Systemtheorie, Systemischer Ansatz, Menschenrechtsprofession

DuP, Dummann, Mennemann, S.A., FH-Münster

DuP, Dummann, Mennemann, S.A., FH-Münster


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Langue Deutsch
Catégorie Affaires sociales
Niveau Université
Crée / Actualisé 14.01.2020 / 22.04.2023
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Definiere kurz System!

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

-> Ressourcen- und ggf. „Schuldfrage“ wird nicht nur beim Individuum gestellt (heutiger systemtheoretischer Ansatz)

- soziale Systeme (Funktionssyteme, denen Einzelpersonen zugeordnet werden):

  • Familie
  • Peer
  • KiTa
  • Schule
  • Arbeit
  • Verein

Soziale Arbeit… diagnostiziert

  • Regeln
  • Muster
  • Ressourcen
  • Auswirkungen
    • für Menschen
    • berät, beeinflusst, steuert Systeme

Heutige Gesellschaftsorganisation:

orientiert sich an Erfordernissen der Wertvermehrung, nicht primär an den Bedürfnissen der Menschen

Organisationsprinzip: Funktionssysteme (Familie, Arbeit, Schule, Gruppe, Soziale Arbeit) mit Zugangs- und Ausschlussbedingungen

Vormoderne:

Individualität durch soz. Verortung (Inklusion durch Geburt) Moderne: Einzelner tritt in Beziehung zu Funktionssystemen, kann sich keinem als ganz zuordnen

-> Selbstsozialisation: Man steht zunächst außerhalb der meisten Systeme und muss sich die Zugangsvoraussetzungen selbst erarbeiten.

Die Menschen haben sich für Funktionssysteme zu entscheiden. Problem: Pluralität der Möglichkeiten kann Menschen überfordern.

 

Erkläre kurz die Systemzugehörigkeiten

Inklusion betrachtet individuelle Unterschiede als Normalität nimmt keine Unterteilung in Gruppen vor, unabhängig von individuellen Stärken und Schwächen. → handelnd/sich verändernd: Gruppe/Umfeld/Rahmen

Integration zeigt Unterschiede auf, will Getrenntes wiedereingliedern, nicht nur über Sozialdisziplinierung. → handelnd/sich verändernd: Individuum

Exklusion trennt Menschen von Funktionssystemen ab,

Separation hält Menschen ggf. in einer Subkultur.

Erkläre kurz die Systemtheorie!

Gesellschaft verstehend, erläuternd (soziologisch)

Verhalten muss immer mit Rückbezug auf die sozialen Kontexte verstanden werden. (David Émile Durkheim, 1858-1917)

Das Beziehungsgeflecht der Elemente untereinander ist nicht beliebig, sondern unterliegt der (sozialen Selbst-)Steuerung. Konditionierung ist autopoietisch.

Frage Luhmanns: Wie kann ein soziales Systems seine Ordnung halten (Sozialität) und wie sich von seiner Umwelt identifizieren? (Niklas Luhmann, 1927-1998)

Erkläre kurz den systemischen Ansatz/Systemparadigma!

disziplinäre fachliche Haltung gebend

Träume, Utopien und Handlungstheorien müssen an der Praxis, der Erfahrung scheitern können, um neuen Träumen, differenzierteren Utopien, angemesseneren Theorien und menschen- wie gesellschaftsgerechten Lebensformen Platz zu machen.“ 

Ziel: Soz. Arbeit über den Methodenpluralismus zu einer anerkannten, autonomen, akademischen Disziplin hinauszuführen

-> Eine Handlungswissenschaft zeigt systemisch Wege auf, die Welt zu verändern. 

Grundlage dieser Disziplintheorie: Soziale Arbeit ist eine Menschenrechtsprofession (insbes. nach Silvia Staub-Bernasconi)

  • Soz. Arbeit als Funktionssystem
  • Menschenrechte als Anker

Atomismus: alles Existierende besteht aus isolierten, unverbundenen Einheiten, die aus sich selbst heraus existieren

-> Individuums- oder subjektzentriertes Paradigma: Individuelle Einheiten, individuelle Probleme und individuelle Selbstentfaltung

Holismus: Unter- oder zugeordnete Einheiten dienen der Bestandserhaltung der Ganzheit

-> Soziozentriertes Paradigma: Soziale und kulturelle (Teil-) Ganzheiten, Ausrichtung auf soziales Funktionieren (unanalysierbare Mitglieder oder ohne Individuen)

Systemtheoretische Position: Alles Existierende ist Teil eines Systems

-> Systemisches Paradigma: Beziehung zw. Individuum und Gesellschaft mit gegenseitiger Prägung

Erläutere den systemtheoretischen Ansatz nach Luhmann!

Autopoiese:

ein (Funktions-)System erstellt und steuert sich ausschließlich selbst,

ist sinnorientiert

Voraussetzung:

System ist aufgeklärt/gebildet,

vermag (ethische) Belange zu berücksichtigen

Soziale Arbeit ist kein eigenes Funktionssystem

-> nur Irritation

Erläutere den systemtheoretischen Ansatz nach Staub Bernasconi!

Allopoiese:

ein (Funktions-)System kann von außen irritiert/beeinflusst/ gesteuert werden

Voraussetzung: System ist lernfähig und/oder beeinflussbar

Soziale Arbeit ist ein eigenes Funktionssystem (Anker: Menschenrechte)

-> Einflussnahme, Steuerung

Diskutieren sie: Ist S.A. ein Funktionssystem?

Macht sich soziale Arbeit in der Moderne über eine eigenständige Problemlösungsperspektive selbst wahrscheinlich, oder ist sie (nur) Programm in anderen Funktionssystemen (Religion, Politik, Recht, Erziehung)?

-> Wie tritt Soziale Arbeit in exklusiver Funktion in Beziehung zur Gesellschaft? (nach Frank Hillebrand, Hilfe als Funktionssystem für Soziale Arbeit, 2012)

NEIN: u.a. M. Bommes/ A. Scherr Doppelter Mangel an Autonomie: „Ressourcenabhängigkeit (Geld) sowie geringe Definitionsmacht infolge einer Fremdbestimmung durch andere Systeme (Recht, Politik, ...). (Funktionale) Autonomie ist jedoch notwendig für ein eigenständiges Funktionssystem. (nach Merten, 2001)

JA: u.a. S. Staub-Bernasconi „Evolution der Hilfe“ (nach Hillebrand, 2012) Aktive Gestaltung der Soz. Arbeit durch u.a. Einflussnahme auf Wirtschaft, Bildungssystem, (Sozial)Politik und Rechtssystem und Entscheidung in ihrer fachlichen Autonomie. → Einmischung in (politische) Entscheidungsprozesse

 

 

Erläutere kurz Menschenrechte als Anker!

Menschenrechte sind subjektive Rechte, die jedem Menschen zustehen. Alle Menschen haben aufgrund ihres Menschseins die gleichen Rechte. Diese egalitär begründeten Rechte sind universell, unveräußerlich und unteilbar.

• Recht auf Leben

• Verbot von Folter

• Verbot der Sklaverei und Zwangsarbeit

• Recht auf persönliche Freiheit und Sicherheit

• Recht auf Rechtsschutz, gerichtliches Gehör und Schutz der Menschenwürde Gefangener, sowie die Unschuldsvermutung

• Verbot der Diskriminierung

• Recht auf Gedankens-, Gewissens- und Religionsfreiheit

• Recht auf freie Meinungsäußerung

• Recht auf Achtung der privaten Sphäre

• Recht auf Entfaltung der Persönlichkeit

Soziale Arbeit als Disziplin und Profession mit eigenständigem Wissenschafts- und Forschungsverständnis (H.-U. Otto)

-> Entscheidungen und Handlungskompetenzen beziehen sich auf wissenschaftliche Begründungen und einen Ethikcodex

Doppel- oder Tripelmandat (Charakteristikum):

Klientel - Gesellschaft - Menschenrechte (Selbstmandatierung)

 

Was bedeutet das für die Bearbeitung Sozialer Probleme?

Bearbeitung Sozialer Probleme Soziale Probleme:

  1. Menschen, die (ausgehend von unterstellten Gegebenheiten) Unzufriedenheit artikulieren und Ansprüche geltend machen. (nach Spector und Kitsuse, 1973)
  2. „Soziale Frage“ und das „Leiden der unteren Klassen“. (nach Groenemeyer, 2012) Individuelles, privatisiertes Leiden von Menschen in/durch Gesellschaftsstruktur und -kultur.
  3. Sozialem Leiden folgen soziale Probleme (auch in der Mitte der Gesellschaft). (nach Staub-Bernasconi, 2018)

Bedürfnisbefriedigung

- Alle Menschen haben biologische, psychische und soziale Bedürfnisse

- Bedürfnisse müssen befriedigt werden, unabhängig von (sozial)politischen Konjunkturen Hilfe zur Wunscherfüllung können legitim/illegitim legal/illegal sein

- legal/illegal: innerhalb/außerhalb des Rechtssystems

- legitim: Beitrag zu Gesundheit/ psychischem Wohlbefinden

- illegitim: auf Kosten der Bedürfnisbefriedigung anderer

- Einflussnahme auf Wirtschaft, Bildungssystem, (Sozial)Politik und Rechtssystem

→ Einmischung in (politische) Entscheidungsprozesse durch Beratung

- Vermittlung von Wissen über Soziale Probleme und ihre Ursachen an öffentliche Entscheidungsträger

- Menschenverachtende soziale Regeln und Werte abbauen, d.h. behindernde Machtstrukturen in begrenzende Machtstrukturen transformieren

- (Sozial-)Diagnose und Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse

  1. Wenn wir annehmen, dass die Soziale Arbeit ein eigenes Funktionssystem ist: wo sind in der Autopoiese Grenzen gesetzt?
  2. Was hat der systemische Ansatz mit den Menschenrechten zu tun?
  3. Wo unterscheiden sich subjektzentrierter und systemischer Ansatz?

Kein Plan aber überleg doch mal ;)