifische Erregung verstärkt als Ärger interpretiert wird, was die Auftretenswahrscheinlichkeit aggressiven Verhaltens erhöht - Soziale Normen
Aggression und Gewalt erscheinen als sozial akzeptierte, vielleicht sogar erwünschte, Verhaltensweisen - Abstumpfung
Standards, was als Aggression oder Gewalt eingestuft wird, können sich verändern - Feindseliger Attributionsstil
Welt kann zunehmend als gefährlicher und feindseliger Ort wahrgenommen werden
Zentrale Persönlichkeitsmerkmale
Def. "Zentrale Persönlichkeitsmerkmale"=
Bezeichnet Charakteristika einer Zielperson, die überproportional großen Einfluss auf den resultierenden Gesamteindruck eines Beobachters ausüben.
Interpersonale Attraktion
positive Gefühle gegenüber einer anderen Person, die mit dem Bedürfnis einhergehen, die Gegenwart des anderen zu suchen
Interpersonale Attraktion ist eine wichtige sozialpsychologische Grundlage für die Aufnahme enger Beziehungen.
Folgende Faktoren begünstigen die Entwicklung interpersonaler Attraktion:
- Merkmale des Kontexts, z.B. Häufigkeit des Kontakts, Vertrautheit
- Merkmale der Zielperson, z.B. physische Attraktivität
- Merkmale der Beziehung zwischen Beobachter und Zielperson, z.B. Ähnlichkeit der persönlich relevanten Einstellungen
- Merkmale des Beobachters, z.B. seine Stimmung