Allgemeine II

Emotion & Motivation

Emotion & Motivation


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 01.11.2021 / 09.02.2025
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Was ist der Korrumpierungseffekt und unter welchen Bedingungen tritt er auf? Wie wird der Korrumpierungseffekt erklärt?

  • Effekt der übermäßigen Rechtfertigung:
    • Intrinsische Tätigkeitsanreize verlieren an Wert nach externer Belohnung (externe Belohnung korrumpiert intrinsische Motivation unter bestimmten Bedingungen) --> Ursprünglich vorhandene intrinsische Motivation wird durch extrinsische Motivation geschwächt
  • Auftreten:
    • nur, wenn hohes Interesse/gr. intrinsische Motivation an Aufgabe; dann v.a. wenn externe Anreize materieller Natur + wenn diese angekündigt (--> erwartet) werden und leistungskontingent sind, unabhängig von der Leistungsgüte
      • bei self-reported task interest: nur bei materiellem Anreiz und nur bei Belohnung für „doing task“ (weniger Bedingungen führen zur Korrumpierung)
  • Erklärung durch Studie:
    • Baseline: Kinder beschäftigen sich mit Matheaufgaben, Einführung von Preisen (Reward Program), in Follow-Up: keine Preise mehr -->
      • Ergebnis: bei Follow-Up fällt Motivation unter Baseline --> rewards so salient, dass sie intrinsische Anreize over shadown/entwerten --> Aufm. auf exterene Anreizen (Kind erklärt sich eigene Motivation durch exterene Anreize) --> fällt Reward weg, sinkt Motivation

Unter welchen Bedingungen wirkt sich intrinsische Motivation besonders stark auf die Leistung in einer Aufgabe auf?

  • Intrinsische Motivation hat einen generellen mittelstarken bis starken leistungssteigernden Effekt
  • Intrinsische Motivation besonders wichtig für Leistung, wenn ... 
    • Bild 1: Qualität (und weniger die Quantität) zählt
      • (intrinsische Motivation nimmt zu --> Performance steigt bei Qualität)  --> Qualitativ = komplexere Aufgaben (z.B. Arzt)
    • Bild 2: Leistungsabhängige Belohnungen wenig salient sind
      • (wie salient ist Kontingenz zw. Tätigkeit und Anreiz?)  
        • z.B. Fließband: jedes Stück = mehr gehalt => sehr salient
        • Grundgehalt = bekommt man unabhängig => wenig salient
          -->  indirekte saliente Anreize steigern Performance 

Intrinsische Motivation besonders wichtig für Leistung, wenn...

a) Qualität (und weniger die Quantität) zählt &

b) Leistungsabhängige Belohnungen wenig salient sind

Was ist Leistungsmotivation? Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damitLeistungsmotivation entsteht?

  • Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält, und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann (man muss Erfolg haben oder scheitern können)
  • LM ist unabhängig von den mit der Tüchtigkeit verbundenen Folgen (Belohnung, Anerkennung, Status,…): entscheidend für die LM ist die Tüchtigkeit selbst
  • Bedingungen
    • Ergebnisse/Leistungen müssen erkennbar sein
    • Ergebnisse müssen das Resultat eigener Fähigkeit und Anstrengung sein
    • Gütemaßstab muss existieren

Welche Sozialisations-/Erziehungsfaktoren beeinflussen die Entwicklung eines Leistungsmotivs?

  • Neugiermotivation (Frage, was man selbst kann, wo sind die Grenzen des Machbaren?)
  • Erziehung zur Selbstständigkeit und Tüchtigkeit (Ausbildung von Fähigkeiten) --> Prädiktor für Leistungsmotivation
  • Moderne Leistungsgesellschaft (Schule, Arbeit, Sport,...)

Welche Evidenz gibt es für einen Zusammenhang zwischen Leistungsmotivation und dem ökonomischen Erfolg einer Gesellschaft?

ökonomischer Erfolg durch mittlere Ausprägungsstärke des Leistungsmotivs vorhergesagt

  • DeCharms & Möller (1962)
    • Verbreitung Leistungsthematischer Motive in den Medien (Reden von Politikern, Zeitungsartikel, Bücher, Filme) sagt die Häufigkeit der Anmeldung neuer Patente und Erfindungen des Folgejahres voraus
  • Vermittlung von Leistungsinhalten --> reliabler Prädiktor für nachfolgende Innovation bzw. Steigerung der ökonomischen Leistung 
  • Steigerung des wirtschaftlichen Erfolgs bei Ablösung des Katholizismus durch den Protestantismus (Werte: Autonomie, Selbstständigkeit, Selbstverwirklichung) --> weiterer Beleg für Zusammenhang zw. Leistungsmotivation & ökonomischem Erfolg postuliert von Weber 1904)
    • protestantisch geprägte Gesellschaften entwickeln sich i. Vgl. mit katholischen Ländern in ökonomischer Hinsicht besser

Kann man Leistungsmotivation trainieren? Welche motivationale Komponente der Leistungsmotivation ist besonders wichtig für einen unternehmerischen Ehrgeiz?

  • Aronoff & Litwin (1971)
    • Training von 16 Managern durch Einüben leistungsorientierten Denkens/ Handelns, etc.
    • Kontrollgruppe besuchte Kurs über Unternehmensphilosophie
    • AV: beruflicher Erfolg (Gehalt, Beförderung) nach 2 Jahren
    • Ergebnis: Verbesserung der Leistung dieser Manager!: 5 Tage Training hatten einen signifikanten Erfolg
  • JA man kann Leistungsmotivation trainieren!

Erläutern Sie die beiden Komponenten, aus denen sich nach dem Risikowahlmodell die resultierende Motivationstendenz in einer Leistungssituation ergibt.

  • Resultierende Tendenzen (RT) als Summe von aufsuchenden (Hoffnung auf Erfolg; Te) und meidenden (Furch vor Misserfolg; Tm) Tendenzen.
    • RT = Te + (-Tm)
    • Aufsuchende Tendenzen (Te; Hoffnung auf Erfolg)
      • Te= Erfolgsmotiv (Me) x (Erfolgsanreiz) Ae x Erfolgswahrscheinlichkeit (We) --> Te= Me X Ae x We
    • Meidende Tendenzen (Tm; Angst vor Misserfolg)
      • Tm = Misserfolgsmotiv (Mmx Misserfolgsanreiz (neg!) (Amx Misserfolgschance (Wm) --> Tm= Mm x Am x Wm
    • W = Erwartungskomponente; M x A= Wertkomponente

Welche drei Variablenwerte muss man kennen oder messen, um die resultierende Motivationstendenz in einer Leistungssituation nach dem Risikowahlmodell berechnen zu können? Welche drei anderen Variablen lassen sich aus der Erfolgswahrscheinlichkeit ableiten? Wie lassen sich nach dem Risikowahlmodell der Erfolgs- und der Misserfolgsanreiz aus der Erfolgswahrscheinlichkeit berechnen?

  • Bekannt sein muss:
    • Erfolgsmotiv (Me)
    • Misserfolgsmotiv (Mm)
    • Erfolgswahrscheinlichkeit (We) 
  • Aus Erfolgswahrscheinlichkeit (We) ableitbar: Misserfolgswahrscheinlichkeit (Wm), Erfolgsanreiz (Ae) sowie Misserfolgsanreiz (Am) 
  • Messung
    • Me/ Mm: Motive werden projektiv erfasst (z.B. TAT)
    • We/Wm: subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit (Aufgabenschwierigkeit)
      • Wm= 1-We
    • Ae: lineare Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit
      • Geringe Erfolgschance = hoher Erfolgsanreiz Ae= 1-We
      • Hohe Erfolgswahrscheinlichkeit = starken neg. Misserfolgsanreiz Am = - We
  • RT = (Me-Mm) x (We-We²)

Warum ist die resultierende Motivationstendenz eine parabelförmige Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit? Begründen Sie Ihre Argumentation mit einer kurzen Ableitungsskizze der entsprechenden Formeldarstellung des Risikowahlmodells.

  • RT = (Me-Mm) x (We-We²)
    • (Me-Mm) = Konstante, da die Motivlage stabil ist
    • (We-We²) = Quadratische Funktion, der Erfolgswahrscheinlichkeit
    • Ergibt eine Parabel
  • Stärke und Richtung der Ausrichtung der Parabel: Abhängig davon, ob Erfolgs- oder Misserfolgsmotiv stärker ausgeprägt

Welche Vorhersagen ergeben sich für das Verhalten in Leistungssituationen aus der Tatsache, dass nach dem Risikowahlmodell der Zusammenhang von resultierender Motivationstendenz und Erfolgswahrscheinlichkeit für Erfolgsmotivierte umgekehrt-u-förmig, für Misserfolgsmotivierte u-förmig verläuft?

  • Erfolgsmotivierte suchen aktiv eine Leistungssituation auf, während misserfolgsorientierte Personen versuchen Leistungsanforderungen zu vermeiden
  • Erfolgsmotivierte
    • Wählen eher mittelschwere aufgaben
    • Maximale Ausdauer und Anstrengung
  • Misserfolgsmotivierte
    • Wählen eher leichte/ schwere Aufgaben
    • Bei mittelschweren Aufgaben am meisten gehemmt
    • Mittelschwere Aufgaben haben eine zu hohe Wahrscheinlichkeit, dass man sich schaffen kann, womit das nicht-gelingen schwerer wiegen würde -->  wird gemieden
    • Geringste Ausdauer und Anstrengung
    • meiden generell leistungsbezogene Aufgaben

Schildern Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung zur Anspruchsniveausetzung von Atkinson & Litwin (1960). Welcher Aspekt der Ergebnisse entsprach nicht exakt den Vorhersagen des Risikowahlmodells?

  • Messung der Erfolgsmotivation (z.b. TAT)
  • Ringwurfspiel, freie Wahl der Entfernung (näher = leichter)
  • Erfolgsmotivierte suchen mittelschwere Zielentfernung
  • Schwächer ausgeprägt bei Misserfolgsmotivierten
  • Aber: Misserfolgsmotivierte meiden nicht mittelschwere Zielentfernung (umgekehrt erwartet) --> keine U-kurve (wie vorhergesagt durch das Risikowahlmodell)

Was versteht man unter der “kognitiven Wende” in der Leistungsmotivationsforschung? Was sind die zentralen Charakteristika der neuen Forschungsrichtung? Grenzen Sie die neue Richtung von der bis dahin vorherrschenden Forschungsauffassung ab. Was sind die zentralen Unterschiede zwischen den beiden Auffassungen?

  • Kognitive Wende
    • Streben nach Information über die eigene Fähigkeit ist wichtiger als antizipierter Affekt bei Erfolg bzw. Misserfolg -->  unabhängig von der Aufgabenschwierigkeit
    • Anreiz für Leistungsmotivation ist das Ausmaß an Diagnostizität einer Aufgabe statt einer Affektänderung
    • Präferenz für diagnostische (mittelschwere) Aufgaben --> größte Aussage über eigene Fähigkeiten bekommen; Wunsch sich selbst akkurat einzuschätzen
    • Diagnostizitätsorientierung ist bei Erfolgsmotivierten höher als bei Misserfolgsorientierten
  • Alte Auffassung
    • Geht von Affektänderung als Anreiz aus (Hoffnung auf Erfolg und somit Stolz bzw. Furcht vor Misserfolg und somit Scham)
    • Aufgabenschwierigkeit ist entscheidend
  • Neue Theorie --> Informationsgewinnung!

Schildern Sie die Untersuchung und die zentralen Ergebnisse der Studie von Trope (1975) zur Dissoziation der Effekte von Aufgabenschwierigkeit und Diagnostizität auf die Aufgabenwahl. Welche theoretische Schlussfolgerung wird durch dieses Ergebnis nahegelegt? Was wurde an der Studie kritisiert?

  • Orthogonale Manipulation der Schwierigkeit und Diagnostizität von Testaufgaben
  • UV1: Einteilung nach Erfolgsmotivierte und Misserfolgsängstliche (mittels TAT)
  • UV2: Aufgabenschwierigkeit (leicht-mittel-schwer)
  • UV3: Aufgabendiagnostizität (niedrig vs. hoch) (Aussage über bestimmte Fähigkeiten der VP)
  • AV: Aufgabenpräferenz (Wahl)
  • Ergebnis
    • Präferenz von hochdiagnostischen und leichten Aufgaben
    • Innerhalb einer Diagnostizitätskategorie wurden leichte Aufgaben vorgezogen
    • Selbst die schwierigsten diagnostische Aufgaben werden den leichteste nichtdiagnostischen Aufgaben vorgezogen
    • Erfolgsmotivierte: Wählen eher hoch diagnostische Aufgaben
    • Misserfolgsängstliche: Wählen eher niedrig diagnostische Aufgaben (wollen nicht herausfinden, wo sie stehen)
  • Theoretische Schlussfolgerung
    • Haupteffekt passt zum Modell von Trope, aber: Ergebnis widerspricht auch den Annahmen des Risikowahlmodells
    • Bestätigung der Hypothese der kognitiven Theorie (Streben nach Informationen über die eigenen Fähigkeiten ist entscheidend bei der Aufgabenauswahl) 
      • Erfolgsmotivierte präferieren diagnostischen Aufgaben vs. Misserfolgsmotivierte weniger 
  • Kritik an der Studie:
    • kognitive Prozesse müssen mit einbezogen werden --> in Studie wurde leistungsmotiviertes Handeln untersucht, sondern nur Aufgabenpräferenz

Beschreiben Sie die beiden zentralen Dimensionen der Ursachenerklärung von Leistungsergebnissen und erläutern Sie, was mit den beiden gegensätzlichen Ausprägungen dieser Dimensionen jeweils gemeint ist. Was sind günstige und ungünstige Attributionsasymmetrien von Leistungsergebnissen und wie hängen sie mit Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg zusammen?

  • Naive Ursachenerklärung/ Dimensionen (Heider)
    • Lokation der Ursache
      • Internale Attribution (Personenfaktoren) vs. externale Attribution (Umweltfaktoren/ Situation)
      • Beeinflusst den Wert bzw. Anreiz eines Ergebnisses
      • Beispiel: Gute Note --> Fähigkeit vs. Gute Note --> Einfache Klausur
    • Stabilitätsdimension
      • Zeitlich stabil (schwer veränderbare Faktoren) vs. variabel (leicht veränderbar)
      • Beeinflussung der Erfolgserwartung
      • Beispiel: Schlechte Note --> wenig gelernt vs. Schlechte Note --> Klausur eh unfair (unabhängig davon wie viel gelernt wurde)
    • 4 Konsequenzen unterschiedlicher Ursachenerklärung für Ergebnisse
      • Internal + stabil --> Fähigkeit
      • Internal + variabel --> Anstrengung (ich kann etwas verändern)
      • External + stabil --> Aufgabenschwierigkeit (ich kann eh nichts verändern)
      • External + variabel --> Zufall oder Glück
  • Attributionsasymmterien
    • Ungünstig
      • Erfolg: Variabel-external --> Glück, Pech
      • Misserfolg: stabil-internal --> eigene mangelnde Fähigkeiten
    • Günstig
      • Erfolg: stabil-internal --> eigene Fähigkeit
      • Misserfolg: variabel-external --> zufällige externe Faktoren verantwortlich
  • Einschätzung der Lokation und der Stabilität beeinflussen die Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg
  • Stabile Faktoren --> demotivierender Effekt (kein Einfluss auf das eintretende Erlebnis)

Beschreiben und erläutern Sie die Selbststabilisierungszyklen in der Leistungsmotivation für erfolgs- und misserfolgsmotivierte Personen nach dem Selbstbewertungsmodell von Heckhausen.

  • Leistungsmotive werden als sich selbst stabilisierende Systeme aus 3 Teilprozessen der Selbstbewertung angesehen
  • Erfolgsmotivation (Handlungsdirektive: Verbesserung der eigenen Tüchtigkeit)
    1. Erwartungsmotivation (Hoffnung auf Erfolg)
    2. Anspruchsniveusetzung (realistisch, anspruchsvoll)
    3. Ergebnisbilanz (ausgewogenes Verhältnis von Erfolg und Misserfolg)
    4. Attribution (Erfolg: Fähigkeit/Anstrengung, Misserfolg: Anstrengungsmangel/Situation)
    5. Affektbilanz (überwiegend positive Selbstbewertungsemotionen)
    6. --> positive Verstärkung 
    7. Handlungsdirektive (Verbesserung der eigenen Tüchtigkeit)
  • Misserfolgsmotivation (Handlungsdirektive: Reduzierung von Selbstwertbelastungen)
    1. Erwartungsmotivation (Furcht vor Misserfolg)
    2. Anspruchsniveausetzung (unrealistisch, eher zu leicht/schwer)
    3. Ergebnisbilanz (unausgewogenes Verhältnis von Erfolg und Misserfolg)
    4. Attribution (Erfolg: sehr leicht, Misserfolg: Fähigkeitsmangel)
    5. Affektbilanz (reduzierte negative Selbstbewertungsemotionen)
    6. --> negative Verstärkung
    7. Handlungsdirektive (Reduzierung von Selbstwertbelastungen)
  • Am Ende kommt es also jeweils zu einer Verstärkung des schon vorherrschenden Motivs!

Definieren Sie den Begriff “Ziel”. Auf welche Weise regulieren Ziele menschliches Handeln? Worin unterscheiden sich Ziele von Motiven? 

  • Definition
    • Anstreben einer positiv bewerteten Umweltveränderung/ Handlungsergebnisse (Endzustand) durch einen Verhaltensakt (Mittel)
    • Gliederung in Unterziele
  • Ziele als proximale Determinanten des Handelns
    • Bestimmen erwünschte Handlungsergebnisse (Erfolg, Misserfolg)
    • Basis von Handlungsplänen und Bewertungsgrundlage von Handlungsergebnissen (Erfolg, Misserfolg)
    • Ziele = notwendig für zielgerichtetes Verhalten (=Handeln) aber nicht hinreichend für den Vollzug einer Hanldung (=Volition)
  • Ziele vs. Motive
    • Ziele = spezifisch, kognitiv repräsentiert, handlungsleitend
    • Motive = abstrakt, häufig unbewusst, nicht handlungsleitend
    • Beide nehmen Einfluss auf basale kognitive und affektive Prozesse
  • Arten von Zielen:
    • Annäherungs- vs. Vermeidungsziele
    • implizit vs. explizit
    • Lernziele vs Leistungsziele
    • usw.

Skizzieren Sie ein einfaches kybernetisches Regelkreismodell der Handlungssteuerung durch Ziele. Erläutern Sie die verschiedenen Komponenten dieses Modells. 

  • Test-Operate-Test-Exit-Schleife (TOTE- Schleife)
  • Regelstrecke
    • Was verändert werden soll
  • Messfühler
    • Überprüfen des Ist-Zustandes
  • Sollwert
    • Vorgabe eines konkreten Ziels
  • Ist-Soll-Vergleich
    • Feststellen einer möglichen Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Wert
  • Korrektive Einwirkung
    • Konkrete Handlung um den Soll-Wert zu erreichen 

Was ist der Unterschied zwischen einer positiven und einer negativen Feedbackschleife? 

  • Unterschied liebt bei der Zielverfolgung
  • Negative Feedbackschleife
    • Annäherung an einen Reiz
    • Reduktion der Diskrepanz zum angestrebten Soll-Wert
  • Positive Feedbackschleife
    • Vermeidung bzw. Distanzvergrößerung
    • Erhöhung der Diskrepanz zu einem abgelehnten Referenzwert

Erläutern Sie die Begriffe “Selbstaufmerksamkeit” und “Optimismus”. An welchen Stellen beeinflussen diese Variablen Prozesse der Handlungsregulation im Modell von Carver und Scheier? Schildern Sie die Ergebnisse der Untersuchung von Carver, Blaney & Scheier (1979), mit denen der Einfluss von Selbstaufmerksamkeit und Optimismus auf die Hartnäckigkeit der Zielverfolgung untersucht wurde. 

  • Selbstaufmerksamkeit und Optimismus sind Moderatoren der Handlungsregulation
  • Selbstaufmerksamkeit
    • Grad an Salienz persönlicher Ziele
    • Wahrnehmung des Selbst und des eigenen Handelns
    • Diskrepanzen zwischen Ist- und Soll-Zustand können erkannt werden
  • Optimismus
    • Grad persönlicher Kontrollüberzeugung (Überzeugung der eigenen Zielerreichungsmöglichkeit)
    • Internaler Kontrollfokus --> höherer Grad an persönlicher Kontrollüberzeugung/ Optimismus, Situationen kontrollieren zu können als bei externalem 
  • Handlungsregulationsmodell von Carver und Scheier
    • Selbstaufmerksamkeit
      • Hoch? --> macht persönliche Ziele salient --> effizienterer Ist-Soll Vergleich
      • Eigenes Handeln wird besser eingeschätzt, Diskrepanzen werden erkannt!
    • Optimismus
      • Beeinflusst Einschätzung der Zielerreichungsmöglichkeiten
      • Größere Kontrollüberzeugung --> Ausgang einer Situation wird als länger positiv beeinflussbar wahrgenommen
      • Hoher Grad an Optimismus --> Persistenz und Perseveration, späteres Disengagement (behavioral oder mental)
      • Niedriger Optimismus --> früheres Disengagement
  • Carver, Blaney & Scheier (1979)
    • VP mussten Anagramme lösen (eins war unmöglich)
    • UV1: Schwierigkeit der Anagramme
    • UV2: Grad der Selbstaufmerksamkeit (manipuliert durch Spiegel)
    • AV: Bearbeitungszeit des Anagramms
    • Ergebnis
      • Hohe Erfolgserwartung und SAM --> längere Bearbeitungszeit --> hartnäckigere Zielverfolgung
      • Niedrige SAM: kein Unterschied zw. den Erfolgserwartungen --> Schwierigkeiten bei der Aufgabenbearbeitung wurden nicht als selbstrelevantes Problem wahrgenommen --> korrektive Versuche in der Problemlöseschleife wurden nicht bewusst überwacht
    • Günstige oder ungünstige Erwartungen hatten nur einen Einfluss auf die Bearbeitungsdauer eines unlösbaren Problems, wenn die SAM hoch war

Erläutern Sie den Begriff des “disengagement”. Welche beiden Formen des “disengagement” werden im Modell von Carver & Scheier unterschieden? Unter welchen Umständen ist ein “disengagement” wahrscheinlich? 

  • Ablösen von ursprünglich gesetzten Zielen/ Beendigung der aktiven Zielverfolgung
    • Offener Rückzug möglich --> behavioraler Rückzug
    • Offener Rückzug nicht möglich --> mentaler Rückzug
  • Auftreten
    • Niedriger Optimismus (motivationsmindernd)
    • Fehlende Zielerreichungsmöglichkeiten

Welche Emotionen entstehen nach dem Modell von Carver und Scheier während der Zielverfolgung und wie hängen diese Emotionen mit der Rate der Annäherung an ein (Anti-)Ziel zusammen? 

  • Annäherung an einen erwünschten Zielzustand schneller als erwartet --> Freude, Hochgefühl
  • Annäherung an einen erwünschten Zielzustand langsamer als gedacht --> Trauer, Niedergeschlagenheit
  • Vermeidung eines Anti-Zieles 
    • unverhofft schnelle Vergrößerung der Diskrepanz --> Erleichterung und Ruhe
    • Unerwartet langsame Distanzvergrößerung -->  Angst und Furcht
  • Emotionen geben sehr spezifi. Signale hinsichtlich der Zielorientierung + der Geschwindigkeit der Zielverfolgung

Ziele unterscheiden sich in ihrer Schwierigkeit und im Grad ihrer Konkretheit. Was ist damit genau gemeint und wie wirken sich diese Variablen auf die Effizienz der Zielverfolgung aus? 

  1. Zielschwierigkeit (Anspruchsniveau)
    • Anspruchsvolle Ziele --> höhere Leistung (motivierender)
    • Hohes Ziel --> höhere Zieldiskrepanz --> mehr Anstrengung & Engagement
    • Zu anspruchsvolle/ unrealistische Ziele --> disengagement (frühzeitige Zielablösung) 
    • Voraussetzung von Feedback, Akzeptanz und Fähigkeit der Zielerreichung
  2. Zielspezifität/-konkretheit
    • Hohe Spezifität ist Voraussetzung für Feedback und akkurater Ist-Soll-Vergleich (= essentiell für Handlungsregulation)
    • Bei undeutlichen Zielen keine Diskrepanzerkennung (Fortschritt kann nicht erkannt werden)
  3. Zielbindung (Commitment)
    • Zielbindung als Moderator des Zusammenhangs zwischen Zielen & Leistungen

Ziele SMARTER setzen:

  • spezifisch
  • messbar
  • anspruchsvoll
  • realistisch
  • termingebunden
  • eigeninitiativ erreichbar
  • rückmeldungsgebunden

Was versteht man unter “commitment” bei der Zielverfolgung? Von welchen Variablen hängt das “commitment” zu einem Ziel ab? Erläutern Sie die Aussage, dass “commitment” eine Moderatorvariable für Prozesse der Zielverfolgung darstellt. 

  • Zielbindung (commitment)
    • Motivationale Verpflichtung gegenüber einem Ziel
    • Zielbindung als Moderator des Zusammenhangs zwischen Zielen und Leistungen (hohe Verbindlichkeit heißt nicht zwangsläufig bessere Ergebnisse!)
  • Abhängige Variablen
    • Erwartungen bzgl. Erreichbarkeit und Folgen; Erfolgswahrscheinlichkeit, Vertrauen in eigene Tüchtigkeit, Instrumentalitäten
    • Attraktivität von z.B. leistungs- und anschlussthematischen Zielen (Kompatibilität mit den Motiven der Person)
    • Situative Einflussgrößen (Arbeits- und Lernumgebung, soziale Einflüsse)
      --> Diese Variablen führen zu einer Motivation während der Zielverfolgung und damit zur Zielbindung
  • Moderatorvariable
    • Moderator zwischen den Zielen und der Leistung an
    • Kann die Leistung stark beeinflussen, auch die Ziele können je nach commitment angepasst werden
    • Commitment erhöht die Leistung bei anspruchsvoll, spezifischen Zielen, fördert hartnäckige Zielverfolgung und verhindert frühzeitiges Aufgeben

Erläutern Sie die Studie von Latham & Seijts (1999). Warum führt das Setzen von Unterzielen zu einer besseren Leistung? 

  • Latham & Seijts (1999)
    • Wirtschaftssimulation in drei Gruppen
      • 1 „Gib dein Bestes“ --> möglichst viel Geld verdienen
      • 2 Distal Goal --> verdiene mehr als $8,71 (anspruchsvoll)
      • 3 Proximal + Distal Goal --> Verdiene in Session 1 $0,48, in Session 2 $0,10,… (Unterziele wurden vorgegeben)
      • AV: Verdientes Geld
      • Ergebnis
        • Gruppe 2: am wenigsten (zu anspruchsvolle Zielsetzung)
        • Gruppe 3: am meisten (Unterziele waren nicht zu anspruchsvoll)
  • Zeitnahes Leistungsfeedback (Info u. Selbstwirksamkeit) -->motiviert (--> Evtl. Anpassung von Strategien)
  • Zeitnahe Belohnung (Anreiz)

Was versteht man unter “possible selves”? Welche unterschiedlichen Typen von “possible selves” gibt es? Wie wirken sich “possible selves” auf das Handeln einer Person aus? Illustrieren Sie Ihre Antworten anhand eines Alltagsbeispiels. 

  • Possible selves
    • Beinhaltet konkrete Vorstellungen davon, wie sich das eigene Leben und die eigene Person in absehbarer Zeit entwickeln könnte
    • Motivationsquelle und interpretativer Rahmen (wird zugelassen)
    • Erstrebenswerte Entwicklungschancen/ erwünscht (desired possible selves) 
    • Bedrohliche/ unerwünscht Szenarien (undesired possible selves)
  • Auswirkungen
    • Können aktivieren (Motivation) oder lähmen (Furcht vor Versagen)
    • Beste Motivation: ausgewogene Kombination positiver und negativer possible selves
  • Beispiel
    • ideal self: Therapeut mit eigener Praxis --> noch weit entfernt
    • desired possible selve: Den Bachelor mit guten Noten abzuschließen um einen Masterstudiumsplatz zu bekommen
    • undesired possible: Oft durch Prüfungen fallen --> keine Karrierechance

In der Theorie der regulatorischen Foki von Higgins werden zwei unterschiedliche Arten von Selbstdiskrepanzen unterschieden. Welche Arten der Selbstdiskrepanz sind das? Welche Auswirkungen hat das Erleben solcher unterschiedlichen Diskrepanzen auf die Handlungsregulation und auf das emotionale Erleben? 

  • Real vs. Ideal 
    • Diskrepanz zw. aktuellem Selbst und dem was man erreichen möchte
    • Fokus auf Nutzen von Chancen immer besser zu werden --> Freude bzw. Traurigkeit
    • Promotion Focus (Anwesenheit bzw. Abwesenheit von positiven Ergebnissen)
  • Real vs. Soll
    • Gerecht werden der normativen Anforderungen und Erwartungen?
    • Fokus auf Vermeiden von Fehlern --> Ruhe bzw. Angst
    • Prevention Focus (Anwesenheit bzw. Abwesenheit von negativen Ergebnissen)
  • Passung unterstützt die Zielverfolgung (regulatory fit)
    • Aufgabe fühlt sich „richtig“ an
    • Mehr Einsatz, erhöhte Anstrengung, mehr commitment und Motivation
    • Vermeidungsziele mit Vermeidung verfolgen (und andersrum)
    • Bsp.: Fußball, Stürmer --> Promotion Focus, Verteidiger --> Prevention Focus

Erläutern Sie unterschiedliche Arten von Selbstaufwertungsprozessen, mit denen das Selbstkonzept einer Person stabilisiert und gegen selbstwertbedrohliche Information geschützt werden kann.

  • Tendenz zur Selbstaufwertung ist besonders stark, wenn zuvor wichtige Elemente des Selbstkonzepts infrage gestellt wurden
  • Self-handicapping
    • Absichtliche Selbstbehinderung
    • Schadende Aktivität vor kritischem Ereignis um Ausrede für sich selbst und andere zu generieren 
    • Beispiel: Feierngehen am Tag vor einer Klausur
  • Attributional bias
    • Selbstwertdienliche Attributionsstrategie
    • Unsymmetrische Attribution von Erfolg und Misserfolg
    • Erfolg internal, Misserfolg external
  • Excuse making
    • Automatisches generieren von Entschuldigungen für eigen mögliche Misserfolge und Versäumnisse, um diese nicht stabilen Eigenschaften der eigenen Person zuschreiben zu müssen
    • Ausreden finden, z.B. heute schlecht geschlafen

Schildern Sie die Ergebnisse der Studie von Rosenfield & Stephan (1978) zum selbstwertdienlichen Attributionsbias. Welcher Aspekt der Ergebnisse belegt, dass es sich bei diesem Bias nicht um einen generellen Mechanismus der Selbstaufwertung, sondern um einen spezifischen Mechanismus der Selbstbildstabilisierung handelt? 

  • VP bekommen verschiedene Aufgaben und unabhängig von ihrer Leistung Feedback
  • UV1: Männer vs. Frauen
  • UV2: Aufgabenvorstellung als typisch maskulin vs. typisch weiblich
  • UV3: positives vs. negatives Feedback
  • AV: Gründe für Ergebnis (Erfolg/Misserfolg) auf Skala angeben (hohe Werte = internale Attribution (Fähigkeit, eigen Anstrengung)) (niedrige Werte = externale Attribution (Zufall, Glück))
  • Ergebnis
    • Positives Feedback = alle internale Attribution vs. Negatives Feedback = alle externale Attribution
      • Beleg der grundsätzlichen Existenz eines selbstwertdienlichen Atrributionsbias
    • Bei maskulinen Aufgabe attribuierten Männer extremer im Sinne des Bias (also Erfolge internal; Misserfolge external)
    • Bei femininen Aufgaben gilt das umgekehrt für Frauen
      • Starke Ausprägung der Attributionsbias bei Passung zw. dem Geschlecht und der mitgeteilten Geschlechtsspezifität der Aufgabe
  • Der selbstwertdienliche Attributionsbias ist ein spezifischer Mechanismus zur Selbstbildstabilisierung in potenziell selbstwertbedrohlichen Situationen 
  • Selbstwertschützende Attributionen werden v.a. dann vorgenommen, wenn die Ergebnisse für das Selbstkonzept (in diesem Fall das Konzept als Mann bzw. Frau) der Person relevant sind/ identitätsrelevant
     
  • Erfolge internal & Misserfolge external zu attribuieren = günstiger Attributionsbias

Was versteht Swann unter “self-verification”? In welchen Fällen decken sich die Vorhersagen der Theorie der Selbstverifikation mit der Theorie der Selbstaufwertung, in welchen Fällen macht die Theorie der Selbstaufwertung eine gegensätzliche Vorhersage? Schildern Sie die Studie und die Ergebnisse von Swann & Pelham (2002), mit deren Untersuchung die Theorie der Selbstverifikation gestützt wurde. 

  • Self-Vertification
    • Aufsuchen von selbstbestätigenden Umgebung
    • Suche von positivem Feedback bei positivem Selbstbild aber auch umgekehrte Tendenz bei negativem Selbstbild
  • Übereinstimmung mit Selbstaufwertung
    • Selbe Vorhersage bei positivem Selbstkonzept
  • Unterschied
    • Unterschied ist beim negativen Selbstkonzept!
    • Selbstaufwertung: Genereller Wunsch nach positivem Feedback (unabhängig von der eigenen Einschätzung – also auch bei negativem Selbstbild)
    • Self-Verification: Bestätigung des negativem Selbstbild – Wunsch nach negativem Feedback
  • Swann & Pelham (2002)
  • Quasi – Experiment in einem Studentenheim
    • UV1: Selbstbild der Bewohner (pos vs. neg)
    • UV2: Bewertung von Zimmergenossin
    • AV: Interesse die Mitbewohner/-in zu behalten
  • Ergebnis: Bewohnerinnen wollen mit jemandem Zusammenwohnen, der das gleiche Bild von ihnen hat wie sie selbst (Selbst wenn beide einen negativ Einschätzen à dann höchster Wunsch)
  • Ergebnisse belegen das Streben nach einer Bestätigung selbstbezogener Überzeugungen, selbst wenn hierdurch negative Eigenschaften der eigenen Person bestätigt werden
  • Self-verification nur bei stabilen & wichtigen Selbstbildern

Erläutern Sie die Begriffe der “incompleteness”-Erfahrung und der Kompensation auf der Grundlage der Theorie der symbolischen Selbstkomplettierung. In welchem funktionalen Zusammenhang stehen “incompleteness”-Erfahrungen und Prozesse der Kompensation? 

  • Incompleteness-Erfahrung/ Unvollständigkeitserfahrung
    • Mögliches Entstehen, wenn die persönliche Identität infrage gestellt wurde (z.B. durch Misserfolg, öffentliche Kritik, Hinweise auf mangelnde Erfolge oder Erfahrungen)
    • Mangeln an relevanten Symbolen
    • Selbstrelevanz
  • Kompensation 
    • Nach incompletness-Erfahrung wird eine Kompensation angestrebt um die eigene Selbstdefinition zu sichern und aufrechtzuerhalten
    • Fixierung auf Symbolausgleich (Zurschaustellung alternativer Symbole) unter Vernachlässigung der sozialen Umwelt --> aufdringliches und angeberische Verhalten
    • Selbstsymbolisierung im sozialen Kontext --> um beschädigte personale Identität wiederherzustellen
    • Status- und Identitätsdemonstration um auf die eigene Identität hinzuweisen und diese sozial zu verankern
    • Beispiel: Kompensation durch das Tragen von professionellem Equipment oder dem Erzählen von früheren Erfolgen nach einem sportlichen Misserfolg
  • Symbolischen Selbstkomplettierung tritt nur dann auf, wenn die vorangehende incompleteness-Erfahrung tatsächlich selbstrelevant war --> Kompensationsbemühungen richten sich nur auf den Teil der Identität, der vorher beschädigt wurde 
  • Funktion liegt in der Stabilisierung genau der Identitätselemente, die aktuell gefährdet sind

Wie lässt sich aufdringliches und angeberisches Verhalten auf der Grundlage der Theorie der symbolischen Selbstkomplettierung erklären? Schildern Sie hierzu die Studie und Ergebnisse von Gollwitzer & Wicklund (1985). 

  • Männliche Probanden vor Konfrontation mit attraktiver Frau
    • UV1: positive oder negative Rückmeldung über persönliche Berufseignung (Unvollständigkeitserfahrung)
    • UV2: Zeigen von Bildern attraktiver Frauen, auf die sie treffen könnten - Hinweis auf Selbstpräsentation (von Frau bevorzugt: bescheiden vs. selbstbewusst)
    • AV: Kompetenzeinschätzung im Gespräch mit attraktiver VL
  • Ergebnis
    • Negative Rückmeldung --> positive Darstellung selbst bei Bescheidenheit bevorzugt --> Selbstkompensation (Unabhängigkeit der Präferenz der Frau --> immer positive Darstellung)
    • Positive Rückmeldung --> bei Bescheidenheit weniger positive Darstellung als bei selbstbewusster Darstellung (Anpassung der angegebenen Präferenz der Frau)
  • Die Selbstkomplettierung durch Kompensation nach „incompleteness“- Erfahrungen --> unsensibel gegenüber anderen
    • Eigenes Selbstkonzept soll um jeden Preis gesichert werden --> aufdringliches und angeberisches Verhalten (Kompensation der incompleteness-Erfahrung)
    • Bestätigung des eigenen Selbstkonzepts --> flexibler und sensibler im Umgang mit anderen

Erläutern Sie die Begriffe Volition und Motivation. Worin bestehen die zentralen Unterschiede?

  • Das "Handlungsloch" in der klassischen Motivationsforschung
    • unzufriedenstellende Verhaltensvorhersage durch Motive/Ziele
    • hohe Varianz in der Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung
    • das bloße Haben von Zielen ist kein Garant für deren Erreichung:
      • Startschwierigkeiten
      • Verirrungen
      • Überbeanspruchung
      • Schwierigkeiten in der Zielabklärung
  • wichtigste Unterscheidung:
    • Wahl von Handlungszielen (Motivation) --> Übergang vom Wünschen zum Wählen
    • Realisieren dieser Ziele (Volition) --> Übergang vom Wählen zum Wollen

Beschreiben Sie typische Schwierigkeiten in der Zielverfolgung, für deren Bewältigung volitionale Prozesse benötigt werden.

 

  • Verhaltensvorhersagen durch Motive bzw. Ziele = unzufriedenstellend + hohe Varianz in der WK der Zielerreichung (also das bloße Haben von Zielen ≠ Garant für deren Erreichung) à sprechen vom „Handlungsloch“ in der klassischen Motivationsforschung
  • Gründe dafür sind z.B. Startschwierigkeiten, die grundsätzlich aktive Zielverfolgung verhindern / auf Weg zum Ziel: Verirrungen oder Überbeanspruchung möglich, wodurch Ressourcen verschwendet werden / oft Schwierigkeiten in Zielablösung à Phänomen der Dollarauktion à effektive Zielverfolgung erschwert
  • An dieser Stelle der Zielverfolgung = volitionale Prozesse wichtig, um die zuvor motivatonal gewählten Ziele auch realisieren zu können.


Beschreiben Sie die vier Phasen des Rubikonmodells der Handlungsregulation. Welche Übergänge gibt es zwischen diesen Phasen? Welche Phasen sind motivational und welche volitional?

  • Modell: explizit Unterscheidung/Integration motivationaler und volitionaler Phasen im Handlungsgeschehen 
  1. (motivational): Abwägen und Wählen zw. verschiedenen potentiellen Zieloptionen --> „prädezisional“ genannt, da Person noch vor Entscheidung für ein bestimmtes Ziel (Hier: Werte und Realisierbarkeit von Wünschen und Zielen beurteilt. Je mehr Zeit verstreicht, bevor Auswahl getroffen, desto ungeduldiger wird Person. Entstehung: „Fazit-Tendenz“ (Entschluss bzw. Intention gebildet) --> endet in Intentionsbildung --> sogenannter „Rubikon“ überschritten --> ab dann auf ein bestimmtes Ziel definitiv festgelegt
  2. (volitionale) präaktionale Phase: konkrete Handlungsschritte auf Weg zur Zielerreichung geplant/Vorsatz gebildet. Einzelschritte + zieldienliche Handlungsstrategien analysiert + spezifiziert. Charakteristisch: Fiat-Tendenz = Realisierungsabsicht entsteht --> Phase endet mit Intentionsinitiierung 
  3. (volitionale) aktionale Phase des Handelns = während Intentionsrealisierung + geplante Handlungsschritte tatsächlich ausgeführt werden --> endet mit Intentionsdesaktivierung = Abschluss der Handlung
  4. (motivatonale) letzte postaktionale Phase = Bewerten: vorangegangenes Handeln im Hinblick darauf bewertet, ob gesetztes Ziel erreicht oder es für Zukunft modifiziert werden muss

Beschreiben Sie die Bewusstseinslagen des Abwägens und des Planens auf der Basis des Rubikonmodells. Schildern Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Gollwitzer, Heckhausen & Steller (1990), in der ein kognitiven Tuning durch Bewusstseinslagen untersucht wurden.

  • Phasenspez. Bewusstseinslagen = Konfiguration der Funktionsweise des psychischen Apparats im Einklang mit Erfordernissen der jeweiligen Handlungsphase
  • abwägende (motivational.) Bewusstseinslage (während Fazit-Tendenz der prädezisionalen Phase des Wählens)
    • dient offener, unvoreingenommener Informationsverarbeitung + Realismus hinsichtlich zukünftiger eigener Leistungen
    • generell offen für Verarbeitung verfügbarer Infos, aber Bevorzugung bzgl. Attraktivität + Realisierbarkeit von Wünschen / unvoreingenommen bei Beurteilung von Wert + Chance
  • planende (volitionale) Bewusstseinslage (während Fiat-Tendenz der präaktionalen Phase des Planens)
    • dient Fokus, parteiischer Informationsverarbeitung (Beurteilung von Wert und Chancen) + Optimismus hinsichtlich zukünftiger eigener Leistungen
    • speziell Infos verarbeitet, die wichtig für Zielerreichung / reduzierte Aufnahmebereitsch. für Verfügbares
       
  • Gollwitzer, Heckhausen & Steller: VP in abwägende o. planende Bewusstseinslagen versetzt: entweder aktuelle Lebensentscheidungen abwägen + Bedürfnisse/Wünsche überdenken (motivational) o. Umsetzung geplanten Ziels in Zukunft beschreiben (volitional) = UV
  • VP erzählen Märchengeschichte über König zu Ende (überlegte, wem er geliebte Tochter anvertrauen könnte, während er selbst in Krieg zieht) = AV
  • Messung: Häufigkeit deliberativer (abwägender) & implementativer (planender) Elemente in Fortsetzung der Geschichte / in Abhängigkeit von Bewusstseinslage, in die VP versetzt
  • Ergebnis:
    • alle Gruppen mehr implementative als deliberative Elemente in Geschichten
    • implementativer Anteil am geringsten bei VP in motivationaler Bewusstseinslage / am höchsten bei VP in volitionaler Bewusstseinslage 
    • deliberative Anteil am geringsten für volitionale Bewusstseinslagen / am höchsten für motivationale

Beschreiben Sie die Untersuchung von Gollwitzer & Kinney (1989) zum Einfluss eines deliberativen vs. implementativen Mindsets auf einen „illusionären Optimismus“. Erklären Sie das Ergebnis mit Hilfe des Rubikonmodells der Handlungsphasen.

  • UV: Bewusstseinslage VP abwägend (deliberativ) / planend (implementativ) geprimed
  • AV: Anschließend schätzen VP Kontrolle über reaktionsunabhängige Lichtblitze ein, die
    • entweder in 25-25 Problem (Blitz in 25% der Fälle nach Tastendruck) oder 75-75 Problem 
  • Ergebnisse:
    • in 75-75 Problem höhere Kontrollillusion
    • deutlicher Unterschied zw. mind-sets deliberativ + implementativ: VP des implementativen mind-sets konstant deutlich höhere Kontrollillusion (Ergebnis besonders für 75-75 Problem)
  • Erklärung:
    • Rubikonmodell: in motivat. Bewusstseinslage des Abwägens während prädezisionaler Phase unvoreingenommene/offene Informationsverarbeitung -->  Vpn mit deliberativen mind-set: mehr Objektivität --> geringere Wahrscheinlichkeit der Kontrollillusion zu erliegen
    • in volitionaler Bewusstseinslage des Planens während präaktionaler Phase: parteiische + fokussierte Verarbeitung --> Sobald einmal für Ziel entschieden und symbolischen „Rubikon“ zw. motivationaler und volitionaler Phase überschritten: laut Modell kein Zurück mehr --> Vpn mit implementativen mind-set = in zweiter Phasen des Modells --> viel subjektiver --> Kontrollillusion stärker ausgeprägt

Wie wirken sich prädezisionale und postdezisionale Bewußtseinslagen auf Prozesse der Dissonanzreduktion aus? Beschreiben Sie dazu die Studie von Harmon-Jones & Harmon-Jones (2002).

  • Untersuchung: Einfluss von prädis./posdis. (abwägend/impl.) Bewusstseinslagen --> Bewertung konkurrierender Alternativen (Schwierige Entscheidungungen)
  • Kognitive Dissonanz (Konfrontation mit wiedersprüchl. Infos --> Abwertung wiedersprüchl./dissonanter Info + Aufwerten bevorzugter/eigener Alternative --> Grundlegende Motivation: konsistentes Gedanken-/Überzeugungssystem wird aufrechterhalten (trotz in sich logischer Wiedersprüche)
  • Hypothese: Dissonanzreduktion stärker im Planungsmodus 
  • wenn schwierige Entscheidung gefällt, dann befinden in planendem Modus, dort: Dissonanz gezielt reduziert (fokussierte, parteeiische Bewertung der Alternativen --> Dissonanzreduktion stärker in planungs- als in abwägenden Modus)
    • UV: Mindsets dissoziert (planend vs. abwägend) -->Entscheidungen müssen getroffen werden
    • AV: Bewertung der Alternativen 
  • Ergebnisse:
    • Aufwertung gewählter + Abwertung nicht gewählter Alternative in planender Bewusstseinslage sehr viel stärker ausgefallen (Bild 1) vs. neutrale Situation (Bild 3) --> stärkere Dissonanzreduktion
    • schwache Dissonanzreduktion in abwägendem Modus (Bild 2) vs. neutral/planend 

(passt zu Rubikonmodell: phasenspezifisches, kognitives Tuning in motivation./violit. Phasen)

Was versteht man genau unter “Realisierungsintentionen”? Worin unterscheiden sie sich von sog. „Zielintentionen“?

  • RI (egl. Implementation intentions) = konkrete Intentionen bezüglich eines Ziels; spezifizieren Zeit, Ort und Ausführung/Modus eines bestimmten Verhaltens („Was will ich wann, wie, wo tun?“)
    • Bsp: Ich will jeden Montag um 18 Uhr eine Stunde im Park joggen. 
    • bessere Erreichung schwieriger und anspruchsvoller Ziele
  • Zielintentionen (goal intentions) = abstrakt; an Wünschbarkeit orientiert 
    • Bsp: Ich will mehr Sport machen.
  • RI = auch Wenn-Dann-Pläne, wenn Übersetzung abstrakter Zielintentionen in situationsbezogene Handlungsanweisungen
    --> Förderung effizienter Umsetzung von zielbezogenem Verhalten
    --> Verpassen von günstigen Gelegenheiten verhindert + in krit. Sit.: schnelle, automatische Verhaltensaktivierung
    --> bestimmte Situationen mit entsprechenden Handlungstendenzen fest assoziiert: beim Eintreffen der im Vorsatz spezifizierte Gelegenheit -->  Aktivierung dazugehöriger Handlung + automatisch in Tat umgesetzt

Warum sind Realisierungsintentionen effektiver für die Zielverfolgung als Zielintentionen? Erläutern Sie vermittelnde Prozesse einer Vorsatzwirkung mit einem Beispiel.

  • Bei Realisierungsintentionen bestimmen im Gegensatz zu Zielintentionen auch volitionale Prozesse das Verhalten. Es gibt dabei drei vermittelnde Prozesse der Vorsatzwirkung. Das soll an folgender Realisierungsintention erklärt werden: „Ich will jeden Montag um 18 Uhr eine Stunde im Park joggen.“ 
  • Realisierungsintentionen führen zu einer chronische Aktivierung der im Vorsatz spezifizierten Situation, was zu erhöhter Aufmerksamkeit und besserem Gedächtnis führt. 
  • Zudem folgt eine automatische Initiierung der im Vorsatz vorgenommenen Handlung. Die Handlung wird also unverzüglich, effizient und ohne bewusstes Wollen durchgeführt. 
  • Außerdem entwickelt sich eine Automatisierung der Realisierung zielfördernden Verhaltens und damit auch ein verringerter Verbrauch kognitiver Ressourcen, da eine Planung wegfällt.

Eine Ausnahme gibt es jedoch bei starken Habits, bei denen implementation intentions weniger wirksam sind.

Wirken Realisierungsintentionen immer gleich gut? Welche Vorsätze sind gut gefasst, welche weniger gut?

  • Reihe an Moderatoren mit Wirkung auf Realisierungsintentionen 
  • Zielschwierigkeit (bedingt Größe der Vorsatzwirkung)
    • Je schwieriger zielförderndes Verhalten zu initiieren, desto größer ist Vorsatzwirkung
  • Zielbindung (Commitment) - Vorsatzwirkung setzt generell hohe Zielbindung voraus
  • Aktivierung der Zielintention
    • übergeordnetes Ziel muss zu geplanten Zeitpunkt psychologisch aktiviert sein, damit Realisierungsintention von Einfluss

bessere Vorsätze = anspruchsvolles Ziel, mit Zielbindung, bei welchen Zielintention aktiv ist