M5- Einführung 2
Themenliste 5a- Moralisches Denken und Urteilen
Themenliste 5a- Moralisches Denken und Urteilen
Kartei Details
Karten | 11 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 29.01.2020 / 28.01.2023 |
Lizenzierung | Keine Angabe |
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Methodisches Vorgehen Piagets
Piaget wendete vor allem die Methode der Beobachtung an. Er beobachtete Kinder beim Spiel und wollte wissen, wie sie mit Regeln und Fairness umgehen. Seine eigenen Kinder beobachtete er mit der Tagebuchmethode. Zudem führte er offene Interviews mit den Kindern und wollte ergründen, wie sie über ihr "moralisches" Verhalten nachdenken, wie sie zu ihren Entscheidungen kommen
Stufen der Entwicklung moralischen Denkens bei Piaget
Die Theorie Piagets besagt, dass sich das moralische Denken diskontinuierlich in zwei Stadien einteilt, die mit einer Übergangsphase verbunden sind. Diese Stufen kennzeichnen sich durch eine jeweils ganz spezifische Struktur des Denkens (Strukturgenetik)
1. Phase: Stadium der heteronomen Mora
- Orientierung an den von Autoritäten (Eltern, Lehrer usw.) aufgestellten Geboten und Verboten
- Diese Regeln sind als gegebene Tatsachen aufzufassen, werden nicht hinterfragt o.ä.
- Aussagen in dieser Zeit könnten sein "Du spielst falsch", ohne das begründen zu können - gerecht ist das, was Autoritäten als "richtig" befinden, daher sind auch die Strafen gerechtfertigt, wenn man diese Regeln nicht einhält.
- Handlungen sind entweder "gut" oder "böse" - es werden die Folgen eines Handelns bewertet, nicht die Absichte
Übergangsphase
Die Interaktion mit Peers führt zur immer besser werdenden Fähigkeit, die Perspektive anderer einzunehmen. Kinder erkennen, dass Regeln veränderbar sind, indem man z.B. kooperiert und sie aushandelt. Das "aktive Kind" sammelt Informationen aus der Umwelt, um zu entscheiden, ob eine Handlung moralisch richtig ist
2. Phase / Stadium (moralischer Relativismus)
Kinder sind nicht mehr blind gehorsam gegenüber den aufgestellten Regeln. Sie wissen nun, dass Regeln das Produkt sozialer Interaktionen sind und jederzeit veränderbar sind, daher sind sie auch zu hinterfragen. Prinzipien wie Gerechtigkeit und Gleichheit bekommen Bedeutung bei der Entscheidung ob etwas gut oder schlecht ist. Strafen müssen daher auch angemessen und "gerecht" sein und sind nicht nur damit zu rechtfertigen, weil sie von Autoritäten kommen. Motive und Absichten der Handelnden und auch des eigenen Handelns werden mit einbezogen, um ein Verhalten moralisch zu bewerten. Aufgrund der kognitiven Reife ist Perspektivenübernahme möglich
Bewertung und Kritik von Piagets Theorie
Die Theorie Piagets bildete die Grundlage für die weitere Forschung, insbesondere die Theorien Kohlbergs. Kritik:
1. Kinder nutzen Handlungsabsichten viel früher um Verhalten zu bewerten, als Piaget annimmt.
2. Nicht nur die Häufigkeit, mit der Kinder Zeit mit ihren Peers verbringen ist entscheidend für die Moralentwicklung, sondern die Qualität. Wird z.B. kooperiert, werden Werte vermittelt usw.
3. In den Geschichten Piagets werden die Folgen zu stark betont, sodass die Kinder mehr darauf geachtet haben. Wenn man diese Geschichten verändert, kann man das in Punkt 1 genannte Phänomen beobachten.
4. Kinder glauben nicht, dass jemand etwas Schlimmes getan hat, wenn man deutlich herausstellt, dass die Person die Folgen nicht absehen konnte, somit "nichts dafürkonnte" oder gar eine gute Absicht hatte und in der Situation einfach nur Pech.
5. Kleine Kinder zeigen geringeres Hilfeverhalten gegenüber Menschen, die andere verletzen wollen, auch wenn es ihnen nicht gelingt. Damit ist gezeigt, dass sie die Absicht des Handelnden in ihr Urteil mit einbeziehen.
Wie Kohlberg auch, geht Piaget davon aus, dass diese Phasen/Stufen diskontinuierlich verlaufen, also qualitativ unterschiedliche Ebenen sind (ganz so einfach scheint das aber laut neuerer Forschung nicht zu sein. Mehr weiß ich nicht, vielleicht kann das jemand ergänzen)
Außerdem haben wir hier wieder das bekannte Problem, dass keine kulturellen Unterschiede beachtet werden und die Theorie einen Allgemeingültigkeitsanspruch hegt.
Lawrence Kohlbergs Theorie des moralischen Urteils
-Methodisches Vorgehen Kohlberg
Kohlberg führte eine Langzeitstudie über 20 Jahre (Auf dieser Basis nahm Kohlberg an, dass die Moralentwicklung eine spezifische Abfolge diskontinuierlicher und hierarchischer Stadien durchläuft. Jede Stufe bringt eine qualitativ andersartige, angemessene Denkweise zum Ausdruck.)
durch, in der er das moralische Argumentieren von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichem Alter verglich. Er konfrontierte sie dabei mit fiktiven moralisch komplexen Entscheidungsgeschichten (moralischen Dilemmata), denen gemeinsam war, dass man eine Entscheidung zwischen zwei Handlungsoptionen treffen sollte, die beide teilweise negative Folgen haben (können). Es ging Kohlberg dabei nicht so sehr darum, welche Entscheidung die Jugendlichen jeweils trafen, sondern um die Art ihrer Argumentation und um die Qualität und das Niveau ihres moralischen Denkens.
Präkonventionelles Niveau (Stufen der Entwicklung moralischen Denkens bei Kohlberg)
- Orientierung an Strafe und Gehorsam (Stufe 1)
Richtig ist, was eine Autorität sagt; das moralische Handeln soll Strafe vermeiden.
- Orientierung an Kosten-Nutzen und Reziprozität (Stufe 2) Folgen des Handelns für die eigenen Interessen werden berücksichtigt, auch im gleichwertigen Austausch mit anderen.