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Sozpolitik - Familien- und Gleichstellungspolitik

Sozialpolitik - Familien- und Gleichstellungspolitik

Sozialpolitik - Familien- und Gleichstellungspolitik


Kartei Details

Karten 16
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Andere
Erstellt / Aktualisiert 29.05.2018 / 25.08.2018
Lizenzierung Keine Angabe
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Wohlfahrtsstaatforschung und feministische Kritik

Wohlfahrtsstaatsforschung:

untersucht z.B. Ausgaben für Sozialleistungen oder die Stratifizierung.

Verschiebung von quantitativem Fokus hin zu qualitativer Perspektive

Geschlechterforschung:

analysiert die Verfestigung oder den Wandel der Geschlechterverhältnisse durch die Ausgestaltung sozialpolitischer Arrangements. Kritik an bisheriger Wohlfahrtsstaatsforschung, diese wird zunehmend geschlechtersensibel

  • Analytische Schlüsselgrösse: Konzept der geschlechterspezifischen Arbeitsteilung. Frauen leisten unbezahlte Hausarbeit – Männer Lohnarbeit (Ernährermodell)
  • Vgl. Selbststudium, Artikel von R.M. Dackweiler – Fragen 1-2 Bedeutung von «patriarchaler Wohlfahrtsstaat», «Geschlechtsblindheit» , «Lohnarbeitszentriertheit» ?

Beispiel für Verfestigung oder Wandel der Geschlechterverhältnisse durch Sozialpolitik:

«Der Arbeitsvertrag schloss auch die soziale Sicherung des meist ‘weissen’ männlichen Normalarbeiters ein. Allmählich entdeckte die Forschung, dass dieser Normalarbeitsvertrag von einem korrespondierenden Geschlechter«vertrag» auf der Haushaltsebene begleitet wurde (…). Der Mann sollte die Hauptverantwortung für den Gelderwerb, die Frau für die alltägliche häusliche Sorge übernehmen. Im Ernährermodell waren zwar die Leistungen zur Anerkennung dieser Sorgearbeit vorgesehen, allerdings um den Preis der ökonomischen Abhängigkeit der sorgenden Frauen. Nicht erwerbstätige Frauen und die Kinder hatten vom Ehemann bzw. Vater abgeleitete Ansprüche gegenüber der Sozialversicherung. Die Überlebensfähigkeit dieses Modells hing unabdingbar von der Vollbeschäftigung und der Dauerhaftigkeit der Ehe bzw. Zwei-Eltern-

Familie ab.» (Lewis, 2004, in Leitner et. al. S. 62)

 

Geschlechtervertrag auf Haushaltsebene und Einlagerung von Geschlechterrollen in Gesetzen

Aus dem Schweizerischen Zivilgesetzbuch (zum Eherecht) von 1973 (gültig bis 1988):

«Der Ehemann ist das Haupt der Gemeinschaft. Er bestimmt die eheliche Wohnung und hat für den Unterhalt von Weib und Kind in gebührender Weise Sorge zu tragen. (...) Die Ehefrau steht dem Manne mit Rat und Tat zur Seite und hat ihn in seiner Sorge für die Gemeinschaft nach Kräften zu unterstützen. Sie führt den Haushalt.»

  • Früher war es für Frauen gar nicht möglich, Verträge alleine zu unterschreiben. Selbst wenn diese Selbständig war, brauchte sie die Unterschrift der Eltern/Ehemannes.

Feministische Kritik an Esping Andersen

Flüstergruppen

Überlegen Sie sich zu zweit, welche Kritik feministische Forscherinnen an Esping-Andersens Wohlfahrtsstaatsregimen geäussert haben. (Vgl. Dackweiler S. 523)

Diverse Vorschläge zur Ergänzung seines Schlüsselkonzepts

«De-Kommodifizierung»:

  • Bedingungen des Zugangs zum Arbeitsmarkt von Frauen
  • Möglichkeiten (alleinerziehender) Frauen wie z.B. Führung eines autonomen Haushalts, unabhängig von einem «Ernährer»

Ergänzung um das Konzept «De-Familiarisierung»

Es geht um den Grad der Unabhängigkeit von Frauen von:

- Versorgerehe und marktvermittelnder Arbeit

Geschlechterregime Forschung

▶ Annahme, dass Sozialpolitikarrangements:

  • qualitativ unterschiedlich sind
  • je nach Ausgestaltung dazu beitragen, Geschlechterunterschiede abzubauen oder diese zu verfestigen

▶ Drei Dimensionen:

  1. Ausgestaltung wohlfahrtsstaatlicher Institutionen und deren Annahmen über Geschlechterrollen
  2. Policy-Output: Resultat/Wirkung der normativen und fiskalischen Anreizstruktur von Sozialpolitik auf Lebensgestaltung von Frauen und Männern
  3. Berücksichtigung der Geschlechtspolitik in politischen Entscheidungsprozessen (Vgl. Gender Mainstreaming)

«Das männliche Ernährermodell» / «male breadwinner model» (Lewis, 1992; Ostner, 1994)

  • Ideal- nicht Realtypus
  • Länderklassifikation aufgrund einer Analyse wie weit sich Wohlfahrtsstaaten von diesem Modell entfernen

Beurteilungskriterien:

  • Ausmass der Frauen- und Müttererwerbsquote
  • Vorhandensein öffentlicher Betreuungsleistungen
  • Ausgestaltung sozialer Sicherung von Frauen (eigenständig, abgeleitet)

-> Frage 3 im Selbststudium: Artikel von R.M. Dackweiler (2010)

Drei Formen des männlichen Ernährermodells bei Lewis/Ostern

starker Typus: Männer sind erwerbstätig und mit Sozialleist. ausgestattet; Erwerbsbeteiligung von Müttern ist niedrig und die Erwerbstätigkeit von Frauen ist insgesamt diskontinuierlich. Frauen gewährleisten private, unbezahlte Arbeit. Bsp. D, IRL, GB, NL

moderater Typus: Frauen sind vergleichsweise häufig (teilzeit-) erwerbstätig, Kinderbetreuungsmodelle sind vorhanden. Förderung einer pronatalistischen Familienpolitik, keine Umverteilung der Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen. Bsp. F, B

schwacher Typus: Frauen und Männer weisen ähnlich hohe Erwerbsquoten auf, Sozialleistungen sind ‚geschlechtslos‘, umfassende staatliche Kinderbetreuung. Bsp. Schweden, Finnland, DK

Geschlechterverhältnisse im Wohlfahrtsstaat

Sozialer und demografischer Wandel

Seit Mitte der 1970er Jahre zeichnet sich ab:

  • Sinkende Geburtenraten, Frauen bekommen 1. Kind immer später
  • Steigende Scheidungsraten – weniger stabile Familienverhältnisse
  • Kaum Veränderung der häuslichen Arbeitsteilung
  • Lebensentwürfe: Wahlfreiheit vs. strukturelle Zwänge

Schweizer Frauen sind im Durchschnitt bei ihrem ersten Kind älter, als noch vor zehn Jahren. Ebenso zeigt sich, dass immer weniger Schweizer Frauen überhaupt selbst Kinder haben.

  • Besser qualifizierte Frauen haben wenig bis keine Kinder à Kinderwunsch wäre bei den meisten vorhanden gewesen à das deutet darauf hin, dass Vereinbarkeit der Familie und der Erwerbstätigkeit schwierig ist.

Wandel auf dem Arbeitsmarkt

Seit Mitte 1970er Jahre zeichnet sich ab:

  • Anstieg der Frauenerwerbsquote
  • Kontinuierlichere Erwerbstätigkeit der Frauen
  • Hohe Teilzeitbeschäftigung der Frauen (v.a. der Mütter)
  • Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse

Thema Lohnungleichheit

  • Horizontale und vertikale Arbeitsmarkt- Segregation (gender pay gap)
  • Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts (Gleichstellungsgesetz); Lohngleichheitsdialog gescheitert

Vom Ernährer/Hausfrauen Modell zu welchem adult worker model?

▶ Anstieg der Frauenerwerbsquote, Tendenz zu kontinuierlicher Erwerbsbeteiligung der Frauen u. Mütter > (De-)Kommodifizierung

▶ Prozess einer ökonomischen Individualisierung findet statt, jedoch ist es zu optimistisch von einer Angleichung der Geschlechterrollen und individualisierten sozialen Sicherung zu sprechen.

▶ Realität zeigt hohe Teilzeitarbeit der Frauen (gender pay gap), Segregation des Arbeitsmarkts (z.B. Geringqualifizierte)

▶ Aufteilung der (unbezahlten) Care-Arbeit ist nicht geklärt, Doppelbelastung der Frauen > De-Familiarisierung?

▶ Wertehaltungen: Unterschiedliche Lebensentwürfe der Frauen

▶ Kulturelle-geprägte Vorstellungen der Mutter-Rolle

Ziele der Familienpolitik

In der Familienpolitik können verschiedene Ziele verfolgt und Schwerpunkte gesetzt werden

(Unterschiede im internationalen Vergleich):

▶ Armutsreduktion (spez. Leistungen für Familien mit geringem Einkommen, Alleinerziehende)

▶ Direktkompensationen für Kosten, die bei Familien mit Kindern entstehen (z.B. Kindergeld/ Familienzulagen)

▶ Erwerbstätigkeit von Eltern fördern (Vereinbarkeit Beruf und Familie)

▶ Herstellen von Geschlechtergerechtigkeit

▶ Erhöhung der Geburtsquote

▶ Investitionen in frühkindliche Entwicklung